König, Georg 

Geburtsdatum/-ort: 25.08.1897;  Diersheim
Sterbedatum/-ort: 07.08.1976;  Karlsruhe
Beruf/Funktion:
  • Landwirt, MdL-DVP/FDP, Agrarpolitiker
Kurzbiografie: 1903-1914 Volks- und Fortbildungsschule in Diersheim
1915-1918 Kriegsfreiwilliger
1924 Übernahme des elterlichen Betriebes
1947-1969 Vorsitzender des Kreisbauernverbandes (BLHV) Kehl
1964-1974 Erster Vizepräsident des BLHV
1951-1952 Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung von Baden-Württemberg
1952-1964 Mitglied des Landtags für die DVP/FDP in Baden-Württemberg
1954-1974 Bürgermeister der Gemeinde Diersheim
1975 Ortsvorsteher der Teilgemeinde Diersheim von Freistett
1952-1964 Mitglied des Kreistags des Landkreises Kehl
1961-1975 Leitende ehrenamtliche Tätigkeit in den genossenschaftlichen Organisationen der „Schwarzwald-Milch-Offenburg“, des „Kraftfutterwerk Kehl“ und der Raiffeisen-Zentralgenossenschaft, Karlsruhe
1964 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland; Ehrenbürger der früheren selbständigen Gemeinden Oberprechtal und Diersheim
1969 Ehrenvorsitzender des BLHV Kreis Verbandes Kehl; Goldene Ehrennadel des Badischen Genossenschaftsverbandes
Weitere Angaben zur Person: Religion: evangelisch
Verheiratet: 1929 Diersheim, Marie, geb. Saenger
Eltern: Georg König (1872-1947), Landwirt und Zigarrenmacher
Magdalena, geb. Hauß (1874-1950)
Kinder: 1 Sohn (seit Januar 1945 vermißt)
2 Töchter
GND-ID: GND/1012280268

Biografie: Clemens Seiterich (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 2 (1999), 282-283

König, der aus einem alten Bauerngeschlecht des Hanauer Landes stammt, hatte sich nach der Heimkehr aus dem Ersten Weltkrieg zu einem fachlich hochangesehenen Landwirt, Tabakpflanzer und Zigarrenmacher entwickelt. Zeitweilig leitete er die elterliche Zigarrenmanufaktur. Ab 1924 widmete er sich ausschließlich dem landwirtschaftlichen Beruf. Durch seinen Schwiegervater Friedrich Saenger, langjähriger Landtagsabgeordneter der Demokratischen Volkspartei und Präsident des Badischen Genossenschaftsverbandes, erhielt er eine liberal-konservative, stark sozial durchdrungene Prägung, die ihn zeitlebens auszeichnete. Praktisch politisch betätigte er sich erst in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg in der DVP/FDP. Der rhetorisch sehr begabte „König von Dierse“ – auch „Volkstribun vom Hanauer Land“ genannt – erwies sich erstaunlich beschlagen und erfolgreich auf den Gebieten der Kommunal- und Landespolitik, der Regional-, Agrar- und Sozialpolitik.
Als mit Beginn des Zweiten Weltkriegs die Dörfer des dem Rhein nahe gelegenen Hanauer Landes in das Schußfeld der französischen Artillerie gerieten – 1944/45 war dies erneut der Fall –, engagierte sich König in der „Grenzwacht“. Seiner Tatkraft ist es zuzuschreiben, daß dieses mehrfach evakuierte Gebiet wirtschaftlich intakt und vor allzu großen Schäden bewahrt blieb. Diese Aktivitäten setzte König nach 1945 in verstärktem Maße fort, als die Lebens- und Wirtschaftsverhältnisse der gesamten „Roten Zone“ entlang des Rheins saniert wurden. Als vorteilhaft erwiesen sich dabei die Ausübung des Abgeordnetenmandats in den Ausschüssen für Wirtschaft, Finanzen und Landwirtschaft des Landtags und seine Führungspositionen in den berufsständisch-agrarpolitischen und genossenschaftlichen Bereichen.
König sah sich indessen mit der Fülle dieser Aufgaben längst nicht ausgelastet. Im politischen Engagement für seine Heimatgemeinde und für „sein“ Hanauer Land ließ er sich nicht übertreffen. Er war ein leidenschaftlicher Verfechter der Selbständigkeit und der vollen Funktionsfähigkeit kleiner Gemeinden und überschaubarer genossenschaftlicher Einheiten. Seinen Aktivitäten darf es zugeschrieben werden, daß seiner Heimatgemeinde in ihrer Struktur, im Dorfbild und in ihrem kommunalen, sozialen und auch kirchlichen Geschehen eine Vorbildfunktion beigemessen wurde. So gehen der Bau eines Kindergartens und der Volksschule, die Errichtung eines evangelischen Gemeindezentrums sowie die Renovierung der Dorfkirche hauptsächlich auf seine Intentionen zurück. Auch gelangen eine Reihe infra- und agrarstruktureller Maßnahmen und die Ansiedelung gewerblich-industrieller Arbeitsplätze.
Auf König geht auch die Gründung der deutsch-französischen (elsässischen) Bürgerbewegung zurück, in der er für Verständigung und Ausgleich, für freund-nachbarliche Verhältnisse über den Rhein hinweg eintrat. Im „Badisch-Elsässischen Landwirtschafts-Komitee“ war er in seiner Eigenschaft als erster Vizepräsident des BLHV die energisch vorwärts drängende Kraft, um in der Europäischen Gemeinschaft am Oberrhein zu einer modellartigen grenzüberschreitenden, regionalen Zusammenarbeit in Fragen der Wirtschafts-, Agrar- und Kommunalpolitik zu kommen. Dieses ihn zutiefst bewegende Anliegen war ihm auf dem Hintergrund enger freundschaftlicher Verbindungen in das Elsaß erwachsen, die schon in den 20er Jahren, zwischen den zwei Weltkriegen, entstanden waren.
Nachweis: Bildnachweise: Fotos im Bildarchiv von Badische Bauern-Zeitung Freiburg i. Br.

Literatur: Gerhard Binder, Georg König, Liberaler Bauernführer des Hanauer Landes, in: Die Ortenau, 57. Jg. (1977) 279-284; Badische Bauernzeitung, Jg. 1972, Nr. 35 vom 26.08.1972, 10 und Jg. 1976, Nr. 34 vom 21.08.1976, 10; Badische Landwirtschaft. Hauptverband (BLHV) (Hrsg.), 100 Jahre bäuerliche Interessenvertretung in Baden, 1988, 29 ff.
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