Hebeisen, Gustav 

Geburtsdatum/-ort: 05.02.1875;  Veringendorf
Sterbedatum/-ort: 21.09.1940;  Sigmaringen
Beruf/Funktion:
  • Direktor der Fürstlich Hohenzollernschen Sammlungen, des Archivs und der Bibliothek in Sigmaringen und Vorsitzender des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern
Kurzbiografie: 1881-1889 Volksschule in Veringendorf
1889-1893 Bildhauerlehre bei Marmon in Sigmaringen und Besuch einer privaten Zeichenschule daselbst
1893-1899 Bildhauer und Maler in Augsburg, Graz und München; arbeitet in München unter der Leitung von Prof. Hauser und Prof. Rauch und schuf dabei die Brunnenfigur im Hof des Nationalmuseums
1899-1904 Privatunterricht in den Gymnasialfächern, mit der Reifeprüfung in Tauberbischofsheim abgeschlossen
1904-1909 Studium der Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Freiburg, Abschluss mit der Promotion zum Dr. phil., Dissertation: „Die radikale und konstitutionelle Partei in Baden am Vorabend des ersten Frühjahraufstandes 1848“
1909-1912 Volontärassistent an der Universitätsbibliothek Freiburg
1912-1914 Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter daselbst
1914-1915 Kriegsfreiwilliger im 5. Badischen Infanterie-Regiment Nr. 113
1915 als Fürstlicher Archivar vorläufig mit der Verwaltung des Fürstlichen Archivs betraut
1917 definitive Anstellung als Fürstlicher Archivar
1917–1933 Vorsitzender des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern
1918 Einberufung zum Heeresdienst
1919-1927 Mitglied der Sigmaringer Stadtverordnetenversammlung
1926 Ernennung zum Leiter der Fürstlichen Sammlungen und der Hofbibliothek mit der Bezeichnung „Direktor der Fürstlichen Sammlungen, des Archivs und der Bibliothek“
1929-1933 erneut Mitglied des Sigmaringer Stadtverordnetenkollegs
1940 Ernennung zum Hofarchivrat
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Auszeichnungen: Preußisches Verdienstkreuz für Kriegshilfe (1917); Fürstlich Hohenzollernscher Hausorden III. Klasse (1929); Ritterkreuz des Ordens des Sternes von Rumänien (1930); Offizierskreuz des Ordens der Krone Rumänien (1932); Peles Medaille (1934)
Verheiratet: 1919 Therese, geb. Rohrmoser (geb. 7.12.1891)
Eltern: Vater: Joseph Hebeisen (1833-1881), Mechaniker in Veringendorf
Mutter: Agathe, geb. Kuch (1839-1921)
Geschwister: 10
Kinder: Johann Martin (geb. 26.5.1920)
Georg (geb. 13.4.1923)
Maria Theresia (geb. 5.10.1924)
Peter (geb. 30.5.1926)
GND-ID: GND/1012270947

Biografie: Otto H. Becker (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 1 (2006), 100-101

Der studierte Historiker Dr. Hebeisen, der auf Empfehlung seiner akademischen Lehrer Finke und Meinecke mit der Leitung des Fürstlichen Archivs betraut worden war, setzte als Anhänger der neu erwachten „Heimatkunde“ die Hofgeschichtsschreibung seines Vorgängers Dr. Karl Theodor Zingeler nicht fort. Neben den wenigen hausgeschichtlichen Abhandlungen, die er als Fürstlicher Bediensteter zu übernehmen hatte, ist der gebürtige Hohenzoller Hebeisen vielmehr als Bearbeiter von Themen zur Wirtschafts-, Sozial- und Verfassungsgeschichte hervorgetreten. Hinzu kamen kunstgeschichtliche Beiträge sowie Editionen. Dabei beschränkte sich Hebeisen zumeist auf seine engere Heimat Veringenstadt/Veringendorf und Sigmaringen.
1917 wurde Hebeisen der Vorsitz des damaligen Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern übertragen, ein Ehrenamt, das sein Amtsvorgänger Zingeler 1911 aus Altersgründen abgegeben hatte. Der neue Vorsitzende suchte die Vereinsarbeit durch die Sicherung und Inventarisierung hohenzollerischer Pfarrarchive und den Aufbau eines Kreises von Archivpflegern zu aktivieren. Auf Betreiben Hebeisens übernahm der Geschichtsverein außerdem die Herausgabe des Hohenzollerischen Heimatblattes, das von 1928 bis 1933 als Beilage der in Sigmaringen erscheinenden Hohenzollerischen Volkszeitung herauskam. Mit den gestellten Aufgaben hatte der Einzelkämpfer Hebeisen seine Möglichkeiten bereits ausgeschöpft. Außerdem war Hebeisen ein gefragter Vortragsredner und betätigte sich als Zentrumsmitglied aktiv in der Politik. So war er von 1919 bis 1927 und dann wieder von 1929 bis 1933 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung in Sigmaringen.
Nach der Pensionierung des Geheimen Hofrats Professor Gröbbels wurde Hebeisen wohl wegen seiner früheren Tätigkeit an der Universitätsbibliothek Freiburg und aus Ersparnisgründen 1926 auch noch mit der Leitung der Fürstlichen Sammlungen und der Hofbibliothek betraut. In dieser hinzugekommenen Funktion war er 1927/28 in den Verkauf von Teilen des Fürstlichen Museums eingebunden und hatte danach dessen Neuaufbau zu besorgen. Bei dieser Arbeitsbelastung musste die Vereinsarbeit zurückstehen. Diese beschränkte sich alsbald auf die jährliche Herausgabe des Vereinsorgans, den „Mitteilungen“, die auch aus wirtschaftlichen Gründen recht unregelmäßig erfolgte, des „Heimatblattes“ in Sigmaringen und den Generalversammlungen, die jährlich alternierend in Hechingen und Sigmaringen stattfanden. Gegen diese Vereinsführung regte sich zunehmend Kritik von Seiten des Facharztes Dr. Ernst Senn und seines Hechinger Umkreises. 1933 schließlich musste der Direktor der Fürstlich Hohenzollerischen Sammlungen, des Archivs und der Bibliothek den Vereinsvorsitz niederlegen. Politische Gründe haben dabei keine Rolle gespielt. Danach ist Dr. Hebeisen mit landesgeschichtlichen Publikationen nicht mehr hervorgetreten.
Quellen: PA StAS Dep. FAS DS 92 NVA 38219; Archiv des Hohenzollerischen Geschichtsvereins, StAS Dep. FAS H1.
Werke: vgl. Walter Bernhardt/Rudolf Seigel, Bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte (=Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollerns 12), 1972; Auswahl: Die Stadtordnung von Sigmaringen 1623, in: Mitt. Hohenzollern 47/49 (1913/16), 53-113; Die Künstlerfamilie Strüb in Veringenstadt im 15./16. Jahrhundert, in: ebda. 47/49 (1913/16), 115-128; Allgemeines zur Geschichte des Grundbesitzes in Hohenzollern mit besonderer Berücksichtigung des Großgrundbesitzes, 1919; Die Bedeutung der ersten Fürsten von Hohenzollern und des Kardinals Eitel Friedrich von Hohenzollern für die katholische Bewegung Deutschlands ihrer Zeit, in: Mitt. Hohenzollern 54/57 (1920/23), 1-80 (separat Hechingen 1923); Zur Geschichte des Klosters St. Luzen bei Hechingen, in: ebda. 53 (1919), 1-58; Ein Gutachten über die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Herrschaft Straßberg von Oberamtmann Kolb vom Jahre 1753, in: ebda. 59 (1925), 195-227; Ein wiederaufgefundener Rodel des Habsburger Urbars über das Amt Sigmaringen (mit Teilabbildung), in: ebda. 59 (1925), 228-231; Die Chronik des Frauenklosters Gorheim, in: ebda. 61 (1930), 5-63; Das Fürstliche Schloß in Sigmaringen, Sigmaringen o. J.; Katalog des Fürstlichen Museums in Sigmaringen, [1932].
Nachweis: Bildnachweise: Porträtaufnahme in StAS Dep. FAS Sammlungen.

Literatur: Nachruf, in: Verbo Hohenzollerische Volkszeitung Nr. 223 vom 23. 9. 1940; hs. Bemerkungen und Notizen zum Leben und Werk Hebeisens von Rektor Franz Keller, in StAS Dep. 1 T 6 Nr. 50; Daten zur Biographie bei Rudolf Seigel, Das Fürstlich Hohenzollernsche Haus- und Domänenarchiv, in: ZHG 1 (1965), 247-253, bes. 252; ders., Archive und Landesgeschichte in Hohenzollern, in: ebda. 9 (1973), 79-100, bes. 92-96; Fritz Kallenberg, 125 Jahre Hohenzollerischer Geschichtsverein, in: ebda. 28 (1992), 9-22, bes. 12-14.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)