Langenbeck, Fritz 

Geburtsdatum/-ort: 30.04.1888; Straßburg
Sterbedatum/-ort: 14.06.1970;  Bühl/Baden
Beruf/Funktion:
  • Pädagoge, Ortsnamenforscher
Kurzbiografie: 1906 Abitur am protestantischen Gymnasium, Straßburg
1906-1911 Studium (Geschichte, Geographie, Deutsch) an den Universitäten Straßburg, Berlin
1913 Studienassessor in Straßburg
1913-1914 Militärdienst in Lothringen
1914-1918 Kriegsdienst, Leutnant der Reserve, Eisernes Kreuz II. Klasse (1916)
1919-1941 Gymnasialprofessor in Lüdenscheid/Westfalen
1941 Kommissarischer Leiter des Landsberg-Gymnasiums in Barr/Elsaß
1942-1945 Gymnasialprofessor in Bühl/Baden
1945-1950 Gymnasialprofessor in Achern/Baden
1950-1953 Gymnasialprofessor in Rastatt/Baden
1953 Pensionierung
1965 Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg i. Br.
Weitere Angaben zur Person: Religion: evangelisch
Verheiratet: 06.08.1919 Margarete, geb. Barthel (1893-1985)
Eltern: Vater: Dr. Rudolf Langenbeck (1854-1923), Gymnasialprofessor
Mutter: Emilie, geb. Fischer (1862-1929)
Geschwister: keine
Kinder: Helmut (1920-1941)
Irmgard Langenbeck-Kuen (1923-1970)
GND-ID: GND/1012282775

Biografie: Wolfgang Kleiber (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 1 (1994), 206-207

Die Familie Langenbeck stammt aus dem Alten Land an der Unterelbe. Dem weitverzweigten Geschlecht sind bekannte Gelehrte entsprungen, darunter viele Mediziner wie Konrad Johann Martin Langenbeck (gest. 24.01.1851) und der bedeutende Chirurg Bernhard Rudolf Konrad von Langenbeck (gest. 29.09.1887). Der Vater Rudolf Langenbeck war nach 1871 als Mathematiker und Geograph an das Protestantische Gymnasium in Straßburg gekommen. Sein einziger Sohn, Fritz Langenbeck, verbrachte in dieser Stadt seine Jugend- und Gymnasialzeit, studierte dann an der dortigen Universität die Fächer Geschichte, Deutsch, Geographie und bereitete sich auf die Gymnasiallehrerlaufbahn vor. Am 4.1.1913 wurde er an dem heimatlichen Gymnasium zum Studienassessor ernannt. Der Krieg riß ihn abrupt aus dieser kontinuierlichen Entwicklung. Nach dem Ersten Weltkrieg mußte die Familie, die nicht für Frankreich optieren wollte, das Elsaß verlassen. Langenbeck nahm 1919 seine Berufstätigkeit als Gymnasiallehrer in Lüdenscheid/Westfalen auf. Das wechselvolle Schicksal der Grenzregion am Oberrhein im Spannungsfeld zweier Staaten und Kulturen hat Langenbeck entscheidend geprägt. Er fühlte sich als Mittler zwischen Deutschen und Franzosen. Lebenslang blieb er dem Elsaß, seinen Menschen – seine Frau war ja Elsässerin –, und seiner Geschichte verbunden. So ist es bezeichnend, daß sein erstes wissenschaftliches Werk, in Lüdenscheid entstanden, der elsässischen Toponymie (Ortsnamenkunde) galt. Seine gründliche Darstellung im Elsaß-Lothringischen Atlas ist noch heute unersetzt. Zunächst aber war Langenbeck von ganzem Herzen Gymnasiallehrer. Zahlreichen Schülern, die ihn in Lüdenscheid, dann an den mittelbadischen Gymnasien Bühl, Rastatt und Achern erlebten, ist er als begeisternder Pädagoge, als lautere Persönlichkeit im Gedächtnis geblieben. Von seiner wissenschaftlichen Arbeit, die er nie aus den Augen verlor, strahlte vieles aus in den Unterricht: jene ausgeprägte Sorgfalt und Akribie im Philologischen, die absolute Redlichkeit und Fairneß in der Diskussion, schließlich die Faszination des Entdeckers. 1953, nach der Pensionierung, trat Langenbeck zuerst mit Untersuchungen zu grundsätzlichen, methodischen Fragen der Onomastik, der Lehre von den Eigennamen insgesamt, hervor. Beispielhaft zu nennen sind die wichtigen Studien zur Namentheorie („Wesen und Eigenart der Ortsnamen“ 1951 und 1954) sowie zur historisch-philologischen Quellenkritik (Identifizierung von Ortsnamen) und zu den Doppelnamen der elsässischen Klöster. Das Untersuchungsgebiet erweiterte sich dabei allmählich. Zwar blieb das Elsaß Schwerpunkt, doch griff Langenbeck später immer stärker auf die rechtsrheinischen Gebiete (Ortenau, Schwarzwald, Allgäu) aus. Die typologischen Studien zu den -Heim-, -Weiler-, -Tung-, -Hurst-Namen sowie zu den genitivischen Namen blieben wichtig durch ihre große Materialfülle, ihre philologische Solidität und die stets durchgehaltene siedlungsgenetische Zielsetzung. Zwei Fragenkreise standen bei dem Grenzländer und Kulturanthropologen im Vordergrund: die Frankonisierung der Oberrheinlande im Frühmittelalter und später zunehmend das Kontinuitätsproblem. Sein letztes, zweibändiges Werk galt der romanisch-germanischen Namenkontinuität im Elsaß. Es ist ein großes Verdienst, daß Langenbeck durch seine Arbeiten wieder Brücken geschlagen hat in einer Zeit, als das Gespräch über den Rhein fast abgerissen war. Seine Forschungen haben in der Fachwelt, vor allem auch bei Historikern, große Resonanz gefunden. In Anerkennung und Würdigung seiner Verdienste verlieh ihm 1965 die Philosophische Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg die Ehrendoktorwürde.
Die letzten Jahre waren durch Schicksalsschläge überschattet. Nachdem der einzige Sohn im Zweiten Weltkrieg geblieben war, verlor er 1970 die Tochter durch einen Unfall. Kurz darauf, mitten in den Vorbereitungen begriffen zu einer umfassenden Darstellung der Siedlungsgeschichte und Namenkunde des Schwarzwaldes, folgte er ihr nach.
Werke: Fritz Langenbeck, Die Siedlungsnamen Elsaß-Lothringens, Elsaß-Lothringischer Atlas, Karten 29, 33 und Erläuterungsband 1931, 80-122; Studien zur elsässischen Siedlungsgeschichte. Vom Weiterleben der vorgermanischen Toponymie im deutschsprachigen Elsaß. 2 Bde. 1967. – Weitere Beiträge aufgeführt in BbG 9 (Registerband) 150 f.
Nachweis: Bildnachweise: vgl. Literatur W. Kleiber, nach S. 236

Literatur: W. Kleiber, Fritz Langenbeck, in: Onoma XVI (1971) 1-2, 236-237; Udo Wasmer, Fritz Langenbeck, in: Die Ortenau 51, 1971, 4 f.
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