Eyck, Georg van
Geburtsdatum/-ort: | 1869-09-03; Emmerich, Niederrhein |
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Sterbedatum/-ort: | 1951-02-13; Öflingen, Kreis Säckingen (heute Wehr-Öflingen) |
Beruf/Funktion: |
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Kurzbiografie: | 1886 „Einjährigen-Abschluß“ am Gymnasium Emmerich, danach kaufmännische Ausbildung im elterlichen Porzellan- und Glaswarenhandelsbetrieb, ab 1893 Leitung des Betriebs 1900 Umzug nach Öflingen, Gründung eines Vertriebsunternehmens für Konservengläser und Einkoch-Apparate gemeinsam mit Johann Weck 1914-1918 Reichstagsabgeordneter der Zentrumspartei, Wahlkreis III, Baden 1915-1917 Beratertätigkeit bei Reichskanzler Th. von Bethmann-Hollweg 1920-1924 Badischer Staatsrat, seit 1924 Privatier in Baden-Baden, zuletzt in Öflingen 1944 Ehrenbürger von Öflingen |
Weitere Angaben zur Person: | Religion: rk. Verheiratet: 1892 (Wesel) Johanna, geb. Fincke Eltern: Vater: Gustav von Eyck, Kaufmann in Emmerich (geb. 1833 Emmerich, gest. 1904 Öflingen) Mutter: Amalie, geb. Meister (1840-1911) Geschwister: 1 Kinder: 4: Maria, Helene, Elisabeth, Hermann |
GND-ID: | GND/1012377717 |
Biografie
Biografie: | Christoph Hackelsberger (Autor) Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 75-77 Van Eycks Name ist untrennbar mit der Konservierungsmethode des „Einweckens“ und mit dem Namen „Weck“, einem der frühesten Beispiele von Markenzeichenentwicklung und werblicher Durchsetzung eines Produkts in Deutschland verbunden. „Einwecken“ und „Weckglas“ wurden durch ihn zu Begriffen der deutschen Sprache. Geboren in Emmerich, nahe der holländischen Grenze, entstammt van Eyck einer ursprünglich aus Amsterdam zugewanderten bürgerlichen Kaufmannsfamilie. Seine Großeltern und Eltern, Besitzer eines Groß- und Einzelhandelshauses, importierten Porzellan, holländisches Steingut und handelten mit Töpferwaren. Sein Lebensweg schien vorgezeichnet, als er als „Einjähriger“ das Gymnasium verließ und in Emmerich am Alten Markt – Ecke Steinstraße – ins elterliche Geschäft eintrat. Sein älterer Bruder studierte Theologie, van Eyck war eher praktisch begabt und Kaufmann von Intuition, Einfallsreichtum und ausgeprägter Ehrenhaftigkeit. Anfang der 90er-Jahre hatte ein aus Hessen stammender Vegetarier und Sonderling, so darf man sagen, Johann Weck, das Patent des Chemikers Dr. Julius Rempel aufgekauft und sich einer Vorliebe folgend, in Öflingen nahe der Schweizer Grenze angesiedelt. Dieses Patent betraf die Konservierung von Obst und Gemüse in Gläsern mit Glasdeckel und Gummiring, deren Inhalt durch Erhitzen sterilisiert wurde. Bemüht um den Vertrieb, traf Weck auf den jungen Glas- und Porzellanhändler van Eyck in Emmerich, welcher bald dank seiner Tüchtigkeit und großen Interesses mehr Umsatz mit den Weckschen Gläsern erzielte als alle anderen Händler im Reich zusammen, van Eyck war, so würde man heute sagen, ein Virtuose des intuitiven Marketing, der nicht nur die Ware anbot, sondern auch durch Vorführungen, Unterweisung und Belehrung für deren Anwendung sorgte und bei allen Kunden großes Vertrauen hervorrief. Weck wiederum war kein Kaufmann und auch wenig initiativ, sicherlich aber begabt im Delegieren. So kam es, daß er van Eyck eine Beteiligung anbot. Dieser verkaufte den ganzen Besitz in Emmerich und zog 1900 mit seiner Familie, später folgten Eltern und Verwandte, nach Öflingen. Dort gründeten Weck und van Eyck zusammen die Firma Johann Weck&Co. Van Eycks ebenso solide wie einfallsreiche, von intensiver Werbung begleitete Geschäftsführung – Weck verließ kurz nach der Gründung gegen hohe Lizenzzahlung die Firma – machte ihn im Verlauf von rund zehn Jahren zum reichen und vor allem angesehenen Bürger des badischen Großherzogtums, was für ihn, den kirchentreuen Katholiken inmitten des liberal-freidenkerischen Großbürgertums am Oberrhein gar nicht leicht und nur durch hervorragende Leistung und deren staatliche Anerkennung erreichbar war. 1914-1918 war van Eyck Abgeordneter der Zentrumspartei im Deutschen Reichstag; in den Jahren 1915 bis zu dessen Rücktritt im Juli 1917 wurde er von Reichskanzler Th. von Bethmann-Hollweg als Berater in Wirtschaftsfragen zugezogen. Van Eyck prägte einen der ersten Markenartikel Deutschlands durch gezielte Verbraucherwerbung, durch Vorführungen, Haushaltschulung und eigene Hauszeitschrift, welche bei einer Auflage, die heute gering erscheinen würde, durch Weitergabe zu breiter Leserschaft gelangte. Das Markenzeichen, die Erdbeere mit dem Schriftzug Weck, ist allgemein bekannt und wirkt bis heute. „Einwecken“ wurde zum Synonym für Vorratshaltung und Sterilisieren von Nahrungsmitteln aller Art. In der Notzeit des 1. Weltkriegs, als Vorratswirtschaft überlebenswichtig wurde, erlangte das Weckverfahren allgemeine Bedeutung. Das Unternehmen expandierte vor allem aber in den 20er-Jahren, als van Eyck zum Handelsunternehmen eigene Glashütten in Friedrichshain bei Cottbus und in der Lausitz erwarb. 1914 war sein Schwiegersohn Dr. iur. Alphons Sentrup, genannt Froning, in die Firma eingetreten, 1919 folgte sein Sohn Hermann. 1922 trat auch sein Schwiegersohn Albert Hackelsberger in die Firma ein, der ab 1926 als Generaldirektor die nun zum Konzern umgebaute Firmengruppe mit seinen Schwagern leitete. Van Eyck hatte sich 1924 von der Geschäftsführung zurückgezogen und lebte in Baden-Baden. Dort genoß der passionierte Reiter und Jäger als Aufsichtsratsmitglied der Spielbank und Mitbegründer des Rotary Clubs (1930) hohes Ansehen. Als sein Schwiegersohn Dr. iur. et phil. Hackelsberger 1938 unter wirtschaftsstrafrechtlichem Vorwand aus politischen Gründen inhaftiert wurde, erlitt auch van Eyck als Siebzigjähriger eine einjährige Untersuchungshaft. Für ihn, den Kaufmann mit untadeligem Ruf, war dies eine bittere Erfahrung. Die Anklage gegen van Eyck wurde nicht weiterverfolgt, nachdem Dr. Hackelsberger im September 1940 in Haft verstarb. Trotzdem blieb van Eyck unter Gestapo-Überwachung. 1945 konnte er sich nur durch Untertauchen vor deren Zugriff retten. Die Zerstörung seines Lebenswerkes durch den Krieg, alle in der damaligen sowjetisch besetzten Zone liegenden Betriebe wurden enteignet, bedrückte ihn, der während der Kriegsjahre in hohem Alter noch einmal in die Geschäftsführung eingegriffen hatte, sehr. So war es für ihn eine Genugtuung, als er 1949/50 die Neugründung einer Glashütte im ehemaligen Weck-Lager in Duisburg bei Bonn erleben konnte. Alle Stürme überdauert hat nur das Stammhaus der Handelsgesellschaft, die Zentrale der Firma Weck, in Öflingen, Baden. 1951 starb van Eyck, Ehrenbürger der Gemeinde Öflingen, nach schwerem Leiden am 2. Februar. Die Stadt Emmerich hat eine Straße nach ihm benannt. Sein Lebenswerk, die Firma Weck, wird erfolgreich nunmehr in der 4. Generation von der Familie seines Schwiegersohns Dr. Albert Hackelsberger weitergeführt. |
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Nachweis: | Bildnachweise: Vgl. Lit. |
Literatur + Links
Literatur: | Wolfgang Klein (Bearbeiter), Gesch. d. Gemeinde Öflingen (hg. v. d. Stadt Wehr) 1984, 364 f. mit Abb. |
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