Gailenkirchen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1266

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der Ortsname weist auf ein Entstehen in der Ausbauzeit hin und ist wohl von einem Personennamen (»Gailo« entspricht der Frohe) abgeleitet. Gailenkirchen liegt am Rand der Waldenburger Berge auf der Hochfläche links des Kochers in der Talmulde des Mühl- und Schmiedbachs. Der Ort entwickelte sich in der Form eines geschlossenen Platzdorfs um die Kirche. Bis 1802 gehörte er zum Amt Kocheneck der Reichsstadt Hall. Nahe Gottwollshausen fand man jungsteinzeitliche Hornsteinklingen, oberhalb Gailenkirchen ein Schwert der Spätbronzezeit. Bei Gailenkirchen liegt die Wüstung »Girsbuhel«, wo Friedrich von Bielriet 1274 den Johannitern einen Hof übergab. »Smetenbach«, das Konrad von Krautheim 1266 an Gnadental stiftete, könnte am Schmiedbach gelegen haben. In Gottwollshausen wird der Ortsname auf einen Personennamen (»Gotebold«) zurückgeführt und entstammt wohl der ältesten Ausbauzeit. Erstmals erwähnt wurde »Gottwaltzhusin« 1277, als Berthold von Gottwollshausen und seine Familie mit Zustimmung des Lehnsherrn Gottfried von Neudeck ihren Besitz den Haller Johannitern stifteten. Über die Ortsadelsfamilie der Gulden von Gottwollshausen, wohl Gefolgsleute der Schenken von Limpurg, ist wenig bekannt. Erstmals wird um 1260 der Ritter Eberhard »dicto aureo« genannt. Konrad Gulden gehörte 1278 zu den Haller Johannitern, Wolfram war 1270 Kanoniker in Öhringen. Neben ihren Besitzungen in Gottwollshausen hatten sie solche auch in Geifertshofen. Später waren die Gulden Haller Bürger; die Letzte dieses Namens starb verarmt um 1468. Weitere Rechte im Ort erwarben die Johanniter 1286 von Comburg. Besitz der Veldner brachte Hall durch Auslösung an sich, verkaufte ihn aber 1403 weiter; 1532 kam er von Anselm von Eltershofen zurück in städtische Hand. Andere Güter erhielten die Stetten von den Münzmeister. Besitz hatten ab dem 15. Jahrhundert auch das Hospital sowie die Heiligenpflege Sankt Michael. Ab dem 16. Jahrhundert gehörten drei Fünftel der Vogtei den Johannitern, der Rest Hall, das auch die hohe Gerichtsbarkeit beanspruchte. Südöstlich des Orts liegen am Streiflesberg nahe beieinander die Reste zweier befestigter Anlagen aus dem Mittelalter. Mangels archivischer und archäologischer Quellen sind Funktion und Besitzer nicht bekannt. Für 1602 sind in Gottwollshausen elf Haushalte nachweisbar, 1671 gab es deren 15 mit zehneinhalb Gemeinderechten, davon vier hällisch. Die Einwohner lebten weitgehend von der Landwirtschaft. Weinbau ist seit 1304 belegt. Die 1285/86 erstmals erwähnte Kirche Sankt Georg (so seit 1397) haben die Gulden angeblich an der Stelle ihrer Burg erbaut und den Johannitern gestiftet, wofür ein Beleg jedoch fehlt. Wahrscheinlicher ist eine Gründung durch den Ritterorden, dem die Pfarrei zumindest seit 1298 gehörte. Eine Altarweihe für Sankt Johann Baptist und Sankt Georg erfolgte 1295, für Georg, Markius und Barbara 1385, letztere wohl im Zusammenhang mit einem Um- oder Neubau der Kirche im spätgotischen Stil. Von der damaligen Ausstattung sind Teile von Freskomalereien und eine spätgotische Predella erhalten. Gottwollshausen bildete mit Sankt Johann im Schwäbisch Haller Stadtteil Weiler eine Pfarrei. 1534 übernahm die Reichsstadt Pfarrei und Patronat und schaffte die Messe ab. Ab 1543 wirkte ein evangelischer Pfarrer. 1812 wurde Gottwollshausen der Pfarrei Gailenkirchen zugeordnet. Die Schule hatte 1725 25–30 Schüler, 1785 deren 29. Während des Bauernkriegs zerstreute am 4. April 1525 ein Aufgebot der Reichsstadt Hall nahe Gottwollshausen den zahlenmäßig weit überlegenen ›Haufen‹ der hällischen Bauern. Im 30-jährigen Krieg überfielen bayerische Reiter am 27. April 1645 eine französische Kolonne und töteten 232 Soldaten. Erstmals erwähnt wird Wackershofen 1241, als Abt Heinrich von Comburg die Haller Bürger Hermann und Dietrich mit der Vogtei in »Wekirshouen« (Personenname) belehnte. Auch später waren vor allem Haller Bürger begütert. So kam 1343 Besitz der Philips an Heinrich von Schauenburg, zwei Höfe hatten die Veldner-Geyer, später Rudolf von Münkheim. Einkünfte aus Wackershofen bezog seit 1397 die Haller Josenkapelle. Neben den Johannitern hatte auch das Haller Hospital Waldungen und besaß 1480 zwei Güter, Comburg seit 1411 einen. Später an Hohenlohe gefallener Gnadentaler Besitz stammte aus einer Erbschaft der Nonne Benigna von Bachenstein von 1455. Die Reichsstadt Hall erwarb 1505 Rechte über die freieigenen Güter des Hans Neuffer, seine beiden Höfe gingen 1507 an das Hospital. 1532 kaufte die Stadt Güter von Anselm von Eltershofen sowie 1521 von Comburg, das 1569 wieder sechs Güter von Ludwig von Morstein erwarb. Die hohe Obrigkeit beanspruchte Hall. 1602 gab es 17 Haushalte, 1671 deren 22 mit einem hohenlohischen, sechs Comburger und neun Haller Gemeinderechten. 1803 hatte der Ort 128 Einwohner. An Handwerkern sind 1800 vier Weber genannt. Der nahe gelegene Weiler Neuhofen hatte keine eigenen Gemeinderechte und zählte 1803 21 Einwohner. Den Hof zu Sülz (entspricht feuchter Stelle) übernahm die Reichsstadt Hall per Auslösung von Hans Veldner-Geyer und verkaufte ihn 1406 an Rudolf von Münkheim weiter. 1507 kam er von Utz von Münkheim an Hall. 1572 gab es zwei Höfe, 1717 waren sie in zwei Viertel- und drei halbe Höfe aufgeteilt. Die ursprünglich zwei Gemeinderechte (1672) wurden im 18. Jahrhundert auf vier erhöht. Güter in Gliemen (entspricht dunkel) gingen 1266 von Konrad von Krautheim an Gnadental. 1278 besaßen die Johanniter einen Hof, den ihnen Friedrich von Bielriet gestiftet hatte. Kraft von Hohenlohe verkaufte 1371 Vogteirechte an Walter Eberwein. Später gehörte der Gliemenhof den Johannitern, die hohe Obrigkeit lag bei Hall. 1572 gab es einen Hof, 1672 zwei halbe ohne Gemeinderechte. 1803 lebten hier 18 Einwohner.
Historische Namensformen:
  • Geilenchirche 1266
Geschichte: Erstmals erwähnt wird der Ort 1266, als Konrad von Krautheim dem Kloster Gnadental Güter in »Geilenchirche« stiftete. Weiteres kam 1275 von Adelheid Seidenschwanz hinzu. Besitz des Hermann Seidenschwanz überließ Schenk Walter von Limpurg 1281 unter Vorbehalt des Vogteirechts den Nonnen. Von Konrad Adelmann erwarb das Kloster 1405 unter anderem einen Hof und drei Viertel am Gericht samt dem Stab. Hinzu kam 1424 Besitz von Hans Nellinger und 1425 von Konz Kreß, wozu ein Viertel am Gericht gehörte. Teils handelte es sich um Limpurger Lehen. Der vier Siebtel der Vogtei umfassende Gnadentaler Anteil kam durch die Auflösung des Klosters 1556 an die Grafen von Hohenlohe, später an die Linie Hohenlohe-Waldenburg. Begütert waren auch Haller Bürger. Kraft von Hohenlohe verkaufte 1371 ein Drittel an Vogtei und Gericht an Walter Eberwein. Daneben hatten auch die Stetten, die Schneewasser, die Münzmeister, die Keck und die Veldner-Geyer Besitzungen. Das Hospital kaufte 1440 Gnadentaler Besitz. Direkt erwarb die Reichsstadt 1516 Güter von Kaspar Eberharts Erben, 1518 von wegen Widerspenstigkeit inhaftierten Einwohnern des Orts sowie von Sibilla Egen und Anton Hofmeister, 1521 von Comburg und 1542 von Veit von Rinderbach. Schließlich waren drei Siebtel der Vogtei in ihrem Besitz. 1561 teilten sich Hall und Hohenlohe die Niedergerichtsbarkeit, das hohe Gericht stand der Reichsstadt zu, was immer wieder Konflikte auslöste. Der Haller Anteil an Gailenkirchen kam 1802 an Württemberg, der hohenlohische folgte 1806. Den halben Groß- und Kleinzehnt erwarb Walter Eberwein 1376 von Klaus Schneewasser. Ein Sechstel des Zehnten erwarb Gnadental 1405 von Konrad Adelmann. Später unterschied man Dorf- und Heiligenzehnt; von beidem erhielt die Hälfte Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, die andere Hälfte bekamen Haller Bürger beziehungsweise die Heiligenpflege. In Gottwollshausen stand er den Johannitern, in Sülz Hohenlohe-Ingelfingen, in Wackershofen zu einem Drittel den Herren von Stetten als Hohenloher Lehen und zu zwei Dritteln Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst, im Gliemenhof zu einem Drittel denselben, zu zwei Dritteln dem Hospital zu. Ein »scultetus« (Schultheiß) ist bereits 1288 genannt. Später gab es einen Haller und einen Hohenloher Schultheiß; ersterer hatte vor allem darauf zu achten, »daß unß in unseren geist- und weltlichen Rechten kein Eingriff geschehe«. Die Gemeinde findet 1445 Erwähnung. Eine Dorfordnung datiert von 1667. 1296 ist erstmals ein nach dem Ort benannter Zweig der Haller Stadtadelsfamilie Egen erwähnt. Die Herren von Gailenkirchen stellten Ratsherren, Richter und 1412 den reichsten Bürger der Stadt und scheinen nach 1459 ausgestorben zu sein. Besitzungen sind in der Stadt sowie in Michelfeld, Sanzenbach, Unteraspach, Unterlimpurg, Scheffau, Bühlerzimmern, Haßfelden und Obermünkheim belegt. Ob ein Bezug zu dem nordwestlich auf einem Ausläufer der Waldenburger Berge gelegenen Burgstall besteht, muss offen bleiben. Für die Vermutung, am Standort der Kirche habe sich früher eine Burg befunden, fehlt ein Beleg. Gailenkirchen gehörte stets zum Oberamt, seit 1938 Landkreis (Schwäbisch) Hall.
Wirtschaft und Bevölkerung: Für 1604 sind in Gailenkirchen 16 Haller und 22 Hohenloher Untertanen erwähnt. Durch den 30-jährigen Krieg soll die Bevölkerung um etwa ein Drittel abgenommen haben. 1671 verzeichnete man 19 hällische und 25 Hohenloher Untertanen mit 36 Gemeinderechten, davon 16 hällisch und 20 hohenlohisch. 1803 hatte Gailenkirchen 400 Einwohner. Im 18. Jahrhundert kamen einige Bauerngüter in den Besitz von Stadtbürgern. Die Bewohner lebten fast ausschließlich von der Landwirtschaft. Sie bauten vor allem Dinkel, Hafer und Weizen an. Ein weiterer, im 18. Jahrhundert erfolgreich betriebener Erwerbszweig war die Aufzucht von Schlachtvieh. Dazu kam auch Weinbau. 1672 gab es zwei Keltern; die letzten Weinberge wurden um 1770 aufgegeben. Handwerker sind selten erwähnt, so um 1600 ein Steinhauer, 1737 ein Schneider. 1800 gab es neun Weber, zwei Schuhmacher und einen Schneider. Die unter Hohenloher Vogtei stehende Mühle besaßen die Veldner-Geyer. Sie ging von diesen 1406 über die Reichsstadt an Rudolf von Münkheim, später an das Hospital. Das Wirtshaus ist erstmals 1586 im Zusammenhang mit einem Überfall »mit dem Gewöhr« durch den Hohenloher Schultheiß erwähnt.

Ersterwähnung: 1285 [1285/86]
Kirche und Schule: Aufgrund des Ortsnamens wird auf ein hohes Alter der Pfarrei geschlossen. Erstmals erwähnt ist sie 1285/86. Ein Marien-Patrozinium ist ab 1487 belegt. Das Patronat besaßen 1486 die Grafen von Hohenlohe, zeitweilig zusammen mit den Schenken von Limpurg, ab 1541 wieder allein. Die Reformation führte Hall als Inhaber des Bischofsrechts um 1542 ein. Die geteilten Rechte führten häufig zu Streitigkeiten. Die Pfarrei umfasste auch Wackershofen und den Gliemenhof; Gottwollshausen und Sülz kamen erst 1812 hinzu. Die Kirche ist eine romanische Chorturmanlage, wurde aber – wohl um 1474 – gotisch umgebaut. Eine Schule ist 1631 nachgewiesen. Der Schulmeister war auch Mesner; 1676 klagte man darüber, dass er »öffters schier allein vor dem Pult sich befinde«. 1725 gab es 50 Schüler, für 1785 sind 74 belegt. Die Unterhaltspflicht teilten sich Hall und Hohenlohe-Waldenburg. Evangelische Pfarrkirche Chorturm aus spätromanischer Zeit mit gotischen Bestandteilen, Schiff ursprünglich gotisch, 1929 umgebaut. Katholiken zu Schwäbisch Hall Pfarrei Christus König.
Patrozinium: St. Maria
Ersterwähnung: 1487

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