Heurich, Fridolin 

Geburtsdatum/-ort: 14.09.1878; Magdlos bei Flieden (Kreis Fulda)
Sterbedatum/-ort: 12.02.1960;  Karlsruhe, beigesetzt in Karlsruhe
Beruf/Funktion:
  • Gewerkschafter, Zentrums-CDU-Politiker, Verfolgter des NS-Regimes
Kurzbiografie: 1884-1892 Volksschule
1903-1904 technische Fortbildungskurse in Gelsenkirchen
1904 Prüfung als Maurerpolier
1906-1908 Gewerkschaftssekretär in Krefeld
1911 Bezirksleiter des christlichen Bauarbeiterverbandes
1914-1918 Feldwebel im Ersten Weltkrieg, Eisernes Kreuz
1923 Landesvorsitzender der christlichen Gewerkschaften für Südwestdeutschland
1925-1927 mehrere Kurse an der christlichen Gewerkschaftshochschule
1927-1933 Staatsrat
1933 Entlassung aus allen Ämtern
1945 Am 1. August durch die Militärregierung zum ersten Bürgermeister der Stadt Karlsruhe ernannt, am 26. Mai durch den Stadtrat bestätigt. 1948 auf 6 Jahre wiedergewählt
1946-1951 Landesvorsitzender der CDU Nordbaden; seit 1951 Ehrenvorsitzender
1946-1952 Abgeordneter für den Stadtkreis Karlsruhe in der Verfassungsgebenden Landesversammlung von Württemberg-Baden, sowie im Landtag von Württemberg-Baden
1953 Verleihung des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1907 Lioba, geb. Hack
Eltern: Vater: Plazidus Heurich (1838-1917), Taglöhner in Magdlos
Mutter: Constantia, geb. Heil aus Rückers (Kreis Fulda) (1837-1908)
Geschwister: Bruder Leo (Schreinermeister)
Schwestern Ida, Veronika, Maria
Kinder: 2 Töchter, Friedel Laber (geb. 1908), Else Henkel (geb. 1912)
GND-ID: GND/1012404145

Biografie: Gerd F. Hepp (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 2 (1987), 135-136

Beruflicher und politischer Werdegang Heurichs sind durch seine Herkunft aus der Arbeiterschaft und seine Zugehörigkeit zur christlichen Gewerkschaftsbewegung entscheidend geprägt. Noch im Alter von 75 Jahren hat er denn auch seine Gewerkschaftszeit als die wichtigste Etappe seines Lebens bezeichnet und auch sonst nie ein Hehl daraus gemacht, daß die Arbeiterschaft Zeit seines Lebens ihm geistige und politische Heimat blieb.
Der gelernte Maurer und Polier, der seine berufliche Ausbildung in verschiedenen Städten des Ruhrgebietes absolvierte, wurde mit 28 Jahren Gewerkschaftssekretär des christlichen Bauarbeiterverbandes in Krefeld. Von dort schickte ihn sein Verband nach Freiburg, von wo aus er noch vor dem Ersten Weltkrieg als Bezirksleiter für Elsaß-Lothringen, Oberbaden und Südwürttemberg mit großem Erfolg den Aufbau des christlichen Gewerkschaftswesens zu beiden Seiten des Rheins vorantrieb. Auch nach dem Kriege galt er durch sein Wirken als Bezirksleiter für Baden, Württemberg, die Pfalz und das Saarland, mit Sitz in Karlsruhe, sowie als Landesvorsitzender der christlichen Gewerkschaften, als „der“ christliche Arbeiterführer in ganz Baden.
Seine politische Karriere führte ebenfalls über die Gewerkschaftsbewegung. Ähnlich wie viele andere Gewerkschaftsführer hatte er sich zunächst als Autodidakt, sowie durch den Besuch staatsbürgerlicher Kurse an Gewerkschaftsschulen, das notwendige theoretische Rüstzeug erworben. Bereits 1902 war er der Zentrumspartei beigetreten. Für die Dauer der Weimarer Republik gehörte er dem Badischen Landtag an. Als Politiker erwarb er sich den Ruf eines glänzenden und schlagfertigen Redners, der sich zudem später als Leitartikler und Kolumnist auch in verschiedenen Zeitungen einen Namen machte. Schon früh galt er als ein Mann von ungewöhnlichem Fleiß, als ein ausgezeichneter Menschenkenner, der immer ein offenes Ohr für die Nöte des kleinen Mannes hatte und der zugleich vor dem Hintergrund einer ausgeprägt toleranten Grundeinstellung immer vom Willen zum Ausgleich mit dem politischen Gegner beseelt war. Kein Geringerer als Adenauer bescheinigte ihm später einmal ein bestechendes politisches Urteilsvermögen. Zur Zeit der Weimarer Republik war er lange Jahre Vorstandsmitglied der Zentrumspartei auf Landes- und Reichsebene, ebenso Vorstandsmitglied der Landtagsfraktion und gehörte auch seit 1927 der badischen Regierung als ehrenamtliches Mitglied mit dem Titel eines Staatsrats an. Dank seiner guten und engen Beziehungen zur katholischen Kirche war er maßgeblich am Zustandekommen und dem Abschluß des badischen Konkordats mit dem Heiligen Stuhl in Rom beteiligt. In Anerkennung dieser seiner Verdienste wurde ihm 1932 der päpstliche Gregoriusorden verliehen und Heurich zum Professor der Kurie ernannt. Schon früh galt er auch als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. 1930 erregte er Aufsehen, als es zwischen ihm und dem Abgeordneten Krafft von der NSDAP im Plenum des Badischen Landtags zu einer tätlichen Auseinandersetzung kam und Heurich wegen dieser sogenannten Ohrfeigenaffäre am nächsten Tag von der Sitzung ausgeschlossen wurde. Nach der Machtergreifung mußte er dann für seine antinazistische Einstellung büßen. 1933 wurde er aus sämtlichen Ämtern entlassen und stand dann jahrelang unter Aufsicht der Gestapo, bevor er 1944 nach dem Attentat auf Hitler vorübergehend in Haft kam.
Dank seiner untadeligen Vergangenheit kehrte Heurich nach dem Zweiten Weltkrieg rasch wieder ins politische Leben zurück. In seiner Eigenschaft als erster Bürgermeister leitete er das Bau- und Wohnungsdezernat der Stadt Karlsruhe und erwarb sich große Verdienste beim Wiederaufbau. Zu seinen bedeutendsten kommunalpolitischen Leistungen in seiner siebeneinhalbjährigen Dienstzeit zählen die Enttrümmerung, die Neugestaltung der Kaiserstraße und der Innenstadt, sowie die Ankurbelung des Wohnungsbaus wie auch der Wiederaufbau der öffentlichen Gebäude. Aber auch in der Landespolitik gab Heurich bald wieder seinen Einstand. Als einer der Mitbegründer der CDU in Karlsruhe wurde er 1946 auf dem ersten Parteitag der nordbadischen CDU in Heidelberg mit großer Mehrheit zum ersten Landesvorsitzenden gewählt. Von der politischen Richtung her galt er als ein Anhänger Jakob Kaisers, dem er auch menschlich eng verbunden war, und des von der Berliner CDU vertretenen „christlichen Sozialismus“. Darüber hinaus hatte er stets auch ein gutes Verhältnis zu den sozialistischen Gewerkschaftsführern und zur SPD und setzte sich schon Anfang der fünfziger Jahre mit Nachdruck für eine große Koalition ein. Für den Stadtkreis Karlsruhe wurde er sowohl in die Verfassungsgebende Landesversammlung wie auch in den Landtag von Württemberg-Baden gewählt. Vom Dezember 1946 bis zum Januar 1947 bekleidete er kurzfristig auch das Amt des Fraktionsvorsitzenden der CDU. In der Südweststaatsfrage, in der seine Partei gerade in Nordbaden in eine große Zerreißprobe geriet, blieb auch er, wie manch anderer, nicht von Wechselbädern verschont. Nachdem er anfangs eine neutrale Position an den Tag gelegt hatte, sprach er sich in einer Rede im Landtag im März 1949 für den Südweststaat als eine politische und ökonomische Notwendigkeit aus, um dann später, im Vorfeld der Abstimmung, wieder ins Lager der Befürworter einer Wiederherstellung des alten Landes Baden, für ihn eine Sache des Herzens, umzuschwenken.
Nachweis: Bildnachweise: Foto, StAF, Bildnissammlung.
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