Schmidt, Adolf Franz 

Geburtsdatum/-ort: 27.02.1836;  Karlsruhe
Sterbedatum/-ort: 30.01.1917;  Heidelberg
Beruf/Funktion:
  • Geologe und Metallurg
Kurzbiografie: 1846–1854 Besuch des Lyzeums in Mannheim bis Matura
1855–1860 Studium d. Chemie, Physik, Geologie u. Mineralogie an d. TH Karlsruhe bis 1858, d. Metallurgie u. Bergwerkswissenschaft an d. Bergakademie Freiberg bis 1859 u. Naturwissenschaften an d. Univ. Heidelberg im SS 1860
1860 VIII. 4 Promotion „insigni cum laude“ zum Dr. phil. an d. Univ. Heidelberg
1862 Bergbau-Assistent bei d. Hüttenverwaltung in Kandern, Baden
1863–1866 Vorstand d. Hüttenverwaltung in Zizenhausen, Baden
1867–1871 Hütten-Ingenieur am Bessemer Stahlwerk zu Troy, Staat New York, USA
1872–1875 Geologe am „Geological Survey of Missouri“
1876 III. Habilitation an d. Univ. Heidelberg: „Die Blei- u. Zink-Erz-Lagerstätten von Südwest-Missouri“; Probevorlesung: „Die Gänge nach ihrer Verschiedenheit u. ihren gegenseitigen Einflüssen zu betrachten u. die Ansichten über deren Entstehung zu entwickeln“
1881 I. ao. Professor für Geologie u. Metallurgie
1913 XII. o. Honorarprofessor
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: unverheiratet
Eltern: Vater: Franz Peter (1804–1870), Sekretär des Großherzogl. Ministeriums des Innern, später Hofgerichtsrat in Mannheim
Mutter: Barbara Carolina, geb. Walther (1813–1857)
Geschwister: 3; Heinrich Karl (* 1838), Bertha (1843–1844) u. Bertha (* 1848)
Kinder: keine
GND-ID: GND/104085584

Biografie: Alexander Kipnis (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 6 (2011), S. 344-346

Schmidt wurde als erstes Kind einer Beamtenfamilie in Karlsruhe geboren. Seine Schulzeit verbrachte er in Mannheim, wo der Vater ab 1838 Hofgerichtsrat war. Schmidt genoss eine gute und vielseitige Ausbildung, zuerst in den Privatschulen von Dr. Ludwig Vaillant (1842–1844) und Dr. Heinrich Lovell (1845), ab Januar 1846 im bekannten Mannheimer Lyzeum, von 1850 bis 1851 im französischen Gymnasium in Epinal in den Vogesen. Offensichtlich zeigte sich Schmidt bereits als Junge mehr naturwissenschaftlicher als humanistischer Bildung zugetan. Außer in Naturgeschichte galten sein Fleiß und seine Leistungen in der Schule als mittelmäßig; in Latein wurde er gelegentlich als „faul“ bezeichnet und in der Religion sollte er eine Nachprüfung ablegen.
Im Herbst 1854 bestand Schmidt seine Matura-Prüfungen. Anschließend studierte er drei Jahre Mathematik, Physik und Chemie, ebenso Geologie, Mineralogie und Maschinenbau an der TH Karlsruhe und noch zwei weitere Jahre Metallurgie und Bergwerkswissenschaft an der Bergakademie in Freiberg. Ende 1859 legte Schmidt in Mannheim sein „Berg- und Hüttenmännisches Staatsexamen“ ab, das Examen für den Kandidaten-Grad in Metallurgie und Bergwerkswissenschaft. Er immatrikulierte sich dann aber in Heidelberg und wurde dort zum Dr. phil. mit dem Hauptfach Mineralogie und den Nebenfächern Chemie und Physik promoviert. Eine Dissertation war damals nicht verlangt.
Nach der Promotion arbeitete Schmidt für kurze Zeit in Böhmen, kehrte dann aber nach Baden zurück. Er trat als Bergbauassistent in die großherzogliche Hüttenverwaltung in Kandern ein; von 1863 bis 1866 war er Vorstand der großherzoglichen Hüttenverwaltung des Eisenwerks in Zizenhausen. Wegen der ungünstigen Kohlenversorgung und mangelnder Wettbewerbsfähigkeit war dieses Werk damals bereits zum Untergang verurteilt. 1866 wurde der Betrieb eingestellt und die ganze Anlage meistbietend versteigert. Schmidt ging in die USA und arbeitete vier Jahre lang in der Stahlproduktion der Firma Bessemer. Dann wandte er sich der Geologie zu und arbeitete an geologischen Beschreibungen von Erzlagerstätten in Missouri.
Erst als 40-jähriger kehrte er nach Baden zurück und trat seine akademische Laufbahn an. Dazu musste er sich in Heidelberg habilitieren. Seinem Gesuch fügte er außer der gediegenen Habilitationsschrift über amerikanische Erzlagerstätten sieben publizierte Aufsätze über metallurgische Themen bei, u. a. über Anfertigung von Tragringen für Bessemer-Konverter. Reinhardt Blum (1802–1882), Professor für Mineralogie und Geologie, empfahl die Annahme „dieser fleißigen Arbeit“ und die Chemieprofessoren Robert Bunsen (1811–1899) und Hermann Kopp (1817–1892) äußerten aufgrund der metallurgischen Artikel Schmidts keine Bedenken, seine Habilitation auch auf Metallurgie auszudehnen. Damit konnte Schmidt seine Lehrtätigkeit in diesen Bereichen aufnehmen. Schon seine der Geologie, der Mineralogie und der Metallurgie gewidmeten Habilitationsthesen spiegeln das künftige weite Spektrum des Verfassers wider.
Als Privatdozent, ab 1881 als ao. Professor las Schmidt über „Genetische Geologie“, „Angewandte Geologie“, „Die Lehre von Lagerstätten der nutzbaren Mineralien“ und über „Metallurgie des Eisens und Stahls“. Hohe pädagogische Begabung lässt schon seine öffentliche Vorlesung über „Eisen und Stahl“ erkennen, die er noch im Januar 1873 in den USA an der Universität St. Louis gehalten hatte. Dem Leser vermittelt sich ein den berühmten „Chemischen Briefen“ Justus Liebigs (1803–1873) ähnlicher Eindruck, vielseitiger thematischer Ansätze wie auch der wohlverständlichen, fast unterhaltsamen Darstellungsweise wegen.
1885 erhielt Schmidt den Lehrauftrag für „Chemische Technologie“. Eine Vorlesung zu diesem Thema hatte er schon ab WS 1878/79 gehalten und wiederholte sie jährlich bis WS 1901/02. Gelegentlich las er auch über Erzlagerstätten, zweifellos sein eigentliches Interessengebiet.
Um 1889 und 1890 beschäftigte man sich in Heidelberg und Karlsruhe intensiv mit Fragen der Bestandserhaltung des Heidelberger Schlosses. Schmidt beteiligte sich als Gutachter zur Geologie der Gebäude und vertrat die Meinung, dass das Schloss in seinem Bestand gesichert sei, wenn der Schlossbereich hinreichend entwässert würde. Teile von rein geologischem Inhalt des sonst unveröffentlichten Gutachtens publizierte Schmidt als Broschüre.
Während der 1890er Jahre arbeitete Schmidt hauptsächlich literarisch und bereitete mehrere geologische Artikel für das „Lexikon der gesamten Technik“ vor. 1893 wurde die „Zeitschrift für praktische Geologie mit besonderer Berücksichtigung der Lagerstättenkunde“ gegründet. Schmidt war seit Anfang ständiger Mitarbeiter und verfasste zahlreiche ausführliche Referate nach Aufsätzen in englischer Sprache.
Mit Erreichen des Ruhestandsalters wurde Schmidt im SS 1902 von seinem Lehrauftrag entbunden, las aber weiter, über „Erzlagerstättenlehre“ und vom SS 1909 bis zum SS 1914 über „Technische Geologie“, obwohl er nur noch wenige Zuhörer hatte. Auch seine Arbeit als Referent der Zeitschrift für praktische Geologie setzte er fort. 1907 schenkte Schmidt seine Gesteins- und Mineraliensammlung dem Geologischen Institut der Universität. Damit war das Ende seiner literarischen Tätigkeit markiert. Er blieb Mitglied der Universität, die ihm von Zeit zu Zeit Aufmerksamkeiten erwies, Glückwünsche zum 70. Geburtstag und zum 50. Jahr seiner Promotion und Ende 1913, auf Gesuch der Fakultät, den Titel „o. Honorarprofessor“ verlieh. Zum 80. Geburtstag erhielt Schmidt das Ritterkreuz I. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen.
Seine besten Jahre hatte Schmidt der praktischen Tätigkeit gewidmet. Sein wissenschaftlicher Ertrag war nicht sehr groß, schließt jedoch einige gediegene geologische Arbeiten ein. Sein Hauptwerk, die dreibändige Beschreibung der Geologie des Münstertals im bad. Schwarzwald, behielt lange ihre Bedeutung und ist gekennzeichnet durch gründliche Sammlung und Darstellung der Materialien.
Quellen: StadtA Mannheim, Familienbögen Franz Schmidt, Bestand Karl-Friedrich-Gymnasium, Zug. 4/1977, Nr. 65, Censur-Listen 1845–1854; UA Heidelberg H-IV-102/57, Nr. 44, Akten d. Philos. Fak., Promotion Schmidt, H-IV- 102/82, Nr. 35, Akten d. Philos. Fak., Habilitation Schmidt, PA 2219, Personalakte Schmidt u. Rep. 27, Nr. 1225 Akademische Quästur Schmidt.
Werke: Über Bessemer-Tyres, in: Österr. Zs. für Berg- u. Hüttenwesen 16, 1868, 161–164; Der Ellershausen-Process, ebd. 17, 1869, 91–93; Iron and Steel. A lecture, in: Mines, Metals and Arts vom 1. 4. 1875 (Sonderdr. UB Heidelberg, Z 3029, 17); Die Blei- u. Zink-Erz-Lagerstätten von Südwest-Missouri, 1876; Die Zinkerz-Lagerstätten von Wiesloch (Baden), in: Verhandll. des Naturhistorisch-medizin. Vereins zu Heidelberg, NF 2, 1880, 369–490; Über die Verwendung von Wasserdampf in Gas-Generatoren, ebd. 3, 1886, 232–237; Geologie des Münsterthals im bad. Schwarzwald, I, II, III, ebd., 467–619, 4, Heft 1, 1887, 56–227, Heft 3, 1889, 303–414; Auszug aus d. geolog. Beschreibung des Heidelberger Schlossgebäudes, 1890; Erzlagerstätten, in: Otto Luegers Lexikon d. gesamten Technik 3, 1895, 796–798; Geothermik, ebd. 4, 1896, 574 f.; Verwerfung, ebd. 7, 1899, 806 f.
Nachweis: Bildnachweise: UB Heidelberg, graph. Sammlung Is 10 (22 b), Is 11; UA Heidelberg Pos. I 02745.

Literatur: Poggendorffs Biograph.-literar. Handwörterb. III, 1898, 1200; IV, 1904, 1335 u. VI, Teil 4, 1940, 2336; D. Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803–1932, 1986, 237.
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