Dominikanerinnenkloster Oberndorf 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1272 [1272]
Zerstörung/Aufhebung: 1810 [1810]
Beschreibung: Die Schwesternsammlung bei der Kapelle und späteren Pfarrkirche St. Michael wird erstmals am 15. März 1272 erwähnt anlässlich der Befreiung von Steuern und Lasten durch den Stadtherrn Ludwig von Teck. Sie befand sich bereits damals unter Aufsicht der Prediger und wurde 1310 von einer Priorin geleitet. Im Verlauf des 14. Jh. erwarb die Klause in Oberndorf und Umgebung eine Anzahl von landwirtschaftlichen Gütern, die der Sammlung ein bescheidenes Auskommen sicherten. Der genaue Zeitpunkt der Annahme der dominikanischen Drittordensregel lässt sich nicht mehr feststellen. Ein Hinweis darauf könnte die Aufnahme von Novizinnen sein, die 1474 mit Hilfe des Offizials von Konstanz gegen den Willen des damaligen Stadtherrn Werner von Zimmern durchgesetzt wurde. Auf eine gewisse Verklösterlichung deutet auch das Recht, ein eigenes Signet zu führen. Es wurde der Klause am 31. Dezember 1490 durch den kaiserlichen und päpstlichen Pfalzgrafen Siegfried Grüner verliehen und zeigt den Erzengel Michael als Drachentöter. Als einzige der dominikanischen Klausen der Stadt Oberndorf konnte die Sammlung in der Neuzeit fortbestehen, trotz der Heimsuchungen durch den 30-jährigen Krieg und trotz der verheerenden Stadtbrände von 1699 und 1780. 1700 bauten sich die Schwestern ein neues Kloster, das 1709 eingeweiht wurde. Die Sammlung zählte jetzt zu den zehn Schwesternkongregationen des Dritten Ordens der im gleichen Jahr errichteten Süddeutschen ("Sächsischen") Provinz des Dominikanerordens. Laut einem Bericht um 1730 verfügte das Kloster über eine eigene Kapelle, die der hl. Katharina von Siena geweiht war. Die Spendung der Sakramente oblag dem Stadtpfarrer. 1742 wurden die örtlichen Augustiner vertraglich für die Seelsorge verpflichtet. Die Schwestern sollten ihnen dafür die Kirchenwäsche besorgen und zum Neuen Jahr für das Kloster Lebkuchen backen. Diese Vereinbarung wurde bis zur Säkularisation der beiden Klöster beibehalten. Über die Aufnahme von Novizinnen und die Höhe der Mitgift eintretender Schwestern entschied der Prior des Rottweiler Predigerklosters. Die Ordensoberen behielten sich auch das Visitationsrecht und die Aufsicht über die Rechnungsführung vor. Unter der Regierung Maria-Theresias und Joseph II. nahm die vorderösterreichische Regierung verstärkt ein Aufsichtsrecht in Anspruch. Ein Bericht des Landvogtes für Hohenberg aus dem Jahr 1771 stellte fest, dass sich derzeit bei einem jährlichen Einkommen von 2.289 Gulden zwölf Klosterfrauen und eine Laienschwester im Kloster aufhielten. Er schlug vor, dass die Schwestern zum Ausweis ihrer Nützlichkeit den bislang fehlenden Mädchenunterricht der Stadt Oberndorf übernehmen würden. 1778 wurde vom bischöflichen Ordinariat eine Visitation angeordnet. Ihr Bericht vermittelt einen lebendigen Einblick in das geistliche Leben und brachte keinerlei Missbräuche an den Tag. Trotzdem verbot die Regierung 1781 jeden Kontakt zu den Ordensoberen. Da der Konvent zu diesem Zeitpunkt gerade beabsichtigte, Christian Großbayer, dem Baumeister des Augustinerklosters, den Auftrag zum Neubau des 1780 zerstörten Klosters zu erteilen, erklärten sich die Schwestern schließlich bereit, eine Mädchenschule zu errichten. Das dadurch erworbene Ansehen sicherte dem Kloster beim Herrschaftswechsel von 1806 eine verhältnismäßig milde Behandlung von Seiten der württembergischen Regierung zu. Ihr Kloster wurde erst 1810 aufgelöst und das repräsentative Gebäude dem Oberamtmann als Wohnsitz zugewiesen. Die Schwestern durften ihr persönliches Vermögen mitnehmen und erhielten eine lebenslängliche Pension.
Autor: MARTINA WEHRLI-JOHNS
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Dominikaner-Terziarinnen vor 1272-1810
Sonstiges: Bistum: Konstanz, ab 1821 Rottenburg-Stuttgart,
fiel an: Württemberg (1806)
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=416

Adresse Oberamteistraße 08, 78727 Oberndorf am Neckar

Literatur:
  • M. Erzberger: Die Säkularisation in Württemberg von 1802 bis 1810. Ihr Verlauf und ihre Nachwirkungen. Stuttgart 1902, ND Aalen 1974. 290f.W. Zimmermann / N. Priesching (Hg.): Württembergisches Klosterbuch. Klöster, Stifte und Ordensgemeinschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart. Stuttgart 2003. 369f. (M. WEHRLI-JOHNS).Der Landkreis Rottweil. Hg. v. der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Rottweil (Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg). 2 Bde. Stuttgart 2003. II, 47, 49.Die Kunst- und Altertumsdenkmale im Königreich Württemberg. Inventar Schwarzwaldkreis. Bearb. v. E. von Paulus. Stuttgart 1897. OA Oberndorf, 212.G. DANNER: Studien zur Geschichte der Dominikanerinnensammlung in Oberndorf a. N. Von ihrer Gründung bis zum Jahre 1806. Oberndorf a. N. 1979.H. P. MÜLLER: Geschichte der Stadt Oberndorf a. N., Bd. 1. Oberndorf a. N. 1982, 384-393.
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