Grünewald, Cyriakus 

Geburtsdatum/-ort: 28.02.1879; Aidhausen (heute: Kreis Haßberge, Unterfranken, Bayern)
Sterbedatum/-ort: 24.03.1945;  Sigmaringendorf
Beruf/Funktion:
  • Studienrat der preußischen Kultusverwaltung, Vorsitzender des Vereins für Geschichte, Kultur und Landeskunde Hohenzollerns und kommissarischer Leiter des Staatsarchivs Sigmaringen
Kurzbiografie: 1898 Reifeprüfung am Königlichen Humanistischen Gymnasium Münnerstadt
1898-1902 Studium der Philologie und Geschichte an der Universität Würzburg
1901 I. Abschnitt der bayerischen Staatsprüfung in den philologisch-historischen Fächern
1902 II. Abschnitt der bayerischen Staatsprüfung in den philologisch-historischen Fächern
1902-1903 Erstes Vorbereitungsjahr am Alten Gymnasium in Würzburg
1903-1904 Assistent am Progymnasium Schwabach
1904 Assistent am Humanistischen Gymnasium Ansbach, am Gymnasium Kempten und am Progymnasium Germersheim
1904-1905 Assistent am Gymnasium Kusel
1905 Wissenschaftliche Prüfung in Bonn in Latein und Griechisch für die erste, in Deutsch für die zweite Stufe
1905-1906 Lehrer an der Privaten Höheren Schule in Kerpen bei Köln
1906 Oberlehrer am Staatlichen Gymnasium Sigmaringen
1918 Ernennung zum Studienrat am Staatlichen Gymnasium Sigmaringen
1933-1945 Vorsitzender des Vereins für Geschichte, Kultur und Landeskunde Hohenzollerns
1936-1938 Kommissarischer Leiter des Staatsarchivs Sigmaringen
1939 Versetzung in den Ruhestand
1940-1941 Vertretung von Kollegen an der nunmehrigen Staatlichen Oberschule für Jungen in Sigmaringen
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Auszeichnungen: Verleihung des goldenen Treudienst-Ehrenzeichens 1. Klasse für 40jährige treue Dienste (1940)
Verheiratet: 1905 Marie, geb. Ammerbach, (11.3.1878-18.7.1953)
Eltern: Vater: Joseph Grünewald (geb. 1865), Schuhmacher in Aidhausen
Mutter: Catharina, geb. Fuhl (1854-1929)
GND-ID: GND/1012268160

Biografie: Otto H. Becker (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 1 (2006), 94-95

Nach den verschiedenen Stationen seiner beruflichen Laufbahn, die ihn von Unterfranken, Mittelfranken, Bayerisch Schwaben, der damals bayerischen Rheinpfalz bis an den Niederrhein führte, fand der aus sehr bescheidenen Verhältnissen stammende Mainfranke nach seiner Versetzung 1906 nach Sigmaringen im preußischen Hohenzollern seine zweite Heimat. Zunächst nahm er an seinem Dienstort in Sigmaringen seinen Wohnsitz, zog dann aber wohl 1922 ins benachbarte Sigmaringendorf, wo er ein Haus erwarb. Grünewalds Ehe blieb kinderlos.
In den fast 36 Jahren seiner Tätigkeit am Sigmaringer Gymnasium konnte sich der stets wohlgelaunte Lehrer für die humanistischen Sprachen, für Deutsch und Geschichte einen ausgezeichneten Ruf erwerben. Auch bei seinen Schülern war er sehr beliebt. Mit großem Erfolg versah Grünewald in den 1930er Jahren ferner das Amt des künstlerischen Spielleiters beim rührigen Theaterverein Sigmaringendorf, dessen Aufführungen in der Waldbühne stattfanden.
Der Geschichtslehrer Grünewald war seit 1908 Mitglied des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern und gelangte im Ersten Weltkrieg in dessen Ausschuss.
Am 18. 7. 1933 wurde Grünewald nach der Ablösung von Dr. Gustav Hebeisen zum Vorsitzenden des nunmehrigen Vereins für Geschichte, Kultur und Landeskunde Hohenzollerns gewählt, ein Amt, das er bis zu seinem Tode bekleidete. Nach der damals eingeführten Satzung war der Vorstand auf reine Verwaltungsfunktionen beschränkt. Dominierend war vielmehr die Stellung des Obmanns des Ständigen Wissenschaftlichen Ausschusses Dr. Ernst Senn (1884-1962).
Am 7. 5. 1936 trat Grünewald sein Amt als kommissarischer Leiter des Staatsarchivs Sigmaringen an, das seit 1867 jeweils von Beamten der preußischen Regierung in Sigmaringen nebenbei verwaltet wurde. Unter der Oberleitung von Staatsarchivrat Dr. Meinert vom Geheimen Staatsarchiv Berlin-Dahlem sollte der Geschichtslehrer und Geschichtsvereinsvorsitzende das Staatsarchiv in der preußischen Exklave Hohenzollern aus seinem Dornröschenschlaf wecken. Der Autodidakt Grünewald konnte die in ihn gesetzten Erwartungen hinsichtlich der Erschließung, der Nutzung sowie der Bewertung und Übernahme von Registraturgut aus den Behörden und Gerichten in Hohenzollern wohl auch wegen Arbeitsüberlastung nicht erfüllen. Die preußische Archivverwaltung sah sich daraufhin veranlasst, die provisorische Verwaltung des Staatsarchivs zu beenden, und ernannte am 1. 4. 1938 den Facharchivar Dr. Franz Herberhold zu dessen erstem hauptamtlichen Leiter.
Quellen: PA StAS Ho 339 A T 1 Nr. 89; Kanzleiakten des StAS Wü 119 T 2 Nr. 255.
Werke: Die Satzparenthese bei den einzelnen attischen Rednern, in: FS für M. Schanz (Beiträge zur historischen Syntax der griechischen Sprache, hg. von M. Schanz), 1912; Hohenfels, in: Schwäbisches Heimatbuch für Hohenzollern, hg. von Eugen Flad, 1926, 2-3; Ein Gang durch die Geschichte Hohenzollerns, ebda. 78-81; Aus den Jahren 1848/1849 in Hohenzollern-Sigmaringen, in: 's Zollerländle 1 (1925) Nr. 4, 1-4, Nr. 5, 1-3.
Nachweis: Bildnachweise: Fotos: Blosl (vgl. Lit.); Sigmaringendorf. Beiträge zur Geschichte eines hohenzollerischen Bauern- und Industriedorfes, hg. von Edwin Ernst Weber im Auftrag der Gemeinde Sigmaringendorf, 2002, 175.

Literatur: Nachruf, in: Donau-Bodensee-Zeitung Nr. 75 vom 29. 3. 1945; Arnold Blosl (Hg.), Ordensleute, Priester, Akademiker und Absolventen höherer Lehranstalten aus Aidhausen, masch. 2001, 232-244; Fritz Kallenberg, 125 Jahre Hohenzollerischer Geschichtsverein, in: ZHG 28 (1992), 9-22, bes. 14; Maren Kuhn-Rehfus, Geschichte und Aufgaben des StAS, in: ZHG 30/31 (1994/95), 361-372, bes. 364.
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