Himmelsbach, Georg 

Geburtsdatum/-ort: 15.08.1855;  Oberweier bei Lahr
Sterbedatum/-ort: 06.10.1944;  Freiburg
Beruf/Funktion:
  • Holzindustrieller
Kurzbiografie: Volksschule in Oberweier bzw. Friesenheim, unter Umständen einige Jahre höhere Schule in Lahr oder Freiburg
Ausbildung, dann Teilhaber im väterlichen Betrieb. Beteiligung an der 1871 von Bruder Benjamin Himmelsbach und Schwager Julius Otto gegründeten Tabakwarenfabrik in Oberweier
1880 Seit der Eheschließung Wohnsitz Freiburg
1900 Verlegung des Sitzes der Firma Josef Himmelsbach von Oberweier nach Freiburg, Firma in Gebrüder Himmelsbach umbenannt, OHG, 1921 AG. Vor dem Ersten Weltkrieg: Kommerzienrat
1927 Konkurs des Unternehmens. Nachfolgefirma: Impreva, Hauptbeteiligung Karl Richtberg
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1880 (Freiburg i. Br.) Emilie, geb. Kammerer
Eltern: Vater: Franz Josef Himmelsbach (1816-1889), Holzhändler
Mutter: Katharina, geb. Winter
Geschwister: 15, davon 5 früh verstorben
Kinder: 9, darunter Oskar Himmelsbach Teilhaber der Firma Gebrüder Himmelsbach ab 1915
GND-ID: GND/1012561704

Biografie: Renate Liessem-Breinlinger (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 134-136

Als Zwölfjähriger agierte Himmelsbach zum ersten Mal auf einer Holzauktion. Noch als alter Mann erinnerte er sich, wie er dabei einen Konkurrenten ausmanövrierte, der sich die Mühe sparte, jeden Stamm einzeln zu begutachten. Wenn die Anekdote im Lauf der Zeit auch ausgeschmückt wurde, ehe sie 1921 in der Festschrift der Firma Gebrüder Himmelsbach gedruckt wurde, zeigt sie doch, daß Himmelsbach mit dem Holzhandel groß geworden ist und daß er zur Eigenverantwortung erzogen wurde. Zum Alltag in seiner Jugend gehörte auch die Mithilfe in der Landwirtschaft, denn die Eltern, die 6 Söhne und 5 Töchter großzogen, verleugneten nie ihre bäuerliche Herkunft. Ob Himmelsbach eine Lehrzeit im Ausland absolvierte, läßt sich nicht mehr feststellen. Möglicherweise hatte er Erfahrung mit Frankreich, denn laut Firmenchronik führte er 1882 Verhandlungen mit der französischen Staatsbahnverwaltung, wo er einen bedeutenden Auftrag zur Lieferung von Schwellen erhielt. Nach dem Tod des Vaters 1889 betrieb Himmelsbach mit seinem jüngsten Bruder Hermann die Ausweitung der Firma zum Branchenführer im Deutschen Reich. Neue große Werke bei Regensburg, Bingen und Speyer, an Wasserstraßen gelegen und mit modernen Maschinen ausgestattet, kamen dazu. Der dritte Teilhaber, der älteste Bruder Benjamin, der zeitlebens in Oberweier wohnte, scheint eher im Hintergrund gestanden zu haben. 1900 wurde der Firmensitz von Oberweier nach Freiburg, Georgs Wohnort, verlegt und der Name „Gebrüder Himmelsbach“ eingeführt. Der Schwerpunkt der Produktion lag auf dem Gebiet der Holzkonservierung: Bahnschwellen und Masten für Telegraphen- und Telefonleitungen. Hauptabnehmer waren die Staatsbetriebe Bahn und Post, aber auch private Bahnen im Ausland, Bergwerke und Industriebetriebe mit eigenen Werkseisenbahnen. Schließlich entstand ein erhöhter Bedarf an „Stangen“, als die flächendeckende Versorgung mit elektrischer Energie eingeführt wurde. Die Firma paßte sich der wachsenden Nachfrage flexibel an, ließ sich auf einer Konjunkturwelle hochtragen, was natürlich nur durch zuverlässige Lieferungen nach Termin, Qualität und Quantität gelingen konnte.
Einen erneuten Expansionsschub wagten die Gebrüder Himmelsbach zwischen 1906 und 1910, als neun Werke in Frankreich und vier in Belgien eröffnet wurden. Seit 1900 unterhielten sie eine Agentur in Paris; in St. Petersburg und Archangelsk befanden sich Einkaufs- und Verwaltungsbüros; auch nach Österreich-Ungarn, Italien und Spanien reichten die Geschäftsbeziehungen. Die längste Tradition hatten die Kontakte mit Holland, nicht nur bezüglich des Holz- sondern auch des Tabakgeschäftes in Oberweier. Zwischen Nordsee und Mittelmeer, Atlantik und Ostsee lagen Eisenbahngleise auf Schwellen aus dem Hause Himmelsbach. Der Erste Weltkrieg brachte nach anfänglich verstärkter Nachfrage am Ende einen jähen Einbruch, denn zum Verlust der Werke im Ausland und in Elsaß-Lothringen büßte die Firma durch die Besetzung des linksrheinischen Gebiets ein wichtiges Rohstoffreservoir ein. Dennoch gelang der Aufbruch wieder durch Erschließung neuer Bezugsgebiete zum Beispiel in Ostpreußen. Ein neues Werk in Neuenburg im Markgräflerland, wo als Werkshalle die Zeppelinhalle von Baden-Baden aufgestellt wurde, ersetzte den Betrieb in Mühlhausen im Elsaß. Die Firma blickte 1921 beim 75jährigen Jubiläum optimistisch in die Zukunft. Sie verfügte über 21 Werke, davon fünf Imprägnieranstalten und 13 Sägewerke. In der Hauptverwaltung in Freiburg, Rempartstraße 16, waren unter der Leitung des langjährigen Prokuristen Friedrich Jäckle qualifizierte Angestellte beschäftigt. Dieses Bürogebäude war 1917 von einer Fliegerbombe getroffen worden, wobei elf Mitarbeiter ums Leben kamen. Georg Himmelsbachs Aufgaben betrafen den praktisch-technischen Bereich. Es gelang ihm, die preiswerte Buchenschwelle zu propagieren, erst in Frankreich, dann in den deutschen Ländern. Außerdem kannte er sich in den Konservierungsverfahren wie der Kyanisierung und der Teerölimprägnierung aus. Der Konkurs der Firma 1927 traf ihn als Schicksalsschlag, der ihm den bisherigen Lebensinhalt raubte und das Gefühl zurückließ, Unrecht erlitten zu haben – angefangen von der politisch motivierten Pressekampagne 1924 um die „coupes supplémentaires“ bis zum endgültig negativen Ausgang des anschließenden Rechtsstreits 1937. – Himmelsbach wohnte über 40 Jahre lang in der Nähe des Freiburger Hauptbahnhofs in einem großbürgerlichen Haus und war damit bis 1916 Pfarrkind Heinrich Hansjakobs, dessen Predigten und herzhaften Stil er geschätzt hat. Kurz vor seinem Tod zog er um in die Lorettostraße. In der Familie und im Geschäftsleben galt er als durchsetzungsfähig bis grob, aber wohlmeinend.
Quellen: StAF: Bestand Notariat Freiburg, FR Abt. IV, Zugang 1984/89 II, Paket 257 Nr. 18; Gespräche mit Frau Irmgard Arnold, geb. Künstle, geb. 1914, Enkelin; Privat-A Dr. Theodor und Klaus Haefele, Freiburg: Familiengeschichtliche Unterlagen.
Nachweis: Bildnachweise: in Firmenchronik v. 1922.

Literatur: Die Feiern im Hause Himmelsbach im November 1912. Ein Gedenkbuch (StadtAF: Dwe 475a); Heinrich Hertzer, Gebrüder Himmelsbach AG, Freiburg im Breisgau 1846-1921. Ein Rückblick über 75 Jahre. Freiburg 1922; Engelbert Krebs, Freiburger Bürgerfamilien. Freiburg 1922, S. 2; Die Industrie in Baden im Jahr 1915, bearb. u. hg. v. Bad. Statist. Landesamt, Karlsruhe 1926, 29 f., 228, 231, 241.
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