Mack, Franz Wilhelm 

Geburtsdatum/-ort: 07.03.1921;  Waldkirch
Sterbedatum/-ort: 03.10.2010;  Rust
Beruf/Funktion:
  • Wagen- und Karosseriebauer, Gründer des Europa-Parks
Kurzbiografie: bis 1935 Volksschule Waldkirch
1935–1949 Lehre als Wagen- und Karosseriebauer bis 1938 im väterl. Betrieb; 1949 Meisterprüfung
1939–1947 Kriegseinsatz bei d. Infanterie, zuletzt Obergefreiter, dann amerikanische Kriegsgefangenschaft in Afrika, Amerika, Frankreich; 1947 Flucht vom Elsass über den Rhein, danach in Frankfurt bei einem Schausteller versteckt
1948ff. Übernahme d. väterl. Fabrik zus. mit den Brüdern Hermann u. Willi; zahlr. Entwürfe von Fahrgeschäften bis in die 1990er-Jahre
1967ff. Teilnahme an Ausstellungen u. Messen, z.B. auf d. Weltausstellung in Montreal, 1967, internat. Fachausstellung Attraktionen, Moskau, 1971, u. d. Messe in Orlando, Florida, 1986
1975 VII 12 mit Sohn Roland Europa-Park eröffnet auf dem Gelände beim Böcklin-Schloss, Gemeinde Rust, anfangs 12 Hektar u. 25 Mitarb., bald 16 Hektar Fläche; 2010 mit ca. 85 Hektar Fläche u. 3100 Mitarb. einer d. wichtigsten Arbeitgeber in d. weiteren Umgebung; seit 1986 auch Sohn Jürgen Gesellschafter
1982–2009 Italien als erster „Europa-Themenbereich“ des Parks eröffnet; es folgten zu Macks Lebzeiten Holland, 1984, England, 1988, Frankreich, 1989, Skandinavien, 1992, Spanien, 1994, Deutschland, 1996, Russland, 1998, Griechenland, 2000, Portugal, 2005, u. Island, 2009
1995ff. Ausgestaltung als Kurzreiseziel durch Bau von 4-Sterne-Großhotels, die wiederum Europa-Themen aufgreifen: El Andaluz, 1995, Castillo Alcazar, 1999, Colosseo, 2004, Santa Isabel, 2007; mit 3500 Betten größte zusammenhängende Hotellandschaft in Deutschland
2001ff. Winteraktivitäten, z.B. Miss Germany-Wahl, Euro-Dance-Festival; Autobahnausfahrt Rust – Europa-Park 2002 geöffnet
seit 2005 Fernsehproduktionen im Park
2010 Mack-Rides, bis 2004 Heinrich Mack GmbH&Co., hat ca. 80 Mitarbeiter u. exportiert weltweit; ca. 90 Prozent d. Fahrgeschäfte im Europa-Park sind deren Produkte; der Europa-Park hat jährlich mehr als 4 Mio. Besucher, bis 2010 sahen ihn rund 85 Mio. Menschen, darunter 48 Prozent aus Deutschland, 22 Prozent aus Frankreich u. 24 Prozent aus d. Schweiz; größter dt. Freizeitpark u. besucherstärkster d. Welt
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Auszeichnungen: Ehrungen: Verdienstorden am Bande (1984), Verdienstorden 1. Klasse d. Bundesrepublik Deutschland (1997); Lorenz-Werthmann-Medaille des DCV (1997); Ehrenbürger d. Gemeinde Rust (2001); Aufnahme in die Hall of Fame des Weltverbands d. Freizeitparkindustrie IAAPA (International Association of Amusement Parcs and Attractions) in Atlanta, USA (2005); Goldene Verdienstmedaille d. Stadt Waldkirch (2006).
Verheiratet: 1948 (Waldkirch) Liesel, geb. Börschig (1922–2004)
Eltern: Vater: Heinrich, Wagnermeister (1882–1958)
Mutter: Theresia, geb. Burger (1884–1951)
Geschwister: 5; Alfred (1917–1943, bei Leningrad gefallen), Theresia (1911–1996), Heinrich (geboren/gestorben 1913), Hermann (1915–1984) u. Willi (geboren 1922)
Kinder: 2;
Roland (geboren 1949),
Jürgen (geboren 1958)
GND-ID: GND/1012401898

Biografie: Fred Ludwig Sepaintner (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 6 (2016), 313-318

Der als vierter von fünf Söhnen eines Wagnermeisters geborene Mack scheint, wie seine Brüder, in einen vorgegebenen Lebensweg hineingeboren. Zu welchen Erfolgen dieser Weg ihn dann aber führte, das war – zumal in den Krisen der 1920er-Jahre – gewiss nicht abzusehen.
Mack war bereits in sechster Familiengeneration Wagnermeister. 1780 hatte Paul Mack in Waldkirch einen Ein-Mann-Betrieb eröffnet und Fahrzeuge aller Art, vom Schubkarren über Leiter- und Fuhrwagen bis hin zu Kutschen, zu bauen begonnen. 1790 hatte er außerdem das Amt des Brunnenmeisters der Stadt angenommen, das bis 1862 über drei Generationen, also 72 Jahre bei der Familie blieb.
Der damalige Chef des Betriebs, Macks Urgroßvater, der erste von dreien, die den Namen Heinrich trugen, erweiterte sein Unternehmen seit den 1850er-Jahren mehrfach, auch um eine Schmiede. Nun erweiterte die Stellmacher- und Wagnerei Mack die Produktionspalette auf alle Arten von Fahrzeugen, vom Bauernschlitten über Chaisen, Equipagen, Karossen, Kaleschen, Landauer bis hin zur Postkutsche. Größere Wagen, die sogenannten Omnibusse mit bis zu 30 Sitzplätzen, wie sie von Frankreich herübergekommen waren, begann Mack zu bauen. Gleichzeitig kamen viel mehr Kutschen zur Reparatur; denn der Verkehr in Waldkirch wurde immer reger, seit die Posthalterei 1807 badisch geworden war. Doch nicht allein deswegen vollzog sich damals bei Mack der Wandel vom Handwerks- zum Wagenbaubetrieb. Die weit zukunftsträchtigere Innovation ging mit den Orgelwagen einher. Heinrich Mack (I.) hatte erkannt, was in der „Orgelstadt“ gebraucht wurde: Spezialfahrzeuge für den Transport immer größer werdender Orgeln, worunter nicht zuerst Kirchenmusikinstrumente zu verstehen sind. Die damals in Waldkirch boomende Industrie galt einem ganz anderen Markt: Jahrmarkts- und Karussellorgeln. Immer größer und aufwendiger gestaltete Orchestrions wurden konstruiert, und deren Transport brauchte Fahrzeuge eigener Art. Eine lange Reihe von Spezialfahrzeugen aus dem Hause Mack setzte damit ein.
Immer mehr Schausteller kamen nach Waldkirch, auch das weckte Interesse bei Heinrich Mack Er begann Jahrmärkte, Messen und Volksfeste zu besuchen, erkannte weitere Produktionschancen und begann, Zubehörteile für Karussells herzustellen: allerlei Tiere, gesattelte und gezäumte Holzpferde mit Mähne, Glasaugen und Schweif, Karussellgondeln, -schlitten, -schiffe u.a.m. Der Sprung in dieses Produktionssegment wurde zur nachhaltigen Innovation in der Familien- und Firmengeschichte. So gesehen bildete sein nächster Schritt fast nur noch die logische Konsequenz, zumal angesichts des fast permanent wachsenden Schaustellergewerbes. In den 1870er-Jahren begann die Firma Mack, Schaustellerwohn- und Packwagen herzustellen; denn in diesen Jahrzehnten vollzog sich ein grundlegender Wandel: der überkommene Pferdezirkus wurde durch den Zirkus „modernen Zuschnitts“ mit Dressurnummern, Clowns, Jongleuren und Akrobaten abgelöst.
Weniger für die Firmen- als ihre Überlieferungsgeschichte wurde Pfingsten 1893 zum wichtigen Datum. Ein Blitzschlag traf das Wohnhaus der Familie und der dabei entstandene Brand zerstörte das gesamte Firmenarchiv. Dennoch, die Firma Mack expandierte weiter, wurde reichs- und bald europaweit zu einem der wichtigen Zulieferer des Schaustellergewerbes. Anders als der I. Weltkrieg brachten die Krisen der 1920er-Jahre zwar größere Schwierigkeiten, das folgende Jahrzehnt aber bereits neuerliche Expansion, sichtbar im neuen, größeren Produktionsgelände am Elzufer und im weiter differenzierten Produktionsprogramm. Längst gehörten die Großen der Zirkuswelt zu den Kunden: Sarrasani, Busch, Knie, Althoff, Hagenbeck. Stammkunde schlechthin und gerngesehener Gast im Hause Mack aber war Carl Krone (1870–1943), obwohl sein an der Leine mitgeführtes „Haustier“, ein Jagdgepard, die Kinder der Familie auf Distanz gehen ließ.
Das Produktionsprogramm Mackscher Wagen geriet immer reichhaltiger, die Wohnwagen waren längst luxuriöse und ebenso kostspielige Villen auf Rädern. Zu den Wagen kamen Schießstände, Geisterbahnen, bald Großfassaden hinzu. Als Mack zur Welt kam, wurden schon Fahrgeschäfte gebaut, im Jahr seiner Geburt die erste Holzachterbahn. Er wuchs hinein in die „Faszination Karussell- und Wagenbau“, wie der Titel der Festschrift zum 200-jährigen Bestehen der Firma lautet. Mack folgte dem Vorbild der Väter, wurde Wagenbauer, auch wenn er erst nach Krieg und Gefangenschaft die Meisterprüfung als Wagen- und Karosseriebauer ablegen konnte. Zur gleichen Zeit trat er mit seinen beiden Brüdern Hermann und Willi als 6. Familiengeneration an die Spitze des Unternehmens, das nach wie vor prosperierte, ein keineswegs selbstverständlicher Vorgang in der Zeit des Zirkussterbens.
Schon zu Beginn wurde sichtbar, wie eng sich Mack an die Familientugenden hielt: permanente Marktbeobachtung und Umsetzung der dabei gewonnenen Erkenntnisse mit großem Geschick und immer solider Bodenhaftung. Ein sprechendes Beispiel dafür: Die Firma hatte schon in den 1920er-Jahren Auto-Scooter gebaut. Tragendes Element der Hallen für diese Fahrgeschäfte waren wenigstens 18 Säulen. In Italien nun sah Mack solche Hallen mit nur sechs Säulen. „Das können wir auch“, erklärte er seinem Vater und hielt trotz dessen Warnung an seiner Idee fest. Er verbesserte die Konstruktion so lange, bis es ihm 1975 gelang, Scooterhallen mit nur zwei Tragsäulen zu bauen. Eine beachtliche Reihe von Entwürfen hochtechnisierter Karussells geht auf Mack zurück, zum Beispiel das seit 1958 über Jahrzehnte eingesetzte Rundfahrgeschäft Calypso, bei dem – stark vereinfacht – auf einer geneigten, sich drehenden Scheibe vier entgegengesetzt rotierende Elemente montiert sind. Am Ende der vier Ausleger befinden sich Gondeln, die in entgegengesetzter Richtung drehen. Ein anderes frühes Beispiel Mackscher Konstruktionen war der 1968 fertige Kreiselwipper „Hully-Gully“, bei dem eine Scheibe mit 20 fest montierten Doppelsitzen drehbar auf einem Schwenkarm lagert, der angehoben werden kann. Der feststehende mittlere Teil rotiert wiederum in entgegengesetzter Richtung mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten.
All diese Fahrgeschäfte tragen einen gemeinsamen Zug, worin sich eines der Mackschen Erfolgsgeheimnisse verbirgt. Gefragt, wie es ihm gelungen sei, immer wieder schwierigste Hürden zu nehmen und erfolgreich zu bleiben, antwortete Mack mit dem für ihn typischen alemannischen Humor: „Mir hän halt immer e bissli gespart, wenn andere des Geld verpulvert hän!“, ein Grundsatz, der sicherlich dazu beitrug, dass die Firma längst zum unbestrittenen Marktführer über Deutschland hinaus geworden war. Solch pragmatische Solidität blieb ein bestimmender Charakterzug der Persönlichkeit.
Zweite große Macksche Produktgruppe blieb der Wagenbau: Wohn-, Mannschafts-, Tiertransport- und Verkaufswagen. Obwohl an der Typenvielfalt dieser beiden Gruppen stetig weiter gearbeitet und das Angebot dem sich wandelnden Markt angepasst wurde, war zu erkennen, dass hier der Höhepunkt überschritten, also keine wirtschaftlich interessante Steigerung mehr zu erzielen war. Darum begann sich Mack in den frühen 1970er-Jahren auf ein drittes Element zu konzentrieren und reagierte so auf den Strukturwandel des Freizeitmarktes: dritte Säule des Geschäfts waren fortan stationäre Einrichtungen für Freizeitparks. Endlos-Geisterbahnen wurden gebaut, Einschienenbahnen, Bootsfahrt- und Floßanlagen, Wildwasserbahnen und immer imposantere Achterbahnen. Ganze Freizeitparks vermochte Mack bald mit seinen Produkten einzurichten. Das Unternehmen war damit bald weltweit präsent.
Um die gleiche Zeit fiel die Entscheidung, die das Leben Macks im letzten Drittel noch einmal nachhaltig verändern sollte. Wie so oft war er 1972 zur „Marktbeobachtung“ in den USA, diesmal mit seinem Sohn Roland. Verbindungen dorthin waren seit den 1960er-Jahren eng geworden, auch zur Disney Company, mit deren Gründer Walt Disney (1901–1966) sich Mack in besonderer Weise verbunden fühlte, obwohl er ihn nie persönlich kennengelernt hatte. Gemeinsame Geschäftsfreunde stellten ein Bindeglied dar, z.B. der Besitzer der Arrow Development in Mountain View bei San Francisco, ein Altersgenosse Macks, der „Themenfahrten“ für Disney herstellte. Mack vertrieb Arrow-Produkte in Europa, lange vor der Park-Eröffnung in Rust. Bei seinem letzten Interview sprach Mack über seine Gemeinsamkeiten mit Disney, beider Detailversessenheit, ihren Qualitätsanspruch: „Es durfte bei Disney nie gepfuscht werden, bei mir auch nicht.“ (Emotional pur, 2010, S. 29).
Vater und Sohn besichtigten 1972 Freizeitparks in den USA. Bei solchen Reisen ging es immer um Information und Inspiration. Diesmal schien die Entscheidung reif; denn schon auf dem Rückflug beschlossen beide, ihren eigenen Park zu errichten. Unweit der Grenze zu Frankreich sollte er sein, gut zu erreichen und zweierlei Funktionen erfüllen: gleichermaßen öffentlicher Vergnügungspark sein und Ausstellungsgelände, das die große Palette der Firmenprodukte in Aktion vorführt. Mehrere Areale wurden besichtigt. Gute Aussichten schien anfangs Breisach zu haben, das Gelände um den grenznahen Europasee. Erste Genehmigungen lagen bereits vor, dann scheiterte das Vorhaben am Einspruch des Wasser- und Schifffahrtsamts. Allein die Europa-Idee überdauerte. Ein anderes Gelände bei der Autobahn unweit von Neuenburg scheiterte am Einspruch des Autobahnamts. Im Falle von Rust endlich sah es anders aus. Nicht allein die Voraussetzungen waren erfüllt, die Fläche, um die es ging, war Gemeindebesitz, und diese Gemeinde hatte ihre Chance erkannt und war nur zu gerne bereit, das Stück Land unweit der Elz für diesen Zweck zu verkaufen.
1972 wurde der Vertrag geschlossen. Ganz ohne Behördenkrieg ging es wieder nicht ab, drum dauerte es bis Mitte Juli 1975, bis der knapp 16 Hektar große Europa-Park eröffnet war. Obwohl laute Unkenrufe tönten: der Pleitegeier kreise über Rust, in dieses Schnakenloch ginge keiner, verlief schon der Auftakt erfolgversprechend. Trotz des – aus heutiger Sicht – noch recht überschaubaren Angebots leisteten sich gegen 4500 Besucher schon am ersten Tag die damals 6.– DM für den Eintritt. Am Ende der ersten Saison waren über 250 000 Parkbesucher gezählt; ganze 20 Mitarbeiter bewältigten die Arbeit. Schon damals war Macks Konzept nicht generationsgebunden: drei Generationen sollten angesprochen sein, von den Großeltern bis zu den Kleinen. Mack investierte weiter; 1976 wurde erstmals und für die kommenden 16 Jahre eine Delphinshow ins Programm genommen; die Besucherzahl war am Jahresende fast verdreifacht, die erste Besuchermillion 1978 erreicht. In Macks Todesjahr kamen bereits über 4 Mio. jährlich, ein Erfolg, zu dem die 2002 eröffnete eigene Autobahnausfahrt nicht unwesentlich beigetragen hat. Anders 2007 eigens eingerichtete Direktflüge von Wien, Rotterdam und London zum Black-Forest-Airport Lahr; sie erwiesen sich nicht als sonderlich wirtschaftlich und wurden 2010 wieder eingestellt. Das Angebot wurde immer größer. Immer wichtiger wurden Shows, die anfänglich noch über Agenturen und Fremdkünstler „importiert“ wurden; schließlich schuf Mack seine eigene Show-Abteilung und engagierte immer mehr Künstler, 2010 etwa 150. Ab 2005 kamen Fernsehproduktionen hinzu, anfangs vor allem der öffentlich-rechtlichen, bald auch privater Sender. Unterhaltungssendungen steigerten seither die Attraktivität und Bekanntheit des Parks weiter.
Während der 1980er-Jahre hatte Mack damit begonnen, sein Pendant zu den Disneyschen Filmthemen zu realisieren, baulich wie thematisch, und löste damit den programmatischen Anspruch des Namens Europa-Park ein. Das Konzept erscheint einleuchtend und bis ins Detail bedacht. Eines der meistbesuchten frühen Reiseländer wurde als erstes ausgewählt: Italien. Wohlnachempfundene italienische Ensembles entstanden, die sonnige Piazza, umgeben von Pinien und Zypressen, mediterranen Pflanzen, das Ristorante, die als landestypisch assoziierte Vorstellung vom dolce vita soll beim Besucher erzeugt werden. Holland, England und Frankreich folgten als Themen. Bis 2010 waren schon elf europäische Länder-Themen realisiert, zuletzt 2009 Island. Direkt beim Park stand anfangs das 1575 durch Balthasar Böcklin von Böcklinsau gebaute dreigeschossige Schloss, das fast 400 Jahre Besitz dieses elsässischen Geschlechts war und bis 1806 die Ortsherrschaft von Rust innegehabt hatte. Nachdem 1955 der letzte Stammherr verstorben war, wechselte der Besitz mehrfach den Eigentümer. 1977 konnte Mack Schloss Balthasar mit seinem schönen Wald erwerben. Das war die erste wesentliche Erweiterung des Parks. Der Park erstreckte sich 1988 bereits auf 40, 2005 schon auf 62 Hektar, Tendenz weiter wachsend, immer unter Beachtung des Gebots der wirtschaftlichen Solidität, die Umfang und Geschwindigkeit der Investitionen bestimmt.
„Perfektion ist wichtiger als Größe“ umschrieb Mack seine andere Handlungsmaxime. Die Attraktionen aber wurden immer größer und auffälliger. Eine der ersten dieser Art war Macks Entwurf einer silbernen, weithin sichtbaren Kugel, die eine Dunkelachterbahn umschloss, Eurosat genannte. Sie wurde 1989 eröffnet und ist eines der ersten, bis in die Gegenwart weithin sichtbaren „Wahrzeichen“ des Parks. Beim 30-jährigen Jubiläum hatte die Zahl der Großattraktionen bereits 100 überschritten; 420 Mio. Euro waren 2005 seit der Gründung investiert und Macks Devise blieb „dranbleiben“. Bis ins hohe Alter entwarf er neue Fahrgeschäfte, herausragend darunter zuletzt seine 1989 eröffnete Hochgeschwindigkeits-Achterbahn Euro-Mir.
Inzwischen hatte auch Macks Produktionsfirma den entwicklungsbedingten Wandel erlebt. Waren früher Fahrgeschäfte auf dem Werksgelände montiert worden, geschah die „Montage“ inzwischen über dreidimensionale Projektionen auf dem Monitor, samt simulierter erster Testfahrten auf dem Rechner. Neue Verfahren erlaubten dann den präzisen Nachbau in der Realität, wobei die Produktionszeit bei höherer Effizienz der Anlagen halbiert wurde. Und die Ergebnisse erscheinen imposant: die Katapultbahn des 2009 im Park eröffneten Blue Fire Megacoaster beschleunigt schneller als ein Formel 1 Auto.
Ein weiteres wirtschaftliches Ziel wurde angegangen: den Durchschnittsaufenthalt der Parkbesucher von einem auf zwei Tage zu verlängern: Mack baute das erste Hotel beim Parkbereich. Wiederum integriert in das europäische Programm eröffnete 1995 das Hotel El Andaluz, vier Jahre später Castillo Alcazar. Das Colosseo folgte 2004 und als letztes vor dem Tod des Gründers wurde 2007 Santa Isabel eröffnet. Alle vier zu ca. 90 Prozent ausgelasteten 4-Sterne-Hotels entwickelten sich zu einem veritablen Treffpunkt nationaler und internationaler Prominenz. Neuerlich erweitert bilden sie in der Gegenwart die größte zusammenhängende Hotellandschaft in Deutschland mit ca. 1700 Arbeitsplätzen. Eigens geschaffen wurde auch die seither den Fremdenverkehr bis in den angrenzenden Schwarzwald hinein belebende Tourismus Region Europa-Park.
Problem freilich blieb die Saison; denn während der ersten 25 Jahre ruhte das Geschäft im Winter, bis 2001 erstmals Winterevents organisiert wurden. Die Wahl der Miss Germany und das Euro-Dance-Festival wurden längst Dauereinrichtungen. Schon im ersten Jahr kamen in sechs Wochen 180 000 Besucher; bis zum Ende des Jahrzehnts lag die Zahl von Ende November bis in die ersten Januarwochen regelmäßig bei 400 000. Bald war ein Trend gesetzt, dem immer mehr Mitbewerber folgten.
Es war ruhiger geworden um Mack in seinem neunten Lebensjahrzehnt, den inzwischen verwitweten Ehrenbürger von Rust, der seit 2006 wie Walt Disney in die Hall of Fame des Weltverbands der Freizeitparkindustrie eingerückt war. Seine Ehrenämter im Normenausschuss der fliegenden Bauten des TÜV sowie als Schiedsrichter im Verband der deutschen Freizeitindustrie hatte er niedergelegt, karitativ blieb er weiter engagiert. In einem letzten Interview, das 2010 in das Jubiläumsheft zum Thema 35 Jahre Europapark zusammen mit seinem Nachruf erschien, resümierte Mack noch einmal. Er blickte zurück, aber auch in die Zukunft, und suchte die Generationen seiner Söhne und Enkel zu ermuntern, die längst an seinem Werk weiter gestalteten. Er schloss mit den Worten: „Aber ich bin jetzt alt und mache nichts mehr“. „Aber mein Vater ist immer noch unglaublich präsent.“, ergänzte der Sohn und Nachfolger Roland (Emotional pur, 2010, S. 33).
Sein erstaunliches Lebenswerk ließ Mack, der zu den „herausragenden Unternehmerpersönlichkeiten“ (BZ, 4.10.2010) des Landes zählte, gewiss nie ganz los. Fünf Monate vor seinem 90. Geburtstag verstarb er. Das überkommene Familienunternehmen war bei seinem Tod genauso gut aufgestellt wie der Park, in dem gut 90 Prozent der Fahrgeschäfte Produkte aus eigener Herstellung sind. Beide Unternehmen gehören in ihrem jeweiligen Bereich zu den Branchenführern, längst freilich weltweit.
Quellen: StadtA Waldkirch Ar C VIII 199 Bd. 29, Ratsprotokolle d. Stadt 1779ff. (mit Lücken); Auskunft des StadtA Waldkirch vom Januar 2014.
Werke: Pläne, Skizzen u. Modelle von Fahrgeschäften im Familienbesitz Mack.
Nachweis: Bildnachweise: Foto, in: Baden-Württembergische Biographien 6 (2016), S. 316, Hotel Colosseum, Europa-Park. – Emotional pur, 2010, 22 (vgl. Literatur).

Literatur: Willi Thoma, Faszination Karussell- u. Wagenbau, 200 Jahre Mack Waldkirch, 1988 (mit Bildnachweis, 332 et passim); Theo Hofsäss, Der Freizeitpark im Dorf. Eine empirische Studie über den Europa-Park in d. bad. Gde. Rust, 1993; Heribert Klein (Hg.), Von d. Illusion u. ihrer Wirklichkeit, 25 Jahre Europa-Park, 2000, bes. 67ff. (mit Bildnachweis, 70); Europa-Park 30 Jahre, o. J. (2005); Parkscout (Hg.), Europa-Park, in: Parkscout-Freizeitführer, 2. überarb. Aufl. 2006; Manuela Ohnemus, Vom Fischerdorf zur Freizeitdestination, 30 Jahre Europa-Park u. seine Auswirkungen auf Rust u. die Region, 2009; Heinrich Mack GmbH&Co (Hg.), Mack, Karussellbau, Fahrzeugherstellung, Parkeinrichtungen (o. J., vor 2010); Emotional pur, 35 Jahre Europa-Park, 2010 (darin: Bescheiden sein u. dranbleiben, Nachruf auf Mack von H. Koppelstätter, 22-25 u. Bildnachweis, 22 et passim); Nachrufe in: BZ u. Stuttgarter Ztg. vom 4.10.2010.
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