Steinbach - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Liegt auf Gemarkung: Schwäbisch Hall
Ersterwähnung: 1156

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Vermutlich ist Steinbach als Burgweiler am Fuß der auf einem Umlaufberg stehenden Comburg entstanden. Der Name bezieht sich auf die topographische Situation am Kocher (»wag« entspricht tiefem Wasser). Im 16. Jahrhundert wurde Steinbach wegen seiner exponierten Lage gegenüber Hall befestigt. Zwei Straßentore stammen von etwa 1580, die anderen von 1722 und 1723. 1657 gab es in Steinbach 58 Wohngebäude beziehungsweise Behausungen, dazu die Vogtbehausung und das Hirtenhaus. Dazu kamen 1671 sechs hällische Behausungen. Auf dem Einkorn wird neben der Kapelle 1706 ein comburgisches Forsthaus erwähnt. Steinbach ist ein Stadtteil von Schwäbisch Hall mit Neubaugebiet »Im Loh« (1966/75) im Südosten.
Historische Namensformen:
  • Steinwac 1156
  • Steinwanc 1236
  • Steinwag
Geschichte: Die früheste nachweisbare Grundherrschaft im 1156 erstmals erwähnten Steinbach (»Steinwac«) gehörte dem Kloster Comburg, das 1248 über zwei Mühlen und die Fischereigerechtigkeit verfügte. 1462 umfasste die comburgische Grundherrschaft unter anderem 13 Häuser. Unmittelbare Besitzvorgänger der klösterlichen Grundherrschaft dürften die Comburggrafen gewesen sein. Zur 1265 erstmals erkennbaren limpurgischen Grundherrschaft gehörte damals ebenfalls eine Mühle. Jedoch verzichteten die Limpurger Schenken 1283 zugunsten des Klosters Comburg auf ihre grundherrlichen Rechte im Ort. Die hällische Grundherrschaft umfasste 1671 drei Höfe und vier Güter. Die comburgische Verfügungsgewalt über Großzehnt und Kleinzehnt Steinbachs ist für 1354 indirekt, und für den Großzehnten für 1657 direkt nachweisbar. Im letztgenannten Jahr war auch der Weinzehnt comburgisch. Über den Ortsadel, der mit »Bernungus de Steinwag« (1262) erstmals erwähnt wird und von dem die letzte Nachricht aus dem Jahr 1376 stammt, ist nichts weiteres bekannt. Der vogteiliche Schirm beziehungsweise die Hochgerichtsbarkeit war 1485 an Würzburg gekommen, das jedoch dieses Recht im gleichen Jahr als Afterlehen an die Limpurger Schenken weitergab und erst nach deren Aussterben 1713 selbst übernahm. In Verbindung damit kam Steinbach mit Comburg seit 1541 unter die Landeshoheit der Bischöfe von Würzburg. Die niedere Vogtei und das Niedergericht dürften schon 1248 in comburgischen Händen gewesen sein. Vermutlich gingen diese Rechte von den Comburggrafen direkt auf das Kloster über. Auf jeden Fall waren 1657 Erbhuldigung, Vogtei, Schatzung, Gericht und Stab vollständig comburgisch. Bei dem Dorfgericht handelte es sich dabei trotz identischer Besetzung eigentlich um zwei Gerichte, je nachdem ob der Amtmann des Abts oder des Konvents den Vorsitz führte. Bis 1485 war der Rat von Hall Appellationsinstanz des Steinbacher Dorfgerichts. Offenbar zwangen die konfessionellen Zwistigkeiten verbunden mit der exponierten Lage des Orts die Herrschaft, sich ihren Untertanen gegenüber entgegenkommend zu verhalten, und so waren 1657 alle Bewohner Steinbachs von der Leibeigenschaft frei. Auch übernahm die Herrschaft bis 1824 alle öffentlichen Lasten. Mit Comburg kam Steinbach 1802/03 an Württemberg und war zunächst bis 1808 dem Stabsamt Comburg unterstellt. Dieses wurde im letztgenannten Jahr dem Oberamt Hall zugeteilt. Bis zur Eingemeindung 1930 war Steinbach selbständige Gemeinde des Oberamtes Hall.
Wirtschaft und Bevölkerung: Für 1596/97 liegen erstmals Einwohnerzahlen vor, als es in Steinbach 225 Kommunikanten gab. 1804 hatte der Ort 846 Bewohner. Die Ackerflur wurde im Rahmen der Dreifelderwirtschaft betrieben (1671). Weinbau ist erstmals für 1462 nachweisbar. Das Gewerbe wurde durch Mühlen geprägt, welche durch das starke Gefälle des Kochers bei Steinbach begünstigt wurden. So sind schon 1248 zwei Mühlen nachweisbar. 1265 wird eine weitere Mühle erwähnt. Für 1345 ist eine Walkmühle beziehungsweise ein Walkwerk nachweisbar. 1462 gab es drei Schleifmühlen, eine Ziegelmühle beziehungsweise ein Ziegelwerk und eine sonstige Mühle. 1657 standen eine Mahl- und Sägemühle sowie drei Öl- und Schleifmühlen am Kocher und eine weitere neu erbaute Mühle am Bach. Als weiteres Gewerbe sind eine Ziegelhütte (1458) und eine Schmiede (1462) nachweisbar. Zwei Gastwirtschaften werden 1657 erwähnt. Im gleichen Jahr genannte weitere Handwerksberufe spiegeln die wichtige Rolle des Stifts Comburg als Abnehmer von Dienstleistungen wider. Es gab zusätzlich drei Bäcker, zwei Maurer sowie jeweils einen Weber, Wagner, Schlosser, Ölschläger, Schneider, Küfer und Schreiner; dazu wurde ein Kramladen betrieben. Der 1265 nachweisbare Markt bei Sankt Egidius wurde später offenbar nach Steinbach verlegt und existierte bis zum Übergang an Württemberg.

Ersterwähnung: 1156
Kirche und Schule: Die Kirche (»ecclesia Steinwac«) wird 1156 und die Pfarrei 1236 erwähnt. Diese wurde mit ihrem Filial Hall 1287 vom Kloster Comburg inkorporiert, 1508 wurde dann Hall eigenständige Pfarrei. Mit der Einführung der Reformation im Haller Landgebiet 1540 begann sich die reformatorische Lehre auch bei der Steinbacher Bevölkerung durchzusetzen. 1552 bekannte sich sogar der Steinbacher Pfarrer zur neuen Lehre. Im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts begann das Hochstift Würzburg als Landesherr mit energischen gegenreformatorischen Bestrebungen, sodass 1596/97 von 225 evangelischen Bewohnern 219 sich wieder zur katholischen Konfession bekannten und lediglich sechs bei ihrer alten Konfession blieben. Das Patrozinium der Pfarrkirche Johannes Baptist wurde 1297 erstmals erwähnt, 1469 werden dann Unsere Liebe Frau, Johannes Baptist und Sankt Ulrich genannt. Die einschiffige Pfarrkirche wurde um 1100 errichtet und hat ein in der Vierung und den Flügeln tonnengewölbtes Querhaus, an das sich unmittelbar die Apsis anschließt. Der romanische Kirchturm trägt eine barocke Haube. 1693 wurde auf dem 1690 eingerichteten Friedhof eine Kapelle errichtet, die dem Grab Christi in der Jerusalemer Grabeskirche nachgebildet ist. Auf dem Einkorn wurde 1472 eine hölzerne Kapelle errichtet, an welcher sich eine Wallfahrt zu den Vierzehn Nothelfern entwickelte. Das Gebäude wurde 1683 durch eine Barockkirche ersetzt, die 1814 abbrannte. 1402 wird ein Schulmeister erwähnt (»Schulmeister zu Kamberg«). Eine wichtige Rolle in der Gesundheitsfürsorge spielten das 1590 gestiftete Hospital sowie eine 1462 erwähnte Badestube, welche 1480 abgegangen war, jedoch für 1657 wieder nachweisbar ist. Der heutige Kirchenbau hat einen sehr altertümlichen Grundriss, einschiffiges, ehemaliges flachgedecktes Langhaus. Durch Restauration 1965 originale romanische Fenster, die alten Eingangstüren und die Klangarkaden des Turmes freigelegt.
Patrozinium: St. Johannes Baptist (1469 Unsere Liebe Frau, Johannes Baptist und St. Ulrich)
Ersterwähnung: 1297
Jüdische Gemeinde: Nachdem 1677 alle Juden aus Steinbach ausgewiesen worden waren, begann um 1700 die Wiederansiedlung. Schon 1702 gab es eine Zimmersynagoge, wobei die Herrschaft erst 1737 den jüdischen Bewohnern das Recht verlieh, eine Synagoge einzurichten. 1809 war dann die Errichtung eines eigenständigen Synagogengebäudes vollendet. 1807/08 hatte Steinbach 60 jüdische Bewohner. Auch die jüdische Gemeinde beschäftigte ab 1707 bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen eigenen Schulmeister, der zumeist auch über die Qualifikation eines Rabbiners verfügte.
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