Schloerer, Gottlob
Geburtsdatum/-ort: | 11.05.1891; Mosbach |
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Sterbedatum/-ort: | 05.10.1976; Ottersweier |
Beruf/Funktion: |
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Kurzbiografie: | 1910/11 Lehrer in Tiengen bei Waldshut 1911-1913 Unterlehrer in Diersheim 1913 Zweite Dienstprüfung 1913-1915 Militärische Dienstpflicht beim 2. Bayrischen Pionier-Bataillon 1915-1918 Soldat an der Westfront 1918-1924 Haupt- und Alleinlehrer in Landeck bei Emmendingen 1924-1930 Hauptlehrer in Linx 1930-1957 Schulleiter in Diersheim 1940-1942 als Lehrer im Elsaß (in Gries und Hördt) zwangsverpflichtet; vom Herbst 1946 bis November 1948 wegen Denunziation vom Schuldienst suspendiert 1954 Ernennung zum Oberlehrer 1956 X Eintritt in den Ruhestand. Wegen Mangel an Lehrkräften unterrichtet er bis 31.03.1957 weiter 1964 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes |
Weitere Angaben zur Person: | Religion: protestantisch Verheiratet: 1915 Diersheim, Else, geb. Meier, aus Diersheim Eltern: Vater: Michael Schloerer, Reiseprediger Mutter: Sophie, geb. Throm Geschwister: Zwillinge Barbara Friederike und Karl Friedrich (geb. 1888) Kinder: Walter (geb. 1919) Waltraud (geb. 1925) |
GND-ID: | GND/1012394662 |
Biografie
Biografie: | Dieter Kauß (Autor) Aus: Baden-Württembergische Biographien 1 (1994), 325-326 Nach dem Besuch der Realschule in Bretten und des Lehrerseminars in Karlsruhe legte Schloerer im September 1910 seine erste Lehrerprüfung ab. Seine erste Stelle als Unterlehrer hatte er in Tiengen bei Waldshut, wo er sehr bald negativ dadurch auffiel, daß er Käfer und Schmetterlinge sammelte und Tiere sowie Versteinerungen für den Unterricht suchte. Da er dies oft am Sonntag tat und obendrein noch an diesem Tage gerne Ski lief, war er sehr bald bei seinem evangelischen Pfarrer in Mißkredit geraten, so daß seine Versetzung nach einem Jahr nicht erstaunlich war. Ab 1911 amtierte er bis 1913 als Unterlehrer in Diersheim, wo er auch 1915 heiratete. Ab 1913 leistete er seine militärische Dienstpflicht als Pionier ab und war danach anschließend bis 1918 als Soldat an der Westfront. Nach dem ersten Weltkrieg übernahm er als Alleinlehrer die Schule in Landeck bei Emmendingen bis 1924 und war anschließend bis 1930 Hauptlehrer in Linx. Seit 1930 wirkte er als Schulleiter in Diersheim, wo er sich mit viel Erfolg seinen schon früh sichtbar gewordenen naturwissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Forschungen widmen konnte. In Landeck hatte er sich zudem als geschickter Tierpräparator geübt; in Linx wandte er sich dem Obstanbau und der Bienenzucht zu. Während der Zeit seiner dienstlichen Suspendierung – sie beruhte im wesentlichen auf einer falschen Denunziation aus dem Elsaß – machte er sich als Schädlingsbekämpfer, als Nebenerwerbslandwirt und als geschickter Drechsler und Bastler bekannt. An der Diersheimer Schule aber standen bei seinem Wirken als Lehrer die Fächer Biologie, Werken und Musik im Vordergrund. Nach seiner Pensionierung betrieb Schloerer seine zuvor nebenbei gepflegten Forschungs- und Wissensgebiete intensiver weiter. Die Beobachtung, die Betreuung, Pflege und Beringung von durchziehenden Störchen im Hanauerland in Zusammenarbeit mit der Vogelwarte Radolfzell erbrachte ihm den Beinamen „Storchenvater“. „Schnakenprofessor“ wurde er deswegen genannt, weil er in Zusammenarbeit mit dem Tropenmedizinischen Institut der Universität Tübingen besondere Methoden entwickelte, um Schnaken sowie deren Larven und Brut zu fangen und zu untersuchen. Dabei betreute er vor Ort eine Unzahl von Studierenden, Doktoranden, Dozenten, Professoren sowie Spezialisten aus aller Welt. Aus seiner Tätigkeit heraus besaß er selbst auch eine große Insekten- und Käfersammlung. Als wissenschaftliche Sensation galt seine Entdeckung der Larve der Vogelbrutfliege im heimischen Europa, die bisher nur in Südafrika gefunden worden war. Ebenso bedeutend waren seine Entdeckung und Bergung der suebischen Gräberfelder bei Diersheim, die vom Staatlichen Amt für Ur- und Frühgeschichte in Freiburg sowie vom Deutschen Archäologischen Institut in Madrid ausgewertet wurden. Damit erwies sich Schloerer auch als ausgezeichneter Heimat- und Familienforscher, der seine Erkenntnisse nicht nur in der Mitgestaltung der geologischen, ur- und frühgeschichtlichen Abteilung des Hanauermuseums in Kehl, sondern vor allem in schulisch nutzbares, pädagogisches Anschauungsmaterial umsetzte. Dies alles und sein zielbewußtes Eintreten für den Schutz der Natur und die Bewahrung der Landschaft wurde 1964 mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes gewürdigt. |
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Quellen: | StAF Unterlagen des Staatlichen Schulamts Offenburg |
Werke: | Diersheimer Gemeindechronik (Masch. Manuskript); Pädagogische Papiere und Zeichnungen zum Thema Archäologie, Naturgeschichte, Vogel- und Insektenwelt des Hanauerlands; nach 1945 naturkundliche Beiträge in den Zeitschriften „Ornithologie“ und „Insektenkunde“; Die Natur unserer Heimat, in: Vom Rhein zum Schwarzwald. Der Kreis Kehl. Bühl 1960, 21-33; Diersheim in der Revolution 1848/49, in: Ortenau 53, 1973, 226-232 |
Nachweis: | Bildnachweise: vgl. Literatur H. G. Binder 1971 und 1988 |
Literatur + Links
Literatur: | H. G. Binder, Gottlob Schloerer 80 Jahre alt in: Ortenau 51, 1971, 9-12; Eine würdige Totenfeier für Gottlob Schloerer, in: Badisches Tagblatt Nr. 235, vom 12.10.1976; desgl. in Kehler Zeitung Nr. 235 vom 12.10.1976; H. G. Binder, In memoriam Gottlob Schloerer, dem Dorfschullehrer, Heimatforscher und Naturwissenschaftler aus Leidenschaft, in: Ortenau 57, 1977, 7-11; ders., Gottlob Schloerer, in: Chronik der Stadt Rheinau 1988, 380-382 |
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