Klöpfer, Eduard Gotthold 

Geburtsdatum/-ort: 04.03.1868;  Stuttgart
Sterbedatum/-ort: 24.12.1945; Berleburg
Beruf/Funktion:
  • Stellvertretender Direktor der Friedrich Krupp AG, Essen
Kurzbiografie: 1886 Reifeprüfung
1886/88 Technische Hochschule Stuttgart
1888 Erstes Examen Reallehrer
1888-1889 Einjährig-Freiwilliger beim 7. Württembergischen Infanterie-Regiment Nr. 125
1889-1893 Universität Tübingen: Staatswissenschaften
1893 Erste höhere Finanzdienstprüfung
1893-1895 Finanzreferendar II. Klasse beim Kameralamt, Hauptzollamt und Steuerkollegium Stuttgart
1895 Zweite höhere Finanzdienstprüfung
1895 Hilfsarbeiter beim Sekretariat des Württembergischen Steuerkollegiums
1895-1897 Finanzamtmann im Württembergischen Kameralamt Schöntal
1897 Finanzamtmann im Württembergischen Kameral- und Hauptsteueramt Cannstatt
1899 Assistent des Direktoriums der Friedrich Krupp (Finanzrat Haux) AG
1907 Prokura
1908 Prokura für das Grusonwerk
1917 Abteilungsdirektor
1923 stellvertretender Direktor
1934 Eintritt in den Ruhestand
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Württembergische Landwehrdienstauszeichnung I. Klasse (1908)
Verheiratet: (Essen) Clara, geb. Bierwirth (geb. 15.5.1878, Essen, gest. 23.2.1957, Aachen)
Eltern: Vater: Johann Georg Klöpfer (18.3.1828-4.10.1808), Briefträger/Hausverwalter
Mutter: Gertrud, geb. Winkler (11.4.1828-20.8.1918)
Geschwister: 4
Kinder: Elisabeth
GND-ID: GND/1012781399

Biografie: Heinfried Voß (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 1 (2006), 137-138

Nachdem Klöpfer 1886 in Stuttgart die Reifeprüfung bestanden hatte, begann er an der Technischen Hochschule in Stuttgart sein Studium und legte 1888 den ersten Teil der Reallehrerprüfung ab. Im Anschluss an seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim 7. Württembergischen Infanterie-Regiment Nr. 125 setzte er 1889 an der staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen sein Studium fort, das er dort 1893 mit der Ersten höheren Finanzdienstprüfung abschloss. Im Zuge seiner weiteren Ausbildung war Klöpfer als Finanzreferendar II. Klasse in verschiedenen Stuttgarter Finanzdienststellen tätig und legte 1895 die Zweite höhere Finanzdienstprüfung ab. Anschließend trat er zunächst als Hilfsarbeiter beim Sekretariat des Württembergischen Steuerkollegiums in die Dienste der Württembergischen Finanzverwaltung. Nachdem er 1897 zum Finanzamtmann ernannt worden war, verließ Klöpfer 1899 jedoch den staatlichen Dienst und trat als Assistent des Direktoriums in die Firma Friedrich Krupp in Essen ein. Dort war er zunächst dem Finanzrat Haux, ebenfalls ein Württemberger, zugeordnet. Sein Arbeitsbereich war weit gespannt und umfasste so unterschiedliche Gebiete wie das Finanzwesen mit der Gehaltskasse, der Buchhalterei, dem Zentralbüro und dem Rechnungs-Revisionsbüro, die Bearbeitung der Personalangelegenheiten der Angestellten und Beamten, und die Einrichtungen der„Wohlfahrtspflege“ mit der Bücherhalle, dem Bildungsverein, der Jugendpflege, der Konsumanstalt sowie der Wohnungsverwaltung.
1907 erhielt Klöpfer Prokura für die Friedrich Krupp AG und ein Jahr später auch für das Konzernunternehmen Grusonwerk in Magdeburg. 1914 wurde der Oberleutnant der Reserve Klöpfer zum Wehrdienst eingezogen und war zunächst im Kriegsbekleidungsamt des XIII. Armeekorps in Ludwigsburg eingesetzt, ab 1917 bis zum Kriegsende dann als Inland-Nachrichtenoffizier im Württembergischen Kriegsministerium. 1917 wurde Klöpfer auf eine Initiative von Haux hin zum Abteilungsdirektor und 1923 zum Stellvertretenden Direktor der Friedrich Krupp AG ernannt. 1934 trat Klöpfer in den Ruhestand.
Die verschiedenen Tätigkeitsbereiche Klöpfers zogen eine Reihe von Nebentätigkeiten für ihn in den entsprechenden Gremien inner- und außerhalb der Firma nach sich. So war Klöpfer unter anderem Vorsitzender des Aufsichtsrates der Baugenossenschaft des Vereins der Kruppschen Beamten, Mitglied des Vorstandes der Kruppschen Beamten-Pensionskasse, des Lebensversicherungsvereins der Friedrich Krupp AG und der Margarethe Krupp-Stiftung, Obmann der Vertrauensmänner für die Angestelltenversicherung in Essen Stadt und Land und Mitglied der Angestellten-Kommission des Arbeitgeberverbandes für Eisen und Stahl in Düsseldorf. Gleichzeitig bekleidete er eine Reihe von Ehrenämtern der Evangelischen Kirchengemeinden in Essen sowie von Kriegervereinen wie z. B. dem Kreiskriegerverband Essen, dem er als Erster Vorsitzendervorstand. Darüber hinaus war er zeitweise auch Mitglied verschiedener kommunaler Ausschüsse sowie des Beisitzer-Ausschusses beim Arbeitsgericht Essen, wo er auch als Richter tätig war. Insgesamt hatte Klöpfer 37 Neben- bzw. Ehrenämter gleichzeitig inne.
Klöpfer, selbst nie Mitglied der Kruppschen „Prokura“ bzw. des Direktoriums, verkörpert in hervorragender Weise den Typ des effektiven Leistungsträgers in der Geschäftsführung eines Unternehmens seiner Zeit. Er wird charakterisiert durch die Fähigkeit, als Universalist in vielfältiger Weise und in unterschiedlichen Arbeitsbereichen zu wirken und dabei ein enormes Arbeitspensum zu bewältigen. Diese Leistung ist um so höher zu bewerten, als sie zu einem großen Teil in einer Zeit erbracht wurde, die von wirtschaftlichen und politischen Krisen und Umbrüchen gekennzeichnet war. Dies gilt in besonderer Weise für den Bereich der Personal- und Sozialpolitik, einem der Schwerpunkte von Klöpfers Arbeit. Gleichzeitig wirkte Klöpfer durch seine verschiedenen Ehrenämter auch als Leistungsträger des allgemein gesellschaftlichen Lebens, vor allem im kirchlichen sowie im „vaterländischen“, staatspolitischen Bereich. Er übernahm damit gesellschaftliche Verantwortung und setzte gleichzeitig auch Maßstäbe für die Sozialisation jüngerer Generationen.
Darüber hinaus ist auch ein weiterer Aspekt seiner Karriere bemerkenswert: aus relativ bescheidenen Verhältnissen stammend, sein Vater war Briefträger, später Hausverwalter, gelang Klöpfer auf dem Wege über die akademische Ausbildung, den Eintritt in das (Reserve)Offizierkorps und die Anstellung in den Staatsdienst der Aufstieg in die Führungsebene eines bedeutenden Industriekonzerns.
Nachdem seine Wohnung durch einen Bombenschaden stark beschädigt worden war, zog Klöpfer, der inzwischen unter gesundheitlichen Problemen litt, mit seiner Ehefrau Clara 1943 nach Berleburg, wo er am 24. 12. 1945 starb.
Quellen: Historisches Archiv Krupp, Essen; StadtA Essen; StadtA Stuttgart.
Nachweis: Bildnachweise: Foto: Historisches Archiv Krupp, Essen.

Literatur: Essener Allgemeine Zeitung vom 4.1.1934; Krupp. Zs. der Kruppschen Werksgemeinschaft vom 15.1.1934; Nekrologe aus dem Rheinisch-Westfälischen Industriegebiet, 1939-1951, bearb. von Dr. Fritz Pudor, 1955, 107 f.
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