Leonhard, Hermann 

Geburtsdatum/-ort: 03.02.1899;  Eberbach am Neckar
Sterbedatum/-ort: 19.03.1983;  Bonndorf
Beruf/Funktion:
  • Forstpräsident
Kurzbiografie: 1917 Reifeprüfung am Realgymnasium in Weinheim
1917-1919 Kriegsdienst an der Westfront, schwer verwundet
1919-1921 Studium der Forstwissenschaften in Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg
1923 Große Forstliche Staatsprüfung
1923-1926 Dienstverweser beim Forstamt Weinheim und Dienstleistung beim Holzverkaufsbüro der Forstabteilung in Karlsruhe, Taxator bei den Forstämtern Graben, Weinheim, Staufen II und Steinbach
1927-1930 II. Geschäftsführer des Badischen Waldbesitzerverbandes
1930-1931 II. Beamter bei den Forstämtern Hardheim, Radolfzell, Rotenfels und Tiengen
1932-1936 Dienstvorstand beim Forstamt Breisach
1936-1940 Referent bei der Forstabteilung in Karlsruhe
1940-1945 Tätigkeit als Forstbeauftragter in Norwegen und beim Reichsforstamt in Berlin
1945-1951 Dienstvorstand beim Forstamt Gernsbach und Leiter des Großherzoglichen Forstamtes Kaltenbronn
1950-1954 Leiter des Landesjagdamtes Südbaden
1953-1964 Leiter der Forstdirektion Südbaden
1950-1967 Lehrauftrag über Jagdkunde an der Universität Freiburg
1956-1964 Mitglied des Präsidiums des Landesjagdverbandes Baden-Württemberg
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1930 Gertrut, geb. Püttmann
Eltern: Vater: Dr. Michael Leonhard, Reallehrer
Mutter: Elise geb. Gebhard
Geschwister: 1 Bruder (Eugen)
2 Schwestern (Erika, Erna)
Kinder: 1 Tochter (Angelika)
GND-ID: GND/1012404218

Biografie: Erwin Lauterwasser (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 2 (1987), 190-191

Es scheint nicht einfallsreich, das Lebensbild eines Forstmannes damit zu beginnen, daß man ihm ein besonderes Maß an Naturhaftigkeit zuspricht. Leonhard hatte diesen Wesenszug aber noch weit mehr als dies unter forstlichen Kollegen üblich ist. Dieses Wesen ging auch nicht verloren, als er – ein durch und durch dynamischer Mensch – über Jahre hinweg teilweise gelähmt bis zu seinem Tod auf dem Krankenlager verbringen mußte. Was er körperlich nicht mehr schaffen konnte, bewältigte er mit seinen Gedanken und seiner Phantasie. Er ließ sich berichten, frug kritisch nach und gab kräftig gewürzte Ratschläge, wenn er meinte, Lage und vor allem Personen mit ihren Schwächen, Stärken und Schlichen zu kennen.
Vor allem erzählte er. Seine Augen leuchteten, wenn er sich an seine Kindheit erinnerte, die er in der Kurpfalz verbrachte. Er blieb Pfälzer, dennoch griff er nie zu starken Worten und noch weniger zu überzogenen Mitteln. Er war verbindlich, es mußte viel vorliegen, bis er sein Wohlwollen aufgab. Probleme bewältigte er gerne mit seiner Fähigkeit, sie zu vereinfachen, womit er zwar nicht immer zu ihrer Lösung beitrug, aber stets Zuspitzungen vermied. Sprichwörtlich sind seine Anekdoten, die ihn oft mit Philipp Katzenmeier, seinem Rechtsreferenten in der Forstdirektion und ebenfalls Pfälzer und Jäger, verbinden: „Philipp, warum hasch denn dene g'schriebe, hetsch telefoniert, no könnte mer uns nausrede.“ Jungen Kollegen erklärte er die Meteorologie so: „Ach, wisse Se, des mit der Wettervorhersage is ganz einfach. Der Wind kommt vom Westen und die vom Wetteramt rufe in Paris an, wie dort das Wetter is, und das melde se für de nächste Dag.“ Man mag bei solchen Bildern nicht schnell den anderen Leonhard erkennen, der, in der forstlichen Planung analytisch geschult, ein hervorragender Beobachter des Waldbaues war. Sein Urteil über Waldbestände stimmte, seine Vorschläge waren genau, sein Rat immer gefragt. Vor allem aber hatte er eine gute Hand, wo er selbst die Entwicklung der Waldbestände bestimmte. Als Chef der südbadischen Forstverwaltung konnte er dieses Talent umsetzen. Bleibende Verdienste erwarb er mit der Festlegung von Verjüngungszielen nach Baumartenmischungen (Betriebszieltypen), die den natürlichen Standortsverhältnissen gerecht wurden. Seine Lieblingsbaumarten waren die Weißtanne und die Lärche.
Wie kaum ein anderer jagte er leidenschaftlich gerne, jedoch konnte er auch dabei Passion mit Wissenschaft verbinden. Seine Initiativen und Berufungen belegen dies. Die erste Richtlinie für die Bejagung des Rotwildes im Schwarzwald ist seine Erfindung. Als Lehrbeauftragter für Jagdkunde an der Universität Freiburg galt sein Interesse Untersuchungen über das Rehwild, für dessen Populationsentwicklung er neue Zusammenhänge fand. Er zählt zu den Gründern des „Ring internationaler Jagdwissenschaftler“ und bereitete wesentliche Teile internationaler Jagdausstellungen vor, wie 1963 in München.
Leonhards Lebensweg hat viele Stationen. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg, die ihm eine schwere Verwundung eintrug, studierte er Forstwissenschaft in Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg. Die Assessorenzeit bescherte ihm Vertretungen, forstliche Planungsaufträge als „Taxator“ und vor allem die Tätigkeit für den Badischen Waldbesitzerverband, der damals seinen Sitz in Villingen hatte. Der Einsatz für den Kommunalwald und den bäuerlichen Waldbesitz hat ihm ein bleibendes Verständnis für die Bedürfnisse dieser Eigentümer hinterlassen und sich sicher für sie ausgezahlt.
Die Zeit, die er von 1932 bis 1936 als Leiter des Staatlichen Forstamtes Breisach verbrachte, gehört zu jenen Stationen, von denen er am liebsten erzählte. Motorrad, billige Viertele, Originale, Auewaldwirtschaft und Hilfe durch den Arbeitsdienst sind Stichworte seiner Erlebnisse. Schöne Waldbilder wie in Merdingen sind bleibende Zeugnisse.
Leonhard trat früh der NSDAP bei. Er war national konservativ gesinnt – kein Nazi, obwohl ihn die Zeit hoch hinaus trug. Nach vierjähriger Tätigkeit als Referent bei der Forstabteilung in Karlsruhe kam er 1940 als Forstbeauftragter nach Norwegen und kurz danach ins Reichsforstamt nach Berlin. Zu seinen besonderen Aufgaben zählte die Ausgestaltung der Waldungen um die „Reichshauptstadt“ als Erholungswald. Es spricht für Leonhard, daß niemand diese Tätigkeiten mit einem Fragezeichen versehen konnte.
Von 1945 bis 1951 war Leonhard Leiter des Staatlichen Forstamtes Gernsbach sowie des Großherzoglich-Badischen Forstamtes Kaltenbronn, eine Aufgabe, die er besonders liebte, war er doch im Herzen ein Verehrer des Großherzoglichen Hauses geblieben, was er auf seinem Krankenbett anläßlich seines 80. Geburtstages rührend zum Ausdruck brachte.
Seine Zeit als Leiter der Forstdirektion Freiburg war für ihn vor allem Erntezeit. Er brachte sein Wissen und seine Erfahrung ein - diese weiterzugeben, war für ihn entscheidend. Er war ein intuitiver künstlerischer Mensch. Nicht umsonst hatte er eine Malerin geheiratet. Sein Weltbild war vielfach vom Schöpferischen geprägt, sein Wesen nicht aufdringlich. Was er sagte und tat, sollte für sich sprechen. Es bedrückte ihn nicht besonders, wenn Hilfe und Rat nicht angenommen wurden. So fehlte seinem Charakter der kämpferische Zug. Mit einem hohen Maß an Toleranz überzeugte er jedoch mehr, als er vorgab, erreichen zu wollen.
Werke: Waldbau und Jagd im Forstamt Kaltenbronn, in: Der Forstmann in B-W Nr. 3/1953; Die Weißtanne im südlichen Schwarzwald, in: Jber. der B-Wischen Forstverwaltung 1954; Wiedereinbürgerung der Gams im südlichen Schwarzwald, in: Zs. für Jagdwissenschaft Nr. 1/1955; Das Rehwild, zusammen mit Werner Sattler, in: Das Waidwerk in Deutschland, Erinnerungswerk an die Deutsche Jagdausstellung 1963 in München, hg. von Gerd Lettow-Vorbeck, Verlag Paul Parey, Hamburg; Auerwild und Haselwild in Südbaden, in: Forstliche Hochschulwoche Freiburg i. Br. 1964, München, Basel, Wien 1965 (Schriftenreihe der Forstl. Abt. der Albert-Ludwigs-Univ. Freiburg, Band 4).
Nachweis: Bildnachweise: Foto StAF, Bildnissammlung.

Literatur: Forstpräsident a. D. Leonhard mit dem Verdienstkreuz ausgezeichnet, Allgem. Forstzeitschrift Nr. 12/13 von 1964; Zum Tode von Forstpräsident a. D. H. Leonhard, in: Forst- und Holzwirt Nr. 7/1983; Forstpräsident i. R. Leonhard verstorben, Zs. f. Jagdwissenschaft Band 29, Heft 2 Juni 1983.
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