Eppstein, Paul 

Geburtsdatum/-ort: 04.03.1902; Ludwigshafen
Sterbedatum/-ort: 27.09.1944; KZ Theresienstadt
Beruf/Funktion:
  • Volkshochschulleiter, Opfer des NS-Regimes
Kurzbiografie: 1920 Abitur an der Oberrealschule Mannheim
1920-1924 Studium der Rechts- und Staatswissenschaft, Philosophie, Soziologie und Volkswirtschaft an der Universität Heidelberg
1924-1928 Assistent am Lehrstuhl für Volkswirtschaft der Handelshochschule Mannheim, 1929 ebda. Privatdozent für Volkswirtschaft
1928-1933 Leiter der Mannheimer Abendakademie und Volkshochschule
1934-1942 Vorstandsmitglied der „Reichsvertretung der deutschen Juden“ in Berlin
1943 Deportation in das KZ Theresienstadt
Weitere Angaben zur Person: Religion: isr.
Verheiratet: (Ludwigshafen) 1930 Dr. Hedwig Strauß (1903-1944)
Eltern: Vater: Isidor Eppstein, Kaufmann
Mutter: Johanna geb. Scharf
Kinder: keine
GND-ID: GND/1012561615

Biografie: Karl Otto Watzinger (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 74-75

Mit der Übernahme der Mannheimer Volkshochschule wollte Eppstein seine theoretischen Erkenntnisse ins praktische Leben umsetzen. Er führte allgemeinbildende Vorträge ein, die durch Arbeitsgemeinschaften ergänzt wurden, in denen das Vorgetragene besprochen und vertieft wurde. Schon nach einem Jahr mußte Eppstein sich mit der zunehmenden Arbeitslosigkeit auseinandersetzen, von der 1929 schon ein Drittel der Hörer betroffen war. Er begründete eine Notschule mit Fach- und Sprachkursen, die durch Filmvorführungen sowie künstlerisch-gymnastische und sportliche Veranstaltungen ergänzt wurden. Eppstein war auch in der jüdischen Jugendgemeinde aktiv, wo er Vorträge hielt, Programme entwarf und Sprechchöre für szenische Lesungen einrichtete. Der Mannheimer Rabbiner Grünewald schrieb über ihn, daß er zu den besten Hoffnungen der jungen Generation gehörte.
Als ihm 1933 die Leitung der Volkshochschule entzogen wurde, suchte er sich eine Aufgabe für seine Glaubensgenossen in der „Reichsvertretung der deutschen Juden“ in Berlin, deren Auswanderungsstelle er leitete. Seine Frau war dort in der Kinder- und Jugend-Alijah tätig, durch die viele Kinder ins Ausland verbracht wurden. Beide hätten rechtzeitig auswandern können, aber sie blieben, um die Auswanderung möglichst vieler deutscher Juden zu ermöglichen. In Berlin war Eppstein auch Vorstandsmitglied der „Freien jüdischen Volkshochschule“, in die er seine Mannheimer Erfahrungen einbringen konnte. Im Januar 1943 wurde das Ehepaar nach dem KZ Theresienstadt deportiert, in dem Eppstein als Judenältester eingesetzt wurde, der die unlösbare Aufgabe erfüllen sollte, die rigorosen Anweisungen der Lagerleitung durchzuführen und dennoch zu versuchen, das Schicksal seiner Leidensgenossen erträglicher zu gestalten. Aus ungeklärten Gründen wurde Eppstein am 27. 9. 1944 auf der Kleinen Festung von Theresienstadt erschossen, und seine Frau anschließend nach dem KZ Ausschwitz verschleppt, wo sie umgekommen ist.
Werke: Der Durchschnitt als statistische Fiktion, Diss. Heidelberg 1924; Die Möglichkeit e. Ökonom. Symptomatik, Habil. Mannheim 1929.
Nachweis: Bildnachweise: StadtA Mannheim.

Literatur: E. G. Löwenthal, Bewährung im Untergang, Ein Gedenkbuch, Stuttgart 1965, S. 42-44; Hans-Joachim Fliedner, Die Judenverfolgung in Mannheim 1933-1945, Mannheim 1971, Bd. 2, 120, 155 ff.; Reinhard Bollmus, Handelshochschule und Nationalsozialismus, Mannheim 1973, 123-128; Willi Wendling, Die Mannheimer Abendakad. u. Volkshochschule, Heidelberg 1983, 77 f., 96 f.
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