Unterdeufstetten - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1365

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
1365 als »Tuifsteten« erwähnt, wurde der Ort wohl in der fränkischen Ausbauzeit gegründet. Der Name bedeutet tief gelegene Weideplätze. Ob mit dem 1268 genannten »Tiufstetten« Unterdeufstetten oder Duifstetten bei Höchstädt gemeint ist, ist ungeklärt. Weitere Bezeichnungen im Mittelalter sind »Tuifsteten« und »Teufstetten«. 1542 bestand der Ort aus neun Gütern. Davon gehörten zwei der Heiligenpflege Ellenberg und sieben standen in privatem Besitz. Lediglich ein Gut war ein Erbgut, die anderen acht Fallgüter. Die wirtschaftliche Nutzfläche des Rittergutes wird Mitte des 17. Jahrhunderts mit rund 37 Morgen Ackerland, 14 Tagwerk Öhmdwiesen und 11 Tagwerk Herbstwiesen angegeben. Durch den Bau der großen Schlossanlage im 17. Jahrhundert und die Ansiedlung ortsfremder Personen im 18. Jahrhundert veränderte sich das Ortsbild. Es wurde nun stark durch den Schlossbezirk mit der vierflügligen Schlossanlage, dem Wohngebiet der Juden und den Seldnergassen der Händler und Hausierer geprägt. Der Birkenhof wird 1519 als rechenbergisches Lehen erwähnt. Danach gibt es keine weiteren Nennungen. Erst seit 1952 ist Birkenhof als Wohnplatz wieder genannt. Oberdeufstetten wird vor 1405 erstmals urkundlich erwähnt. Die Trennung der Markungen von Ober- und Unterdeufstetten wurde wohl im 15. Jahrhundert vollzogen. 1543 wird schriftlich die Vermarkung der Grenzen zwischen Ober- und Unterdeufstetten zum ersten Mal erwähnt. Der Weiler gehörte größtenteils der Abtei/Fürstpropstei Ellwangen. Die ellwangischen Güter wurden mit der im Ort befindlichen Mühle an die Besitzer der Herrschaft Rechenberg als Lehen verliehen. 1608 fielen die acht Lehengüter wieder an Ellwangen zurück. Zwei allodiale Güter wurden von den Herren von Knöringen gekauft und von ihnen mit dem Rittergut Wildenstein verbunden. Im 18. Jahrhundert besaß Rechenberg die Mühle mit einem Hintersassen, zwei Einwohner waren Hintersassen von Wildenstein und neun von Ellwangen. Das Niedergericht übte Rechenberg aus, die Gemeindeherrschaft Ellwangen. Die hohe Obrigkeit war zwischen Ellwangen und Ansbach umstritten, bis sie 1750 durch Vertrag Ansbach zugesprochen wurde. 1796 unterwarf Preußen den Ort seiner Landeshoheit. 1803 fiel der größte Teil des Ortes an Württemberg. Als Gemeindegüter werden 1759 ein Hirtenhaus und kleinere Ländereien genannt. Der Wohnplatz »Zum alten Hof« ist abgegangen. Das Ortsbild von Unterdeufstetten ist beinahe kleinstädtisch. Die gepflegten Häuser stehen meistens in Vorgärten. Auf die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg gehen die Neubaugebiete im Westen (1958/74), ferner Birkenwaldstraße (1964/69), Siedlungsstraße (1948/69) und im Südwesten »Lange Äcker« (seit 1976) zurück.
Historische Namensformen:
  • Tiufstetten 1268
  • Teufstetten 1374
  • Tuifsteten
  • Deufstetten
  • Tuifstätten
Geschichte: In den Quellen wird der Ort zum größten Teil nur als Deufstetten bezeichnet. Er gehörte ursprünglich zum schwäbischen Riesgau und war Teil der Grafschaft Oettingen. Aber auch die Abtei/Fürstpropstei Ellwangen erhob bestimmte Rechtsansprüche. Im 14. Jahrhundert waren Dinkelsbühler Patrizierfamilien hier begütert (1386 Familie Birker, 1396 Familie Hofer). Im 15. Jahrhundert war die Familie Döner wohl der größte Grundherr. Daneben verfügten auch Ellwangen und die Kirche von Ellenberg über Grundbesitz. Den Dönerschen Besitz und Güter anderer Grundherren kaufte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Familie Drechsel von Dinkelsbühl, die von 1544–1694 im Ort ansässig war und aus ihren Gütern ein Rittergut bildete, das 1655 dem schwäbischen Ritterkanton Kocher eingegliedert wurde. Mitte des 17. Jahrhunderts gehörten zum Rittergut 13 Güter, davon zehn am Ort, zwei in Oberdeufstetten und eines in Unterradach. Während des 30-jährigen Krieges waren zwei Güter in Unterdeufstetten, das Gut in Unterradach und die Güter in Oberdeufstetten abgebrannt. Das Schloss, eine Vierflügelanlage mit Innenhof, wurde ab 1599 erbaut und nach 1700 weitgehend umgestaltet. Die Schlosskapelle war 1608 fertig gestellt. Den Drechsel gelang es auch, die niedere Gerichtsbarkeit und die Gemeindeherrschaft, die zuvor von Ellwangen als Lehen an Rechenberg verliehen worden waren, als Eigenbesitz zu erwerben. Ellwangen besaß noch im 18. Jahrhundert zwei Güter, Rechenberg ein Gut. Die hohe Obrigkeit war geteilt zwischen der Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach, Ellwangen und Oettingen, wobei das Schloss in die Ellwanger Oberhoheit fiel. Der Zehnt war an die Grafschaft Oettingen zu leisten. Zwischen diesen Obrigkeiten kam es gelegentlich zu Streitigkeiten hinsichtlich ihrer Gerechtigkeiten. Insbesondere um die Weide- und Triebgerechtsame sowie die Jagdrechte brachen die Konflikte aus. So wurde 1559 ein Haus der Drechsel durch ellwangische und rechenbergische Untertanen zerstört. 1576 verurteilte das Reichskammergericht Ellwangen zu einer finanziellen Unterstützung und der Bereitstellung von Holz, um das abgerissene Haus wieder aufzubauen. Aber auch in späteren Zeiten wurde um Markungs- und Siebnereisachen gestritten. Nach 1694 wechselte das Rittergut mehrfach den Besitzer: 1694 erwarb es der oettingische Pfleger zu Kirchheim/Ries Ignatius Reinhard, 1698 Philipp Friedrich Adam von Leonrod, im selben Jahr Kraft von Crailsheim, 1710 Caspar Rüdiger von Rüdingfels. 1733 übernahm der Ritterkanton Kocher den Besitz von den hoch verschuldeten Rüdingfels und übergab ihn Eberhard Maximilian vom Holtz auf Alfdorf, der es schließlich 1742 käuflich erwarb. Die Reihe der Besitzer schließt 1761 Baron Christoph Karl Ludwig von Pfeil, der es 1794 an seinen Schwiegersohn Alexander von Seckendorff-Gutend vererbte. Zwischen 1801 und 1803 erwarb die Familie Seckendorff die zwei Güter, die die Kirche von Ellenberg hier noch besaß. 1806 fiel der Ort an Bayern, 1810 an Württemberg. Zwischen 1840 und 1860 wanderten viele Einwohner aus. — Unterdeufstetten gehörte zum Oberamt (ab 1938 Landkreis) Crailsheim.
Wirtschaft und Bevölkerung: Der größte Teil der Bevölkerung ging der Landwirtschaft nach. Zum Rittergut gehörten jedoch auch drei Mühlen, eine Ziegelei und eine Tafelwirtschaft mit Bierbrauergerechtigkeit. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden ortsfremde Personen angesiedelt, die das Einkommen der Gutsherren durch Schutz- und Kopfgelder erhöhen sollten. Die durch Baron von Pfeil zur Verbesserung der Existenzgrundlage der Bevölkerung gegründeten Betriebe (Spinnereien und Zündholzfabrik) gingen bald wieder ein. 1732 und 1800 wird die Zahl der Untertanen mit jeweils 50 angegeben.

Name: Schloss
Datum der Ersterwähnung: 1599

Ersterwähnung: 1603
Kirche und Schule: Kirchlich gehörten Unter- und Oberdeufstetten zur Pfarrei Segringen. Das Patronat besaß das Kloster Mönchsroth, nach dessen Auflösung die Grafen von Oettingen 1558 die Reformation in Unterdeufstetten durchführten. Die im Ort angesiedelten Katholiken zählten zunächst zur Pfarrei Ellenberg, wurden im 17. Jahrhundert durch Dinkelsbühler Kapuziner versorgt und 1789 wieder Ellenberg zugeteilt. Die 1603 geweihte Schlosskapelle ist das älteste Gotteshaus. Da einige der Rittergutsbesitzer katholisch waren, wurden in der Kapelle vermehrt wieder katholische Gottesdienste gefeiert. 1680 ließ Georg Christoph Drechsel die Jakobskapelle am Ortsrand bauen, die 1698 den Katholiken als Gotteshaus zugewiesen wurde. 1650 wurde ein Untertan angenommen, der die Kinder unterrichten sollte. Ob wirklich Schule gehalten wurde, ist nicht sicher. Der Gutsherr von Rüdingfels erhielt 1725 die Erlaubnis, seinen Kindern Privatunterricht geben zu lassen. Vermutlich wurde unter Baron von Pfeil eine evangelische Schule ins Leben gerufen, die katholischen Kinder wurden ab 1768 von den Dinkelsbühler Kapuzinern an den Sonntagen unterrichtet. Nach der Reformation blieben die evangelischen Einwohner bis 1811 bei Segringen, kamen dann zu Wildenstein, eigene Pfarrei 1900 eingerichtet. Evangelische Pfarrkirche 1905 erbaut. 1824 wurde eine katholische Pfarrei gegründet, die von 1834 ab besetzt war. An die Stelle der 1829/30 erbauten, zunächst paritätischen, seit 1905 katholischen Pfarrkirche zur Heiligen Trinität trat 1965/67 ein Neubau.
Jüdische Gemeinde: 1714 wurden die ersten 13 jüdischen Familien in den Ort geholt. Ihnen folgten weitere Personen, die als Händler und Hausierer ihren Lebensunterhalt verdienten. 1831 wurde die Höchstzahl von 56 jüdischen Einwohnern erreicht, danach sank die Zahl wieder durch Abwanderung. Die 1848/49 erbaute Synagoge wurde deshalb 1912 geschlossen und verkauft.

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