Schlick, Heinrich 

Geburtsdatum/-ort: 20.11.1905;  Karlsruhe
Sterbedatum/-ort: 16.10.1977;  Mannheim
Beruf/Funktion:
  • Arbeitgeberverbandsfunktionär
Kurzbiografie: 1912-1916 Volks- und Bürgerschule Karlsruhe
1916-1922 Realgymnasium in Karlsruhe
1922-1925 Studium am Lehrerseminar II Karlsruhe
1927 Mär. Abitur im Realgymnasium Ettenheim
1927 Mai-1930 Okt. Studium der Geschichte an der Universität Heidelberg
1931 13. Jun. Dr. phil., magna cum laude: „Die rechtsrheinische Pfalz beim Anfall an Baden“
1931 Wintersemester-1933 Sommersemester Jurastudium in Heidelberg
1934 2. Mai Eintritt in die BASF Ludwigshafen
1937 19. Okt. Dr. jur. der Universität Heidelberg: „Das Verhältnis von Staat und Wirtschaft im Lichte der neueren Wirtschaftsgesetzgebung vornehmlich gezeigt am Gesetz zur Errichtung von Zwangskartellen vom 15. 7. 1933 sowie am Gesetz über den vorläufigen Aufbau des Reichsnährstandes vom 13. 9. 1933“
1940 29. Feb. Wechsel zur Hoechst AG, Frankfurt am Main
1942 Versetzung nach Blechhammer, Oberschlesien
1945 Sommer Rückkehr nach Karlsruhe
1952 Sep. Umzug nach Mannheim
1955 Gründung des Verbands der Südwestdeutschen Kunststoffindustrie und verwandter Industrien e. V., weitere Verbandstätigkeiten
1973 Großes Bundesverdienstkreuz
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1937 (Karlsruhe) Gertrud, geb. Finkenzeller (1907-2003)
Eltern: Vater: Otto (1870-1946), Kaufmann
Mutter: Katharina, geb. Kary (1870-1946)
Geschwister: 8: Otto; Wilhelm; Luise, verheiratete Etzkom; Josef; Albert; Frieda; weitere zwei früh verstorben
Kinder: 3:
Wolfgang (geb. 1938)
Günther (geb. 1941)
Helmut (geb. 1943)
GND-ID: GND/1012787087

Biografie: Alexander Kipnis (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 4 (2007), 327-328

Schlick wurde als fünftes Kind einer Kaufmannsfamilie in Karlsruhe geboren. In seiner Heimatstadt besuchte er die Volks- und Bürgerschule und anschließend das Realgymnasium. Wegen der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie während der Nachkriegsjahre musste er dann aber ohne Reifezeugnis in das Karlsruher Lehrerseminar eintreten, das er 1925 mit dem Examen abschloss. Dank einer Verbesserung seiner finanziellen Umstände konnte er in der Allgemeinen Abteilung der Technischen Hochschule Karlsruhe vom Wintersemester 1925/26 Geschichte, neuere Sprachen und Philosophie studieren. Nachdem er das Abitur nachgeholt hatte, wechselte er nach Heidelberg, wo er besonders bei W. Andreas Geschichte studierte, mit dem er dann bis zu dessen Lebensende enge Beziehungen pflegte; dank Schlicks Bemühungen wurde eine Straße in Karlsruhe nach Andreas genannt. Nach der Promotion im Juni 1931 setzte Schlick sein Studium an der juristischen Fakultät in Heidelberg fort.
Anfang der 1930er Jahre schloss er sich, wie so viele damalige junge Menschen, der NS-Bewegung an. Schon als Student hatte Schlick Geld mit Artikeln und Berichten in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften verdient. Nun fand er darin ein neues Betätigungsfeld. Im Sommer 1933 verließ er die Universität und engagierte sich politisch und arbeitete an verschiedenen größeren NS-Zeitungen mit, insbesondere hatte er jahrelang ein ständiges Referat beim „Völkischen Beobachter“ inne. Im Lebenslauf von 1936 erwähnt er auch eine „politische Tätigkeit bei der Gauleitung“.
1934 begann Schlick in der Personalabteilung der IG Farbenindustrie, Werk Ludwigshafen, zu arbeiten, der bisherigen BASF. Als er eine feste Position in der sozialpolitischen Abteilung hatte, heiratete er und zog vom Junggesellenheim in Ludwigshafen nach Mannheim um. Ungeachtet all dieser Aktivitäten zeigte sich Schlick so zielstrebig, dass er auch sein Jurastudium 1937 mit einer Promotion abschloss. 1940 wechselte er als Sozialreferent zu Hoechst nach Frankfurt und wurde bald als Verantwortlicher für das Personal Vorstandsmitglied dieser Firma. Nun entstand aber eine Kontroverse mit dem Gauleiter, ein deutlicher Hinweis dafür, dass ihm die politischen Illusionen der jüngeren Jahre inzwischen vergangen waren. Dank der Hilfe der Firmenleitung blieb er ohne Strafe, musste aber 1942 Frankfurt verlassen und wurde als Direktor der Oberschlesischen Hydrierwerke der IG Farbenindustrie in das Örtchen Blechhammer versetzt. Bei Kriegsende floh er von dort zurück zu seinen Eltern nach Karlsruhe.
Es setzte nun eine für ihn harte Zeit ein: er musste sich der Entnazifizierung unterziehen, wurde belastet und erst nach einigen Monaten aus dem Gefängnis entlassen. Anschließend war er als Jurist tätig, fand aber bald Anschluss an das Verbandswesen. Das war die entscheidende Wende für sein weiteres Leben. 1952 erhielt er die Stelle des Geschäftsführers beim Arbeitgeberverband Chemie Württemberg-Baden e. V. in Mannheim, wo er den Rest seines Lebens verbringen sollte. Bis zum 65. Lebensjahr blieb Schlick in diesem Dienstverhältnis, erweiterte aber sein Arbeitsfeld stetig. Er wurde auch geschäftsführender Vorsitzender des Verbands der Südwestdeutschen Kunststoffindustrie und verwandter Industrien e. V. in Mannheim. Als Verbandsfunktionär strebte er nach dem Ausgleich sozialer Interessen und sorgte für die Verbesserung der beruflichen Ausbildung. Die Ingenieurschule (heute: Fachhochschule) Mannheim beispielsweise verdankte seiner Initiative die Abteilungen Verfahrenstechnik und chemische Technik. Außerdem bekleidete Schlick zahlreiche ehrenamtliche Positionen, als Mitglied mehrerer Ausschüsse der chemischen Industrie und bei Vereinigungen der Arbeitgeber in Baden-Württemberg und der Bundesrepublik.
Schlick engagierte sich besonders in Fragen der Versicherung und Altersfürsorge. 1962 bis 1974 war er Vorsitzender der Vertreterversammlung der Landesversicherungsanstalt Baden und wurde auch Vorstandsvorsitzender der Vereinigten Firmenpensionskasse in Mannheim, war Initiator und Mitbegründer der „Arbeitsgemeinschaft betriebliche Altersfürsorge“ in Heidelberg und einige Jahre Vorsitzender des Präsidiums des Bundesverbandes der überbetrieblichen Pensions- und Versorgungseinrichtungen e. V., Mannheim. Als Mitglied des Ausschusses für Schwerbeschädigtenfragen bei der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg beschäftigte sich Schlick vor allem mit dem Problem der Mobilität von älteren und schwerbehinderten Arbeitnehmern. Von 1959 bis 1973 war er auch Bundesarbeitsrichter in Kassel.
Wie seine Publikationen kennzeichnete Schlick bei allen Tätigkeiten immer große Sachlichkeit, und mit seiner Tätigkeit als Funktionär in der pluralistischen Gesellschaft verband er stets hohe moralische Anforderungen, wollte immer „Humanist in Gesinnung und Charakter“ sein. Im Alter von 72 Jahren verstarb Schlick an einem Herzversagen.
Quellen: UA Heidelberg Akten d. Philos. Fak. 1930/31, III 5a, Nr. 2026, Bl. 415-420 u. Akten d. Jur. Fak. 1937/38, III, 3, Nr. 142, Bl. 616-630; StadtA Mannheim S 1/2105, Zug. 64/1979, Nr. 977 u. Zug. 16/1988, Nr. 1384; UnternehmensA d. BASF Kartei; Auskünfte des StadtA Karlsruhe, des Arbeitgeber Verbands Chemie B-W u. d. Söhne Wolfgang u. Helmut.
Werke: Die rechtsrheinische Pfalz beim Anfall an Baden, Diss. phil. Heidelberg 1931; Hauswirtschaftliche Schulung – ein Gebot d. Stunde, in: Soziale Praxis 45, 1936, 18 f.; Das Verhältnis von Staat u. Wirtschaft im Lichte der neueren Wirtschaftsgesetzgebung vornehmlich gezeigt am Gesetz zur Errichtung von Zwangskartellen vom 15.7.1933 sowie am Gesetz über den vorläufigen Aufbau des Reichsnährstandes vom 13. 9. 1933, Diss. jur. Heidelberg 1937; Die Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung u. Arbeitslosenversicherung, in: Mensch u. Arbeit 3, 1951, 186; Neuregelung d. steuerl. Behandlung von Erfindungen, ebd. 186 f.; Das neue Zuwendungsgesetz für betriebliche Pensions- u. Unterstützungskassen, in: Chemische Industrie, Zs. für die dt. Chemiewirtschaft 4, 1952, 309 f.; Gedanken zum kommenden Schwerbeschädigtengesetz, ebd., 971 f.; Kritische Bemerkungen zum Entwurf des Schwerbeschädigtengesetzes, in: Der Betrieb 6, 1953, 42; Durchführung des Schwerbeschädigtengesetzes, ebd. 7, 1954, 282 f.; Befreiung von d. Versicherungspflicht in d. Angestelltenversicherung, ebd. 10, 1957, 285 f.; Geistiger Umgang mit d. Vergangenheit. Studien zur Kultur- u. Staatengeschichte, Willy Andreas dargebracht von Schülern u. Mitarbeitern, 1962 (auch Mithg.); Von den Zünften zu den Verbänden d. Arbeitgeber u. Arbeitnehmer d. Gegenwart, ebd. 199-212; Der Funktionär in d. pluralist. Gesellschaft. Abdruck aus: „Die Stimme d. Arbeit“, um 1967 (mit Bild).
Nachweis: Bildnachweise: Ölbild 1965 von Tila Cram im Familienbesitz.

Literatur: Wer Ist Wer, 1962 14. Aufl., 1356, 1967 15. Aufl., 1719 u. 1971 17. Aufl./73, 955; Mannheimer Morgen vom 20.11.1965, 22. u. 24.10.1977; RNZ vom 20.11.1970 (mit Bild) u. Vom 22.10.1977.
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