Altstadt - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1196

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der besiedelte Bereich der Stadt erstreckt sich über den Neckartaltrichter, die Bergstraßenhänge südlich und nördlich des Neckars sowie den Neckarschwemmfächer beiderseits des Flusses. Im Оsten reicht die Bebauung am unteren Nordhang des Königstuhlmassivs und im Steinbachtal nördlich des Flusses in den Buntsandstein-Odenwald hinein. Die mittelalterliche Gründung im Taltrichter des Neckars setzt sich aus dem älteren Stadtkern am Fuß des Schlossbergs und der gegen Ende des 14. Jahrhunderts entstandenen Vorstadt zusammen, die westlich der auf dem Klingenteich-Schuttkegel verlaufenden Grabengasse an die erste Gründungsstadt anschließt. Der Grundriss dieser Altstadt südlich des Flusses ist, bedingt durch die Enge im Taltrichter, sehr langgestreckt und hat Rippenform mit schmalen Gassen, die von der Hauptstraße ausgehen. Im Altstadtkern hat diese eine nördliche, in der Vorstadt eine südliche Parallele. Die Altstadt östlich der Grabengasse mit ihrem dichten Straßen- und Gassennetz war bereits auf ihrem mittelalterlichen Grundriss äußerst dicht bebaut. Das Aufrissbild wird von einfachen Barockhäusern mit Mansardendächern geprägt, die aus der Zeit des Wiederaufbaus der Stadt nach den Zerstörungen, dem frühen 18. Jahrhundert, stammen. Die Vorstadt, in der das Straßennetz viel weiträumiger ist, erfuhr abseits der Hauptstraße erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts und vor dem 1. Weltkrieg eine dichtere Bebauung. Entlang der Hauptstraße vom Bismarckplatz im Westen bis zum Karlsplatz im Оsten vollzog sich eine ausgesprochene Citybildung vor allem mit Geschäften des höheren Bedarfs, Kaufhäusern und Büros. Südlich der Hauptstraße gestaltete sich in der Altstadt an der Grabengasse mit der Alten und der Neuen Universität, der Universitätsbibliothek und dem Collegium Academicum ein geschlossener Universitätsbezirk heraus, der mit den geisteswissenschaftlichen Fakultäten, zentralen Hochschuleinrichtungen wie der Universitätsverwaltung und der Bibliothek trotz der Verlagerung vor allem der naturwissenschaftlichen Institute ins Neuenheimer Feld nicht an Bedeutung verloren hat und weiterhin die Mitte der Hochschule darstellt. Die engen Quergassen der Altstadt haben das Bild der Wiederaufbauzeit nach den Zerstörungen vor nunmehr bald 300 Jahren weitgehend bewahrt. Die meist sehr bescheidenen barocken Wohnhäuser auf kleinen Hausparzellen des mittelalterlichen Stadtgrundrisses bieten kaum noch ausreichenden Wohnkomfort. Ein verstärkter Wegzug der Altstadtbevölkerung in die weiträumigeren Außenviertel und randstädtischen Bereiche war nach der kriegsbedingten Übervölkerung der nicht durch Bomben zerstörten Stadt die Folge. Sanierungsmaßnahmen im Bereich der westlichen Vorstadt erhalten und verbessern die Wohnqualität innerhalb der Altstadt. Altheidelberg erhält seinen Reiz erst durch das innige Verwachsensein mit der umgebenden Landschaft, mit dem Fluss, über den sich die Alte Brücke spannt, mit der malerischen Schlossruine hoch über der Stadt und mit den sich dahinter steil erhebenden Waldhängen des Königstuhls.
Historische Namensformen:
  • Heidelberch 1196
Geschichte: 1196 Heidelberch, von Heidelbeerberg (zur Vorgeschichte siehe Bergheim). Der Name bezeichnet ursprünglich eine Burg auf einem Ausläufer des Königstuhls. Die Burg ist wohl vom Wormser Bischof angelegt worden und kam über die Vogtei des Bistums an den Pfalzgrafen Konrad, den Halbbruder Friedrich Barbarossas. Heidelberg blieb bis zum Ende des alten Reiches Wormser Lehen. Unterhalb der Burg entwickelte sich ein Weiler beim Austritt des Klingenteichs in die Talsohle. Im Anschluss an diese Siedlung wurde durch Pfalzgraf Konrad vor 1180 die Stadt gegründet. Sie liegt im flachen Gelände und hat den Umriss eines langgestreckten Trapezes mit einer Schrägseite am Neckar und mit der anderen am Hangfuß, von dort aus zogen Schenkelmauern zum Schloss hinauf. In der Längsrichtung von der Hauptstraße durchzogen, die sich in der Mitte zum Marktplatz weitete, besaß die Stadt mit dem Niederen und dem Oberen Tor sowie dem Brückentor ihre Hauptausgänge. Wohl schon im ursprünglichen Stadtplan war der vom Marktplatz rechtwinklig zum Neckarübergang führende Straßenzug der Steingasse vorgesehen. Die Brücke übernahm vor 1284 die Aufgabe einer wohl bei der Stadtgründung von weiter unterhalb bei Bergheim hinaufverlegten Fähre. Die Kirche auf dem Marktplatz blieb noch lange von der Pfarrkirche westlich der Stadtmauer beim ersten Burgweiler abhängig. Fraglich ist, ob das Schloss am Platz der frühesten Burg steht oder ob diese zunächst weiter oberhalb im Bereich der sogenannten alten Burg auf der Molkenkur, die 1537 durch Blitzschlag zerstört wurde, zu suchen ist. Es ist sicher, dass schon zur Zeit der Stadtgründung eine Burg an der Stelle des heutigen Schlosses lag. Die frühesten datierbaren baulichen Reste stammen von etwa 1230. Erst im 14. Jahrhundert kam der Schlossberg als Ansiedlung des Burggesindes hinzu. Er führte bis 1743 ein rechtliches Sonderdasein mit eigenem Gericht und Rathaus. 1392 mussten auf kurfürstlichen Befehl die Bewohner von Bergheim in den Bereich vor der Stadt zwischen Grabengasse und heutiger Sofienstraße umsiedeln. Damit entstand die bis ins 19. Jahrhundert noch weitgehend landwirtschaftlich geprägte Untere Vorstadt. Sie war durch das Speyerer Tor abgeschlossen. Die Obere Vorstadt, das Trapez zum Dreieck vollendend, ist ab dem frühen 15. Jahrhundert nachweisbar und verdankt ihr Entstehen geistlichen Niederlassungen und der Herrenmühle. In seiner Verfassung stets eng von der Herrschaft abhängig, war Heidelberg von der Gründung an einer der wichtigsten Sitze des Pfalzgrafen und ist seit 1329 vollends in die Rolle der Residenz hineingewachsen. Zentrum der Verwaltung des Landes war die unterhalb des Schlosses stehende, 1466 vollendete Kanzlei. Ihr gegenüber lag von 1500 bis 1693 die seit 1353 nachgewiesene, nach der Zerstörung an anderer Stelle bis 1743 arbeitende Münze. Die kulturelle Bedeutung der Residenz ist eng mit der 1386 gegründeten Universität verknüpft. 1301 hat Heidelberg einer Belagerung durch König Albrecht getrotzt, sonst war es das ganze Mittelalter hindurch nie ernstlich militärisch bedroht. Ins 16. Jahrhundert fällt seine große bauliche Ausgestaltung. Das Schloss, in einer durch tiefen Halsgraben geschützten Spornlage, wurde zur Festung gemacht. In seinem Innern entstanden große Paläste. Der bergseitige Teil des Innenhofes ist noch von gotischen Bauten, dem Ruprechtsbau (frühes 15. Jahrhundert), verschiedenen Wirtschaftsgebäuden, vor allem der Brunnenhalle und dem Bibliotheksbau Kurfürst Ludwigs V. (1508-1544), besetzt. Der Gläserne Saalbau seines Nachfolgers Friedrich II. (1544-1556) kündigt mit offenen Loggien die Wende zur Renaissance an. Diese erreichte im Ottheinrichs-Bau (1556-1559) ihre höchste Ausprägung in Deutschland. Die reich ornamentierte Fassade ist mit einem Figurenprogramm des Bauherrn, ausgeführt von Alexander Colin, geschmückt, in dem sich christliche und antike Elemente mischen. Den Palast Friedrichs IV. (um 1607), durch J. Schoch in manieristischen Formen entworfen, zieren Skulpturen der Ahnen des Erbauers von Sebastian Götz. Die Außenwerke des Schlosses wurden im 15. und 16. Jahrhundert verstärkt, die Ostfront durch drei runde Bastionstürme gesichert. Auf der Bergseite ließ Ludwig V. eine neue Mauer und den Torturm aufführen. Vor die Westseite legte der Kurfürst den mit Kasematten versehenen gewaltigen Bau des Stückgartens und den Dicken Turm in seiner Nordweste. Den Wert der Befestigungen minderte am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges Friedrich V., indem er ab 1610 durch Salomon de Caus den terrassierten »hortus Palatinus« im Südosten anlegen und durch J. Schoch auf dem Nordtrakt des Stückgartens den unter Einfluss von Palladio konzipierten Englischen Bau setzen ließ. 1622 eroberte Tilly nach halbjähriger Belagerung, vor der man noch große Verschanzungen aufgeworfen hatte, Stadt und Schloss. Die berühmte Bibliotheca Palatina gelangte zur Bezahlung der Kriegskosten nach Rom. 1623 übertrug der Kaiser dem Herzog Maximilian von Bayern anstelle des geächteten Friedrichs V. die Herrschaft über Heidelberg und die rechtsrheinische Pfalz. 1633 nahmen die Schweden Heidelberg im Handstreich, verloren es 1635 wieder an die Bayern, die erst 1649 nach Wiedereinsetzung des Kurfürsten abzogen. 1688 wurden Schloss und Stadt rasch den Franzosen übergeben, die die Befestigungen einschließlich Dickem Turm und Krautturm (in der Südostecke) vor ihrem Abzug 1689 sprengten, in der Stadt aber nur eine oberflächliche Zerstörung durchführten. Was damals versäumt wurde, hat Melac 1693 systematisch nachgeholt, lediglich das Kapuzinerkloster blieb vom Brand verschont. Unter starkem Zuzug neuer Bevölkerungsteile gelang der Wiederaufbau in der Stadt nur in bescheidenen Ausmaßen bei Beibehaltung des alten Grundrisses. Die Pläne des Kurfürsten Johann Wilhelm (1690-1716) auf Errichtung einer Barockstadt und eines neuen Schlosses in der Ebene zerschlugen sich ebenso wie die seines Nachfolgers Karl Philipp, der anfangs das Schloss selbst barock umbauen und mit einer riesigen Auffahrt versehen wollte. Beides scheiterte am Widerstand der Bürger, dieser wurde zuletzt durch konfessionellen Streit besonders herausgefordert und gab Karl Philipp den Anlass, 1720 die Residenz nach Mannheim zu verlegen. Das Schloss blieb mit seinen zerstörten Befestigungen liegen; in den wieder überdachten Palastbauten wurden Manufakturen untergebracht. Ein Blitzschlag von 1764 machte sie endgültig zur Ruine. Die Gebäude in der Stadt selbst gehören, soweit sie Bedeutung haben, fast alle in den kirchlichen Bereich. Erwähnenswert unter den Profanbauten sind die noch gotischen Reste des Wormser Hofes, die ebenso wie die reiche Renaissance-Fassade des »Ritter« (1586) die Zerstörung 1693 überstanden haben. Das gewaltigste Bauwerk, der Marstall Johann-Casimirs (1583-1593), fiel der Zerstörung zum Opfer. Seine äußere Umrahmung, das Zeughaus Ludwigs V., mit in Bossenquadern aufgemauerten Außenfronten und 4 runden Ecktürmen, fälschlich Marstall genannt, blieb großenteils erhalten. Das Rathaus von 1701/05 steht an der Stelle eines Vorgängerbaus von 1472. Die Universität, bis dahin über zahlreiche Gebäude verstreut, erhielt 1712/13 ein zweiflügeliges Kollegiengebäude von J. A. Breunig mit geschwungenem Bohlendach (heute Alte Universität). Kurfürst Karl Theodor zu Ehren wurde am oberen Stadtausgang als reine Prunkarchitektur 1773/81 das Karlstor durch N. Pigage in Louis-seize-Stil errichtet. Nach einem verheerenden Eisgang entstand die Brücke (Alte Brücke) 1786/88 erstmals in Stein nach Plänen von M. Maier, geschmückt mit Standbildern von Konrad Linck. 1803 fiel Heidelberg an Baden und blieb bis 1813 wie in pfälzischer Zeit aus der Amtsgliederung eximiert. Dann wurde das Stadtamt auch für die umliegenden Gemeinden zuständig und 1825 mit dem Landamt zum Oberamt, später Bezirksamt zusammengeschlossen. Seit 1939 ist Heidelberg als Stadtkreis wieder aus dem umgebenden unteren Verwaltungsbereich ausgegliedert. Politisch im badischen Liberalismus führend, dabei eher konstitutionell als radikal gesonnen, war die Stadt 1848 der Tagungsort der Konferenz, die die Einberufung des Vorparlaments nach Frankfurt beschloss, dagegen 1849 das militärische Zentrum der Verteidigungsstellung der Revolutionstruppen gegen die Preußen. Bis in die 1920er Jahre blieb der Nationalliberalismus die führende politische Richtung, dann änderten unter anderem auch die Eingemeindungen das Bild. Sie hatten 1891 mit Neuenheim begonnen, es folgten 1903 Handschuhsheim, 1920 Wieblingen und Kirchheim, 1927 Rohrbach, 1928 Teile der Gemarkung Bruchhausen (Gemeinde Sandhausen, Rhein-Neckar-Kreis), 1935 der Grenzhof und 1975 Ziegelhausen. Die Stadt, 1720 um ihre Existenzgrundlage gebracht, im 18. Jahrhundert Sitz einiger Textil- und Tapetenmanufakturen, kam durch die Entdeckung ihrer landschaftlichen Schönheit durch die Romantiker sowie durch die Reform der Universität nach 1800 zu neuem Ruhm und neuen wirtschaftlichen Grundlagen. Sie blieb bis zum 1. Weltkrieg hauptsächlich Universitäts-, Fremden- und Wohnstadt und war erst danach auf Industrialisierung in größerem Maß angewiesen. Ihr internationaler Ruf verschonte sie im Bombenkrieg. Die Amerikaner machten Heidelberg, das sie am 30. 3. 1945 eroberten, 1948 zu ihrem Hauptquartier in Europa.
Ersterwähnung als Stadt: 1180 [vor 1180]

Name: Burg Heidelberg; Schloss Heidelberg
Datum der Ersterwähnung: 1100 [12. Jahrhundert]

Ersterwähnung: 1196
Kirche und Schule: Kirchlich dürfte der Heidelberger Burgweiler zunächst zur Pfarrei Bergheim gehört haben. Er war aber wohl schon zu einer eigenen Pfarrkirche (1196 ein Leutpriester genannt) gekommen, bevor die Stadt gegründet wurde. Das Patrozinium St. Peter (1369) weist auf Wormser Zusammenhänge. Der Kirchensatz wurde 1355 vom Pfalzgrafen an Kloster Schönau übertragen, vor 1400 zurückerworben und der Universität übertragen. In der Gründungsstadt selbst stand auf dem Marktplatz 1239 eine Heiliggeistkirche ohne Pfarrechte. Ihre romanischen Fundamente sind ergraben, die Herkunft des Patroziniums ist ungeklärt. Wie die Peterskirche stand sie unter Schönauer Kollatur, wurde aber durch König Ruprecht 1400 zum Stift erhoben als Grablege für das Herrscherhaus und zur Versorgung der Universität mit 25 Pfründen ausgebaut. Die Stiftsbibliothek, 1421 durch Ludwig III. begründet, bildete den Grundstock zur Bibliotheca Palatina. An Klöstern beherbergte das mittelalterliche Heidelberg seit etwa 1268 einen Franziskanerkonvent, zuerst wohl in der oberen Vorstadt, ab 1320 an der Stelle des heutigen Karlsplatzes, spätestens seit 1279 die Augustinereremiten an der Stelle des heutigen Universitätsplatzes, ab 1476 die von Friedrich dem Siegreichen dotierten Dominikaner in der unteren Vorstadt. Seit 1387 bestand in der oberen Vorstadt das St.-Jakobs-Stift als Studienhaus der Zisterzienser. Die Reformation begann in Heidelberg mit der 1518 im Augustinerkloster gehaltenen Disputation Luthers. Ludwig V. blieb aber allen Neuerungsversuchen abgeneigt, Friedrich II. schloss sich 1546 den Lutheranern an, musste aber 1548 das Interim annehmen. Erst Ottheinrich ließ 1556 die Reformation wirklich durchführen. Sein durch oberdeutsche Einflüsse geprägtes Luthertum ließ ihn aktiv am Bildersturm teilnehmen. Stift und Klöster wurden aufgehoben. Friedrich III. wendete sich in ener allmählichen Entwicklung dem Calvinismus zu. Unter ihm erschien 1563 der Heidelberger Katechismus, das Bekenntnisbuch der reformierten Kirche. Nach einer von der führenden Schicht in der Stadt nur äußerlich übernommenen lutherischen Restauration unter Ludwig VI. (1576-1583) herrschte bis zum Dreißigjährigen Krieg der Calvinismus. 1574 bildete sich aus Flüchtlingen eine französisch reformierte Gemeinde. Sie hatte ihren Gottesdienst im Dominikanerkloster, nach 1693 im Schönauer Mönchhof und wurde erst 1802 aufgelöst. Die Bayern riefen ab 1623 Jesuiten in die Stadt und gaben Franziskanern und Dominikanern ihre Klöster zurück. 1632-1635 setzten die Schweden die Duldung der Lutheraner neben den Reformierten durch. Die anschließende bayerische Gegenreformation hatte nur partielle Erfolge, allerdings blieb auch nach 1649 eine katholische Minderheit in der Stadt, die den Gottesdienst in Handschuhsheim besuchte. Karl Ludwig stiftete schon 1658 eine lutherische Kirche (Providenz). Mit dem Regierungsantritt der Pfalz-Neuburger Kurlinie 1685 war als drittes Bekenntnis auch der Katholizismus anerkannt. Johann Wilhelm setzte 1699 die Simultanbenutzung der bisher reformierten Kirchen auch durch die Katholiken durch, die vorher ihren Gottesdienst in der Garnisonskirche (früher Dominikanerkirche) hatten. Die Kirchenteilung von 1705/07 bestimmte die späteren kirchlichen Verhältnisse. St. Peter fiel an die Reformierten, Heiliggeist wurde durch eine Scheidemauer in einen katholischen Chor und ein reformiertes Schiff getrennt. Als Karl Philipp diese gewaltsam niederlegen ließ, um eine große Hofkirche zu schaffen, obwohl die Reformierten auf sein Angebot eines ersatzweisen Kirchenneubaus nicht eingegangen waren, flammte die letzte große Religionskrise im Reich auf. Der Kurfürst musste nachgeben und den alten Zustand von 1707 wiederherstellen, hat aber daraufhin die Residenz und alle Behörden von Heidelberg abgezogen. Der katholische Bevölkerungsanteil stieg durch hauptsächlich arme Zuwanderer seit 1694 erheblich. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts entstanden neben dem bereits 1688 gegründeten und einzig von den Franzosen verschonten Kapuzinerkloster wieder die Konvente der Franziskaner und der Dominikaner auf den Ruinen der mittelalterlichen Klöster. Die Trümmer von St. Jakob wurden den Karmelitern für ein Kloster überlassen, Augustinerinnen und Dominikanerinnen ließen sich in der Plöck nieder. 1703 wurde der Grundstein zum Jesuitenkolleg gelegt, 1712-1759 entstand die Jesuitenkirche. Das Jesuitengymnasium von 1715, heute Seminarienhaus, ist ein einfacher Barockbau von J. A. Breunig. Das von Karl Theodor gestiftete, 1750/33 durch F. W. Rabaliatti errichtete Seminarium Carolinum, Internat für die vornehmeren Zöglinge, hat die Form eines dreiflügeligen kleinen Schlosses. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens übernahmen die Lazaristen 1781-1793 diese Einrichtungen. In den Wirren der Koalitionskriege dienten die Jesuitenbauten hauptsächlich militärischen Zwecken, 1802/04 wurden auch die übrigen Klöster aufgehoben, deren Gebäude großenteils anschließend abgebrochen. Seit der Aufhebung des Heiliggeiststifts bestanden in der eigentlichen Altstadt zwei reformierte Pfarreien, eine weitere in St. Peter. 1808 wurden die Altstadtpfarreien zusammengelegt. Die Union von 1821 schloss die bisher lutherische Providenzkirche mit der Peterspfarrei zusammen. Mit der Kapellengemeinde bildete sich 1876 eine pietistisch orientierte Personalpfarrei, die aber innerhalb der Landeskirche blieb. Der Chor der Heiliggeistkirche wurde 1874 den Altkatholiken zugesprochen, bis 1894 auch die katholische Hospitalkirche St. Anna von 1714. 1936 wurde der altkatholische Gottesdienst in die zeitweilig den Anglikanern dienende Kirche des Dominikanerinnenklosters in der Plöck, die 1960 umgestaltete Erlöserkirche, verlegt. Das Eigentum des Chores von Heiliggeist ging damals von der katholischen Gemeinde an die evangelische Kirche über, so konnte die Scheidemauer niedergelegt werden. Seither ist Heiliggeist wieder ein einheitlicher spätgotischer Raum, ein dreischiffiges Langhaus mit Emporen über den Seitenschiffen, massigem Westturm und einem hohen Hallenchor, der in der Parlerschule steht. Von außen wirkt der sehr zurückhaltend gegliederte Bau als Hallenkirche, seit dem Brand von 1693 ist er mit Mansarddach und welscher Turmhaube gedeckt. Die Grabmäler der Kurfürsten im Innern sind bis auf das König Ruprechts und seiner Gemahlin Elisabeth von Hohenzollern verloren. Die Peterskirche, 1485 mit flachgedecktem Langhaus, Westturm und polygonalem Chor neu errichtet, wurde 1864/70 einem aufwändigen neugotischen Ausbau unterworfen. Über dem durchbrochenen Turmhelm ist 1962 eine Kupferverkleidung angebracht worden, die sich an den Zustand des 17. Jahrhunderts anlehnt. Die Kirche dient als Universitätskirche und birgt an ihren Innen- und Außenwänden eine ganze Reihe für die pfälzische und Universitätsgeschichte hochbedeutsamer Grabsteine. Die Providenzkirche bewahrt noch den Grundriss des 17. Jahrhunderts. J. J. Rischer, der Meister des Wiederaufbaus um 1738, setzte den Zwiebelturm vor die Nordfassade und überspannte den spiegelgewölbten Saal mit einem Mansarddach. 1809 wurde die Jesuitenkirche zur katholischen Pfarrkirche für die ganze Stadt. Die Pfarrei bewahrte aber den Titel Heiliggeist. Der Bau von J. A. Breunig, vollendet durch F. W. Rabaliatti, greift das Hallenschema der Barockkirchen von Großkomburg und Schöntal auf und zeigte bis zur Errichtung des in italienischem Barock gehaltenen Turmes (1868) die in den Bildhauerarbeiten nicht ganz vollendete Nordfassade als einzigen Schmuck nach außen. Das Innere, nach Verwüstung um 1800, 1870 ganz »hellenistisch« umgestaltet, ist durch die letzte Renovierung wieder barocker Gestaltung angenähert worden bei Beibehaltung der Altäre und sonstiger klassizistischer Ausstattung von 1870. Die Kirche St. Anna samt dem anstoßenden Bürgerspital im wesentlichen durch J. J. Rischer gestaltet, weist zur Neugasse hin eine Fassade mit Scheinkuppel von F. W. Rabaliatti auf; der Hochaltar ist vielleicht aus der Werkstatt Egells. Neben der Residenz, diese zeitweise an Bedeutung überragend und schließlich überlebend, war die Universität bis zum Ende des 19. Jahrhunderts der wirtschaftlich tragende Faktor und stets geistige Mitte der Stadt. Sie wurde 1386 durch Kurfürst Ruprecht I. gegründet und ist damit die älteste innerhalb der deutschen Grenzen von 1871. Ihrer Stiftung war das große Schisma günstig, das zahlreiche deutsche Professoren und Studenten von Paris vertrieb, ebenso wirkte der erwachende tschechische Nationalismus in Prag. Die Universität, von Anfang an nach Fakultäten gegliedert und unter dem Rektor von der städtischen Gerichtsbarkeit eximiert, war mit ihren Gebäuden über die ganze Stadt verstreut. Sie hatte als Zentrum zunächst die ehemaligen Judenhäuser, im 15. Jahrhundert den Bereich zwischen Augustinergasse und Heugasse. Die Theologische Fakultät, an der im 15. Jahrhundert der Streit zwischen Nominalismus und Realismus herrschte, und die Juristische Fakultät waren zunächst am bedeutendsten. Der Humanismus wirkte anfangs nur von außen ein, als der Heidelberger Hof unter Philipp dem Aufrichtigen (1476-1508) zu einem der wichtigsten Zentren des Frühhumanismus wurde (Dalberg, Celtis, Wimpfeling, Reuchlin). Erst die unter Ottheinrich nach Vorschlägen Melanchthons durchgeführte Universitätsreform von 1558 öffnete die Hochschule systematisch dem Humanismus und dem Protestantismus. Schon vorher war sie durch die Inkorporation einiger, meist linksrheinischer aufgehobener Klöster auf eine neue finanzielle Basis gestellt worden. Wieder wurden die reformierte Theologie und die Jurisprudenz, großenteils durch westeuropäische Flüchtlinge vertreten, die angesehensten Fächer. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten konnte der Rang der Universität auch nach 1650 noch einmal erneuert werden. Das 18. Jahrhundert brachte erstmals ein zentrales Universitätsgebäude. Die Theologische Fakultät wurde 1706 in eine katholische und eine reformierte Sektion aufgeteilt, die meisten Lehrstühle den Jesuiten überlassen. 1784 hat Karl Theodor die Hohe Kameralschule von Kaiserslautern nach Heidelberg verlegt und mit der Universität vereinigt. Durch die Abtrennung des linken Rheinufers geriet diese in eine katastrophale Verschuldung. Dem half Karl Friedrich von Baden 1803 durch völlige Umstellung auf staatliche Zuwendungen ab. Er gilt deshalb als zweiter Universitätsgründer. Die kurzfristig zusätzlich auch mit Lutheranern besetzte Theologische Fakultät wurde durch die Verlegung der katholischen Sektion 1807 nach Freiburg und durch die kirchliche Union einheitlich evangelisch. Die Romantik, mit dem Aufenthalt Brentanos und Arnims 1806 in Heidelberg einen ihrer beiden deutschen Höhepunkte erreichend, brachte der Universität durch die Lehrtätigkeit von Josef Görres, Friedrich Creuzer unter anderem verstärkten Zulauf. Im frühen 19. Jahrhundert waren es wieder die Juristen (unter anderen Thibaut und Zachariä) und gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Naturwissenschaften (unter anderen Bunsen und Kirchhoff), die internationales Ansehen begründeten. Mit zahlreichen Instituten und Kliniken in wechselnden staatlichen Gebäuden in der Altstadt verteilt, erhielt die Universität ab 1866 ein eigenes Klinikviertel in Bergheim, 1905 einen Neubau für die Bibliothek, 1931 durch amerikanische Stiftungen das Gebäude der Neuen Universität. 1933 wurde das Dolmetscher-Institut der Handelshochschule Mannheim nach Heidelberg verlegt. 1951 begann in großem Stil die Übersiedlung der Kliniken und naturwissenschaftlichen Institute ins Neuenheimer Feld. Seit 1964 besteht am Klinikum Mannheim eine zweite Medizinische Fakultät. Die Studentenzahlen, innerhalb 150 Jahren von 417 (1807) über 1757 (1905) auf 4301 (1950) gestiegen, nahmen folgende Entwicklung: 1960: 8671; 1970: 11 654; 1975: 17 043 (jeweils Sommersemester). 1909 wurde durch den Mannheimer Industriellen Lanz die Heidelberger Akademie der Wissenschaften gestiftet. Das Collegium Sapientiae von 1551 im Augustinerkloster war Theologenkonvikt. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts ist die Neckarschule als städtische Lateinschule nachweisbar. Ihr Nachfolger wurde das 1546 gegründete und 1565 ins Franziskanerkloster verlegte Pädagogium. Es war die regelrechte Vorschule der Universität und seit 1650 reformiertes Gymnasium. 1715 gründeten die Jesuiten ein Gymnasium. 1808 wurden beide konfessionelle Anstalten zu einer staatlichen zusammengeschlossen, heute Kurfürst-Friedrich-Gymnasium. Eine höhere Bürgerschule von 1835 wurde 1885 zur Realschule, 1896 zur Oberschule umgewandelt, 1940 wurde ein schon bestehender realgymnasialer Zweig ausgegliedert, heute Helmholtz- und Bunsengymnasium. Aus der höheren Töchterschule um 1877 ist das Hölderlingymnasium hervorgegangen, dieses wurde ab 1969 geteilt (siehe Weststadt). Das Lehrerseminar von 1907, seit 1928 Lehrerbildungsanstalt, wurde 1930/32 aufgehoben, ist aber doch Vorläufer der Pädagogischen Hochschule.
Patrozinium: St. Peter
Ersterwähnung: 1369
Jüdische Gemeinde: Die Judengemeinde, seit 1300 bezeugt, mit Synagoge in der Dreikönigstraße, wurde 1391 durch Ruprecht II. vertrieben, die Synagoge der Universität, die daraus eine Marienkapelle machte, geschenkt. Erst nach 1693 bildete sich wieder eine Gemeinde, seit 1714 mit Synagoge am unteren Ende der Großen Mantelgasse. Sie wurde 1938 zerstört.

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