Schuldis, Augustin 

Geburtsdatum/-ort: 25.10.1891;  Oberwinden
Sterbedatum/-ort: 24.04.1954;  Freiburg im Breisgau, beerdigt in Oberwinden
Beruf/Funktion:
  • Prälat
Kurzbiografie: 1898–1902 Volksschule Oberwinden
1902–1911 Realschule Waldkirch, ab 1905 Lendersche Anstalt Sasbach, ab 1907 Friedrichgymnasium Freiburg bis Abitur
1911–1915 VI. 30 Studium d. kath. Theologie in Freiburg; Priesterweihe in St. Peter durch Erzbischof Thomas Nörber
1915–1919 Heeresdienst: Sanitätsdienst als Krankenwärter im Reservelazarett Konstanz; 1916 Lazarettgeistlicher im Elsass, u.a. in Colmar; 1917 Feldgeistlicher im Operationsgebiet Oberelsass, ausgezeichnet mit EK II, Ehrenkreuz für Frontkämpfer u. Fürstl. Hohenzoll. Ehrenkreuz III. Klasse
1919–1920 Vikar in Mannheim, Obere Pfarrei
1920–1923 philosoph.-historische Studien an d. Univ. Freiburg bis Promotion zum Dr. phil. am 26. Juli 1923 bei Joseph Geyser (1869–1948): „Die Stellung des kath. Religionsunterrichts an den bad. Elementarschulen von d. Säkularisation bis zur Besetzung des Erzbischöfl. Stuhles in Freiburg (1803–1827)“
1920–1954 Mitglied des Erzbischöfl. Missionsinstituts Freiburg. Wahrnehmung verschiedener Leitungsfunktionen, bes. weibliche Standesseelsorge
1950 VII. 24 Ehrendomkapitular Freiburg
1953 Prior d. Südwestdt. Ordensprovinz des Ritterordens vom Hl. Grab zu Jerusalem
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Auszeichnungen: Ehrungen: Päpstl. Geheimkämmerer (Monsignore, 1936); Komtur des Ritterordens vom Hl. Grab zu Jerusalem (1942); Päpstl. Hausprälat (1943); Ehrenkonventualkaplan des Souveränen Malteserordens (1950)
Verheiratet: Unverheiratet
Eltern: Vater: Josef (1841–1928), Hofbauer
Mutter: Theresia, geb. Fakler (1857–1942)
Geschwister: 3; Karl Friedrich (geboren 1876), Theresia (geboren 1877) u. Josef (geboren 1886)
Kinder: keine
GND-ID: GND/1012304450

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 5 (2013), 394-396

In Oberwinden im Elztal geboren machte Schuldis den höheren Schulabschluss am Freiburger Friedrichgymnasium und studierte danach katholische Theologie. Er war bereits zum Heeresdienst eingezogen, als er 1915 in der Seminarkirche St. Peter zum Priester geweiht wurde. Danach war er als Sanitäter, Lazarett- und Feldgeistlicher eingesetzt. Erst nach Kriegsende konnte er eine Vikarsstelle antreten. Doch blieb der Dienst in der Pfarrseelsorge während seines nahezu 40-jährigen Priesterlebens nur eine kurze Episode; denn schon 1920 wurde er Mitglied im Erzbischöflichen Missionsinstitut (jetzt: Erzbischöfliches Seelsorgeamt), wo er fortan in der sogenannten „außerordentlichen Seelsorge“ tätig war. Zum Erwerb einer angemessenen Qualifikation für diese Tätigkeit nahm er zusätzlich ein philosophisches und historisches Studium an der Universität Freiburg auf und wurde 1923 aufgrund einer bildungsgeschichtlichen Dissertation zum Dr. phil. promoviert.
Unter dem unprätentiösen Titel eines Missionars eröffnete sich Schuldis im Missionsinstitut ein überaus breites Aufgabenfeld, wobei der Dienst in der Frauenseelsorge den eigentlichen Schwerpunkt bildete. Innerhalb des Zentralverbandes der katholischen Jungfrauenvereinigungen mit Sitz in Düsseldorf war er im Erzbistum Freiburg Diözesanpräses für die Mädchen und Frauenjugend und die dem Verband angegliederten Berufsvereinigungen, der „Katholischen Hausangestellten- und Dienstmädchenvereine“, der „Kaufmännischen Gemeinschaft“ sowie der „Beamtinnen- und Geschäftsgehilfinnenvereine“. Ein noch stärkerer Einfluss auf die Frauenseelsorge erwuchs ihm in den im jesuitischen Geist der Gegenreformation des 16. Jahrhunderts entstandenen und seit dem 19. Jahrhundert wiederbelebten Marianischen Kongregationen. Nachdem er 1920 die seelsorgerliche Betreuung der schon 1863 in Freiburg gegründeten ältesten dieser Vereinigungen in der Erzdiözese übernommen hatte, wurde ihm dafür 1923 das Diözesanpräsidium übertragen.
Zusätzlich zu den Aufgaben in der weiblichen Standesseelsorge wurde Schuldis regelmäßig mit der Abhaltung von Exerzitien, religiösen Wochen, Einkehrtagen und Volksmissionen beauftragt. Als umsichtiger Organisator geschätzt war er als 1. Schriftführer des Lokalkomitees 1929 maßgeblich an der Vorbereitung und Durchführung des 68. Deutschen Katholikentages in Freiburg beteiligt. Doch blieb Schuldis immer zuerst Priester, der gern in der Seelsorge aushalf, bei Patrozinien, Priesterjubiläen und anderen kirchlichen Festen. Gerade diese Tätigkeiten ließen bei ihm eine tiefe Hingabe an seinen geistlichen Beruf und die feste Verankerung in seinem Priestertum erkennen. Das so über viele Jahre hinweg erworbene Vertrauen der Kirchenbehörde wie bei seinen geistlichen Mitbrüdern bewirkte, dass er 1938 auch mit der Diözesanleitung der Marianischen Priesterkongregation betraut wurde. Ein weiterer Vertrauenserweis widerfuhr Schuldis im 1941 von Papst Pius XII. errichteten „Päpstlichen Werk für Priesterberufe“, PWP. Schon im Juni 1942 wurde Schuldis auch hier zum Diözesanpräses berufen. Freiburg hatte im damaligen Reichsgebiet das erste Büro des PWP und wurde durch die Fuldaer Bischofskonferenz im Sommer 1942 unter Schuldis’ Leitung Vorort für ganz Deutschland.
Neue Aufgaben für Schuldis brachte das Filmwesen. Basierend auf der Enzyklika Pius XI. „Vigilanti Cura“ (1936), mit der die katholische Kirche auf höchster Ebene erstmals den Nutzen kirchlicher Filmarbeit artikulierte, aber auch die Gefahren des neuen Mediums aufzeigte, richtete Erzbischof Conrad Gröber nach den Weisungen der deutschen Bischöfe im Spätjahr 1938 die „Bild- und Filmstelle der Erzdiözese Freiburg“ ein und ernannte Schuldis zu deren Leiter, was er bis 1947 blieb.
Durch den Ausbruch des II. Weltkrieges erfuhr Schuldis eine neuerliche Erweiterung seines Wirkungsbereiches. Der von der Bischofskonferenz mit der Einrichtung einer kirchlichen Kriegshilfsstelle auf Reichsebene beauftragte Caritasverband erfüllte diese Aufgabe in Freiburg in Verbindung mit dem Missionsinstitut. Noch im September 1939 wurde Schuldis Leiter des Freiburger Diözesanbüros und bewies auch in dieser Funktion sein erstaunliches Organisationstalent. Der Kriegsdienst stelle oblag anfänglich eine umfassende seelsorgerliche Betreuung der Soldaten auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen. Mit der räumlichen und zeitlichen Ausdehnung des Krieges, dem Anstieg der Kriegsopfer und wachsenden Entbehrungen sah sich das Hilfswerk vor immer neuen Herausforderungen. In der Abt. III dieser DCV-Kriegsdienststelle wirkte auch Gertrud Luckner für die Auswandererberatung und seelsorgerliche Betreuung der „nichtarischen“ Katholiken.
Schon in der Studienzeit wurde Schuldis von seinen Lehrern besonderes Interesse für Patrologie und Orientalia bescheinigt. Tatsächlich fühlte er sich lebenslang mit den kirchlichen Organisationen und Vereinigungen verbunden, die ideell oder institutionell Sorge um das Heilige Land und die dort lebenden Christen tragen. Im Deutschen Verein vom Heiligen Land, 1895 aus dem Zusammenschluss des Vereins vom Heiligen Grab (1855) und des Palästinavereins der Katholiken Deutschlands (1885) hervorgegangen, war er langjähriger Diözesanvorsitzender. So kam Schuldis in engen Kontakt zum Malteserorden, was seine Aufnahme als Magistralritter 1934, die Rangerhöhung zum Magistralkaplan und zum Ehrenkonventualkaplan 1949 bzw. 1950 nach sich zog. Hinzu kam schließlich 1953 die Ernennung zum Prior der Südwestdeutschen Ordensprovinz des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, dessen Ehrenfunktion als Komtur er schon seit 1942 wahrnahm.
Auch als Resultat all dieser seelsorgerlichen Aufgaben ist Schuldis’ publizistische Tätigkeit zu werten. Er war von 1921 bis 1938 Schriftleiter der Monatsschrift „Maria und Martha“ und von 1946 bis zu seinem Tod der Diözesanzeitschrift „Seelsorge in der Zeit“, 1927 bis 1933 redigierte er die „Freiburger Vereinskorrespondenz“, die von den Diözesanverbänden der Erzdiözese herausgegeben wurde. Außerdem schrieb er Beiträge zu besonderen kirchlichen Ereignissen, so zum Freiburger Katholikentag 1929 und 1939 beim Tod Pius XI. und der Wahl Pius XII. Sorge um den Priesternachwuchs fand ihren Niederschlag in Schuldis’ Studie über das Päpstliche Werk der Priesterberufe „Werk aller Werke“ (1953). Ein eigenes Handbuch für die Marianischen Jungfrauenkongregationen gab er unter dem Titel „Salve Regina“ 1951 heraus. Das Amt eines Missionars, wie es Schuldis mehr als drei Jahrzehnte lang wahrnahm, lässt sich nur bedingt mit der Funktion vergleichen, die diesem in der Kirche gemeinhin zukommt, doch war auch Schuldis auf seine Art ein rast- und ruheloser Glaubensbote, ein glänzender Organisator, der überall und jederzeit mit dem vollen Einsatz der Kräfte seinem Verkündigungsauftrag nachkam. Daraus erwuchs ihm großer Bekanntheitsgrad, und das von ihm aufgebaute Werk brachte ihm eine ganze Reihe von Ehrungen ein, worunter die Ernennung zum Ehrendomkapitular des Freiburger Domkapitels 1950 die höchste Anerkennung darstellen mag.
Schuldis’ letzte Jahre waren von schwerem, mit großer Geduld ertragenem Leiden gezeichnet. An Gesundung war bald nicht mehr zu denken. Ein neuerlicher Rückschlag Ende 1953 führte im Frühjahr 1954 im Alter von nur 62 Jahren zum Tod. Zeitgleich mit Schuldis verstarb Erzbischof Wendelin Rauch. Das mit seiner Würde als Ehrendomkapitular verbundene vornehmste Recht, bei Eintritt einer Sedisvakanz den neuen Erzbischof mitwählen zu dürfen, blieb Schuldis versagt.
Quellen: EAF Personalakte Augustin Schuldis, Generalia B 2-5-2, B 2-10-19, B 2-10-20, B 2-10-21 u. B 2-32-483; UA Freiburg 42/2100, Promotionsakte B.
Werke: Verzeichnis ausgew. Schriften in: Biogr.-bibliogr. Kirchenlexikon Bd. 26, 2006, Sp. 1364-1366. – Auswahl: Die Wahl d. Stadt Freiburg als Tagungsort u. die Arbeit des Lokalkomitees zur Vorbereitung d. 68. Generalversammlung d. dt. Katholiken, in: Die 68. Generalversammlung d. dt. Katholiken zu Freiburg im Br. (28.Aug. bis 1. Sept. 1929), hgg. vom Sekretariat des Lokalkomitees 1929, 1-12; Zum 40-jährigen Priesterjubiläum des H. H. Dr. Conrad Gröber, Erzbischofs von Freiburg, 1937; Petrus stirbt nicht. Zum Tod von Pius XI. u. zur Wahl von Pius XII., in: Maria u. Martha, in: Zs. für kath. Jungfrauen H. 4, 1939, 49-52; Salve Regina. Handb. für Marianische Jungfrauenkongregationen, 1. Aufl. 1951 bis 3. Aufl. 1958; Werk aller Werke. Das päpstl. Werk für Priesterberufe. 1. Aufl. 1953, 2. Aufl. 1955; Die Verluste durch den II. Weltkrieg u. den Nationalsozialismus unter den Priestern u. Theologen d. Erzdiözese Freiburg, in: Oberrhein. Pastoralblatt 1953, 161-163.
Nachweis: Bildnachweise: Freib. Kath. Kirchenblatt 1954, 312; Konradsblatt 1954, 342; Maria u. Martha 1954, 4; Anzeiger für die kath. Geistlichkeit 1954, 117 (vgl. Literatur).

Literatur: Philipp Löffler, Die Marianischen Kongregationen, 5. Aufl. 1924; Linus Bopp, Nachruf d. Marianischen Priesterkongregation an ihren Präses, Prälat Dr. Augustin Schuldis, in: Oberrhein. Pastoralblatt 1954, 197f.; N.N., Prälat Dr. Augustin Schuldis †, in: Freiburger Kath. Kirchenb. Nr. 18 vom 2.5.1954, 312 u. 315; N.N. (stv.), Prälat Dr. Augustin Schuldis ist heimgegangen, in: Konradsblatt Nr. 18 vom 2.5.1954, 342; N.N., Einem großen Toten, in: Maria u. Martha H. 6 vom Juni 1954, 4; Simon Hirt, Leben u. Werk des Prälaten Dr. Augustin Schuldis (1891–1954), in: Anzeiger für die kath. Geistlichkeit Nr. 5 vom Sept. 1954, 117-121; Heinrich Bockel, Dr. Augustin Schuldis, in: Necrologium Friburgense 1954, in: FDA 77, 1957, Bd. 9, 239-241; Gunnar Anger, Augustin Schuldis, in: Biogr.-bibliogr. Kirchenlexikon Bd. 26, 2006, Sp. 1364.
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