Gothein, Werner 

Geburtsdatum/-ort: 08.03.1890;  Karlsruhe
Sterbedatum/-ort: 02.06.1968;  Unteruhldingen
Beruf/Funktion:
  • Maler, Keramiker, Holzschneider
Kurzbiografie: Jugend und Schulzeit in Bonn und Heidelberg
1911/12 Übersiedlung nach Berlin; dort Anschluß an E. L. Kirchner
1913/14 in Schweden, dann wieder in Berlin
1926 f. Heidelberg
1927-37 Freie Zusammenarbeit mit der Staatlichen Majolika-Manufaktur Karlsruhe
1940 Übersiedlung nach Möttlingen/Schwarzwald
1944 Übersiedlung nach Unteruhldingen
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1926 Johanna, geb. Jungaberle aus Pforzheim
Eltern: Vater: Eberhard Gothein, Dr. Phil., ordentlicher Prof. zuletzt in Heidelberg
Mutter: Marie Luise, geb. Schröter
Geschwister: 3 Brüder, darunter Percy Gothein
Kinder: keine
GND-ID: GND/1012389448

Biografie: Wolfgang Leiser (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 3 (1990), 107-108

Der Sohn eines kunstliebenden Elternhauses hatte sich nach kurzem Studium der Kunstgeschichte auf eigenen Wegen, ohne Vorbildung an einer Akademie, der bildenden Kunst zugewendet. Entscheidend für seine Entwicklung wurde die Begegnung mit E. L. Kirchner. Da eine Monographie über Gothein nicht vorliegt, auch kein öffentliches Museum einen repräsentativen Querschnitt seines Lebenswerks besitzt, ist ein zusammenfassender Überblick kaum möglich. Das Frühwerk bis in die Zwanziger Jahre – von der Zeichnung über Lithographie und Holzschnitt bis zum Fresko – steht offenbar ganz unter dem Einfluß Kirchners. Während seiner Tätigkeit für die Karlsruher Majolika entwarf Gothein zunächst in streng kubischen Formen Gefäße und Plastiken, um schließlich Gebrauchskeramik elegantester Form- und Farbgebung zu schaffen, neuerdings hochgeschätzt unter der Sammelbezeichnung „Keramik aus der Zeit der Weimarer Republik“ (um die zu enge Charakterisierung als „Art Déco“ zu vermeiden). Nach dem 2. Weltkrieg betätigte Gothein sich fast ausschließlich als Holzschneider und Buchgestalter. Neben Einzelblättern und kleinen Zyklen entstanden auch im Format große Holzschnittfolgen, u. a. zu biblischen Themen. Das Expressive wird zurückgenommen zugunsten strenger, gelegentlich klassizistisch anmutender Vereinfachung. Die Tektonik der Zyklen mit teils über 100 Blättern erinnert an die Holzschnittbücher Masereels. Eigenartig und offenbar ohne Nachfolge blieb es, daß Gothein seine Zyklen „Abraham“ und „Hiob“ auch als Dia-Serien herausbrachte. Musikalisch untermalt – mit der Orgel, Bratsche solo, aber auch orchestral; erwähnt werden Kompositionen von Wolfgang Fortner und Harald Genzmer – bezweckten sie eine genau überlegte und geleitete Bildmeditation (Gothein: „Bildoratorium“); in den fünfziger Jahren wurde dies als „Experiment“ kritisch beurteilt. Von den früheren Werken verdient das schöne Portrait (Öl) des Vaters Eberhard Gothein Erwähnung, welches die Mutter Marie Luise Gothein dessen „Lebensbild“ (1931) beigab. Als eines der späteren Werke Gotheins ist eine großformatige (280 x 280 cm) Altarrückwand in der Versöhnungskirche zu Rüsselsheim zu nennen: 15 reliefartig gestaltete Holztafeln, schwarz eingefärbt, entwickeln ein christologisches Bildprogramm. Gothein war zeitlebens freischaffender Künstler ohne materielle Absicherung; seine jahrelange Tätigkeit an der Volkshochschule Schwenningen gehört zu den wenigen Bindungen dieses Einzelgängers.
Nachweis: Bildnachweise: Foto StAF,Bildnissammlung.

Literatur: Vollmer, 2, 55 (mit älteren Nachweisen); Lovis Gremliza, W. Gothein als Buchillustrator, in: Illustration 63, 23. Jg. 1986, 64 f. (mit Werkverzeichnis); Karlsruher Majolika. Katalog der Ausstellung des Bad. Landesmuseums, Karlsruhe Schloß, 1979.
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