Mondon, Karl Friedrich 

Geburtsdatum/-ort: 16.01.1884;  Lörrach-Tüllingen
Sterbedatum/-ort: 11.01.1954;  Lahr
Beruf/Funktion:
  • ev. Pfarrer, Mitglied der Bekennenden Kirche Badens
Kurzbiografie: 1890–1903 Volksschule in Untermutschelbach, zwischen Ettlingen u. Pforzheim, Gymnasium in Durlach u. Karlsruhe bis Abitur
1903–1906 Theologiestudium in Tübingen u. Halle
1906/07 I. u. II. Examen in Karlsruhe, Ordination in Lahr
1907–1911 Vikariat in Wertheim u. Karlsruhe, dort auch Garnisonprediger
1911–1916 Pfarrer d. Patronatsgemeinde Uiffingen bei Boxberg, im Krieg als „unabkömmlich“ anerkannt
1916–1919 Pfarrvertretung in Lahr
1919–1931 Pfarrer in Lahr, 1927 bis 1931 Dekan
1931–1948 Pfarrer in Karlsruhe; im II.Weltkrieg wieder „unabkömmlich“; zwischen Febr. u. Sept. 1945 Pfarrer in Uiffingen
1932–1934 Mitglied d. positiven Vereinigg. in d. Landessynode
1934–1945 Mitglied im Landesbruderrat u. Sprecher des Bezirksbruderrats Karlsruhe d. Bek. Kirche
1945–1951 Mitglied, 1945/46 Präsident d. Landessynode
1948–1951 Vorsteher des Diakonissen-Mutterhauses Bethlehem in Karlsruhe
1951 Pensionierung
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1911 (Halle) Anna Charlotte, geb. Schreiber (1887–1969)
Eltern: Vater: August (1846–1904), Hausvater u. Lehrer
Mutter: Katharina, geb. Funk, verw. Winter (1842–1916)
Geschwister: 2 Stiefschwestern, 2 ältere Geschwister
Kinder: 5; Lotte, Reinhilde, Erika, Herbert u. Werner
GND-ID: GND/1012804488

Biografie: Gerhard Schwinge (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 5 (2013), 280-281

Mondon wurde durch seine Eltern, welche die Hauseltern des aus der badischen Erweckungsbewegung heraus gegründeten Rettungshauses „Tüllinger Höhe“ unweit Basel waren, zweifach geprägt: durch das „erweckliche“ Elternhaus väterlicherseits und durch die waldensische Herkunft. Darum charakterisierten ihn eine konservative, „positive“ Theologie und Frömmigkeit und traditionsbewusste, obrigkeitstreue Kirchlichkeit, womit sich ein patriotisches Nationalbewusstsein verband. So war ihm der Ausgang des I. Weltkriegs mit der Novemberrevolution eine „Zeit deutscher Erniedrigung“. Mit Trauer über das Ende der Monarchie akzeptierte er schließlich trotz einigem Widerwillen die Republik und die neue demokratische Verfassung der badischen Landeskirche. Als engagierter Gemeindepfarrer bemühte er sich wie viele, die besonders in den Städten schwindende Kirchlichkeit durch intensive Jugendarbeit aufzuhalten.
Mondon war Mitglied der Kirchlich-Positiven Vereinigung in der Landessynode und musste sich seit 1932 mit dem neuen „Bund der Evangelischen Nationalsozialisten“ auseinandersetzen. Die Konflikte mit den „Deutschen Christen“, die Eingliederung der badischen Landeskirche in die Reichskirche 1934 und schließlich 1938 die Einsetzung einer staatlichen Finanzabteilung beim Oberkirchenrat brachten ihn endgültig zur Badischen Bekenntnisgemeinschaft und deren entschiedenem Flügel. Er hielt Bekenntnisgottesdienste, engagierte sich im Landesbruderrat und im Bezirksbruderrat der Bekennenden Kirche. Seine Kritik richtete sich vor allem gegen den Einfluss von „Deutschen Christen“ und NSDAP in der Kirche. Zwar finden sich bei ihm nur selten antijüdische Äußerungen, nie antisemitische, doch hat er als Karlsruher Stadtpfarrer nicht gegen die Judenverfolgung protestiert oder Juden geholfen. Denn Mondon sah seine eigentliche Berufung nicht in der Kirchenpolitik, sondern in der Volksmission, die ihm wichtigste Aufgabe der Bekennenden Kirche war. Besondere Anliegen waren ihm auch Konfirmandenunterricht und Christenlehre.
Nach 1939 zeigte Mondon volles Verständnis für die deutsche Kriegspolitik. 1942 und 1944 trafen dann auch ihn die verheerenden Bombenangriffe auf Karlsruhe: alle drei Kirchen der Innenstadt und sein Pfarrhaus wurden zerstört. Dennoch lastete er die Kriegsschuld den Feinden an, sah Deutschland in der Opferrolle und verstand den verlorenen Krieg als das Gericht Gottes über den deutschen Hochmut.
Der Neuanfang und Wiederaufbau der Gemeindearbeit nach 1945 wurde ihm dadurch erschwert, dass in seiner Mittelstadt-Gemeinde viele ehemalige „Deutsche Christen“ und Nationalsozialisten lebten. An der Neuordnung der Landeskirche beteiligte sich Mondon aktiv und wurde als Ältester der „Bekenntnistreuen“ auf der ersten Landessynode in Bretten zum Vorsitzenden gewählt. Die neue kirchliche Wahlordnung von 1946 ging in wesentlichen Teilen auf ihn zurück. Auch in einer kirchlichen Lehrplankommission arbeitete er mit. Von einer kritischen Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte findet sich aber nichts bei ihm. Auch nach zwei Weltkriegen war seine theologische Position im Grunde unverändert: Gott führt durch Leiden zum Heil, wer auch immer für die Leiden verantwortlich ist.
Gleichwohl zählte Mondon in den Nachkriegsjahren bis zu seiner Pensionierung aus Krankheitsgründen zu den angesehenen und geschätzten Persönlichkeiten der Landeskirche, wohl vor allem wegen seiner seelsorgerlichen und organisatorischen Gaben. 1948 wurde er deshalb auch zum Pfarrer am Karlsruher Diakonissen-Mutterhaus Bethlehem für Kleinkinderpflege und Gemeindediakonie berufen. In seiner Abschiedspredigt vor seiner bisherigen Stadtgemeinde, in der er 17 Jahre gewirkt hatte, betonte er, dass er gelernt habe, sich allein von Gott führen zu lassen.
Quellen: LKAK PA 4729–4730, Personalakte; Nachlass im Familienbesitz, bes. Manuskripte; H. Rückleben, H. Erbacher, G. Schwinge (Hgg.), Die Ev. Landeskirche in Baden im Dritten Reich. Quellen zu ihrer Geschichte, Bd. I–VI, 1991–2005, Bd. VI, 436f.: Biogramm u. Register zu Mondon.
Werke: (Auswahl) Ev. Gemeindebote d. Stadt Lahr, 1919–1931 (zahlr. Beiträge); Dunkle Wege. Predigten aus d. Zeit dt. Erniedrigung, 1918/1919; Warum sind wir Positiven keine „Deutschen Christen“?, Flugblatt u. in: Monatsbll. für die kirchl.-pos. Vereinigung in Baden 1934, Nr. 4, 13-18; wieder abgedr. in: Die Ev. Landeskirche in Baden (vgl. Quellen), Bd. II, 1992, 658-674; (als Hg.) Lichtstrahlen. Ein Gruß d. ev. Gemeinde d. Altstadt I Karlsruhe, 1931–1939, zahlr. Beiträge; Ich weiß, an wen ich glaube. Ein Konfirmanden-Unterricht für Jugend u. Erwachsene, 1939, 224 S., zuvor als 37 Fortsetzungen in: Kirchl.-Positive Bll., 1936–1939; Die neue kirchliche Wahlordnung d. ev. Landeskirche in Baden, 1946; Ich befehle Euch Gott. Abschiedspredigt am 8.Aug. 1948 in Karlsruhe.
Nachweis: Bildnachweise: Personalakte u. de Lange, 2010, 348 (vgl. Quellen u. Literatur).

Literatur: Werner Mondon [Sohn] (Hg.), Ich weiß, an wen ich glaube. Karl Friedrich Mondon 1884–1984, 1984, Sammlung kleiner Beiträge von Familienangehörigen u. Bekannten; A. de Lange, Karl Mondon (1884–1954), National-Positiver in d. Bekennenden Kirche, in: Lebensbilder aus d. ev. Kirche in Baden im 19. u. 20. Jh., Bd. II: Kirchenpolitische Richtungen, hgg. von J. Ehmann, 2010, 348-389.
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