Maier, Pauline 

Geburtsdatum/-ort: 21.10.1877;  Baiertal bei Heidelberg
Sterbedatum/-ort: 01·1943-12-31.01.1941; KZ Auschwitz
Beruf/Funktion:
  • Oberin, Opfer des NS-Regimes
Kurzbiografie: 1913 Eintritt in das jüdische Krankenhaus Mannheim
1914-1918 Krankenschwester im Ersten Weltkrieg
1922 Oberin des jüdischen Krankenhauses Mannheim
1940 22.10. Deportation in das Lager Gurs (Südfrankreich)
1942 10.8. Deportation nach dem KZ Auschwitz
Weitere Angaben zur Person: Religion: isr.
Eltern: Vater: Raphael, Viehhändler
Mutter: Hannchen, geb. Marx
GND-ID: GND/1012285391

Biografie: Karl Otto Watzinger (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 192

Maier wurde als Krankenschwester in Berliner und Breslauer Krankenhäusern ausgebildet, kam 1904 nach Mannheim und trat 1913 in das jüdische Krankenhaus ein. Als 1936 das alte Krankenhaus abgebrochen wurde, richtete sie eine Krankenabteilung von 37 Betten in dem 1930 erbauten jüdischen Altersheim ein, in dem auch zwei Operationssäle geschaffen wurden.
Nach den Pogromen vom 9./10. November 1938 wurde das Altersheim zur Zuflucht von 350 Flüchtlingen aus der Pfalz, vor allem aus dem jüdischen Altersheim in Neustadt, das völlig niedergebrannt wurde. Nur durch größte Anstrengungen der Oberin und ihrer Helfer gelang es, die Obdachlosen unterzubringen und zu ernähren. Nach zehn Tagen mußten die Flüchtlinge aufgrund einer Anordnung der Stadtverwaltung Mannheim wieder verlassen. Bei der Deportation der badischen Juden nach Gurs am 22. 10. 1940 wurde das Altersheim bis auf die Transportunfähigen geräumt. Maier hätte als Oberin zurückbleiben können, aber sie wollte sich nicht von den ihr anvertrauten Menschen trennen. Ihren privaten Besitz vermachte sie ihren nichtjüdischen Helferinnen, doch dieses Testament wurde nicht anerkannt, da aller Besitz der Deportierten beschlagnahmt wurde. In Gurs sah man die nimmermüde Oberin durch den tiefen Morast des Lagers stapfen, um den unter Kälte, Schmutz und Hunger leidenden Menschen zu helfen.
Bei der Deportation der Überlebenden des Lagers nach dem Osten im Sommer 1942 wollte der französische Kommandant die Oberin dabehalten, aber sie bestand darauf, ihre Schutzbefohlenen auch auf ihrem letzten Weg zu begleiten.
Das heute von der Stadt Mannheim geführte Alters- und Pflegeheim trägt zur Erinnerung an die unvergeßliche Oberin den Namen „Pauline Maier-Haus“.
Nachweis: Bildnachweise: StadtA Mannheim

Literatur: Jacob, Gustaf, Pauline Maier, in: Mannheimer Hefte 1964, 3, 30 f.; Hans-Joachim Fliedner, Die Judenverfolgung in Mannheim 1933-1945, Stuttgart 1971, Bd. 2, 41 f., 109 f., 153 f.; Karl Otto Watzinger, Gesch. d. Juden in Mannheim, 1987 2. Aufl., 125 f.
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