Saenger, Friedrich 

Geburtsdatum/-ort: 03.04.1867;  Diersheim
Sterbedatum/-ort: 17.07.1921;  Diersheim
Beruf/Funktion:
  • Landwirt, Bürgermeister, Mitglied des Landtags-DDP
Kurzbiografie: 1885-1888 Militärzeit beim 1. Badischen Leibgrenadier-Regiment Nr. 109 in Karlsruhe
1894 Gründung der Diersheimer dampfgetriebenen Genossenschaftsmolkerei
1903-1921 Bürgermeister in Diersheim
1905-1911 Abgeordneter der II. Kammer im Badischen Landtag als Mitglied der Nationalliberalen Partei
1906 Präsident des Verbandes badischen landwirtschaftlichen Genossenschaften
1908 Vizepräsident der Badischen Landwirtschaftskammer, Mitglied des Bundesrates – der Ländervertretung des Deutschen Reiches
1911-1918 Abgeordneter der I. Kammer im Badischen Landtag
1912 Ernennung zum Oekonomierat durch Großherzog Friedrich II. von Baden
1916 Fachvertreter des Landes Baden im Vorstand des Kriegsernährungsamtes
1919 Mitglied der Badischen Nationalversammlung und des Badischen Landtags als Abgeordneter der Deutschen Demokraten
1920 Berufung in den Reichswirtschaftsrat in Berlin
Weitere Angaben zur Person: Religion: prot.
Verheiratet: 24.5.1894 Diersheim, Marie, geb. Hetz, aus Diersheim
Eltern: Vater: Johann Georg Saenger (1836-1912), Landwirt aus Diersheim
Mutter: Katharina Salomea, geb. Zimmer (1840-1918) aus Memprechtshofen
Geschwister: Luise (geb. 1872)
Kinder: 2:
Luise (1897-1966), unverheiratet
Marie (1903-1943), 1924 verheiratet mit Georg König, Bürgermeister in Diersheim, Mitglied des Landtags-FDP und Vizepräsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands
GND-ID: GND/1012299201

Biografie: Dieter Kauß (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 247-249

Nach seiner schulischen Ausbildung an der damaligen vierklassigen Dorfschule in Diersheim und an der Lateinschule in Rheinbischofsheim arbeitete Saenger auf dem elterlichen Hofe, ehe er von 1885 bis 1888 in Karlsruhe seine Militärzeit beim I. Badischen Leibgrenadier-Regiment Nr. 109 ableistete. Danach arbeitete er wiederum auf seinem elterlichen Hofe und erkannte dabei schon sehr früh die Notwendigkeit von Genossenschaften als Selbsthilfeeinrichtungen für die Landwirte, die damals unter der ausländischen Konkurrenz und unter schlechten Preisen für die deutschen Landwirtschaft litten. In konsequenter Weise gründete er 1894 in Diersheim eine dampfgetriebene Genossenschaftsmolkerei, die erste ihrer Art im Hanauerland und Mittelbaden. Diese verkaufte zunächst Milch und Butter; später auch Eier. Ihr Absatz war von Erfolg gekrönt, so daß sich Saenger in der Folgezeit – gestärkt durch den Erfolg und die Erfahrung, begabt mit einer eindrucksvollen Rednergabe – auf vielen Versammlungen, ob politisch oder rein landwirtschaftlich orientiert, für die Genossenschaftseinrichtungen einsetzen konnte. So war er ab 1906 Präsident des Verbands badischer Landwirtschaftlicher Genossenschaften und sehr früh im Vorstand des Badischen Molkereiverbands und der Badischen Landwirtschaftsbank vertreten.
Die ersten persönlichen Erfolge führten dazu, daß Saenger im Jahre 1903 zum Bürgermeister von Diersheim gewählt und 1911 in diesem Amt bestätigt wurde, das er bis zu seinem Tode innehatte. Als Bürgermeister baute Saenger in Diersheim eine neue Kinderschule; er förderte auf der durch die Tulla-Rhein-Korrektur neu gewonnenen Boden-Fläche den Tabakanbau. Nach dem 1. Weltkrieg suchte er Kontakte zur französischen Besatzung, um sein Dorf von größerem Schaden zu bewahren und Neues aufbauen zu können.
Mit dem Jahre 1905 begann Saengers politische Laufbahn als Mitglied der II. Kammer des Badischen Landtags bis zum Jahre 1911. Er gehörte damals zur Nationalliberalen Partei. Im Landtag widmete er sich besonders der landwirtschaftlichen Genossenschaftsbewegung, der Förderung der Bildungsarbeit und des Lehrerstandes auf dem Lande. Die Mitgliedschaft in der I. Kammer des Badischen Landtags von 1911 bis 1918 resultierte aus seiner Position als Vizepräsident der Badischen Landwirtschaftskammer seit dem Jahre 1908. Nach dem ersten Weltkrieg verstand es der ehemalige Kehler Bürgermeister Hermann Dietrich – später Reichsfinanzminister und Vizekanzler – Saenger auf die Seite der Deutschen Demokraten zu bringen, für die er in die Badische Nationalversammlung und in den Badischen Landtag einzog. Die persönlichen Fähigkeiten, seine Verdienste als Bürgermeister sowie sein Engagement als Mitglied des Badischen Landtags, brachten Saenger eine Fülle von Berufungen und Ehrungen ein, von denen nur die wichtigsten genannt werden sollen: 1908 Mitglied des Direktoriums des landwirtschaftlichen Bezirksvereins Kehl sowie Mitglied des Bundesrates, der Ländervertretung des Deutschen Reiches. Hier war Saenger im Börsenausschuß vertreten, der in wirtschafts- und finanzpolitischen Fragen den Bundesrat unterstützte; im selben Jahr wurde Saenger Mitglied im Tabakausschuß der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft. Kirchlich engagierte er sich auch und wurde außerordentliches Mitglied des Evangelischen Landesoberkirchenrats in Karlsruhe; 1911 wurde er in den Verwaltungsrat der Norddeutschen Hagelversicherung berufen. Da Saenger seit 1916 als Fachvertreter des Landes Baden im Vorstand des Kriegsernährungsamtes einen guten Eindruck gemacht hatte, war es 1920 nicht verwunderlich, daß er in den Reichswirtschaftsrat nach Berlin berufen wurde. Im Kriege hatte er sich außerdem als Präsident der Badischen Landwirtschaftskammer bewährt.
Seit den Jahren 1912/13 war Saenger rastlos tätig und unterwegs. Wegen seiner Arbeit im Kriegsernährungsamt sah man ihn kaum noch in Diersheim. Die Belastungen wurden zu groß; schon 1920 war er von einem Herzleiden schwer gezeichnet. Er starb am 17. Juli 1921 in seinem Heimatdorf Diersheim, in seinem Leben rastlos „werbend tätig, daß auch in Baden der Landwirtschaft die Existenzbedingungen geschaffen wurden, um ein erträgliches Los fristen zu können“ (Innenminister A. Remmele bei der Beisetzung).
Werke: Gedichte und Prosastücke für Vereine in der Zeit vor 1905. Nur ein Gedicht zum Thema „Im Brückenkopf Kehl“ wurde in der Bad. Landes-Ztg. Nr. 325, vom 30. 10. 1920 abgedruckt.
Nachweis: Bildnachweise: Vgl. Lit. H. G. Binder 1972.

Literatur: Art. „Die Genossenschafts-Molkerei zu Diersheim bei Kehl am Rhein“, in: Kehler Ztg. Nr. 25 vom 30.1.1899; „Die Landwirtschaftsdebatte“, in: Generalanzeiger der Stadt Mannheim und Umgebung Nr. 201 vom 2.5.1906; „Abg. Oekonomierat F. Saenger, in: Karlsruher Tagblatt, Nr. 197 vom 19.7.1921; H. G. Binder, F. Saenger, ein liberaler Bauernführer im bad. Hanauerland, in: Ortenau 52, 1972, 139-148; ders., Georg König, in: Ortenau 57, 1977, 279-284; ders., F. Saenger, in: Chronik d. Stadt Rheinau 1988, 373-376.
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