Rapp, Karl 

Geburtsdatum/-ort: 12.09.1824;  Mannheim
Sterbedatum/-ort: 30.05.1917;  Oppenau
Beruf/Funktion:
  • Kreisschulrat
Kurzbiografie: 1835-1841 Sexta bis Obersekunda am Großherzoglichen Lyceum Mannheim
1841-1845 Allgemeine, dann Höhere Kriegsschule Karlsruhe
1845-1849 Leutnant und Oberleutnant im badischen Armeekorps
1848 Feldzug nach Schleswig-Holstein gegen Dänemark
1850 Reallehrerprüfung in Mathematik und Physik, Lehramtspraktikant am Pädagogium Durlach
1851-1863 Reallehrer am Lyceum Mannheim
1863-1864 Vorstand der Höheren Bürgerschule Freiburg (später Rotteck-Gymnasium), Titel Prof.
1864-1894 Kreisschulrat des Schulkreises Freiburg
1877 Ritterkreuz I. Klasse vom Zähringer Löwen
1891 Eichenlaub zum Ritterkreuz
1894 Geheimer Hofrat
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1852 Elise, geb. Hepp
Eltern: Vater: Philipp Jakob Rapp, Offizier aus Ketsch
Mutter: Catharina Albertina, geb. Krieger von Mannheim
Geschwister: 1
Kinder: 2
GND-ID: GND/1012561836

Biografie: Renate Liessem-Breinlinger (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 222-223

Die Biographie Rapps verläuft in steter Übereinstimmung mit den herrschenden Wertvorstellungen. Zielstrebig machte er eine bürgerliche Karriere: Mit 39 Jahren wurde er Direktor der Höheren Bürgerschule in Freiburg, mit 40 einer der elf Kreisschulräte im Großherzogtum Baden. Er nahm damit eine bildungspolitisch bedeutsame Stellung ein in der 1864 eingeführten staatlichen Schulaufsicht über die Volksschulen. Dieses Amt, das bis dahin der Geistlichkeit oblegen hatte, wurde damit aus Prestigegründen mit angesehenen, akademisch vorgebildeten Persönlichkeiten besetzt, die gleichzeitig regierungstreue Liberale sein sollten. Rapp erfüllte diese Voraussetzung, was sich unter anderem aus der Tatsache ergibt, daß er als Katholik eine evangelische Pfarrerstochter heiratete und sich protestantisch trauen ließ. 30 Jahre lang leitete Rapp die Freiburger Kreisschulvisitatur, erfolgreich bemüht, das Niveau der allgemeinbildenden Schulen zu heben, kultiviert, tolerant, gesellig, pfälzisch-humorvoll und menschlich. Beim Bestrafen von Schulschwänzern aus Problemfamilien neigte er zur Milde, was 1887 vom Bezirksamt Freiburg leise gerügt wurde. Seine Interessen lagen auf der Linie der Fächer, die er schon als junger Mann am Lyceum in Mannheim unterrichtet hat: Mathematik, Physik und Turnen. Körperliche Ertüchtigung war ihm wichtig: In den 60er Jahren gründete er in Freiburg eine Jugendwehr. Den technischen Fortschritt beobachtete er lebenslang mit Interesse: 1910 reiste er als Hochbetagter nach Friedrichshafen, um ein Luftschiff des Grafen Zeppelin auf Fahrt zu sehen. Er war engagierter Amateurfotograf. Es ist deshalb besonders bedauerlich, daß über den Verbleib des Nachlasses nichts bekannt ist.
Studienfächer und Interessenslage schließen sich folgerichtig an die ursprünglich militärische Ausbildung an. 1848 machte Rapp als Berufsoffizier den Dänenfeldzug mit. 1849 nahm er seinen Abschied nach dem unglücklichen Engagement der badischen Truppen in der Revolution. Wie er sich angesichts des damit verbundenen Gewissenskonfliktes verhalten hat, ist nicht bekannt, dürfte aber Paralellen aufweisen zur liberal-patriotischen Haltung des Mediziners Adolf Kußmaul, der 1848/49 badischer Militärarzt und später Ordinarius in Freiburg war und mit Rapp seit dem Dänenfeldzug in freundschaftlicher Verbindung stand. Auf den Kontakt mit Kußmaul könnte es zurückgehen, daß Rapps einziger Sohn (geb. 1879) in Kandern praktizierte, wo auch Kußmaul in seinen jungen Jahren Landarzt war. Im Nachruf für Rapp wird die Freundschaft mit Kußmaul eigens erwähnt. Verfasser des Textes, der in der liberalen Breisgauer Zeitung erschien, war der Redakteur, Kunstkritiker und Syndikus der Handelskammer Wilhelm Schlang, der schon zu Rapps Lebzeiten in dessen Haus Hebelstraße 19 wohnte und 1923 Rapps Tochter Jakobine, Witwe des Musikdirektors Max Fischer, heiratete.
Quellen: StadtA Freiburg: H 20335 (Hinterlassenschaftsakte Elise Rapp); StadtA Mannheim: KFG Zug. 40/1971, Nr. 222. Bestand Polizeipräsidium (Familienbogen); GLAK: 76-12346 (Standesliste). 235-32470, 21396, 19279, 29169, 29122, 390-2837 (Kirchenbücher Mannheim). 238-1585; Einwohnerbücher der Stadt Freiburg.
Nachweis: Bildnachweise: s. Lit.: Von d. Höheren Bürgerschule z. Rotteck-Gymnasium. S. 41.

Literatur: J. P. Behagel, Gesch. u. Statistik d. Lyceums zu Mannheim von der Gründung desselben im Jahr 1807 bis Herbst 1857. Mannheim 1857, S. 54 f.; Wilhelm Schlang, Geh. Hofrat K. Rapp, in: Breisgauer Ztg. Nr. 150 v. 4.6.1917; Wilhelm Schlang u. Otto Ritter v. Maurer, Das Freiburger Theater, Freiburg 1910; Wolfgang Müller u. Franz X. Vollmer, Von der Höheren Bürgerschule zum Rotteck-Gymnasium Freiburg 1841-1966. Freiburg 1966.
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