von Schabel, Johannes (Hans) Alois 

Andere Namensformen:
  • (württ. Personaladel)
Geburtsdatum/-ort: 25.10.1857;  Ellwangen
Sterbedatum/-ort: 26.12.1945;  Ellwangen
Beruf/Funktion:
  • Generalleutnant
Kurzbiografie: 1876–1883 Württ. Feldartillerieregiment Nr. 13; 1877 Fähnrich, 1878 Leutnant
1883–1891 Württ. Fußartilleriebataillon Nr. 13, 1886 Bataillonsadjutant; 1891 Hauptmann
1891–1893 Fußartillerieregiment Nr. 1: Kompaniechef, 1893 Übertritt in preußische Dienste
1893–1897 Fußartillerie-Schießschule in Jüterbog: Dozent
1897–1900 Fußartillerieregiment Nr. 3: Kompaniechef
1900–1901 Festung Koblenz-Ehrenbreitstein: Artillerie-Offizier; 1900 Major (außerplanmäßig)
1901 Mitglied der Kaiserlichen Oberrhein-Kommission Freiburg
1902–1905 Hohenzollernsches Fußartillerieregiment Nr. 13: Bataillonskommandeur
1905–1908 Fußartillerie-Schießschule in Jüterbog: 1905 Dozent, 1907 Stabsfunktion; 1907 Oberstleutnant
1908–1910 Hohenzollernsches Fußartillerieregiment Nr. 13: Regimentskommandeur; 1910 Oberst
1910–1913 Artillerieprüfungskommission Berlin: Abteilungschef; 1913 Generalmajor
1913–1914 2. Fußartilleriebrigade: Brigadekommandeur
1914–1918 Einsätze sowohl an der West- als auch an der Ostfront (u. a. bei Verdun 1916); 1917 Generalleutnant
1919 Ausscheiden aus dem Militärdienst
1919–1945 Wohnsitz in Ellwangen
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Auszeichnungen: Auszeichnungen (Auswahl): Orden der Württ. Krone (Ehrenkreuz verb. mit persönlichem Adel, 1909; Komturkreuz mit Schwertern, 1915); Eisernes Kreuz (1. Klasse, 1914); Bayerischer Militärverdienstorden (2. Klasse mit Schwertern, 1915); Kgl. Hausorden von Hohenzollern (Komturkreuz mit Schwertern, 1916)
Verheiratet: 15.4.1885 (Ulm) Gisela, geb. Göser
Eltern: Vater: Dr. Wilhelm Schabel (1818–1874), Oberamtsarzt
Mutter: Franziska, geb. Kuhn († 1886)
Geschwister: 11
Kinder: 2: Gisela (Gisa) (* 1886); Wilhelm (* 1892)
GND-ID: GND/1012299899

Biografie: Wolfgang Mährle (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 2 (2011), 237-238

Schabel, der aus einer bürgerlichen, religiös geprägten Arztfamilie stammte, absolvierte eine überaus erfolgreiche Offizierslaufbahn zunächst im königlich-württembergischen, seit 1893 im königlich-preußischen Heer. Seinen Aufstieg in der militärischen Hierarchie verdankte er herausragenden fachlichen Kenntnissen über Waffensysteme und Einsatz der schweren Artillerie. Schabel hatte einen bedeutenden Rang als Militärtheoretiker, er erwies sich jedoch auch als hervorragender Praktiker.
Die berufliche Laufbahn Schabels war zunächst vom Wechsel zwischen dem Truppendienst an verschiedenen Standorten in Württemberg, Preußen und Baden sowie Lehrverwendungen an der Fußartillerie-Schießschule in Jüterbog geprägt. Für die Karriere Schabels bedeutsam waren insbesondere die Tätigkeiten als Dozent in Jüterbog in den Jahren 1893 bis 1897 und 1905 bis 1908. Schabel unterwies hier nicht nur jüngere, sondern auch erfahrene und im militärischen Rang weit über ihm stehende Offiziere. Er erwarb sich aufgrund seiner hervorragenden Kenntnisse auf den Gebieten der Ballistik, der Mathematik und der Chemie den Ruf eines „Schießpapsts“.
Eine militärhistorisch wichtige Rolle spielte Schabel in den Jahren unmittelbar vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Als Abteilungschef bei der Artillerieprüfungskommission in Berlin (1910–1913) war er für die konzeptionelle und technische Weiterentwicklung der schweren Artillerie des Deutschen Kaiserreichs unmittelbar verantwortlich. Schabels wichtigste Aufgaben bestanden in der Mitwirkung bei der Modernisierung der Geschützausrüstung der deutschen Armeen und bei der Entwicklung neuer Munition, Richt- und Zielmittel (Bussolen), Lafetten und Fahrzeuge. In der Zeit Schabels bei der Artillerieprüfungskommission wurden die ersten, streng geheim gehaltenen Schießversuche mit dem von Professor Rausenberger bei Krupp in Essen konstruierten 42 cm-Mörser – im Volksmund später „Dicke Berta“ genannt – durchgeführt. Schabel machte sich daneben um den Ausbau der deutschen Grenzfestungen sowie um die Auffüllung der Munitionsvorräte des Heeres verdient.
Die Tätigkeit Schabels bei der Artillerieprüfungskommission trug nach Beginn des Ersten Weltkriegs Früchte. Durch die unter maßgeblicher Mitwirkung Schabels produzierten Waffen gelang den deutschen Truppen in den ersten Kriegsmonaten u. a. die Einnahme der Festungen Maubeuge und Antwerpen. In den folgenden Kriegsjahren fungierte Schabel als Berater bei artilleristischen Angriffen sowie als Leiter von Artillerieeinsätzen sowohl an der West- als auch an der Ostfront. Hervorzuheben ist sein Engagement vor und während der Schlacht bei Verdun in den Jahren 1915/1916. Er verfasste 1915 im Auftrag der Obersten Heeresleitung eine „Anleitung für Verwendung von Gasgeschossen“.
Nach Kriegsende bat Schabel um seinen Abschied vom Heer, der am 3.5.1919 bewilligt wurde. Schabel lebte von 1919 bis zu seinem Tod an Weihnachten 1945 in seiner Heimatstadt Ellwangen. Im Winter 1931/32 schrieb er seine Lebenserinnerungen, die von der Jugendzeit in Ellwangen bis in das Jahr 1918 reichen.
Quellen: PA HStAS M 430/1 Bü 2310; HStAS M 707 Nr. 1356 (Militärischer NL).
Werke: Aus meinem Leben/Meine Erlebnisse im Weltkrieg 1914–18, 2 Bde., 1931/1932, mschr. (in: HStAS M 660/323).
Nachweis: Bildnachweise: HStAS, M 707 Nr. 1356 (2 Fotos: ca. 1880 bzw. o. D.).

Literatur: Zeitungsartikel in HStAS M 743/2, Bü 431.
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