Futterer, Adolf 

Geburtsdatum/-ort: 21.10.1888;  Riegel am Kaiserstuhl
Sterbedatum/-ort: 27.03.1981; Bad Kissingen, beigesetzt 02.04.1981 Riegel
Beruf/Funktion:
  • Priester, Heimatforscher
Kurzbiografie: 1895-1901 Volksschule Riegel
1901-1904 Bertholdgymnasium Freiburg
1904-1909 Friedrichgymnasium Freiburg mit Abitur
1909-1913 Theologiestudium in Freiburg und St. Peter
1913 VII.02. Priesterweihe St. Peter
1913-1916 Vikar (Rickenbach bis 1914, Schuttern 1914, Rotenfels 1914-1918, Todtnau 1918-1921, nach Krankheitsurlaub 1921-1922 Hausgeistlicher Kirneck-Waldeck, dann in Stühlingen 1922-1924, in Ehingen 1924, Schuttern 1925, Östringen 1926)
1924-1932 Mitarbeiter der Predigtzeitschrift „Chrysologus“
1926-1938 Kaplaneiverweser in Billafingen
1938-1963 Pfarrer in Achkarren, dort 1963 Ehrenbürger
1949 V.19. Dr. theol. der Universität Freiburg, Ehrenbürger von Billafingen und Riegel
1963 Ruhestand Riegel, 1966 Endingen, 1977 Bad Kissingen
1968 VII.11. Geistlicher Rat ad honorem
1974 Bundesverdienstkreuz am Band
Weitere Angaben zur Person: Religion: römisch-katholisch
Eltern: Karl, Kappenmacher
Josepha, geb. Binder
Geschwister: 5 Geschwister; 2 Halbgeschwister aus 1. Ehe des Vaters
2 aus der 2. Ehe
GND-ID: GND/101239039X

Biografie: Franz Hundsnurscher (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 3 (2002), 92-93

Futterers Großvater zog 1855 vom nahen Forchheim in das „römische“ Riegel, wo er im früheren „Löwen“ das Kappenmacherhandwerk betrieb und seine Ware auf den Märkten zwischen Freiburg und Lahr verkaufte. Von seinen 13 Kindern übernahm der Sohn Karl das väterliche Handwerk. Den Enkel Adolf führte sein frühes historisches Interesse zum Studium und zum Priesterberuf. Diese historische Neugier wurde geweckt durch die Ausgrabungen und Funde im römischen Riegel. Zur archivischen Forschung kam er durch den Riegeler Ratschreiber Wagner, der den aufgeweckten Buben im Gemeindearchiv stöbern ließ. Kleine Abhandlungen über das Armenkinderhaus und die St. Konradskapelle zu Riegel waren erste Früchte dieser historischen Neugier. Methodisches historisches Arbeiten lernte er als Theologiestudent in Freiburg bei Pfeilschifter, Finke und Sauer.
Über Billafingen und Achkarren, die beiden Seelsorgerstellen, an denen er lange verweilte, schrieb er Ortsgeschichten. Der Billafinger Kaplan, der die Einsamkeit liebte, lieferte gut ausgearbeitete Predigten an den „Chrysologus“. Bei einem Motorradunfall brach er sich ein Bein und ging dann zeitlebens am Stock. Der Krankenhausaufenthalt bewahrte vermutlich den Gegner des Nationalsozialismus vor einer Verhaftung durch die Gestapo.
Ein Vierteljahrhundert verwaltete er die Pfarrei Achkarren im Kaiserstuhl. Die vielen Verkennungen, die ihm beim Amtsantritt entgegenschlugen, ertrug er mit viel Geduld, mit der Zeit aber errang der innerliche und übernatürlich ausgerichtete Priester ein gutes Vertrauensverhältnis zu seiner Gemeinde.
Während der Zeit des Nationalsozialismus und der französischen Besatzung führte Futterer eine Achkarrer Chronik und zwar in Schulheften in deutscher Sprache aber griechischen Buchstaben geschrieben, damit diese Aufzeichnungen als Hefte aus der Schülerzeit des Pfarrers bei einer Hausdurchsuchung unbeachtet blieben. Futterer hat die Chronik später mit Maschine abgeschrieben. Sie wird im Erzbischöflichen Archiv Freiburg bei seinem Nachlaß verwahrt und darf nach letztwilliger Verfügung erst 2020 eingesehen werden.
Die politisch schwierigen Jahre nutzte Futterer, eine Dissertation zu schreiben, auf Grund derer er am 19. Mai 1949 an der Universität Freiburg zum Dr. theol. promoviert wurde. Ab 1951 veröffentlichte er seine ortsgeschichtlichen Forschungsergebnisse in der Zeitung „Der Kaiserstühler“. Seine Arbeit wurde gewürdigt durch die Verleihung des Titels Geistlicher Rat und des Bundesverdienstkreuzes sowie durch dreimalige Verleihung von Ehrenbürgerrechten.
Futterer gehörte noch einer Generation an, in der die Pfarrer Muße hatten und die diese Mußestunden mit wissenschaftlicher Arbeit füllten. Zugleich fand er durch die Kenntnis der Lebensverhältnisse der Vorfahren besseres Verständnis für die ihm anvertrauten Menschen. Mit seinen Arbeiten wollte er auch Gottes Wirken in der Heimatgeschichte verkünden.
Quellen: EAF Personalakte Adolf Futterer
Werke: Der Sankt Michaelsberg bei Riegel und seine Kapelle. Ein Beitrag zur Heimatgeschichte mit zwei Bildern. Selbstverlag des Verfassers 1927. 39 S.; Die Geschichte des Dorfes und des Kirchspiels Billafingen im Linzgau. Ein Heimatbuch mit Bildern. Selbstverlag des Verfassers 1934. 339 S., (Neuherausgabe im Auftrag der Gemeinde Billafingen durch Herbert Berner, 1970. 288 S. Text und 40 S. Ill. (Hegau-Bibliothek 16)); Die Pfarrkirche St. Martin in Riegel von den ersten Anfängen bis zum Brande im Jahre 1936. Riegel, Verlag des Pfarramtes, 1937. 100. Ill.; Diss. theol.: Zur Datierung der beiden Kirchenverzeichnisse in den Einsiedler Codices 29 und 319. Ein Beitrag zur Frühgeschichte einiger Breisgauer und Schweizer Kirchenpatrozinien (Freiburg, Ms. 172 S.); Geistliche aus Riegel. Eine orts-, zeit- und familiengeschichtliche Betrachtung. Riegel, Verlag des Pfarramtes, 1957. 104 S. Ill.; Glocken. Ihr Werden und ihre Schicksale, besonders derer am Kaiserstuhl und in Achkarren. Selbstverlag 1959. 94 S.; Geschichte des Winzerdorfes Achkarren am Kaiserstuhl. Ein Heimatbuch mit Bildern, Selbstverlag der Gemeinde Achkarren, 1969. 396 S. Ill.; Endingen. Seine Beziehung zum Kloster Einsiedeln, Stadtgründung, St. Martinskirche und anderes. Endingen. Stadtverwaltung und Katholisches Pfarramt, 1972. 131 S.; Schelingen, gestern und heute. Heimat am Kaiserstuhl. Hg. im Auftrag der Gemeinde Schelingen von Adolf Futterer. Selbstverlag der Ortsverwaltung, 1977. 288 S. Ill. und Pl.; Beiträge im FDA und Schauinsland siehe FDA Registerband zu Bd. 28 bis 104 sowie Schau-ins-Land, Inhaltsverzeichnisse, 100. Jahresheft 1981
Nachweis: Bildnachweise: B EAF Foto in Personalakte Adolf Futterer

Literatur: Nekrolog von Franz Hundsnurscher, in: FDA 106 (1986) 275 f.; Konradsblatt, 65 Jg. Nr. 19, 10.05.1981, 28
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