Schlatter, Friedrich 

Geburtsdatum/-ort: 18.08.1878;  Grafenhausen bei Bonndorf
Sterbedatum/-ort: 03.06.1927; New York, beigesetzt 20. 6. 1927 Paderborn
Beruf/Funktion:
  • katholischer Geistlicher, Generalsekretär des Bonifatiusvereins für Deutschland
Kurzbiografie: 1884-1890 Volksschule Grafenhausen
1890-1897 Berthold-Gymnasium Freiburg mit Abitur
1897-1901 Studium der katholischen Theologie Freiburg und St. Peter, 1901 dort (4. 7.) Priesterweihe
1901-1902 Vikar in Sasbach, zugleich Präfekt an der Lender'schen Anstalt
1902-1905 geistlicher Lehrer daselbst
1905-1907 Pfarrverweser Gerlachsheim, 1907/08 in Adelsheim
1908-1913 Pfarrer daselbst, seit 1911 mit Absenz
1911-1912 Pfarradministrator Philippsburg
1912-1913 Redakteur beim Sonntagsblatt „Leo“, Paderborn
1913-1927 Generalsekretär des Bonifatiusvereins für Deutschland, Paderborn
1915-1918 Feldgeistlicher und Divisionspfarrer an der Westfront, 1915 Eisernes Kreuz II. Klasse, Ritterkreuz vom Orden des Zähringer Löwen I. Klasse mit Schwertern
1917 Mitglied des Generalvorstandes des Bonifatiusvereins
1920 erster USA-Aufenthalt im Auftrag des Generalvorstandes
1921-1927 Beauftragter des Generalvorstandes in den USA (Sitz New York)
1922 (April) Päpstlicher Geheimkämmerer (Monsignore)
1923 (23. 10.) Päpstlicher Hausprälat
1927 Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Kajetan Schlatter, Schneidermeister
Mutter: Maria Anna, geb. Wachenheim
Geschwister: 2 Brüder
GND-ID: GND/1012301761

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 262-264

Wie beim katholischen Klerus ländlicher Herkunft nicht selten, erfuhr Schlatter seine erste nachhaltige Förderung durch den Ortspfarrer, der ihn auf den Besuch des Gymnasiums vorbereitete. Nach dem Abitur begann er das Theologiestudium und wurde 1901 zum Priester geweiht. Zunächst wirkte er als Vikar in Sasbach und danach als Lehrer an der Lender'schen Anstalt. Da ihn diese Tätigkeit nicht richtig ausfüllte, kehrte er schon nach kurzer Zeit in die Seelsorge zurück.
Schlatter hatte noch seine Pfarrstelle in Adelsheim inne, als er 1911 Pfarradministrator in Philippsburg wurde. Seine Aufgeschlossenheit für die sozial-karitativen Belange veranlaßte ihn nicht nur, den Arbeiter- und Gesellenverein auszubauen, sondern auch die Gründung eines örtlichen Volksvereins voranzutreiben, dessen Leitung auf Diözesanebene damals in den Händen Schofers lag. Zugleich betätigte er sich in verstärktem Maße publizistisch.
Von der Freiburger Kirchenbehörde freigestellt, kam Schlatter 1912 zur Bonifacius-Druckerei in Paderborn. Dort war ihm neben der redaktionellen Betreuung einiger kirchlicher Zeitschriften vor allem die Schriftleitung des katholischen Sonntagsblattes „Leo“ anvertraut worden. Doch schon wenig später erfolgte seine Berufung auf den Posten eines Generalsekretärs beim Bonifatiusverein für Deutschland. Er gab das Vereinsorgan „Bonifatiusblatt“ in neuer Aufmachung heraus, und es gelang ihm in kurzer Zeit, die Auflage zu verdreifachen. So konnte er durch Wort und Schrift verstärkt in missionarischem Geiste wirken und bei den Gläubigen Verständnis für die Anliegen der katholischen Diaspora wecken.
Als Feldgeistlicher und Divisionspfarrer erlebte Schlatter den 1. Weltkrieg an der Westfront. Mutig und erfinderisch zugleich, wagte er in der Militärseelsorge neue Wege. Mit Hilfe eines Kapellenautos erstrebte er eine optimale geistliche Betreuung der Soldaten. In der ihm eigenen gewinnenden Art warb er in der katholischen Bevölkerung für diese neue Form der Seelsorge, und er überwachte persönlich den Bau und die Ausstattung weiterer Fahrzeuge. Für die Soldaten gründete er auch die religiöse Zeitschrift „Am Lagerfeuer“, und die von ihm organisierten Vorträge und geistlichen Exerzitien öffnete er, soweit möglich, auch den Kriegsgefangenen und, im unmittelbaren Anschluß an den Krieg, den in der Schweiz Internierten. Durch die Verleihung des Eisernen Kreuzes sowie des Zähringer Löwenordens hat sein vorbildlicher Einsatz auch staatlicherseits die verdiente Anerkennung gefunden.
Der Kriegsausgang hatte auch Schlatter vor neue Aufgaben gestellt. Da wirksame Hilfe für die Diaspora und zur Rettung des Bonifatiusvereins nur von amerikanischer Seite erhofft werden konnte, ließ sich Schlatter mit Zustimmung der Fuldaer Bischofskonferenz von 1921 an dauerhaft in den Vereinigten Staaten nieder; unter den dort lebenden Katholiken startete er eine großangelegte Hilfsaktion zugunsten der notleidenden Mitchristen in der alten Heimat. Als Folge des Krieges war vor allem das kirchliche Aufbauwerk in der Diaspora gefährdet. Daß dort bald vielen Priestern in ihrer materiellen Not wirksam geholfen werden konnte und daß keines der vom wirtschaftlichen Ruin bedrohten Kinderheime geschlossen werden mußte, war in erster Linie dem persönlichen Einsatz Schlatters zu verdanken. Dabei hatte er sich selbst eine äußerst bescheidene Lebensführung auferlegt. In New York war die enge Zelle eines Kapuzinerklosters seine Wohnung, und sein sehnlichster Wunsch war gewesen, nach seiner Zurruhesetzung in den Kapuzinerorden eintreten zu können.
Schlatter litt nahezu lebenslänglich unter seinem kränklichen Zustand. Als junger Pfarrverweser in Gerlachsheim schon einmal lebensbedrohlich erkrankt, warf ihn in New York ein hartnäckiges Blasenleiden für längere Zeit auf das Krankenlager (1924/25). Von dem sich anschließenden Genesungsurlaub in Deutschland, der ihm die Freude des Wiedersehens mit alten Freunden und Bekannten brachte, erhoffte er sich die vollständige Rückgewinnung seiner Schaffenskraft. Doch kaum hatte er sich von den Folgen eines schweren Verkehrsunfalls erholt, führte der erneute Ausbruch seines chronischen Leidens nach nur wenigen Monaten zum Tode. Mit Schlatter verlor das Bonifatiuswerk einen unermüdlichen Apostel der Caritas und die deutschen Diasporakatholiken einen großen Wohltäter an den Notleidenden. Allzu früh erfüllte sich ein Leben, das sich selbstlos im Dienst an der Sache Gottes und der Mitmenschen verzehrt hatte.
Werke: Leo. Sonntagsblatt f. d. kath. Volk, hg. v. F. Schlatter, 32.-33. Jg., Paderborn 1912/13; Bonifatiusblatt, hg. i. A. d. Generalvorstandes d. Bonifatiusvereins. Schriftleitung F. Schlatter, N. F. 14.-15. Jg., Paderborn 1913/14; Am Lagerfeuer. Kriegsernst u. Kriegshumor f. unsere Soldaten im Felde u. in d. Heimat. Halbmonatsschrift f. Heer u. Marine, hg. v. H. Acker, Schriftleitung F. Schlatter, Paderborn 1915/18; literar. Berater für: Kath. Lebenswerte. Monographien über d. Bedeutung d. Katholizismus f. Welt u. Leben, Paderborn 1913 ff.; ferner für: Helden d. Christentums. Heiligenbilder, hg. v. K. Kirch, 2 Bde., Paderborn 1914/15; F. Schlatter, Im Dienste d. Feldseelsorge an d. Westfront, in: Bonifatiusblatt, Fortsetzungsserie, 16. Jg., Nr. 9, 1915, 257 bis 17. Jg., Nr. 12, 1916, 229.
Nachweis: Bildnachweise: Foto StAF, Bildnissammlung, Konradsblatt, Jge. 11, 42, 74, a. a. O.

Literatur: J. Blatz, Zum Heimgang des H. H. Prälaten Schlatter, in: Buchener Volksblatt Nr. 130, Buchen 1927; E. Krebs, Prälat F. Schlatter. Ein Dankeswort, in: Konradsblatt, 11. Jg., Nr. 24, 335-336, Karlsruhe 1927; N. N, Prälat F. Schlatter, in: Bonifatiusblatt, 76. Jg., Nr. 4, 73-75, Paderborn 1927; A. Rösch, F. Schlatter, in: FDA 59. Bd. (NF 32. Bd.), 10-11, Freiburg 1931; W. Sandfuchs, Prälat F. Schlatter (1878-1927). Publizist, Caritasapostel u. Helfer d. dt. Diaspora, in: Konradsblatt, 42. Jg., Nr. 33, 750-751, Karlsruhe 1958; H. Ehrler, Der Vergessenheit entreißen. F. Schlatter, in: Konradsblatt, 74. Jg., Nr. 32, 10, Karlsruhe 1990.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)