Kloster Neresheim - Wohnplatz 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Wohnplatz
Liegt auf Gemarkung: Neresheim
Ersterwähnung: 1095

Geschichte: Auf dem sogenannten Ulrichsberg über der Stadt Neresheim gründete Graf Hartmann von Dillingen 1095 auf seiner Burg Neresheim ein reguliertes Chorherrenstift, das 1106 mit Benediktinern aus Petershausen bei Konstanz, die unter einem Prior standen, besetzt wurde. Diese Abhängigkeit wurde nach wenigen Jahren gelöst und ein Abt aus dem Zwiefalter Konvent nach Neresheim berufen. Ein wohl gleichzeitig gestiftetes Nonnenkloster wird nur selten genannt und ging um die Mitte des 13. Jahrhunderts ein. In den Kämpfen der Staufer mit den Päpstlichen ergriff das Kloster mit seinen Stiftern die Partei des Papstes; es wurde deswegen von König Konrad IV. und Markgraf Heinrich von Burgau 1246/49 mehrfach geplündert und verbrannt. Die Klostervogtei gehörte der Stifterfamilie, die sie jedoch um 1250 an die Grafen von Öttingen verpfändete. Diese konnten nach dem Aussterben der Dillinger (1258) gegen Anfechtungen der Bischöfe von Augsburg 1263 die Pfandschaft widerrechtlich behalten. Zum Besitz des Klosters gehörten im 13. Jahrhundert neben Neresheim sieben Dörfer sowie Streubesitz und Einkünfte in 71 weiteren Orten des Härtsfeldes, auch waren ihm zehn Pfarreien inkorporiert. Das Verhältnis zu Öttingen führte früh zu Reibungen, da die Schirmvögte als Gerichts- und Landesherren Ansprüche auf bedeutende fortlaufende Leistungen erhoben. Langwierige Prozesse wurden durch den Vergleich von 1764 beendet, in dem das Kloster neben der Stadt Neresheim seine Besitzungen und Rechte in zahlreichen Orten sowie zwei Kirchensätze abtrat, dafür aber den stattlichen Rest seines Besitzes exemt von allen landesherrlichen Rechten der Fürsten von Öttingen-Wallerstein behielt und zur Reichsabtei mit Sitz auf der Prälatenbank des Schwäbischen Kreises aufstieg. 1802 wurde das Reichsstift aufgehoben und den Fürsten von Thurn und Taxis zugesprochen; es kam 1806 unter bayerische, 1810 unter württembergische Hoheit. Von Anbeginn bis zur Auflösung war die Abtei ein wichtiges Kulturzentrum. Bedeutende Äbte waren: Pilgrim von Berrieden (1126 — 1138), der einen ausgedehnten Briefwechsel mit der heiligen Hildegard von Bingen, der ersten deutschen Mystikerin, führte; Johann Vinsternau (1510—1529), unter dessen Regierung die Melker Reform in Neresheim durchgeführt wurde; Benedikt Maria Angehrn (1755 — 1787), der die Reichsunmittelbarkeit gewann und die heutige Klosterkirche erbaute. 1803 wurde das Kloster zunächst in eine Lehranstalt, das sogenannte Lyceum Carolinum, umgewandelt, dieses jedoch 1806 aufgehoben, während die Konventualen pensioniert wurden. Auf Grund einer Schenkung des Fürsten Albert von Thurn und Taxis wurde Neresheim 1920 mit Benediktinern aus dem Kloster Emaus in Prag neu besiedelt. Beim Kloster hatte sich allmählich aus den Behausungen der Klosterbediensteten und der nötigsten Gewerbe eine dörfliche Niederlassung gebildet, für die 1811 — 1892 die eigene politische Gemeinde »Schloß Neresheim« bestand. — Die Abtei samt ihren Nebengebäuden umschließt in regelmäßiger Anlage einen weiten Vorhof und zwei Innenhöfe. Ein Lustgarten mit Springbrunnen und ein Baumgarten, beide ummauert, schließen sich auf der Rückseite an. Abteikirche zu den Heiligen Ulrich und Afra, an Stelle der im 16. Jahrhundert umgebauten Kirche seit 1753 nach Plänen Balthasar Neumanns durch Dominikus Wiedemann, Johann Georg von Radi und Johannes Baptist Wiedemann aus Donauwörth, der 1764 die Wölbung vollendete, erbaut. Weihe der Kirche 1792. Turm an der Südwest-Ecke von 1618, der obere Teil 1789 von Anton Kapeller. Das Innere des Schiffes ist in der Mitte von einem kurzen Querschiff mit Vierungskuppel durchschnitten. An der Decke eine Reihe von ovalen Flachkuppeln, deren Fresken von Martin Knoller 1769/75, Stukkatur und Ausstattung der Altäre sowie die Kanzel nach Entwürfen Th. Schaithaufs von 1776. Wegen Einsturzgefahr der Kuppel 1968/75 umfangreiche Renovierungsarbeiten. Hochbarocke Abtei 1699 — 1714 mit älterer Prälatur. Ehemaliges Amtshaus mit gezierten Erkern und Giebeln. Seit 1760/84 ist die Klosterkirche auch Pfarrkirche der damals geschaffenen Pfarrei Kloster Neresheim. — Am Weg nach Ohmenheim die Kapelle Mariäbuch, 1859 und 1889 an Stelle einer zweitürmigen Wallfahrtskapelle von 1660 erbaut, die die Franzosen 1706 zerstört hatten.

Name: ehemalige Burg Hartmann von Dillingens
Datum der Ersterwähnung: 1095
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