Sachs, Karl Christian 

Geburtsdatum/-ort: 13.12.1903;  Offenburg
Sterbedatum/-ort: 28.08.1989;  Langenrain
Beruf/Funktion:
  • römisch-katholisch Geistlicher, „Baupfarrer“, Heimatforscher
Kurzbiografie: 1922 Abitur, Rastatt
1922-1926 Theologiestudium, Freiburg
1927 Priesterweihe
1927-1936 Vikar, Schenkenzell, Freiburg-Maria Hilf, Mannheim-St. Peter, Karlsruhe-Mühlburg
1936 Pfarrverweser, Gündelwangen
1939 Pfarrverweser, Tengen
1940 Pfarrer, Tengen
1950 Pfarrer, Singen-St. Josef
1953 Aufsichtsratsmitglied der „Neue Heimat Gemeinnützige Baugenossenschaft im Landkreis Konstanz e. G.“, 1954 Aufsichtsratsvorsitzender
1956 Beiratsmitglied des Hegau-Geschichtsvereins
1967 Geistlicher Rat ad honorem
1968 Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1970 Pfarrer, Weiterdingen
1978 Ruhestand, Langenrain
1983 Goldene Ehrenmedaille der „Neuen Heimat“
1984 Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg
Weitere Angaben zur Person: Religion: römisch-katholisch
Eltern: Karl Sachs (1877-1940), Lokomotivführer
Franziska, geb. Fischer (1878-1964), Hausfrau
Geschwister: Walter Sachs
GND-ID: GND/1012400379

Biografie: Christoph Schmider (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 2 (1999), 381-382

Der aus einfachem, gut katholischem Elternhaus stammende, in Mannheim und Offenburg aufgewachsene Sachs entschied sich noch während seiner Schulzeit dafür, Priester zu werden, und wechselte im Jahr 1921 vom Gymnasium Offenburg als Zögling des Erzbischöflichen Knabenkonvikts nach Rastatt über, wo er ein Jahr darauf auch das Abitur ablegte. Ein wichtiger Grund dafür war wohl der Wunsch, auf sozialem Gebiet tätig werden und bedürftigen Mitmenschen helfen zu können, wofür ihm der Priesterberuf besonders günstige Voraussetzungen zu bieten schien. Zugleich war für Sachs, dessen in bescheidenen Verhältnissen lebende Eltern ihm nur unter großen Opfern den Besuch des Gymnasiums hatten ermöglichen können, das Theologiestudium fast der einzige Weg, Hochschulbildung zu erlangen.
Die nach der Priesterweihe folgenden neuneinhalb Vikarsjahre verbrachte er fast vollständig in Großstadtpfarreien in Freiburg, Mannheim und Karlsruhe, wo er reichlich Gelegenheit fand, im Sinne seiner sozialen Vorstellungen sowie in der Jugendarbeit tätig zu werden. Die Entscheidung des Erzbischöflichen Ordinariats, ihm als erste selbständige Stelle ausgerechnet die Verwaltung der Pfarrei Gündelwangen zu übertragen, war daher aus seiner Sicht höchst unglücklich, denn er hatte das Gefühl, er müsse in diesem kleinen Dorf im Südschwarzwald viele seiner Talente vergraben. Schon nach rund zweieinhalb Jahren wurde er allerdings wieder versetzt, wofür in erster Linie seine häufigen Auseinandersetzungen mit den örtlichen NS-Funktionären verantwortlich waren.
Erheblich wohler fühlte er sich auf seiner nächsten Stelle in Tengen im Hegau. Zwar war auch dies keine Großstadtpfarrei, wie er sie sich gewünscht hatte, aber die Notwendigkeit, einen großen, mit einer Landwirtschaft verbundenen Pfarrhof bewirtschaften zu müssen, kam seiner praktisch-zupackenden Veranlagung entgegen. Besonders die Notsituation in den letzten Kriegsjahren und in der unmittelbaren Nachkriegszeit bot ihm vielfältige Möglichkeiten zu organisieren, zu verteilen und zu helfen. Sein großes Engagement empfahl ihn für die schwierige und arbeitsreiche Pfarrei St. Josef in Singen, die ihm im Jahr 1950 übertragen wurde. Hier fand er das ihm gemäße Betätigungsfeld und die schon so lange ersehnte soziale Aufgabe, der er sich sogleich mit großem Elan und viel Temperament widmete. Im Jahr 1953 schloß er sich zusammen mit einigen Wohnungssuchenden Familien seiner Pfarrei der kurz zuvor in Radolfzell gegründeten „Neuen Heimat“ an und engagierte sich im sozialen Wohnungsbau, was ihm bald den Beinamen „Baupfarrer“ eintrug. Er entwickelte viel Phantasie und großes Geschick im Sammeln von Spenden und war sich auch nicht zu schade, gebrauchte Möbel oder Kleidungsstücke eigenhändig mit dem Leiterwagen durch die Stadt zu transportieren. Seit 1954 führte er den Vorsitz im Aufsichtsrat der „Neue Heimat Gemeinnützige Baugenossenschaft im Landkreis Konstanz e. G.“, die 1953 die ersten fünf Doppelhäuser mit insgesamt 20 Wohnungen und im Jahr 1980 die 2500. Wohnung fertigstellen konnte. Auch in der Verwaltung der Genossenschaft engagierte er sich, wobei es ihm in aller Regel gelang, die Balance zwischen seinen vielfältigen Tätigkeiten zu wahren und seine eigentlichen Aufgaben als Seelsorger nicht zu vernachlässigen. Auch nach 1970, als er wegen seiner stark angegriffenen Gesundheit die Pfarrstelle in Singen aufgeben mußte, blieb er der „Neuen Heimat“ eng verbunden. Daneben hatte sich Sachs schon seit seiner Schulzeit auf heimatgeschichtlichem Gebiet betätigt und bereits Mitte der 1920er Jahre erste Ergebnisse seines Forscherfleißes veröffentlicht. Im „Hegau-Geschichtsverein“ war er von Anfang an aktiv, gehörte seit 1956 seinem Beirat an, und gleich in der ersten Ausgabe der Zeitschrift „Hegau“ wurde eine lokalhistorische Abhandlung aus seiner Feder veröffentlicht. Nach dem Wechsel auf die kleine Pfarrei Weiterdingen, und nachdem er seine Arbeit für die „Neue Heimat“ eingeschränkt hatte, blieb ihm mehr Zeit dafür, sein Steckenpferd zu reiten. Neben einer ganzen Reihe von kleineren und größeren Artikeln für den „Allensbacher Almanach“ sind aus dieser Zeit vor allem die Forschungen zur Ortsgeschichte von Weiterdingen bemerkenswert, die er in insgesamt 340 Folgen im Pfarrbrief veröffentlichte. Auch im Ruhestand, den er nach 51 Dienstjahren als Priester der Erzdiözese Freiburg seit 1978 in Langenrain verbrachte, entwickelte der bis zuletzt Energiegeladene noch eine große Fülle von Aktivitäten. Er bemühte sich weiterhin um sein Hobby und schrieb mehrere Abhandlungen zur Ortsgeschichte von Langenrain. Die wichtigste und weit über seinen Tod hinaus bleibende Leistung ist aber die unermüdliche Tätigkeit für die „Neue Heimat“, der er bis zuletzt als Vorstandsmitglied und Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats verbunden blieb.
Quellen: Personalakte Karl Christian Sachs (gest. 28.08.1989), EAF
Werke: Schicksal des Klosters Allerheiligen und Mittelbadens während der Koalitionskriege. Nach den Aufzeichnungen des Conventualen Gottfried Schneider, in: Die Ortenau 12, 1925, 22-33 und 14, 1927, 27-44; Joseph Benignus Maus und Otto Lueger – zwei bedeutende Gelehrte von Tengen. in: Hegau 1, 1956, 60-64; Zur Frühgeschichte des Klosters Schienen und des Hohentwiel, in: ebd. 2, 1957, 29-32; Das Narrengericht zu Stockach. Ein Bericht des kaiserlich-königlich Österreichischen Oberamtsrats Raiser aus der Zeit 1799-1802, in: ebd. 5, 1960, 131-135; Pfarrführer St. Josef Singen am Hohentwiel, o. O. 1960; Geschichte von Weiterdingen und seiner Grundherrschaft, Folge 1-340, in: Stimme vom Hegaukreuz, Pfarrbrief Weiterdingen, 1970-1978 (maschinenschriftlich verfaßt); Vom Herkommen der Edelfreien von Tengen, in: Küßnachter Jahresblätter 1974, 3-10; Landesverrat, Spionage und Terrorakte im Hegau und auf dem Bodanrück – vor 500 Jahren, in: Allensbacher Almanach 31, 1981, 14-16; Memorabilia aus den Verkündbüchern und Akten der Pfarrei Langenrain 1852-1900. 1.-3. Teil, in: ebd. 32, 1982, 14-18; 33, 1983, 12-17; 34, 1984, 14-16; Das Leprosenhaus und das Seelhaus, zwei mittelalterliche Sozialstationen in Allensbach, in: ebd. 35, 1985, 18-21; Die Schule von Allensbach zieht in den Rathaussaal ein, in: ebd. 36, 1986, 25; Beiträge zur Geschichte der Bodanrückdörfer Langenrain und Freudental, verfaßt von Peter Hirscher, Karl Christian Sachs und Richard Welschinger. Hg. im Auftrag der Gemeinde Allensbach von der Arbeitsgemeinschaft Allensbach e. V., in Verbindung mit dem Verein für Geschichte des Hegau e. V. (= Hegau-Bibliothek, Bd. 44), o. O. 1986; 500 Jahre Pfarrei St. Nikolaus Allensbach. 1-4. Teil, in: Allensbacher Almanach 37, 1987, 9-12; 38, 1988, 22-34; 39, 1989, 15-29; 40, 1990, 18-20
Nachweis: Bildnachweise: EAF (Photographien)

Literatur: Ursula Klein: Goldenes Priester- und Primizjubiläum von Geistlichem Rat Karl Christian Sachs, in: Singener Jahrbuch 1977, 84-89; Adolf Mayer: Der „Baupfarrer“ Karl Christian Sachs (1903-1989), in: Hegau 45, 1988, 273-276; Richard Welschinger: Nachruf für Karl Christian Sachs, in: Allensbacher Almanach 40, 1990, 20-21; Karl-Heinz Braun: Karl Christian Sachs (mit Bibliographie der Veröffentlichungen Sachs’), in: FDA 111, 1991, 357-358 (= Necrologium Friburgense)
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