Höll, Emma Franziska 

Andere Namensformen:
  • Maria Alexia OSF
Geburtsdatum/-ort: 28.02.1838;  Bühlertal
Sterbedatum/-ort: 02.02.1918; Straßburg-Ruprechtsau, 10.02.1920 Überführung der Gebeine nach Erlenbad
Beruf/Funktion:
  • Gründerin der Kongregation der Schwestern des hl. Franziskus in Erlenbad
Kurzbiografie: 1860? Eintritt in die Schwesterngemeinschaft von Schwarzach
1868 Oberin des Schwarzacher Konvents
1973 Auswanderung nach USA
1874 Gründung der Kongregation der Schwestern des hl. Franziskus von Milwaukee/Wisconsin
1874-1907 Generaloberin
1895 Erwerb des Anwesens Erlenbad Obersasbach
1907-1918 Oberin der europäischen Ordensprovinz
1911 Päpstliche Bestätigung der Kongregation
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Anselm Höll, Landwirt und Rebmann
Mutter: Dorothea, geb. Fritz
Geschwister: 4
GND-ID: GND/1012273512

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 2 (1987), 138-139

Einer Bauernfamilie entstammend, mußte sich Höll nach dem frühen Tod des Vaters (1852) als Haushaltshilfe in einem Baden-Badener Hotel verdingen. Dort hat sie auch eine Zeitlang das Institut vom Hl. Grab besucht. Ort und Zeitpunkt ihres Eintritts in eine franziskanische Genossenschaft, bei dem sie den Ordensnamen Maria Alexia annahm, sind nicht überliefert; doch ist gesichert, daß sie spätestens seit 1860 der Schwesterngemeinschaft angehörte, die 1859 mit der Führung des von Pfarrverweser F. X. Lender aufgebauten „Rettungshauses für verwahrloste Kinder“ in Schwarzach betraut worden war. Daß Höll bereits in früheren Jahren ein staatliches Lehrerinnenexamen abgelegt haben muß, erklärt sich aus den Bedingungen, die die badische Regierung 1861 an die Genehmigung dieser Einrichtung geknüpft hatte. Nur so war sie auch befähigt, 1868 Vorsteherin des Konvents zu werden.
Einen empfindlichen Rückschlag erfuhr das segensreiche Werk 1872 durch jenes Kulturkampfgesetz, das Priestern und religiösen Orden jede öffentliche Lehrtätigkeit in Baden verbot. Vor die Alternative gestellt, als Laie ohne Ordenskleid und ohne Gelübde zu unterrichten und so für die ihr anvertrauten Waisenkinder sorgen zu können, oder sich in einem anderen Land einer klösterlichen Gemeinschaft anzuschließen, gab Höll zu verstehen, daß sie „voll und ganz im Ordensstande“ leben wolle. Auf Anraten eines Ordensgeistlichen begab sie sich mit zwei anderen Schwestern nach Nordamerika. Es war fraglos ein Weg in eine völlig ungewisse Zukunft, den sie aber schnell als den ihr von der Vorsehung gewiesenen Weg verstand. Neben dem Dienst an Kranken und Waisen wollte sie vor allem die Heranbildung von Lehrschwestern, um diese in die Pfarrschulen der Einwandererpfarreien zu entsenden. Schon 1874 gründete sie mit bischöflicher Genehmigung eine Schwesternkongregation nach der Regel des 3. Ordens des hl. Franziskus. Seinen Sitz hatte das Mutterhaus zunächst in New Cassel, seit 1887 in der Bischofsstadt Milwaukee selbst.
Höll lag daran, für ihre Genossenschaft in den USA auch deutschen Nachwuchs zu gewinnen. Daher faßte sie die Gründung eines Noviziats im heimatlichen Erlenbad ins Auge. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der badischen Regierung erreichte sie 1895 das Anrecht auf Ankauf des Anwesens. Die Schwestern durften ein Sanatorium errichten; jedoch eine kirchliche Anstalt zu eröffnen, blieb ihnen untersagt. Da die Zahl der Neuzugänge aus Deutschland und der Schweiz ständig wuchs, stellte sich bald auch die Frage nach der Errichtung einer europäischen Ordensprovinz. Nachdem diese 1907 vom Papst genehmigt worden war, wurde Höll unter Verzicht auf ihr Amt als Generaloberin zur 1. Oberin des europäischen Zweiges gewählt, doch mußte das Provinzhaus aus politischen Gründen zuerst nach Luxemburg (1907) und dann nach Straßburg-Ruprechtsau (1911) gelegt werden.
Obwohl Höll jahrzehntelang ihre Tatkraft den vielfältigen Problemen ihrer Kongregation in Übersee gewidmet hatte, was nicht zuletzt in der Betreuung der Karolinenmission an der Seite der Kapuziner zum Ausdruck kam, war sie doch glücklich, im fortgeschrittenen Alter nunmehr in der engeren Heimat wirken zu dürfen. Zahlreich waren auch hier die Aufgaben, die einer Inangriffnahme harrten: die Übernahme der häuslichen Krankenpflege, besonders im Schwarzwald, die Einrichtung von Kindergärten und Fürsorgeheimen, die Betreuung der Arbeiterinnen in den Fabriken. Mitten im 1. Weltkrieg gründete sie in Freiburg, München und Frankfurt Studentinnenheime, zu einer Zeit, als das Frauenstudium noch eine Seltenheit war. Hinter all diesen Wagnissen stand Höll immer mit ihrer ganzen Persönlichkeit; von tiefer Demut erfüllt, wollte sie als Person ganz hinter ihrer Stiftung zurücktreten.
Erst das Kriegsende wies dem Erlenbad jene Aufgabe zu, die ihm Höll schon seit 1895 zugedacht hatte, Mutterhaus und Noviziat der europäischen Provinz ihrer Genossenschaft zu sein. Zwar hat sie selbst diese lang erhoffte Wende nicht mehr erlebt; doch durften ihre sterblichen Überreste bereits 1920 nach Erlenbad „heimkehren“. Seit 1957 ruhen sie dort in der Gruft der neuen Friedhofskapelle.
Nachweis: Bildnachweise: Foto StAF, Bildnissammlung.

Literatur: N. N., Die Genossenschaft der Franziskanerinnen von Erlenbad, Achern 1919; P. Joseph Philippe, Einer Mutter Lieben, Leiden und Sterben. Erinnerungen an die ehrwürdige Mutter Alexia, Stifterin und erste Generaloberin der Schwestern des hl. Franziskus, Achern 1919; Erhard Schlund, Handbuch für das franziskanische Deutschland, München 1926; M. Alfons Schmid, Erinnerungen an die Ehrwürdige Mutter M. Alexia, Stifterin und erste Generaloberin und Geschichte der Schulschwestern des hl. Franziskus, Milwaukee 1929; Sr. Francis Borgia, Er sandte zwei. Geschichte der Schulschwestern des hl. Franziskus von der Gründung der Kongregation bis zum Tode der Gründerinnen Mutter Alexia und Mutter Alfons, Milwaukee 1965; Auftrag und Wagnis. Hg. Kongregation der Schwestern des hl. Franziskus, Erlenbad 1974; M. Archangela Heberle, Die Erlenbader Franziskanerinnen, Erlenbad 1976.
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