Freiherr von Woellwarth-Lauterburg, Carl Ludwig Christian 

Geburtsdatum/-ort: 13.08.1841;  Essingen
Sterbedatum/-ort: 15.02.1928;  Stuttgart
Beruf/Funktion:
  • Offizier und Gutsbesitzer
Kurzbiografie: bis 1856 Gymnasium Stuttgart
1856–1858 Württ. Kriegsschule Ludwigsburg
1859–1870 Militärdienst beim 4. Reiterregiment, ab 1863 beim 3. Reiterregiment in Ludwigsburg
1862–1863 Kriegswiss. Kursus beim Generalquartiermeisterstab
1866 Mainfeldzug
1866–1928 Mitglied des Vereinigten Club in Stuttgart
1867 Beurlaubung auf ein Jahr
1868 Kommandierung zu den Gardedragonern in Berlin
1868–1870 persönlicher Adjutant des Prinzen Friedrich von Württemberg (1808–1870) Kommandant des XIII. Armeekorps in Stuttgart; Referat: Reiterei
1869 Kauf des Gutes Schnaitberg durch die Brüder Georg, Carl und August
1870–1928 Mitglied des St. Georgen Vereins der württ. Ritterschaft
1870 Mai 23 auf Ansuchen aus dem Militärdienst entlassen
1870–1912 Bewirtschaftung des Gutes Schnaitberg, lebt den Winter über in Stuttgart
1870–1871 Kommandierung zum Stab des Oberkommandos des 4. Armeekorps (Maas-Armee) unter Kronprinz Albert von Sachsen
1875–1928 Mitbegründer und Mitglied des Allgemeinen Deutschen Jagdschutzvereins
1877–1928 Mitbegründer des Württ. Kriegerbundes, langjähriges Mitglied des Landesausschusses und des Präsidiums, 1927 Ehrenmitglied, Langjähriger Vorstand des Landwirtschaftlichen Bezirksvereins Aalen
1883–1901 Beirat bei der Zentralstelle für die Landwirtschaft für den 2. Gauverband
1916 Abgabe des Schnaitbergs, Umzug nach Stuttgart
1928 Feb. 18 Beisetzung in der Familiengruft in Essingen
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1. 1869 (Stuttgart) Clothilde (Golo) Amalie, geb. Freiin vom Holtz (1850–1889)
2. 1891 (Zürich) Bertha, geb. von Orelli (1854–1901)
3. 1903 (Weimar) Elisabeth (Else) Ida Isabelle, geb. Freiin von und zu Egloffstein (1862–1926)
Eltern: Vater: Karl Ludwig Christian Wilhelm von Woellwarth-Lauterburg (2.10.1800–18.2.1867), Offizier (1814–1835), Gutsbesitzer in Hohenroden und ritterschaftlicher Abgeordneter der württ. Kammer der Abgeordneten (1839–1849 und 1856–1862)
Mutter: Sofie, geb. Gräfin von Scheler (11.12.1802–11.8.1864)
Geschwister: 5: Karoline Amalie Wilhelmine Freifrau von Süßkind-Schwendi (1831–1912); Georg Wolf (1836–1919), Gutsbesitzer in Hohenroden, Führer von Sanitätszügen (1870), ritterschaftlicher Abgeordneter der württ. Kammern der Abgeordneten (1870–1906) und der Standesherren (1907–1918), Reichstagsabgeordneter (1881–1887), Synodale der VII. württ. Landessynode (1907); Sophie Amalie Henriette Freifrau von Roeder (1840 – 1920); Julie Amalie Henriette (1843–1909), Diakonisse, Krankenschwester im Feld (1870–1871), ab 1893 Leiterin des Krankenasyls Bethanien in Winterbach (Remstal); August Friedrich Ludwig (1845–1908), kgl. württ Hofstallmeister (ab 1876), Hofmarschall (ab 1886) und Oberhofmarschall (1891–1908)
Kinder: 11:
1. Ehe: Friedrich (Fritz) Wilhelm (1870–1925); Elisabeth Sofie Amalie (1872–1934); Anna Clothilde von Schnurbein (1873–1959); Erich Georg Kuno (1876–1904); Clothilde von Groll (1878–1967); Sophie Amalie Wilhelmine von Schnurbein (1881–1971); Ernst August (1882–1957); Walter (1883–1914); Albrecht Georg Götz August (1889–1969);
2. Ehe: Johannes (1893–1894); Karl Joachim (1898–1901)
GND-ID: GND/1018846379

Biografie: Norbert G. Hofmann (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 2 (2011), 304-307

Carl Ludwig Christian von Woellwarth-Lauterburg, viertes von sechs Kindern einer auf der Ostalb ansässigen ritterschaftlichen Familie, trat am 19. Oktober 1856 mit 15 Jahren in die Kriegsschule Ludwigsburg ein. Im April 1859 wurde er als Portepeekadett ins 4. Reiterregiment, ab 1874: Dragonerregiment Königin Olga (1. Württ.) Nr. 25 versetzt, Ende April erhielt er das Leutnantspatent. Carls Begabung für Strategie fiel auf: 1862 kommandierte man ihn für ein Jahr zum Generalquartiermeisterstab zur Teilnahme am kriegswissenschaftlichen Kursus. Anfang Dezember 1863 folgte die Ernennung zum Oberleutnant im 3. Reiterregiment, ab 1874: Ulanenregiment König Wilhelm (2. württ.) Nr. 20, im Juni 1866 die Verwendung als Regimentsadjutant. Als solcher machte er 1866 den Mainfeldzug mit. 1867 genehmigte ihm der Kriegsminister Urlaub auf ein Jahr nach Österreich, in die deutschen Staaten, nach Frankreich und England. Teils war dieser Urlaub militärische Bildungsreise, teils diente er der Erholung. Er begann am 7. Mai 1867 in Trier und führte über Luxemburg und Metz nach Paris (Weltausstellung, Rennen in Chantilly). Auf Schloss Nazé Dept. Maine-et-Loire war Carl Gast des Freiherrn Johann Hermann von Bodman und seiner Gattin Jeanne, Tochter des Vicomte de la Frégiolière. Von dort aus besuchte er unter anderem die Kavallerieschule Saumur, von dort aus bereitete er seinen Aufenthalt in Berlin vor: Er bat seinen Bruder Georg, die Aufnahme in den Johanniterorden in die Wege zu leiten, da ihm dies in Berlin sicher nicht schaden werde; wegen Carls Jugend lehnte ihn der Orden jedoch ab. In den folgenden Wochen besichtigte Carl West- und Südfrankreich, unter anderem das Seebad Arcachon, Toulon, eine Hospitalinsel und ein Chasseurregiment in Lyon. Der Rückweg führte über Vevey und Lausanne nach Paris (Weltausstellung und Kaisermanöver in Mourmelon). Am 27. August war er zum Diner für sieben Personen bei Kaiserin Eugénie geladen. Thema der Gespräche in Frankreich waren mehr als einmal die Chancen des kommenden Krieges. Seine französischen Sprachkenntnisse, sein gewandtes, verbindliches Auftreten und „sehr gute Empfehlungen“ öffneten ihm viele Türen. Mitte September brach Carl, nun in Begleitung seines Bruders August, nach London auf. Nach wenigen Tagen fuhren sie nach Schottland weiter und dann zurück über Hull und Amsterdam nach Hannover. Am 10. Dezember 1867 amüsierte sich Carl bereits in München. In Wien hatte er Gelegenheit zum Besuch der Kavallerieschule, eine Audienz von fünf Viertelstunden beim Oberkommandierenden Erzherzog Albrecht, dem „Sieger von Custozza“, und tags darauf Einladung zur Tafel. Bei einer Unterredung mit dem Kriegsminister Franz Freiherr von John konfrontierte ihn dieser mit der Frage nach der Zukunft der Reiterei. – Die sich Anfang 1868 anschließende Abordnung nach Berlin zu den Gardedragonern wurde auf Wunsch Carls bis 1. Juli 1869 verlängert. Am 2. November 1868 wurde er persönlicher Adjutant des Prinzen Friedrich von Württemberg (1808–1870). Nach dessen Tod am 9. Mai 1870 erhielt er am 23. Mai die erbetene Entlassung unter Beförderung zum Rittmeister und mit der Erlaubnis, die Uniform des 3. Reiterregiments König Wilhelm zu tragen.
Bereits am 8. August 1870 erfolgte die erneute Einberufung ins Kriegsministerium. Mitte August wurde in Frankreich die 4. Armee („Maas-Armee“) unter dem Oberkommando des Kronprinzen Albert von Sachsen gebildet. Zu deren „Oberkommandostab“ war Carl bis Ende Februar 1871 abkommandiert. Nach der Einschließung von Metz und der Schlacht von Sedan begannen die 3. und 4. Armee die Einschließung von Paris. Hier nun hatte Carl jene Fortune, die Friedrich der Große von seinen Soldaten forderte: Am 19. September vollendeten die Deutschen in zwei Gefechten bei Châtillon und zwischen Sceaux und Montrouge südlich Paris die Einschließung. Dabei wurden 4000 Franzosen in die Flucht geschlagen und die Seine überschritten. Carl, der die Affaire vom 19ten mitgemacht hatte, erhielt am selben Abend in Palaiseau den Befehl, sich mit dem kommandierenden General des 6. Armeekorps wegen eines Brückenschlags ins Benehmen zu setzen und dann im großen Hauptquartier zu berichten. Nach der Erledigung des ersten Teils seines Auftrags überquerte er in der Nacht die Seine, nächtigte bei einer preußischen Feldwacht in Valenton und erreichte um 11 Uhr Château de Ferrières[-en-Brie], wo gerade Bismarck mit dem französischen Außenminister Jules Favre verhandelte. „Man wußte noch nichts von der Affaire des 19ten, ich wurde zum König befohlen und stand auf einmal in einem kleinen Kabinet demselben gegenüber, in seiner Umgebung waren Gf. Bismar[c]k, G(enera)l Moltke, Roon, Podbielski, Treskow.“ Nach dem Vortrag vor dem König ließ sich Moltke separat vortragen. In einem ersten Brief an Georg vom 21. September sah sich Carl bereits als berühmter Mann. In einem zweiten Brief vom selben Tag gestand er sich und dem Bruder, dass er vor allem Glück gehabt hatte. Carls militärische Vorgesetzte wussten seine Fortune zu schätzten: Ende 1870 erhielt er durch König Wilhelm von Preußen das EK II verliehen, Mitte Januar durch den König von Sachsen das Ritterkreuz des Albrechtsordens mit der Kriegsdekoration. Zum Diner des Kronprinzen am 17. Januar 1871 war er ebenso geladen wie zur Kaiserproklamation im Spiegelsaal von Versailles am folgenden Tag.
Um die Jahreswende 1868/69 lernte Carl in Stuttgart Clothilde (Golo) Amalie kennen, Tochter des Freiherrn Hermann vom Holtz auf Alfdorf und seiner Gattin Amalie geb. Freiin von Süßkind. Am 20. Februar 1869 war Verlobung, am 22. August, kurz nach seinem 28. Geburtstag, erhielt der Bräutigam die dienstliche Heiratserlaubnis, am 2. September fand in Stuttgart die Eheschließung statt und am 20. September 1870, dem Tag von Château de Ferrières (s. o.), wurde in Alfdorf der älteste Sohn Friedrich (Fritz) Wilhelm geboren, benannt nach dem preußischen Kronprinzen. Im Februar 1871 besuchte Carl seine Schwester Julie im Feldspital von Noisiel Dept. Seine-et-Marne, bereits Anfang März fuhr er per Bahn nach Hause. Am 13. März erhielt er die Entlassung. Mit den Siegesparaden am 29. Juni in Stuttgart und am 11. Juli in Dresden war für ihn der „Siebzigerkrieg“ vorüber. Als Rittmeister à la suite der Armee blieb er formal in den Listen seines Regiments, war aber zur Adjutantur des Generalkommandos kommandiert; de facto war er, von Übungen, Manövern und gesellschaftlichen Ereignissen abgesehen, außer Diensten. Anfang März 1878 begleitete er zum Beispiel die württ. Delegation, die Kaiser Franz Joseph I. zum Tod seines Vaters Erzherzog Franz Karl kondolierte. 1887 erhielt er den Charakter als Major (Patent vom 5. März 1891), am 26. Juni 1909 aus Anlaß der Feier des hundertjährigen Bestehens des Ulanen-Regiments König Wilhelm I. Nr. 20 den Charakter als Oberstleutnant. Am 6. September 1909 verlieh ihm Kaiser Wilhelm II. den preußischen Roten Adlerorden dritter Klasse. Die Verbundenheit mit „seinem Prinzen“ Albert von Sachsen hatte Bestand; 1883 titulierte ihn Albert, nun König, in einem Dankschreiben nicht wie üblich „Mein lieber Woellwarth“, sondern „Liebster Wöllwarth:“
Nach dem Beispiel des älteren Bruders Georg war Carl darauf bedacht, seine Überzeugungen und Kenntnisse weiterzugeben. Damit förderte er auch eigene Interessen und die seiner Familie. Er wurde Mitglied in zahlreichen Vereinigungen, wobei er gleichzeitig auf Landes-, Bezirks- (= Oberamts-) und Ortsebene tätig war, häufig in leitender Position. Mehrfach wirkten zwei der drei Brüder Woellwarth in derselben Vereinigung. Den Einfluss der Familie stärkte zudem, dass Georg im parlamentarischen Bereich Einfluss besaß, Carl bei der Armee und August bei Hof. Die erste Vereinigung, die Carl aufnahm, war 1866 der 1851 in Stuttgart gegründete Vereinigte Club. Der Tatsache, dass der Club 1901–1936 eingetragener Verein war, sind einige Kenntnisse seiner Strukturen zu verdanken: Zweck der Gesellschaft war ein geselliger, die Mitglieder waren ausnahmslos von Adel, die auf Lebenszeit ernannten Präsidenten Hochadelige. Auch August war Mitglied des Clubs; 1901 unterschrieb er als Vorstandsmitglied. – 1870 wurden die drei Brüder Georg, Carl und August in den St. Georgen Verein der württembergischen Ritterschaft aufgenommen, zu dessen Gründern ihr Vater 1858 gehört hatte. Ziel dieses Vereins war und ist es vor allem, die genossenschaftliche Gesinnung unter der württembergischen Ritterschaft zu verbreiten. – Seit dem Kauf von Schnaitberg 1869 war Carl Gutsbesitzer. Er bildete sich auf dem Gebiet der Landwirtschaft fort und gab sein Wissen weiter. Von seinen diesbezüglichen Aktivitäten ist erstmals 1880 die Rede: Er wurde damals Ehrenmitglied des Landwirtschaftlichen Bezirksvereins Gmünd. In seinem eigenen Bezirksverein Aalen war er zweifellos schon zuvor tätig. 1883 entlastete er seinen durch die Parlamentstätigkeit beanspruchten Bruder Georg: 1883–1901 wurde er anstelle von Georg auf jeweils drei Jahre für den 2. Gauverband als Beirat in die Zentralstelle für die Landwirtschaft gewählt. Der Dank für Carls Engagement auf allen Ebenen war 1889 die silberne Erinnerungsmedaille anlässlich des 25-jährigen Regierungsjubiläums König Karls, 1896 die goldene Landwirtschaftliche Verdienstmedaille und 1897 der Olgaorden. – In den Briefen von und an Carl kam immer wieder die Jagd zur Sprache. Kein Wunder, dass er 1875 zu den Mitbegründern des Allgemeinen Deutschen Jagdschutzvereins gehörte, eines Interessenverbands der Jagdberechtigten. Über 53 Jahre, bis zu seinem Tod, war Carl hier Mitglied. – Nach dem Deutsch-Französischen Krieg entstanden allenthalben Vereinigungen der ehemaligen Kriegsteilnehmer. Im Königreich Württemberg gehörten Carl und sein Bruder August zu den Mitbegründern des Württembergischen Kriegerbundes. August wurde 1881 Präsident, später Ehrenpräsident. Carl gehörte seit 1878 ununterbrochen dem Landesausschuss an; 1901 erhielt er für sein Wirken das Ehrenkreuz des Ordens der württembergischen Krone, 1917 als Ehrenmitglied und Mitglied des Präsidiums das Wilhelmskreuz.
Aus dem Sommerurlaub am Tegernsee hatte Golo am 26 Juli 1869 geschrieben: Warst Du schon auf dem Schnaithof? Das knapp nördlich der Rems gelegene Hofgut Schnaitberg [!], Gemeinde Essingen war einer der Garanten für das Glück von Carls und Golos Ehe. 1869 erwarben es die drei Brüder Woellwarth gemeinsam – gegen den Rat Georgs, der befürchtete, Carl, der „eine glänzende Laufbahn vor sich hatte“, werde für die Bewirtschaftung eines Guts keine Zeit finden, aber auf Drängen Carls, der für Golo und sich ein eigenes Heim wollte. Zu seinen Baumaßnahmen auf dem Schnaitberg gehörte zuallererst die Erneuerung der Wirtschaftsgebäude. Aus Carls Beschreibung des Schnaitbergs (1875) ergibt sich, dass zum Gut 142,89 ha gehörten (Obstgut, zweimähdige Wiesen, natürliche Weide und Ackerland). Der Viehbestand betrug 4 Pferde, 10 – 18 Arbeitsochsen, 9 – 12 Kühe, 1 Farren und 300 – 400 Schafe in zwei Herden. Der Schnaitberg war also weitgehend autark, zudem ein geschlossener Besitz, aber keineswegs abgelegen: In der Nähe befindet sich an der Strecke Aalen – Stuttgart die Bahnstation Essingen. Auf dem Schnaitberg wuchsen die elf Kinder Carls heran, die außer Fritz alle hier zur Welt kamen.Nach dem Lebensbild Erichs (1876–1904) aus der Hand seiner Schwester Sophie war es für die vier Großen und die vier Kleinen eine glückliche Kindheit. Der Tod Golos, die am 25. November 1889 an den Folgen der Geburt ihres neunten Kindes starb, bedeutete einen tiefen Einschnitt.
Carls zweite Frau Bertha von Orelli entstammte einer Züricher Gelehrten- und Kaufmannsfamilie. Der Vater Konrad war Bankier; nach der Mutter Bertha geb. Ziegler erhielt die Tochter den Vornamen Bertha. Sie und ihr älterer Bruder Hans Conrad von Orelli (1846–1912), Professor der Theologie und 1892 Rektor der Universität Basel, wuchsen, so Thomas K. Kuhn, „in einem von herrnhuterischer Frömmigkeit geprägten Elternhaus auf“, dem Thalhof in Zürich, Talacker 31. Der erste Sohn aus der Ehe Carls mit Bertha, Johannes, starb mit sieben Monaten. Ein Vierteljahr später, im Oktober 1894, besuchten Carl und Bertha den Thalhof. Der zweite Sohn Karl Joachim wurde zweieinhalb Jahre alt. Ein knappes Jahr nach dessen Tod starb Bertha selbst Ende 1901 in Davos, wo sie Heilung gesucht hatte. – Am 6. Juni 1903 schloss Carl in Weimar eine dritte Ehe mit der dort geborenen, 20 Jahre jüngeren Elisabeth (Else) Freiin von Egloffstein, Tochter des großherzoglich sächsischen Oberstallmeisters August von und zu Egloffstein und der Ida geb. Freiin von Gagern. In erster Linie sollte diese Ehe den Kindern wieder eine Mutter geben. Besonders eng fühlte sich Erich „Mutter Else“ verbunden. Die Bewirtschaftung des Schnaitbergs übernahm 1912–1914 der Sohn Ernst; 1916 ging das Gut an Otto über, einen Vetter Carls. Dieser und Else zogen nach Stuttgart. Am 11. Januar 1922 verzichtete Carl gegen eine Rente auf den ihm nach dem Familienvertrag vom 17. März 1729 [so!] zustehenden Anteil zugunsten seiner Söhne Fritz in Lorch, Ernst in Lorch und Albrecht in Berlin, auf die aus dem Kondominat fließenden Bezüge sowie auf Sitz und Stimme im Familienrat. Am 19. April 1926 endete auch Carls dritte Ehe mit dem Tod der Gattin.
Zuvor allerdings forderte der Krieg, dem Carl so viel verdankte, die Zinsen ein: Sein Sohn Erich, Leutnant der Schutztruppe, fiel 1904 im Hererofeldzug. In Polen fielen am 5. Dezember 1914 der Sohn Walter und am 20. Dezember 1914 Max von Groll, der Ehemann Clothildes. Fritz, der Älteste, lebte seit 1904 in Lorch. Er erlitt im Ersten Weltkrieg so schwere seelische Verwundungen, dass er sich 1925 das Leben nahm. Ernst, verwundet 1914, und Albrecht, von Beruf Journalist, verwundet 1915, nahmen an beiden Weltkriegen teil und überlebten. Die älteste Schwester Elisabeth legte 1890 im Katharinenstift Stuttgart das Lehrerinnenexamen ab. Sie wurde nach dem Vorbild Julies 1912 Diakonisse, 1917 Oberin der Evangelischen Diakonissenanstalt in Stuttgart; diese Tochter bestimmte der Vater zur Testamentsvollstreckerin. Auch Sophie ergriff anfangs den Lehrberuf: Sie war 1903–1907 in Gera Erzieherin der Prinzessin Feodora Reuß. Vor allem an Sophie und Albrecht ist bei aller Kontinuität deutlich ein Wandel in der Lebensweise und im Selbstverständnis des Adels zu erkennen. Carl vollzog diesen Wandel nicht mehr. Am 28. Februar 1928 wurde er in der Familiengruft der Freiherren von Woellwarth in Essingen beigesetzt.
Quellen: HSTAS E 297 Bd. 207 S. 420 b: Stammliste Carl Ludwig Christian von Woellwarth; StAL F 303 III Bü 44: Vereinigter Club; StAL PL 9/3, A der Freiherren von Woellwarth zu Essingen: Akten und Amtsbücher, Bü 810, 834, 1429, 1466, 1491, 1621, 1625, 1626, 1630, 1632, 1658, 1659, 1687, 1694.

Literatur: Friedrich Frhr. von Gaisberg-Schöckingen, Rückblick auf die Geschichte des Sanct Georgen-Vereins aus Anlass seines 50jährigen Bestehens nebst Mitglieder-Verzeichnis, 1908; Thomas K. Kuhn, Hans Conrad von Orelli, in: BBKL Bd. 6, 1993, Sp. 657–659; Raberg, Biogr. Handbuch, 1028–1030; Sophie Freifrau von Schnurbein geb. Woellwarth, Erich: Ein Lebensbild nebst Briefen des Leutnants der Schutztruppe Frhrn. von Woellwarth-Lauterburg, geb. 3. Okt. 1876, gest. 11. Febr. 1904. Privatdruck um 1905; Georg Frhr. von Woellwarth-Lauterburg, Erinnerungen aus meinem Leben, [1913]; Albrecht Frhr. von Woellwarth-Lauterburg, Die Freiherren von Woellwarth: Stammtafeln. 2. Aufl. 1959, bes. 46 ff.; Sophie von Schnurbein, Bericht […], vorgetragen zur Silbernen Hochzeit von Albert und Clothilde von Lersner am 16. Okt. 1954 in Hohenroden, in: Wolf von Woellwarth-Lauterburg, Schloß Hohenroden: Sechshundert Jahre im Besitz der Freiherren von Woellwarth, 2001, 64. Ztgsartikel: Bericht über die Beisetzung Carl von Woellwarth-Lauterburgs in Essingen, in: Kocher-Ztg. Nr. 42, 1928, 3; Karl Frhr. von Wöllwarth-Lauterburg (1841–1928), in: Schwäbischer Merkur Nr. 76, 1928, 5; Bericht über die Beisetzung Carl von Woellwarth-Lauterburgs in Essingen, in: Württ. Kriegerztg. Nr. 10, 1928, 87.
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