Kaufmann, Julius 

Geburtsdatum/-ort: 05.04.1852;  Lahr
Sterbedatum/-ort: 12.07.1937;  Lahr
Beruf/Funktion:
  • Druckereibesitzer, Heimatfreund
Kurzbiografie: 1868-1876 Ausbildung in lithographischen Betrieben (z. B. Würzburg), Besuch der Kunstakademien in München, Nürnberg und Paris
1870/71 Teilnahme am deutsch-französischen Krieg
1876 Einer der Leiter und Teilhaber des Betriebes Ernst Kaufmann: Lithographische Anstalt, Druckerei, Verlag
1897-1918 Mitglied der Handelskammer Lahr
1922-1929 Erster Vorsitzender der Berufsgenossenschaft der Deutschen Papierindustrie
1893-1933 Erster Vorsitzender der Sektion Lahr im Schwarzwaldverein
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1. 1881 Emilie, geb. Möhring aus Kreuznach
2. 1891 Klara, geb. Hildebrandt aus Bielefeld
Eltern: Vater: Gustav Kaufmann, Fabrikant
Mutter: Sofie, geb. Reinhardt
Geschwister: 6
Kinder: 3 aus l. Ehe
1 aus 2. Ehe
GND-ID: GND/1012277119

Biografie: Renate Liessem-Breinlinger (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 1 (1982), 185-186

Kaufmann entstammt einer traditionsreichen badischen Familie, die vom protestantischen Bekenntnis geprägt war. Unter seinen Vorfahren war der Beruf des Pfarrers geläufig. Ab 1876 leitete er zusammen mit mehreren Verwandten – zuerst mit seinem Vater und seinem Onkel, dann mit seinem Vetter Theodor Kaufmann – das familieneigene Unternehmen, die Druckerei mit Verlag Ernst Kaufmann in Lahr. Der namengebende Gründer war sein Großvater gewesen. Dieser war Mitarbeiter und Schwiegersohn des Johann Heinrich Geiger, Herausgeber des Lahrer Hinkenden Boten und Inhaber der Firma, die später unter dem Namen Moritz Schauenburgverlag weitergeführt wurde. Ernst Kaufmann hatte seine Kenntnis der Lithographie noch bei deren Erfinder Alois Senefelder persönlich erworben und 1816 eine Lithographische Anstalt in Lahr gegründet.
Kaufmann nutzte die Phase des Aufschwungs nach der Gründung des Deutschen Reiches mit Geschick, aber ohne riskantes Überdimensionieren. Er erweiterte die Produktion – vorwiegend Bibeldrucke – und erschloß neue Absatzmärkte durch die Gründung von Verkaufsfilialen in London, New York und Chicago in den achtziger Jahren. Im ersten Weltkrieg gingen sie dem Haus durch Enteignung verloren. Die geschäftlichen Verbindungen konnten jedoch nachdem Kriege wieder aufgenommen werden.
Ein bedeutsames Ereignis in diesem Lebenslauf war der deutsch-französische Krieg. In der Festschrift, die 1932 zum 80. Geburtstag von der Familie im Druck vorgelegt wurde, kommt er gleich in der Einleitung vor: Zum Zeitpunkt der Kriegserklärung hielt sich Kaufmann zur Ausbildung in Paris auf. „Unter vielen Mühen und Gefahren über England nach Deutschland zurückgekehrt, meldete sich der vaterländisch gesinnte junge Mann sofort als Einjährig-Freiwilliger zum Kriegsdienst und kämpfte noch im Südosten bei Dijon und der Belagerung von Besançon mit.“ Drei Seiten weiter ist von den bitteren Verlusten, die der erste Weltkrieg der Familie abverlangte, die Rede: „Seine beiden Söhne und sein Schwiegersohn Wolfgang Kristen standen vier Jahre im Felde und opferten ihr Blut dem Vaterlande.“
Kaufmanns Bedeutung als Persönlichkeit liegt außer auf unternehmerischem Gebiet in einer umfangreichen ehrenamtlichen Tätigkeit. In der Berufsgenossenschaft der deutschen Papierindustrie wirkte er seit deren Gründung in der Ära Bismarck zunächst als Vorstandsmitglied und erster Vorsitzender des südwestdeutschen Kreises, und 1922 bis 1929 als erster Vorsitzender der Genossenschaft auf Reichsebene. Der Handelskammer in Lahr gehörte er von 1897 bis 1918 als Mitglied und während der letzten neun Jahre als stellvertretender Präsident an. Von nachhaltiger Wirkung war sein Engagement für den Schwarzwaldverein. Er nahm jahrzehntelang an den Sitzungen der Lahrer Ortsgruppe teil und setzte sich nachdrücklich für die Überbrückung der sozialen Gegensätze ein – angesichts seiner Zeit und seiner gesellschaftlichen Stellung ein beachtliches Ziel, das keineswegs auf der Linie eines allgemeinen Trends lag. Große Verdienste hat er sich um die Auszeichnung des Wanderweges Pforzheim-Basel erworben. Von 1893 bis 1933 war er erster Vorsitzender der Sektion Lahr. Sein Sohn Eberhard (1893-1977) führte diese Tradition fort und nach ihm in der dritten Generation Rolf Kaufmann. An Kaufmann erinnert ein Wanderweg und eine Hütte in den Wäldern bei Lahr.
Nachweis: Bildnachweise: Vgl. Lit.

Literatur: Julius Kaufmann. Festgabe zur Feier des 80. Geburtstages in Lahr am 5. April 1932 im Hause Alleestraße 2. Gedruckt bei Ernst Kaufmann, Lahr 1932. 12 S., mit einem Portrait.
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