Ehrler, Helmut Otto 

Geburtsdatum/-ort: 20.06.1922;  Mannheim
Sterbedatum/-ort: 18.03.2003;  Sinzheim bei Baden-Baden
Beruf/Funktion:
  • Prälat, Kirchlicher Rundfunkbeauftragter, geistlicher Redakteur des Konradsblattes
Kurzbiografie: 1929-1933 Volksschule Mannheim
1933-1941 Karl-Friedrich-Gymnasium Mannheim bis Abitur
1941-1944 Reichsarbeits- und Wehrdienst auf der Krim und in Leningrad; seit 1943 in Frankreich und Italien, zuletzt als Leutnant
1944-1946 Kriegsgefangenschaft in Trinidad/Colorado/USA
1946-1950 Studium der katholischen Theologie in Freiburg
1950 2. Jul. Priesterweihe durch Erzbischof Wendelin Rauch
1950-1958 Vikarsstellen in Sinsheim, Karlsruhe; Kooperator am Freiburger Münster und gleichzeitig Rektor des Lehrlingsheimes und zeitweilig Dekanatsjugendseelsorger
1958-1968 Rektor des Gymnasialkonvikts St. Konrad, Konstanz
1968-1994 kirchlicher Rundfunkbeauftragter beim SWF; seit 1969 zugleich Fernsehbeauftragter der Erzdiözese Freiburg
1975-1977 Präsident der deutschen Sektion der katholischen UNDA (lateinisch „Welle“)
1978-1994 Geistlicher Redakteur des Konradsblattes
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Auszeichnungen: Ehrenkaplan (Monsignore) Papst Pauls VI. (1971); Ehrenprälat Johannes Pauls II. und Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1992)
Verheiratet: Unverheiratet
Eltern: Vater: Franz (1888-1948) Straßenbahnschaffner, später Kassenbote
Mutter: Helena, geb. Ulmer (1892-1963)
Geschwister: keine
GND-ID: GND/1012719537

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 4 (2007), 60-61

Wie für viele der in der Zwischenkriegszeit heranwachsende Jugendliche schloss sich an die materiellen Entbehrungen der Weimarer Republik auch für Ehrler die geistig-seelische Not der Jahre des „Dritten Reiches“ nahtlos an. Die innere Kraft zur Ablehnung der neuen Ideologie erwuchs ihm vor allem aus seiner engagierten Mitarbeit im Bund „Neudeutschland“ und aus der Kolpingfamilie seiner Heimatpfarrei in Mannheim-Neckarau, in der der Schüler am humanistischen Karl-Friedrich-Gymnasium Mitglied war. Nach dem Abitur folgten unmittelbar der Reichsarbeits- und der Wehrdienst. Zunächst war Ehrler an der Ostfront und seit 1943 in Frankreich und Italien eingesetzt. Bei Pisa geriet er im Sommer 1944 in amerikanische Gefangenschaft. Nach seiner Entlassung studierte er in Freiburg katholische Theologie und wurde 1950 in St. Peter zum Priester geweiht.
Während der Vikarsjahre ließ er eine besondere Befähigung in der Führung der männlichen Jugend erkennen. Daher wurde ihm, seit 1956 am Freiburger Münster als Kooperator wirkend, zugleich auch die Leitung des Katholischen Lehrlingsheimes und das Amt des Dekanatsjugendseelsorgers übertragen. Danach war er zehn Jahre lang Rektor des Erzbischöflichen Gymnasialkonvikts St. Konrad in Konstanz und unterrichtete zeitweilig auch Religionslehre am dortigen Suso-Gymnasium.
Eine einschneidende Veränderung für Ehrler brachte das Jahr 1968, als ihn Erzbischof Hermann Schäufele in Abstimmung mit den Bischöfen aller Bistümer im Sendegebiet des Südwestfunks zum kirchlichen Rundfunkbeauftragten in Baden-Baden berief. Wenig später wurde er auch zum Leiter der Katholischen Sendearbeitsgemeinschaft (SAG) beim SWF und zum Fernsehbeauftragten der Erzdiözese Freiburg bestellt. In dieser Funktion oblag Ehrler die Aufgabe, mit den ihm zur Verfügung stehenden modernen Kommunikationsmitteln eine zeitgemäße Pastoral zu entfalten, die sich zum Ziel setzte, nicht nur zahlreiche Gläubige, sondern auch die religiös Abständigen zu erreichen und anzusprechen. Dies geschah in erster Linie durch die Übertragung von Gottesdiensten im Hörfunk und im Fernsehen, dann durch seine geistlichen Ansprachen und die Übertragung spezieller Krankensendungen. So kam Ehrler bald auch in engen Kontakt mit der Vereinigung für katholische Rundfunk- und Fernseharbeit UNDA, in der er zunehmend an Einfluss gewann. Sowohl in ihrer deutschen als auch europäischen Sektion übernahm er 1975 das Amt des Präsidenten. Obwohl er eine ihm angebotene Tätigkeit bei der kirchlichen Hauptstelle für Rundfunk und Fernsehen in Bonn aus Gründen der Überlastung ausschlug, veranlassten ihn in den Kreisen der UNDA aufgetretene Missstimmungen und Rivalitäten, seine Mitarbeit in beiden Sektionen zu beenden und sich wieder ganz auf seine Funktionen beim SWF zu beschränken. Von dort aus wirkte er auch an kirchlichen Sendungen für den im Sendegebiet des Süddeutschen Rundfunks liegenden Teil der Erzdiözese wie auch für den Deutschlandfunk mit. Neben einigen seiner bekannteren für die ARD moderierten Fernsehübertragungen wie der Weihnachtsmesse aus Bethlehem (1973), des Ostergottesdienstes aus dem Konstanzer Münster (1975) oder der Christmette aus Breisach mit den Bischöfen der oberrheinischen Diözesen Freiburg, Straßburg und Basel (1988) stehen von den Eurovisions-Übertragungen vor allem der Ökumenische Gottesdienst aus der Konstantin-Basilika in Trier (1973), der Europa-Gottesdienst mit Papst Johannes Paul II. in Speyer (1987) und die Seligsprechung der Ordensfrau Ulrika Nisch in Rom an Allerheiligen 1987 exemplarisch für kirchliche Großveranstaltungen. Da Ehrler wie viele seiner Fachkollegen fest davon überzeugt war, dass in der modernen Mediengesellschaft Rundfunk und Fernsehen auch für die Kirche und ihren Verkündigungsauftrag unverzichtbar sind, initiierte er die Errichtung eines Medienseminars für angehende Priester und andere kirchliche Mitarbeiter in der Erzdiözese, das seitdem zum festen Bestand der Ausbildung für Priesterkandidaten, Diakone und Laientheologen gehört.
Der „Medienpfarrer“ Ehrler wurde 1978 von Erzbischof Oskar Saier zusätzlich zum Geistlichen Redakteur des Konradsblattes berufen. Seine in regelmäßiger Abfolge erschienenen Beiträge zeichneten sich durch eine einfache und klare Sprache aus und fanden daher stets eine breite Leserschaft. Ebenso war die von ihm eigens eingerichtete Rubrik „Anfrage“ eine Plattform, um auf aktuelle Fragen des Glaubens und der Moral eine hilfreiche Antwort zu geben.
Wie aus der Rundfunktätigkeit hat sich Ehrler auch aus der Schriftleitung des Bistumsblattes im Alter von 72 Jahren zurückgezogen. In der geistlichen Betreuung der Schwestern im Alten- und Pflegeheim der Vinzentinerinnen in Sinzheim ging er bis zu seinem Tode seiner Berufung als Seelsorger weiter nach.
Quellen: EAF Personalakte H. Ehrler; Mitteilungen des SWR Baden-Baden, Historisches Archiv vom März 2006, des Kirchenbuchamtes d. Gesamtkirchengemeinde Mannheim u. von Dr. Maria Meesters, Baden-Baden, vom Februar 2006.
Werke: Zahlreiche Beiträge in Konradsblatt, Funkkorrespondenz sowie in SWF/SWR internen Schriften.
Nachweis: Bildnachweise: BNN Nr. XX vom 6.2.1993, Bad. Tagblatt (Ausg. Baden-Baden) Nr. 70 vom 25.3.2003 u. Konradsblatt Nr. 13 vom 30.3.2003, 7.

Literatur: N.N., Msgr. H. Ehrler 60 Jahre, in: Konradsblatt Nr. 25 vom 20.6.1982, 6; fuv., Hohe Auszeichnung. Verdienstkreuz für Prälat H. Ehrler, in: BNN Ausg. Mi III, Nr. 30 vom 6.2.1993, 43; N.N., Würdigung d. Tätigkeit von Prälat H. Ehrler, in: Funkkorrespondenz Nr. 29 vom 22.7.1994, 21; N.N., Prälat H. Ehrler gestorben, in: SWR-Presseinformation vom 19.3.2003; http://www.swr.de/presse/news/index.html; N.N. (kna), Prälat H. Ehrler ist gestorben, in: BZ Nr. 66 vom 20.3.2003, 29; wl., Prälat H. Ehrler ist tot, in: BNN/Acher- u. Bühler Bote Nr. 66 vom 20.3.2003, 21; N.N., Prälat H. Ehrler in Sinzheim gestorben, in: Bad.Tagblatt (Ausg. Baden-Baden) Nr. 70 vom 25.3.2003, „Rebland u. Sinzheim“; B. Uhl, Meister des Kammertons. Zum Tode von H. Ehrler, dem langjährigen Geistl. Redakteur des Konradsblatts, in: Konradsblatt Nr. 13 vom 30.3.2003, 7; N.N., Prälat H. Ehrler, in: Funkkorrespondenz Nr. 15 vom 11.4.2003, 28; C. Siebler, H. Ehrler, in: Necrologium Friburgense 2003, in: FDA 127, 3. Folge, Bd. 59 (im Erscheinen begriffen).
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