Jäger, Theodor Viktor Gottlieb 

Geburtsdatum/-ort: 24.07.1840;  Oberstenfeld
Sterbedatum/-ort: 15.03.1924;  Uhlbach
Beruf/Funktion:
  • Pfarrer und Heimatschriftsteller
Kurzbiografie: 1840–1844 Oberstenfeld
1845–1863 Kindheit und Jugend in Köngen; Studium in Tübingen
1863 Erstes Theologisches Examen
1863–1870 Zunächst Hilfsprediger, dann Pfarrverweser
1870 Zweite Dienstprüfung
1870–1877 Pfarrer in Hausen (Dekanat Leonberg)
1877–1881 Lehrer in der St. Chrischona Pilgermission in Basel
1881–1887 Pfarrer in Oechtmattingen
1887–1894 Pfarrer in Zell und Altbach
1894–1913 Stadtpfarrer in Heubach (Dekanat Schwäbisch Gmünd)
1914–1917 Kriegsbedingte Vertretungsdienste, v. a. in Heubach
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1869 Wilhelmine Marie Luise, geb. Deiniger (gestorben 6.3.1914)
Eltern: Vater: Viktor August Jäger (geboren 26.11.1794, gestorben 29.8.1864), ev. Pfarrer
Mutter: Charlotte Emilie Wurm (geboren 11.2.1809, 2. Frau)
Geschwister: 1 Bruder; 1 Schwester
Kinder: 2: Martin Siegfried (geboren/gestorben 1870); 1 Pflegetochter
GND-ID: GND/101280366X

Biografie: Viola Schrenk (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 3 (2017), 113-114

Als Pfarrersohn folgte Theodor Jäger dem beruflichen Vorbild des Vaters und Großvaters und trat in den württembergischen Pfarrdienst ein. Nach dem ersten Theologischen Examen, das mit der Note III b relativ mäßig ausfiel, wurde er in Köngen seinem erkrankten Vater als Hilfsprediger zur Seite gestellt. Nach verschiedenen Vertretungsdiensten blieb er als Pfarrverweser in Köngen.
Eine auch für Jäger selbst überraschende Wende nahm sein beruflicher Werdegang durch eine Anfrage aus Basel, die er in seiner Zeit als Pfarrer in Hausen erhielt. Jäger wurde gefragt, ob er Lehrer in der St. Chrischona Pilgermission in Basel werden wolle. Er ergriff die Chance und wurde vom Stuttgarter Konsistorium für diesen Dienst freigestellt. Sein Aufgabenbereich war vor allem der Unterricht in den theologischen Fächern. Doch auch die Einblicke in die Missionsarbeit und die internationalen Kontakte eröffneten ihm eine neue Welt. Hier in Basel begann Jäger auch, eigene schriftliche Beiträge zu verfassen, und zwar zunächst für das Publikationsorgan von St. Chrischona, die „Sammlungen für Liebhaber christlicher Wahrheit und Gottseligkeit“. Außer dem verfasste er das Lebensbild: „Heinrich Seuse aus Schwaben (genannt Suso). Ein Diener der ewigen Weisheit im 14. Jahrhundert“, das 1893 in Basel im Pilgermissonsverlag erschien und in der Missionsarbeit als Vorbild für ein Gott wohlgefälliges Leben Verbreitung fand. Beachtenswert ist auch Theodor Jägers Lebensbild von Jakob Ludwig Jaeger, der enger Mitarbeiter von Christian Friedrich Spittler, dem Gründer der St. Chrischona Pilgermisson, war. Das Lebensbild erschien 1889, im Jahr nach Jakob Ludwig Jaegers Tod. Es kann als ausführlicher Nachruf verstanden werden, bietet aber darüber hinaus viele Informationen über die Geschichte der Pilgermission St. Chrischona.
1881 kehrte Jäger in den Schoß der Württembergischen Landeskirche zurück und versah noch zwei weitere Pfarrstellen, bevor er 1894 als Stadtpfarrer nach Heubach kam und hier die Stelle fand, an der er für die kommenden rund 20 Jahre Berufsleben Wurzeln schlug. Weiterhin blieb er auch schreibend tätig und verfasste z.B. anlässlich des 300. Geburtstags des Liederdichters Paul Gerhardt eine entsprechende Schrift. Insgesamt aber galten Jägers Forschungen und Publikationen in dieser Heubacher Zeit seiner geographischen Umgebung: Eine Veröffentlichung über den Dichter Christian Schubart, der in Aalen aufgewachsen ist, sollte das Aalener Schubartmuseum bekannt machen und den örtlichen Altertumsverein unterstützen. Jägers ausführliche Schrift über die Heubacher St. Ulrichkirche ist unveröffentlicht geblieben. Ebenfalls unveröffentlicht blieb Jägers Ortsgeschichte über Heubachs Nachbarort Bartholomä. Theodor Jäger entwickelte sich zum passionierten Heimatforscher mit besonderem Blick auf die kirchlichen Verhältnisse. Die Frucht jahrelanger intensiver Recherchen sind die 1912 veröffentlichten „Bilder aus der Geschichte und aus dem Leben der evangelischen Diöcese Aalen“. Es handelt sich dabei um eine kurz gefasste und zugleich detailreiche Beschreibung aller Kirchengemeinden, die 1817 zur „Diöcese Aalen“ gehörten. Jäger illustrierte seine kurzen Beiträge zum historischen Hintergrund und der kirchlichen Entwicklung der einzelnen Orte mit zeitgenössischen Lichtbildern. Der Titel „Bilder …“ bezieht sich so zum einen auf tatsächliche Abbildungen und zum anderen auf lebendige Beschreibungen, durch die sich der Leser ein inneres Bild von den Verhältnissen am jeweiligen Ort machen kann. Jägers Informationen reichen von den jeweiligen Bedeutungen der Ortsnamen über die Beschreibung der Lage der Ortschaften bis hin zur Entwicklung ihrer Herrschaftsverhältnisse. Ein besonderes Augenmerk liegt aber auf der kirchlichen Geschichte und Gegenwart. Auch Missstände spart Jäger nicht aus und lässt all gemeine kirchliche Themen einfließen. Diese örtlichen Forschungen waren Theodor Jäger zweifellos ein großes Anliegen. Seine kenntnisreichen Schriften sind bis heute lesenswert, denn sie zeigen die örtliche Geschichte detailliert, ordnen sie aber zugleich in einen größeren Kontext ein. Trotz aller historischen Forschung ist festzuhalten, dass Theodor Jäger auch voll und ganz Pfarrer war. Kaum in den Ruhestand versetzt, um den er erst im Alter von 72 Jahren nachsuchte, stellte er sich für zahlreiche Vertretungsdienste zur Verfügung, die durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs umso nötiger waren. Am 15. März 1924 starb Theodor Jäger dreiundachtzigjährig in Uhlbach.
Quellen: LKA A 27 Nr. 1473 (Personalakte Viktor August Jäger.); LKA A 127 Nr. 1166 (Personalakte Theodor Viktor Jäger).
Werke: Heinrich Seuse aus Schwaben (genannt Suso). Ein Diener der ewigen Weisheit im 14. Jahrhundert, 1893; Jakob Ludwig Jaeger. Ein Lebensbild von Theodor Jäger,1898; Die St. Ulrichs-Pfarrkirche in Heubach, ihre Altertums- und Kunstdenkmale, 1900 (hss. Kopie, Schriftgutarchiv Ostwürttemberg); Zur Geschichte von Bartholomä (mit Nachträgen), Abschrift von 1912 (Schriftgutarchiv Ostwürttemberg); Paul Gerhardt, unser Lieblingsdichter, 1907. Bilder aus der Geschichte und dem Leben der evangelischen Diöcese Aalen, 1912; Christian Schubart. Die sittlich-religiöse Entwicklung des Dichters samt einer Auswahl seiner Dichtungen,1913.

Literatur: Friedrich Pressel, Viktor August Jäger. Lebensbild eines Württembergischen Geistlichen,1868.
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