Kaiser, Theodor 

Geburtsdatum/-ort: 13.10.1862;  Waiblingen
Sterbedatum/-ort: 09.12.1930;  Waiblingen
Beruf/Funktion:
  • Fabrikant
Kurzbiografie: 1884 Kaiser übernimmt mit seinem Bruder Karl (gest. 1924) die vom Vater 1849 gegründete Bäckerei und Konditorei „Kayser“ am Marktplatz hinter dem Brunnen
1889 Gründung der Brust-Karamellen-Fabrik
1892 Neubau der Fabrik in der Bahnhofstraße
1894 Kaiser gründet in Bregenz (Oberstadt) eine Zweigniederlassung
1906/1912 Ausbau des Zweigbetriebs in der Scheffelstraße in Bregenz
1911 Produktion des Fliegenfängers Aeroxon
1926 Sohn Friedrich tritt in die Firma ein
1930 Übernahme der Firma durch Sohn Friedrich
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Ehrenbürger von Waiblingen (1930)
Verheiratet: Eugenie, geb. Schramm
Eltern: Vater: Friedrich Kaiser, Konditor
Mutter: ?
Geschwister: Karl (gest. 1924)
Kinder: Friedrich (geb. 1900 Waiblingen)
GND-ID: GND/1012393402

Biografie: Karl Heinz Burmeister (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 1 (2006), 121-122

Theodor Kaiser gehört zu den Pionieren der Industrialisierung seiner Heimatstadt Waiblingen. Er war ein typischer Schwabe mit ausgeprägtem unternehmerischen Geist. Es gelang ihm, aus dem kleinen väterlichen Konditoreibetrieb eine Weltfirma zu machen. Die von ihm 1889 gegründete Fabrik stellte die weltbekannten „Kaisers Brustcaramellen“ mit dem Markenzeichen der drei Tannen her, aber auch die nicht weniger bekannten Fliegenfänger „Aeroxon“. Bonbons und Fliegenfänger wurden in alle Länder der Welt exportiert. Sein Sohn und späterer Nachfolger Friedrich, der 1919/20 die Handelsakademie in St. Gallen besuchte und danach zur weiteren Ausbildung in den Vereinigten Staaten war, empfahl dem Vater 1924 aus New York die Produktion von Kaugummi, fand mit diesem Vorschlag damals jedoch kein Gehör. Gleichwohl blieb die Firma, die immer wieder auch neue Produkte herstellte, überaus erfolgreich. Der Betrieb in Waiblingen zählte in den 1920er Jahren 500 Mitarbeiter, die Zweigfabrik in Würzburg 300. Daneben waren aber noch Hunderte von Heimarbeitern beschäftigt. Bis 1930 waren im Inland und, um die Unkosten für Zölle zu umgehen, auch im Ausland neun Zweigniederlassungen gegründet worden, später waren es sogar zwölf. Während des Zweiten Weltkrieges gingen die meisten ausländischen Zweigbetriebe jedoch wieder verloren.
Bis in die jüngste Zeit behauptete sich die österreichische Niederlassung in Bregenz. Kaiser hatte bereits 1894 einen Gewerbeschein für eine Zweigniederlassung in einem kleinen Gebäude in der Bregenzer Oberstadt erhalten; nach der Jahrhundertwende wurde dieser Betrieb, besonders seit 1912, durch Ankäufe von Liegenschaften in der Belruptstraße 27 und in der Scheffelstraße 10 stark ausgebaut; der exportorientierte Betrieb nannte sich 1913 „Bonbon- und Fliegenfängerfabrik“, seit Beginn der 1930er Jahre sehr anspruchsvoll „Fabrik Medizinischer Diätetischer Präparate“.
Die Tatkraft des dynamischen Kaiser und die Aufgeschlossenheit gegenüber einem modernen Marketing garantierten der Firma einen durchschlagenden Erfolg. Kaiser leistete aber auch Vorbildliches durch sein soziales Wirken, nicht nur im Betrieb, sondern auch in der Öffentlichkeit. Er bemühte sich in den Notjahren nach dem Ersten Weltkrieg die Arbeitslosigkeit in Grenzen zu halten. Kaiser hatte auch stets eine offene Hand, um gemeinnützige Zwecke zu unterstützen. Die Stadt Waiblingen machte ihn 1930 nicht zuletzt wegen seines sozialen Wirkens zu ihrem Ehrenbürger. An den Gründer „Bombole-Kaiser“ erinnert in Waiblingen heute noch eine nach ihm benannte „Theodor-Kaiser-Straße“. Die von Theodor Kaiser erbaute, heute landeseigene Villa Kaiser in der Bahnhofstraße soll renoviert werden und ist künftig als Sitz des Schulamtes vorgesehen (Stand: 2003).
Quellen: Vorarlberger Landesarchiv in Bregenz, Bestand BH Bregenz, Sch. 1148, Zl. 441/1936 (mit zahlreichen Plänen).
Nachweis: Bildnachweise: Kaiser Hemming, Städtisches Museum Waiblingen, 1974, 34.

Literatur: K. Spielmann, Ehrenbürger und Ehrungen in Geschichte und Gegenwart, Bd. 2, 3. Aufl. 1967, 953; W. Küenzlen, Monsieur Fliegenfänger, in: Waiblinger Miniaturen, 1988, 124-127; Ausstellung „Kaiser's Brustcaramellen und Württemberg's Stadt“ im Museum der Stadt Waiblingen, 2000 (mit Sonderausstellung zur Geschichte der Firma Kaiser).
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