Rupf, Hubert 

Geburtsdatum/-ort: 19.05.1909;  Leutkirch/Allgäu
Sterbedatum/-ort: 11.04.1991;  Stuttgart
Beruf/Funktion:
  • Landesforstpräsident
Kurzbiografie: 1926-1929 Forstlehrling bis 1928, danach Forstpraktikant beim Staatlichen Forstamt Leutkirch
1929-1930 Forstschüler an der privatforstwirtschaftlichen Schule Mickhausen (Schwarzwald)
1930-1935 Assistent an der privatforstwirtschaftlichen Schule Mickhausen
1935 Försterprüfung
1937-1945 Direktor der Lehranstalt für Waldwirtschaft Hohenkammer (Oberbayern)
1939-1945 Wehrdienst: Gebirgsjäger, Infanterist; Teilnahme an Kämpfen auf Kreta, am Rußland-Feldzug und vermutlich Norwegen-Feldzug; Auszeichnungen: Eisernes Kreuz I. und II. Klasse, Infanteriesturmabzeichen, Deutsches Kreuz in Gold, Goldenes Verwundetenabzeichen
1940-1945 Studium der Forstwissenschaft an der Universität München während Lazarettaufenthalten
1944 Sonderreifeprüfung an der Universität München
1945 Hochschulschlußprüfung an der Universität München
1945-1946 Hilfsarbeiter beim Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit zeitweiser Abordnung zum Landesverband des bayerischen Nichtstaatswaldes
1946-1953 Referent bei der Forstdirektion Südwürttemberg-Hohenzollern in Tübingen, seit 1949 gleichzeitig Leiter des staatlichen Forstamts Metzingen
1947 Große Forstliche Staatsprüfung
1953-1956 Referatsleiter im baden-württembergischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
1956-1974 Landesforstpräsident, Leiter der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg
Weitere Angaben zur Person: Religion: römisch-katholisch
Verheiratet: 1935 Mickhausen/Schwarzwald, Erna, geb. Schöftelmaier
Eltern: Raimund Rupf (1864-1923), Stadtförster
Augusta, geb. Katzenberger (1869-1936)
Geschwister: 5
Kinder: 1
GND-ID: GND/101257766X

Biografie: Wilfried Ott (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 2 (1999), 368-370

„Wir haben mit diesem energischen, zielbewußten und intelligenten Schwaben mit geradezu enzyklopädischem forstlichen Wissen und Können die besten Erfahrungen gemacht, ihn außerordentlich schätzen gelernt und die Rückkehr in seine württembergische Heimat sehr bedauert.“ Diese Charakterisierung aus bayerischer Feder wurde Rupf zuteil, als er im Jahre 1956 die Leitung der baden-württembergischen Landesforstverwaltung in einem Alter übernahm, das zur damaligen Zeit für diese Spitzenposition durchaus ungewöhnlich war.
Seinen beispiellosen Aufstieg in einem von traditionellen Strukturen bestimmten Berufsfeld verdankte er vor allem einer herausragenden Begabung. Geschenkt wurde ihm jedoch nichts. Aus den kleinen Verhältnissen einer schwäbischen Försterfamilie stammend, mußte er ganz unten anfangen.
Daß er Forstmann werden wollte, stand für ihn außer Frage. Also begann er in seiner Heimatstadt Leutkirch, deren Wälder von seinem Vater bewirtschaftet wurden, die Forstlaufbahn und ließ sich an einer privatforstwirtschaftlichen Schule zum Förster ausbilden. Aufgrund seiner überragenden Fähigkeiten schloß sich an die Schulzeit nahtlos eine Tätigkeit als Lehrer dieser Ausbildungsstätte und im Jahre 1935 die Leitung einer neuerrichteten Lehranstalt für Waldwirtschaft in Oberbayern an.
Einen tiefen Einschnitt bedeutete für Rupf der 2. Weltkrieg, aus dem er mit sieben teilweise schweren Verwundungen und hohen Auszeichnungen zurückkehrte. Mehrere Lazarettaufenthalte nutzte er zur Reifeprüfung und zum Forststudium an der Universität München. Mit glänzenden Zeugnissen schloß er seine Ausbildung für den höheren Forstdienst, die er unter zeitbedingt außergewöhnlichen Begleitumständen absolvieren mußte, ab. Nach einer kurzzeitigen Verwendung in Bayern folgte er einer Berufung als Referent an die neu errichtete Forstdirektion in Tübingen.
Mit Tatkraft stürzte er sich in die Aufbauarbeit, die dort zu leisten war. Kennzeichnend für ihn ist, daß er neben seiner Forstdirektionstätigkeit auch noch ein Forstamt und eine Forstschule leitete. Die vielfältigen Initiativen, die er entwickelte, führten ihn schließlich nach der Bildung des Landes Baden-Württemberg in die Forstabteilung des Landwirtschaftsministeriums, zu deren Leiter er schon nach wenigen Jahren bestellt wurde.
In dieser Funktion bot sich ihm die Möglichkeit, aus den Wurzeln badischer und württembergischer Traditionen eine moderne Landesforstverwaltung zu formen – eine Aufgabe, der er sich mit großem Engagement annahm. Die letzten Jahre seines Berufslebens waren von gesundheitlichen Problemen – Spätfolgen seiner Kriegsverletzungen – und Meinungsverschiedenheiten mit der Spitze des Ministeriums überschattet. Wenige Monate vor seinem 65. Geburtstag zog er sich daher in den vorzeitigen Ruhestand zurück.
Rupf hat sich bleibende Verdienste um die Forstwirtschaft in Baden-Württemberg erworben. Aus einer Fülle praktischer Erfahrungen schöpfend und mit reichem fachlichen Wissen ausgestattet, hat er maßgeblich zum Wiederaufbau des Forstwesens in der Nachkriegszeit beigetragen. Es gibt kaum eine forstliche Disziplin, in der er nicht Spuren hinterlassen hat. Schon in seiner Tübinger Zeit stellte er Weichen für die Weiterentwicklung der Forstorganisation, indem er durch eine gesetzliche Regelung die Fachausbildung des Gemeindeforstpersonals und die Einbeziehung des bisher nur wenig beachteten Kleinprivatwalds in die Forstbezirke sicherstellte. Auch als Landesforstpräsident war ihm die sachkundige Betreuung der kommunalen und privaten Wälder ein besonderes Anliegen. Der Wandel von der „Staatsforstverwaltung“ zur „Landesforstverwaltung“ wurde in seiner Amtszeit auf den Weg gebracht.
Ein wichtiges Arbeitsfeld war für ihn auch der Waldbau. Schon früh bemühte er sich um Kompromisse mit den Forderungen der Vertreter einer „naturgemäßen Waldwirtschaft“, die bei maßgeblichen Forstleuten lange Zeit auf kategorische Ablehnung stießen. Er vertrat eine ausgewogene Konzeption der Waldbewirtschaftung, die ökologische und ökonomische Zielsetzungen gleichermaßen berücksichtigte. Der Zeitgeist verhinderte allerdings, daß sich diese Linie in der Praxis durchsetzen konnte. Auch seine als „Kielwassertheorie“ bekannt gewordene These, daß das Ertragsstreben die Wohlfahrtswirkungen des Waldes in der Regel nicht beeinträchtige und sie deshalb sozusagen ein Abfallprodukt der normalen Waldbewirtschaftung seien, erwies sich später auf dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung des Naturschutzes als problematisch.
Zukunftsweisende Perspektiven eröffnete Rupf der forstwissenschaftlichen Forschung. Mit der Gründung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg, deren langjähriger nebenamtlicher Leiter er war, schuf er das größte und leistungsfähigste forstliche Betriebsforschungsinstitut in der Bundesrepublik, dessen Verbindung mit der Forstwissenschaftlichen Fakultät als „Freiburger Modell“ in der Fachwelt noch heute Beachtung findet.
Über alle fachlichen Leistungen hinaus wird Rupf als Persönlichkeit allen denjenigen in Erinnerung bleiben, die ihn erlebt haben. In der äußeren Erscheinung wie im Wesen eine barocke Figur im besten Sinn des Wortes, war er ein echtes Kind seiner oberschwäbischen Heimat: ein Mann des Kontakts, gesellig, sprühend vor Einfällen, dazu ein seltenes Erzähler- und Rednertalent. Sein Weg führte ihn bis an die Spitze einer großen und traditionsreichen Forstverwaltung, und doch blieb er Zeitlebens das, was er von Anfang an war: ein Förster mit Leib und Seele, ein passionierter Jäger und nicht zuletzt ein gütiger und liebenswerter Mensch.
Quellen: Personalakten im Ministerium für Ländlichen Raum ... Baden-Württemberg
Werke: Waldwirtschaft, 1951, 2. Aufl. 1958; Der Forstpflanzgarten, 1952; Grundsätze einer naturgemäßen Waldwirtschaft. Vortrag bei der Hauptversammlung des Deutschen Forstvereins in München am 15.9.1954; Wald und Mensch im Geschehen der Gegenwart. Vortrag bei der Hauptversammlung des Deutschen Forstvereins am 6.9.1960 in Stuttgart, in: Allgemeine Forstzeitschrift (1960) 545
Nachweis: Bildnachweise: Foto Ministerium für Ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Stuttgart

Literatur: Neuer Leiter der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg, Allgemeine Forstzeitschrift 1956, 561; Landesforstpräsident Rupf zum 60. Geburtstag, in: Der Forst- und Holzwirt, 1969, 213; Landesforstpräsident H. Rupf 60 Jahre, in: Allgemeine Forstzeitschrift, 1969, 430
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