Lenel, Paul Moritz 

Geburtsdatum/-ort: 29.05.1884; Kiel
Sterbedatum/-ort: 30.09.1918; gefallen bei Salomé (östlich von La Bassée in Frankreich, beigesetzt im Lenel'schen Familiengrab in Freiburg)
Beruf/Funktion:
  • Rechtshistoriker
Kurzbiografie: 1902 Abitur in Straßburg
1902-1906 Studium der Rechte in Straßburg, Berlin und wieder in Straßburg
1907 1. juristisches Staatsexamen in Straßburg, anschließend kurze Zeit Referendar im Reichsland Elsaß-Lothringen
1908 1. juristisches Staatsexamen in Baden, anschließend juristischer Vorbereitungsdienst in Baden
1911 Dr. jur. in Freiburg i. Br.; 2. juristisches Staatsexamen in Baden
1912 Gerichtsassessor, längere Zeit beurlaubt, Dienst u. a. beim Archivariat der 2. Kammer der Landstände in Karlsruhe
1913 Privatdozent an der juristischen Fakultät der Universität Göttingen für Deutsche Rechtsgeschichte, Staats- und Verwaltungsrecht
1914 als Reserveoffizier ins Feld (zuletzt Hauptmann)
1917 lehnt das Angebot einer Professur in Göttingen ab, verzichtet auf weitere Beurlaubung und möchte nach Kriegsende in die badische Verwaltung zurückkehren
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1914 Annemarie, geb. Niese (1890-1975), Tochter des Prof. der Universität Halle Dr. Benediktus Niese
Eltern: Vater: Otto Lenel, Dr. jur., ordentlicher Prof. zuletzt in Freiburg i. Br.
Mutter: Luise Sarah, geb. Eberstadt
Geschwister: 1 Bruder
1 Schwester
Kinder: 1 Sohn (Dr. rer. pol. Hans Otto Lenel, emeritierter Prof. der Universität Mainz)
1 Tochter
GND-ID: GND/1012283518

Biografie: Wolfgang Leiser (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 3 (1990), 174

Gleich seinem Schwager, dem Historiker Hans Niese, gehört Lenel zu den großen Hoffnungen der deutschen Wissenschaft, die dem ersten Weltkrieg zum Opfer fielen. Der Nachkomme einer bekannten, weit verbreiteten jüdischen Familie aus Mannheim war in Straßburg aufgewachsen, dann den Eltern nach Freiburg gefolgt und fühlte sich den oberrheinischen Landen tief verbunden. Daß der Referendar seine Anwaltsstation bei der Kanzlei Hachenburg-Strauß-Wimpfheimer in Mannheim absolvierte, gehört in das Bild Lenels, wirft es doch ein Licht auf die Famlienbeziehungen der badischen Juden. Lenel schwankte offenbar zwischen der Rechtsgeschichte, die der Vater als Romanist hervorragend vertrat, und praktisch-juristischer Tätigkeit. Er ließ sich in Freiburg von Richard Schmidt für die Rechtsgeschichte gewinnen; die ersten Kapitel einer Untersuchung lagen der Freiburger Fakultät als Dissertation vor, die vollständige Fassung figurierte als Göttinger Habilitationsschrift – da der Vater Ordinarius in Freiburg war, verbot sich eine Habilitation an dieser Fakultät. Lenel hatte gemeinsam mit Willy Andreas im Landesarchiv gearbeitet, ihre damals entstandenen Bücher ergänzen sich auf das glücklichste und sind bis heute Standardwerke geblieben. Ernst Lenel: Badens Rechtsverwaltung und Rechtsverfassung unter Markgraf Karl Friedrich 1738-1803 (1913). W. Andreas: Geschichte der badischen Verwaltungsorganisation und Verfassung in den Jahren 1802-1918. Band 1: Der Aufbau des Staates im Zusammenhang der allgemeinen Politik (1913). Lenel erarbeitete aus der archivalischen Überlieferung ein umfassendes Bild der badischen Rechtsgeschichte jener Epoche; über die organisatorischen Probleme hinaus geht er auch auf das materielle Zivil- und Strafrecht ein. In der kurzen Zeitspanne zwischen Habilitation und Kriegsausbruch erschienen noch einige heute vergessene Aufsätze; ein vielversprechendes Gelehrtenleben brach nach der Ouvertüre jäh ab. Nach dem Tode Lenels verlegte die Witwe mit ihren Kindern den Wohnsitz von Göttingen nach Freiburg; sie überstanden das Dritte Reich glimpflich, während Lenels greise Mutter 1940 nach Gurs deportiert wurde und dort starb.
Werke: Badens Rechtsverwaltung und Rechtsverfassung unter Markgraf Karl Friedrich (1913); Ist Ulrich Zasius der Verfasser der badischen Erbordnung von 1511?, in: ZGO 66, 1912, 511 f.
Nachweis: Bildnachweise: Foto StAF, Bildnissammlung.

Literatur: W. Andreas, P. Lenel f, in: ZGO 73 (1919) 516-520.
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