King, Herbert Thomas 

Geburtsdatum/-ort: 02.06.1920; Tutzing, Kreis Starnberg
Sterbedatum/-ort: 05.07.2001;  Rheinfelden (Baden)
Beruf/Funktion:
  • Oberbürgermeister
Kurzbiografie: 1926–1934 Volksschule in Penzberg, Oberbayern, u. Weil am Rhein
1934–1936 Höhere Handelsschule Lörrach bis Mittlere Reife
1936–1939 Kaufmännische Lehre bei d. Seidenweberei Robert Schwarzenbach&Co. in Weil am Rhein
1939 X. 14 Handlungsgehilfenprüfung in Mannheim
1939–1940 Tätigkeit bei d. IG Farben in Ludwigshafen am Rh.
1940–1945 Militärdienst bei d. Luftwaffe, Feldwebel, versch. Einsätze als Fallschirm-Pionier
1945 XI. 16–1948 Buchhalter bei d. Stadtverwaltung Rheinfelden (Baden), ab 1. Apr. 1947 Leiter des städt. Rechnungsamtes
1948–1975 Bürgermeister d. Stadt Rheinfelden (Baden)
1975–1988 Oberbürgermeister
1988 Ehrenbürger d. Stadt Rheinfelden (Baden) u. d. Stadt Fécamp, Normandie
Weitere Angaben zur Person: Religion: neu-apostolisch, ab 1966 rk.
Auszeichnungen: Ehrungen (Auswahl): Dr.-Johann-Christian-Eberle-Medaille (1969); Bundesverdienstkreuz am Bande (1973); Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1976); Verdienstmedaille d. Stadt Rheinfelden (Baden) in Gold (1978); Goldenes Ehrenkreuz des Deutschen Roten Kreuzes u. Landkreismedaille Baden-Württemberg (1983); Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg u. Große Sparkassenmedaille Baden-Württemberg (1988); Ehrenmedaille des Verbandes d. Dt. Wohnungswirtschaft (1990).
Verheiratet: 1942 (Herten) Frieda, geb. Müller (1918–2012)
Eltern: Vater: Julius (1880–1953), Schlossermeister
Mutter: Maria (1891–1944), geb. Sedlmayer
Kinder: 4; Anita (geboren 1943), Brigitte (geboren 1944), Renate Charlotte (geboren 1949) u. Roland Herbert (geboren 1955)
GND-ID: GND/1012763331

Biografie: Sabine Diezinger (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 5 (2013), 219-221

Die Lebensgeschichte Kings ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts untrennbar mit der Entwicklung der Stadt Rheinfelden (Baden) verbunden. Fast 40 Jahre lenkte er deren Geschicke: als Bürgermeister ab 1948 und ab 1975 dann für weitere 13 Jahre als erster Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt.
Der in Bayern geborene King war noch bevor er die Volksschule abgeschlossen hatte mit seinen Eltern in die Südwestecke Badens gezogen. Nach dem Abschluss der Volksschule in Weil am Rhein besuchte er die Höhere Handelsschule in Lörrach und absolvierte dann eine kaufmännische Lehre in der Weiler Seidenweberei Robert Schwarzenbach&Co. Wegen seiner guten Leistungen wurde die Lehrzeit um neun Monate verkürzt. Bei Schwarzenbach blieb King bis zum Kriegsausbruch angestellt, bis die Seidenweberei schließen musste. Deshalb zog King zu seinen Eltern, die inzwischen in Ludwigshafen am Rhein wohnten, und arbeitete bei der damaligen „IG Farben-Industrie AG“, längst wieder BASF, in der Buchhaltung. Vor seinem Einrücken in die Wehrmacht legte er im Oktober 1939 die Handlungsgehilfenprüfung bei der Handelskammer Mannheim ab. Bis 1943 war er Soldat bei der Luftnachrichtentruppe. Seine Einheit wurde zunächst in das heutige Tschechien abkommandiert. Danach kam er zur Fallschirmtruppe. Nach verschiedenen Einsätzen an der Ost- und Westfront geriet er in Zaltbommel in Holland in kanadische Gefangenschaft und musste Minen räumen, wobei er mehrfach verwundet wurde. Im September 1945 kehrte er aus dem Lazarett, der letzten Station seiner Kriegsgefangenschaft, zu seiner Familie nach Herten zurück; während des Krieges hatte er dort seine Jugendliebe geheiratet.
1946 zog das Ehepaar King mit den beiden Töchtern nach Rheinfelden (Baden). King war im November 1945 als Buchhalter bei der Stadtkasse in den städtischen Dienst eingetreten und schon Anfang April 1947 rückte er zum Leiter des städtischen Rechnungsamtes auf. Zu seinen Aufgaben gehörten nun auch die Haushaltspläne, was ihm bald einen umfassenden Einblick in die Verwaltung und das kommunalpolitische Geschehen der Stadt vermittelte.
Es waren die Freien Wähler, die King 1948 drängten, sich um das Amt des Bürgermeisters zu bewerben. Er hatte den Mut dazu, und gewiss geriet es damals nicht zum Nachteil, dass er nie einer Partei angehört hatte. Am 5. Dezember 1948 wählte die Mehrheit der Rheinfelder Stadträte King für neun Jahre zum Bürgermeister.
Der damals noch nicht 29-Jährige war der jüngste Bürgermeister in Baden. Die erste Amtsperiode stand im Zeichen des wirtschaftlichen Neubeginns, des Aufbaus von Industrie und Gewerbe. Die Stadt war zwar kein Trümmerhaufen, sah sich jedoch mit allen zeittypischen Problemen konfrontiert, zuvorderst Wohnungsnot, Flüchtlingsaufnahme und Währungsreform. Zur Behebung der Wohnungsnot wurde auf Kings Initiative 1951 die Städtische Wohnungs- und Siedlungsbau GmbH gegründet. Mit deren Hilfe überwand die Stadt ihre engen finanziellen Grenzen; der Wohnungsmangel konnte zusammen mit privaten Bauträgern und der ortsansässigen Industrie angegangen werden. Die Integration der Heimatvertriebenen, der Bau des Krankenhauses und einer neuen Volksschule waren weitere Schwerpunkte dieser Jahre. Bald auch konnte sich der Bürgermeister um die Wiederbelebung der Vereine kümmern; der begeisterte Fußballer war damals noch Torwart des FC Rheinfelden. Die erste Amtszeit geriet also durchaus ereignisreich, so dass die Wiederwahl Kings am 20.Oktober 1957 nicht in Frage stand. Auch in dieser Amtsperiode blieb die Wohnungsnot größtes Problem, zumal im Aufschwung dieser Jahre die Infrastruktur der Stadt mit der sich rasant entwickelnden Bevölkerungszahl Schritt halten musste. Fortwährend mussten Schulen gebaut und erweitert werden. Am Ende der zweiten Amtszeit waren alle Bildungseinrichtungen geschaffen, von der Volks- und Realschule bis zum Gymnasium; eine Sonderschule wurde eingerichtet, die Volkshochschule und die Musikschule. Zukunftsweisend war auch Kings Entscheidung, bereits 1957 ein Altenheim zu bauen. Und immer galt es, die Kosten im vertretbaren Rahmen zu halten. Finanzpolitisches Geschick wurde ihm im Lauf seiner langen Amtszeit immer wieder bescheinigt, auch von politisch Andersdenkenden.
Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit Kings war das Bemühen um die gegenseitige Verständigung der europäischen Völker mit Hilfe von Städtepartnerschaften. Auf Vorschlag Kings trat die Stadt Rheinfelden (Baden) 1963 dem „Rat der Gemeinden Europas“ bei. Der Partnerschaft mit der französischen Stadt Fécamp 1963 folgten 1968 die mit der englischen Stadt Barry, der Gemeinde Neumarkt in Südtirol sowie 1981 die mit der belgischen Stadt Mouscron. Im Kreise seiner Amtskollegen zeigte sich der sonst als „unnahbar“ geltende King durchaus gesellig. King bemühte sich auch stets um freundschaftliche Kontakte zum benachbarten Schweizer Rheinfelden. Zusammen mit dem damaligen Stadtammann Richard Molinari sorgte er dafür, dass seither von den beiden „Schwesterstädten“ Rheinfelden die Rede ist.
1969 ließ sich King, inzwischen 49 Jahre alt, zum dritten Mal als Kandidat der Freien Wähler zur Wahl aufstellen. Das Ergebnis vom 13.November 1969 fiel zwar knapp aus, er hielt aber die Mehrheit. Nun begann die Gebiets- und Verwaltungsreform, die Rheinfelden, dessen Gemarkung 1132 Hektar groß ist, zwischen 1972 und 1975 mit der Eingemeindung von Eichsel, Adelhausen, Degerfelden, Herten, Karsau, Minseln und Nordschwaben einen Gebietszuwachs von 5154 Hektar brachte; die Bevölkerungszahl stieg von (1970) 16400 auf 27849 (1975) an. Rheinfelden wurde am 1. Januar 1975 Große Kreisstadt, King Oberbürgermeister.
1979 waren sich Rheinfeldens Kommunalpolitiker nach einem schlechten Abschneiden Kings bei den Kreistagswahlen einig, dass dies nicht ohne Folgen für die OB-Wahl bleiben werde. Als die Rheinfelder Mehrheitspartei CDU, bestärkt noch durch gute Kommunalwahlergebnisse in Bad Säckingen und Schopfheim, offen einen Machtwechsel im Rathaus anstrebte, nahm King die Herausforderung an. Zum ersten Mal nach den Eingemeindungen gaben 1981 auch die neuen Stadtteile ihr Votum für das Stadtoberhaupt ab – King musste keinen einzigen Wahlbezirk an den Gegenkandidaten abgeben und ging als klarer Sieger aus der Wahl hervor. Der harte OB-Wahlkampf ging jedoch nicht spurlos an ihm vorüber. Persönliche Angriffe hatten ihn sicherlich stärker belastet als er sich eingestehen wollte; er erlitt einen Herzinfarkt.
Die letzte Amtsperiode als Oberbürgermeisters war fast wie zu Beginn seiner Amtszeit als Bürgermeister noch einmal durch eine Bauphase gekennzeichnet. Das große Sportzentrum beim Freibad, eine zweite Kläranlage auf der Gemarkung Schwörstadt und zwei neue Kindergärten entstanden in diesen Jahren. Weitere bemerkenswerte Projekt waren die Renovierung des Hauses Salmegg, das mittlerweile zur „guten Stube“ der Stadt geworden ist, sowie das Anlegen des Stadtparks mit Parkdeck. Kings Urteil lautete dann auch: „die letzten Jahre sind die härtesten.“
Im Juni 1988 war King 68 Jahre alt geworden. Seine Amtszeit hätte noch eineinhalb Jahre gedauert, der Gesetzgeber schrieb dem inzwischen dienstältesten Oberbürgermeister in Südbaden nun aber die Pension vor. King selbst akzeptierte schließlich, was nicht zu ändern war. Am 16. Juni 1988 fand die letzte Gemeinderatssitzung unter seiner Leitung statt. Am 24. Juni 1988 wurde er verabschiedet. Er schied auch aus dem Verwaltungsrat der Sparkasse und der Gaswerk AG aus und legte seine Ämter als stellvertretender Verwaltungsrat der LBS und Sprengelvorsitzender des Städtetages im Regierungsbezirk Freiburg nieder. Sein letztes Amt, Aufsichtsratsvorsitzender der Städtischen Wohnungs- und Siedlungsbau GmbH, gab er mit Erscheinen des Geschäftsberichts 1990 ab.
Allmählich wurde es dann ruhiger um den „Grandseigneur“ der Rheinfelder Kommunalpolitik. Ohnehin war King nie ein „OB zum Anfassen“ gewesen, sondern eine Persönlichkeit, die durch die Jahrzehnte an der Spitze der Rheinfelder Verwaltung eher als Faktum per se in der Kreispolitik galt. Zu seinem 80. Geburtstag ehrte ihn die Stadt, indem sie den Park beim Bürgerheim nach ihm benannte. Im Jahr darauf starb er an Herzversagen.
Quellen: StadtA Rheinfelden (Baden), Personalakten King, AZ 000/41, AZ 004/10, AZ 027/12–1957, AZ 027/12–1969, AZ 129113–8, 1977–1981 Ratsprotokoll 1957.
Nachweis: Bildnachweise: Ölgemälde im Rathaus Rheinfelden (Baden), Porträt von Gerhard Bassler, 1988, nach einem Foto von Erwin Wehinger; Fotos im StadtA Rheinfelden (Baden).

Literatur: Einwohnerbücher 1970, 1981, 1989/90, Südkurier vom 21.10.1957, BZ vom 5.12.1978, Südkurier vom 10.10.1981, BZ vom 22.6.1988 u. 2.6.1995.
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