Froriep, Marie von Eleonore Eveline 

Geburtsdatum/-ort: 10.02.1861;  Wain
Sterbedatum/-ort: 14.05.1938;  Tübingen
Beruf/Funktion:
  • Vorsitzende des Frauenbundes Tübingen
Kurzbiografie: nach 1882 Ausbildung zur Diakonissin in Wain
1890 nach der Eheschließung Umzug nach Tübingen
1906 Gründung der Tübinger Ortsgruppe des Deutsch-Evangelischen Frauenbundes und Wahl zur Vorsitzenden
1932 Rücktritt als Vorsitzende der Tübinger Ortsgruppe des Deutsch-Evangelischen Frauenbundes
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1.10.1890 (Wain) Prof. Dr. August Heinrich von Froriep (1849-1917), Prof. der Anatomie an der Universität Tübingen
Eltern: Vater: Benedikt Freiherr von Herman (1834-1913), Gutsbesitzer und Schlossherr in Wain
Mutter: Pauline, geb. Freiin von Massenbach (1838-1917)
Geschwister: Beno
GND-ID: GND/1012264858

Biografie: Christina Klausmann (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 1 (2006), 83

Froriep heiratete mit 29 Jahren den Tübinger Professor für Anatomie, August von Froriep, und zog mit ihm in die Universitätsstadt. Im heimatlichen Wain, nicht weit entfernt von Biberach, hatte sie eine Ausbildung zur Diakonissin in der nach ihrer Mutter Pauline benannten sozialen Einrichtung, der „Paulinenpflege“, absolviert. Diese Institution hatte ihre Mutter im November 1873 gestiftet und der Familie von Herman damit eine Art Denkmal gesetzt, denn diese hatte 100 Jahre zuvor den Gutsbesitz und das Schloss in Wain sowie die damaligen Herrschaftsrechte übernommen. 1882 bezog die „Paulinenpflege“ ein neu errichtetes Haus, in dem eine Kinderkrippe, eine Krankenschwesternstation und eine Nähschule ihren Platz fanden und Diakonissinnen ausgebildet werden konnten. Die erste Absolventin war die Tochter Marie von Herman. Als verheiratete Frau gab sie sich nur wenige Jahre mit der Rolle als Professorengattin zufrieden und engagierte sich öffentlich. Am 27. Juli 1906 gründete sie eine Ortsgruppe des Deutsch-Evangelischen Frauenbundes. Der Anstoß, den dessen Bundesvorsitzende, Paula Müller-Otfried, in einem Vortrag gegeben hatte, war erfolgreich. 26 Jahre leitete Froriep die Tübinger Ortsgruppe. In dieser Zeit wurden eine Sonntagsschule und eine Kleinkinderschule eingerichtet sowie Näh- und Flickabende für Arbeiterinnen angeboten. 1913 kam eine Frauenherberge hinzu, in der Kellnerinnen untergebracht und betreut wurden. Der 1899 in Kassel gegründete Deutsch-Evangelische Frauenbund bekannte sich zwar zur Frauenbewegung, stand aber der so genannten radikalen Richtung ablehnend gegenüber und betrachtete die „Gemäßigten“ mit Skepsis. Er wollte, laut seiner Satzung, im Sinne des Evangeliums für die „Lösung der Frauenfrage sowie für die wirtschaftliche und soziale Hebung des Volkslebens“ eintreten und verhielt sich daher gegenüber der allgemeinen, „weltlichen“ Frauenbewegung vorsichtig.
Mit ihrem sozialen Engagement trat Froriep in die Fußstapfen der Mutter. Außerdem führte das Professorenehepaar ein offenes Haus und hieß gerne Gäste willkommen. So wurden beispielsweise Mitglieder der Christlichen Vereinigung studierender Frauen regelmäßig eingeladen. Marie von Froriep war Mitbegründerin des Blaukreuzvereins in Tübingen, einer Organisation von Alkoholgegnern. Bis 1926 war sie Besitzerin eines alkoholfreien Cafés, das dann schließlich von der Tübinger Ortsgruppe des Deutsch-Evangelischen Frauenbundes übernommen und als Café Friedrichseck weitergeführt wurde. Die Ortsgruppe wurde von ihr nicht nur organisatorisch oder ideell unterstützt, sondern auch finanziell. Ein Beispiel war der Erwerb eines Vereinshauses. Als die Ortsgruppe wegen des Geldes zauderte, leistete sie finanzkräftige Mithilfe und führte die Sache zum Erfolg.
Mit einer großen Feier anlässlich ihres siebzigsten Geburtstags 1931 dankte der Deutsch-Evangelische Frauenbund für ihr vielseitiges und großes Engagement. 1938 starb Froriep hoch geachtet in Tübingen.
Quellen: StadtA Tübingen, Archiv des Deutsch-Ev. Frauenbundes in Hannover.
Nachweis: Bildnachweise: Hohenzollerische Zeitung vom 9.2.1931.
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