Dillmann, Franz Josef 

Geburtsdatum/-ort: 09.10.1864;  Schleife, Gemeinde Waldburg
Sterbedatum/-ort: 08.09.1945;  Gattnau, Gemeinde Kressbronn
Beruf/Funktion:
  • Pfarrer, Heimatforscher
Kurzbiografie: Volksschule und Lateinschule (3. Kollaboraturklasse) in Friedrichshafen
Gymnasium in Ravensburg
Studium der Theologie am Seminar in Dillingen
1887-1888 Einjährig-Freiwilliger beim Infanterieregiment Weingarten, Qualifikation zum Reserve-Offizier
1889 6. Apr. Priesterweihe in Dillingen
1889 Primiz in St. Nikolaus in Friedrichshafen
1889-1894 Stadtkaplan an St. Ulrich und Afra in Augsburg
1894-1925 Pfarrer in Herbertshofen, auch Dekan
1925-1934 Pfarrer in Wasserburg am Bodensee
1930-1944 Schriftführer des Bodenseegeschichtsvereins
1934-1945 Pensionär im Kaplaneihaus in Gattnau
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Franz Josef Dillmann, Maurer in Friedrichshafen
Mutter: Thekla, geb. Habnit
GND-ID: GND/1012781380

Biografie: Karl Heinz Burmeister (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 1 (2006), 46-47

Dillmann entstammte ärmlichen Verhältnissen und hatte eine harte, wenn auch frohe Jugend. Der begabte Junge, der eifrig Sport betrieb und in seiner Militärzeit mit Leib und Seele Soldat war (nach Hermann Eggart galt er als der schönste und strammste Einjährige Oberschwabens), entwickelte sich zu einer kraftvollen und ausgeprägten Persönlichkeit, die schon äußerlich durch ihre reckenhafte, breitschultrige Gestalt hervorragte. Er liebte die Geselligkeit, war temperamentvoll, witzig und humorvoll; er nannte die Dinge beim Namen und redete nicht um sie herum. Den Hitlergruß pflegte er mit „Hob die Ehre“ zu beantworten. Unbewusst sprach Dillmann wohl für sich selbst, als er in seinem Nachruf auf den Kartographiehistoriker Conrad Miller diesen als „echten Sohn der schwäbischen Bodenseeheimat“ sah, der, „wenn es sein musste, auch rücksichtslos nach Schwabenart für das als recht und gut Erkannte sich einsetzte“.
Frühzeitig fühlte sich Dillmann zur Theologie berufen. Sein Amt als Seelsorger in Stadt und Land, in Kirche und Schule, füllte er mit großer Arbeitsfreude und unter allgemeiner Anerkennung aus. Seine Mitbrüder wählten ihn zu ihrem Dekan und Kapitelvorstand. Auch nach seiner Pensionierung blieb er noch in der Seelsorge tätig und erfreute sich der Achtung und Verehrung durch die ganze Bevölkerung.
So blieb Dillmann immer in erster Linie Seelsorger, der sich allenfalls in den Mußestunden der Geschichte seiner Umgebung widmete. Wie viele Menschen, die am Bodensee beheimatet sind, wurde auch Dillmann nachhaltig durch den See geprägt. Als Junge pflegte er mit großer Vorliebe den Wassersport: Baden, Schwimmen, Fischen, Grundelstechen, Kahnfahren, Eisschuhlaufen. Später widmete sich Dillmann der Erforschung der Heimatgeschichte des Sees. Schon 1897 trat er als Mitglied dem Verein für Geschichte des Bodensees bei, der ihn 1947 mit dem Goldenen Vereinsabzeichen ehrte. Dillmann hatte nicht nur auf den Vereinstagungen immer wieder Aufmerksamkeit erregt, er hatte dem Verein auch durch viele Jahre als Vorstandsmitglied angehört und als Schriftführer gedient. Am 6. September 1930 übernahm Dillmann auf der Jahreshauptversammlung 1930 in Stockach von Viktor Kleiner das Amt des Ersten Schriftführers; er bekleidete dieses Amt bis 1944, als der Verein infolge des Krieges seine Arbeit vorübergehend einstellen musste.
Dillmann hat auch selbst kleinere heimatgeschichtliche Arbeiten veröffentlicht. Die Themen waren vor allem Wasserburg und die dort herrschenden Adelsgeschlechter (Schellenberg, Montfort, Fugger). Er geht dabei zwar meist von urkundlichen Quellen aus, aber Dillmann war kein eigentlicher Forscher. Seine leicht lesbaren Aufsätze sprechen in erster Linie den Laien an; sie wollen informieren und unterhalten, nicht aber Forschungsergebnisse präsentieren.
Dillmann fand am 10. September 1945 seine letzte Ruhestätte auf dem idyllischen Friedhof in Gattnau, wohin ihm eine große Trauergemeinde das letzte Geleit gab. Pfarrer Füchtner von Gattnau und Pfarrer Dr. Rottenkolber von Wasserburg würdigten in ihren Grabreden seine Persönlichkeit und sein Lebenswerk. Da es in der unmittelbaren Nachkriegszeit kaum Zeitungen und Zeitschriften gab, fehlen gedruckte Nachrufe; ein Nachruf in den Schriften des Bodenseegeschichtsvereins konnte erst mit fünfjähriger Verspätung erscheinen. Dillmanns Grab wurde inzwischen aufgelassen.
Werke: [Nachruf auf] Prof. Conrad Miller, in: SVGB 60 (1932/33), o. S.; Übergang der Herrschaft Wasserburg am Bodensee aus dem Besitz der Fugger-Wellenburg an Österreich anno 1755, in: Bodensee-Heimat-Schau 13 (1933), 33-39; Die Herren von Schellenberg zu Wasserburg, Vortrag beim Heimatabend 1933 in Wasserburg, in: ebda. 13, (1933), 53-56; Der Weinbau in der Herrschaft Wasserburg, in: ebda. 14 (1934), 87-88; Aus der Geschichte Wasserburgs am Bodensee, 2. Aufl., 1950.

Literatur: Hermann Eggart, F. J. Dillmann, in: SVGB 69 (1949/50), 7-10.
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