Hoffmann, Dieter 

Geburtsdatum/-ort: 18.01.1920;  Schliengen
Sterbedatum/-ort: 17.09.2009;  Schliengen
Beruf/Funktion:
  • Badearzt
Kurzbiografie: 1926–1938 Volksschule in Schliengen, Realschule in Müllheim, dann Kepler-Gymnasium in Freiburg bis Abitur, anschließend Reichsarbeitsdienst
1939–1948 Studium d. Medizin ab Ostern 1939 an d. Militärärztlichen Akademie in Berlin, dann in Freiburg, SS 1941 bis WS 1941/42, u. in Heidelberg, SS 1942 bis SS 1943; mehrfach unterbrochen durch Militärdienst, Einsatz an d. Ostfront, zuletzt französ. Kriegsgefangenschaft, Lazarettleiter; 13. Okt. 1948 Promotion in Heidelberg beim Internisten Siebeck: „Über den Zusammenhang zwischen Infektionskrankheiten u. nicht-renalem Hochdruck“
1945–1948 Tätigkeit an d. Inneren Medizin in Heidelberg, d. Frauenklinik in Freiburg u. d. Kinderklinik in Ravensburg
1948 Übernahme d. väterlichen Landarztpraxis in Schliengen, einschl. Bellingen, Bamlach, Rheinweiler, Kleinkems, Blansingen u. Welmlingen
1956 XI. 28 Erschließung d. ersten, 1957 nach dem Bellinger Bürgermeister Markus Ruf benannten „Markusquelle“ abgeschlossen; Praxis nach Bellingen verlegt
1956–1975 Ausbildung zum Badearzt an d. Univ. Gießen; Beschäftigung mit d. medizin. Wirkung von Thermalwässern ähnlicher Zusammensetzung, u.a. in Châtel-Guyon in d. Auvergne, Bad Ragaz, Bad Füssing, Bad Wildbad, Baden bei Wien u. im nahen Bad Krozingen; Anwendung bei Leiden des „rheumat. Formenkreises“; Beginn d. Beratungstätigkeit als „Badeärztl. Sachverständiger“ d. Bürgermeister Ruf u. seines Nachfolgers Stotz; Mitglied des Bäderbeirates Bellingen bis 1972, dann bis 1975 des Aufsichtsrates; gemeinsam mit einer Krankengymnastin 1957 Entwicklung d. „Auftriebstherapie“ als passiver Unterwassertherapie
1958–1979 Beginn d. Dokumentation von Indikationen u. Untersuchungsergebnissen bei Badekuren; begutachtet vom Balneolog. Institut d. Univ. Freiburg wird sie Grundlage für die staatl. Anerkennung Bellingens als „Ort mit Heilquellen-Kurbetrieb“ am 25. Juli 1964; Badeärztl. Praxis in einem Privathaus unweit d. Quellen; Idee d. ganzheitl. Kur, mit Seelsorge, psycholog. Betreuung, ab 1958 Vogelstimmenwanderungen, ab 1963 auch Traubenkur im Herbst, monatl. Vorträge für Kurgäste über die Bellinger Quellen u. ihre Heilwirkungen
1965–1967 Beratung bei Planung u. Bau des Kurmittelhauses, erster Bauabschnitt in Betrieb ab 1.Aug. 1967; dort nun Hoffmanns Badearztpraxis u. Außenstelle des Balneolog. Instituts d. Univ. Freiburg
1968ff. Organisation u. Präsentation d. Bellinger Therme bei Ärzteversammlungen in vielen großen Städten d. Bundesrepublik; weitere inhaltliche Impulse, z.B. zur Fortbildung in Psychodiagnostik für Ärzte in Zusammenarbeit mit d. Univ. Basel; 1969 zus. mit Professor Beckmann, Univ. Kinderklinik Freiburg, Untersuchung d. Indikation Muskeldystonie
1969 X. 14 Bericht Hoffmanns über erweiterte Heilanzeigen: Neuralgien, Bewegungsstörungen mit Läsionen des zentr. Nervensystems u. Verletzungsfolgen wird Grundlage bei d. Verleihung d. Bezeichnung „Bad“
1975–1982 Einsatz für den Erhalt des ehem. Andlauschen Schlosses, das die Gde. Bellingen 1937/38 vom letzten Grafen von Andlau erworben u. auch als Rathaus genutzt hatte; Sanierung 1978 beschlossen, Bau des Treppenhausturms u. d. Staffelgiebel, Neueröffnung am 2. Juli 1982
1980 Eröffnung des Vogelkundewegs im Kurpark mit 17 Tafeln u. Erläuterungen Hoffmanns
1990–2007 Gemeinschaftspraxis mit d. Tochter in Bad Bellingen, 1992 Praxisübergabe; nach altersbed. Verlust d. Kassenzulassung Fortsetzung d. seit 1948 wahrgen. ärztl. Betreuung des Alten- später Pflegeheims Schloss Rheinweiler
1991 VII. 12 Ehrenbürger von Bad Bellingen
2011 IX. Erinnerungstafel an Hoffmanns „Traubenkur“ im Kurpark
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1953 (Schliengen) Renate, geb. Götz (1926–1987), Dipl. Psychologin
Eltern: Vater: Wilhelm (Willi, 1880–1949), Dr. med., Arzt
Mutter: Margarete, geb. Bucherer (1896–1980)
Geschwister: 2; Dietlinde, verh. Zeit (geboren 1925) u. Rüdiger (1921–2011), erster Direktor des Kantgymnasiums in Weil am Rhein
Kinder: 2;
Barbara (geboren 1957), Ärztin,
Christoph (geboren 1957), Dr. forest., Bürgermeister von Bad Bellingen
GND-ID: GND/1047266431

Biografie: Fred Ludwig Sepaintner (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 5 (2013), 182-186

Wer durch Bad Bellingen streift, dem wird auffallen, dass der Ort aus zwei deutlich durch die natürliche Geländestufe getrennten Bereichen besteht: dem alten Kern, der wegen damals immer wieder drohendem Rhein-Hochwasser in die Schwarzwald-Vorberge hineingebaut wurde. Unten, in der Rheinaue, dem ursprünglichen Flussbett, erstreckt sich der weitläufige Kurbereich. Baulicher Höhepunkt, Herz gleichsam des Ortskerns, ist das ehemalige Andlausche Schloss, seit dem Umbau zwischen 1978 und 1982 ein schmucker Staffelgiebelbau mit neuem Treppenhausturm, wo sich das Rathaus des strukturell inzwischen völlig verwandelten Kurortes und der erweiterten Gemeinde befindet. Das Zentrum des Kur- und Badebereiches mit Wohnungen und Gastbetrieben bilden die Thermen und das Kurmittel- und Kurhaus.
Die Anfänge dieses noch jungen Markgräfler Kur- und Badeorts reichen ins Jahr 1957 zurück. Er verdankt seine rasche Entwicklung vorderhand zwei Initiatoren, die untereinander idealiter die Arbeit teilten und einander ergänzten: dem damaligen Bürgermeister Markus Ruf, der seiner Idee politisch und auch finanziell den Weg ebnete, und Hoffmann, der das Projekt mit Hingabe unterstützte und sein Gespür und großes Geschick darauf verwandte, die Heilwirkung des Bellinger Wassers zu erforschen, zu dokumentieren und bekannt zu machen.
Hoffmann konnte seine Jugend in einem ausgesprochen bildungsbürgerlich orientierten Elternhaus verbringen, was sein weitgefächertes Interesse, gleichermaßen seinen lebenslangen Altruismus prägte. Eigentlich neigte er wohl eher in die Richtung einer wissenschaftlichen Tätigkeit, was auch seine Heidelberger Assistentenzeit nach dem II. Weltkrieg vermuten lässt. Es waren familiäre Zwänge, die Krankheit des Vaters, die den gerade 28-Jährigen in dessen Fußstapfen lenkten, als er Anfang 1948 die väterliche Arztpraxis in Schliengen übernahm. Bellingen, damals ein ärmliches, kriegszerstörtes 500-Seelen-Dorf, und einige weitere Orte der Umgebung gehörten dazu; nur die zuvor vom Vater mitbetreuten linksrheinischen Dörfer waren nach dem Krieg weggefallen. Die ersten Jahre des jungen Landarztes verliefen unspektakulär: zwischen Sprechstunde in Schliengen und oft auf langen Wegen zu weit verstreut wohnenden Patienten. Darin ging Hoffmann wohl nie restlos auf. Entsprechend sein Verhalten nach der Wiederöffnung der ersten Bellinger Thermalquelle, die am 11. November 1956 geschah; denn der Bürgermeister hatte den einzig greifbaren Arzt sofort gebeten, den ärztlichen Part auf dem Weg zum Kurort zu übernehmen.
Schon im Februar 1957 belegte Hoffmann einen Kurs als Badearzt an der Universität Gießen. Von akribischem Wesen vertiefte er sich in die Thematik Balneologie. Sie wurde in diesem Lebensabschnitt zu seinem Hauptbeschäftigungsfeld. Zu Anfang stellte er Selbstversuche mit Thermalwasser an. Er wollte an sich erfahren, welche Wirkung es beim Baden, als Getränk und inhaliert hervorruft. Dass die ersterschlossene wie dann die anderen beiden Quellen auch Natrium-Calcium-Chlorid-Wasser mit hohem Gehalt an Magnesium, Hydrogencarbonat, Sulfat, vor allem aber auch Kohlensäure lieferten, das mit etwa 39 Grad Celsius austritt, war unstrittig. Die biologische Wirksamkeit des Quellwassers stand außer Zweifel. Medizinische Indikationen wie rheumatische Muskel-, Nerven- und Gelenkerkrankungen sowie Krankheiten, die mit Bewegungsstörungen einhergehen, waren wahrscheinlich. Jetzt galt es, möglichst viele praktische Erfahrungen zu erschließen, Detailwissen zu gewinnen, um es hernach im neuen Kurort zu verwerten. Hoffmann wandte sich Bädern der näheren und weiteren Umgebung zu. Ganz zu Beginn stand ein Besuch in der Auvergne, wo die Wasserzusammensetzung der Bellingens am nächsten kam. Hoffmann war Bellinger Delegationsleiter. Seinem eigenen Zeugnis nach trat hier rasch Ernüchterung ein, weil das Wasser in Châtel-Guyon nicht nativ zur Anwendung kommt, sondern kohlesäurereduziert. Der Besuchsreihe im Ganzen aber ist beachtliche Bedeutung zuzuschreiben. Viele praktische Erfahrungen kamen zusammen. Unverkennbar zeichnet sich die Rolle Hoffmanns bei der frühen Entwicklung der Kur- und Badeeinrichtungen in Bellingen ab: die des wichtigsten örtlichen medizinischen Beraters und Impulsgebers, des medizinischen Vordenkers bei der Entwicklung vom Dorf zum Kur- und Badeort. Hoffmann verstand es auch früh, bedeutende Mediziner zu integrieren. Einer seiner ersten Erfolge war es, den überregional bekannten Freiburger Internisten Ludwig Heilmeyer (1899–1969) für den Bellinger Bäderbeirat zu gewinnen, den der Regierungspräsident von Südbaden leitete: Anton Dichtel, ein großer Förderer aller Kurorte im Bezirk.
Inhaltlich stellt die „Auftriebstherapie“ Hoffmanns ersten Beitrag zur Kur dar, eine passive Unterwassertherapie, bei der der Patient beispielsweise dank Luftkissen im Wasser beweglicher und dadurch leichter therapierbar wird. Er hat sie 1957 zusammen mit der Krankengymnastin Barbara Kraft entwickelt. Im ersten Badejahr ging Hoffmann auch daran, die Verträglichkeit des Bellinger Mineral-Thermalwassers zu klären. Er bezog sich selbst und andere, auch gesunde Personen unter seiner Kontrolle in die Versuche ein. Die Probanden, später auch Kurgäste, berichteten einhellig über gute Verträglichkeit, so dass die Intensivierung der Anwendung möglich wurde. Anfallende Aufzeichnungen bestätigten die Indikationen, und Ende 1959, nach der nächsten Kursaison, erlaubte die Zahl der gesammelten Erfahrungsberichte bereits gesicherte Aussagen. Hoffmann fasste alles in einem Bericht zusammen, der insofern in die Bellinger Kur-Geschichte einging, als er 1964 nach Prüfung durch die Freiburger Balneologen die medizinische Grundlage der ersten staatlichen Anerkennung als „Ort mit Heilquellen-Kurbetrieb“ bildete. Dass damit ein neuerlicher deutlicher Aufschwung der Nachfrage einherging, ist verständlich, zumal unter den Vorzeichen der damals ungemein prosperierenden Konjunktur. Bellingen aber wollte „ein richtiger „Badeort“ werden“ (Hoffmann, 2006, 62). Neben dem noch recht einfachen Bewegungsbecken bedurfte es weiterer therapeutischer Einrichtungen. Dazu musste erst die künftige Thermalwasserversorgung sichergestellt sein, nachdem die Schüttung der Markusquelle korrodierter Rohrfassungen wegen inzwischen rapide abgenommen hatte. Die zweite Bohrung wurde vom November 1962 bis zum Mai 1963 vorgenommen und später nach dem Bellinger Kirchenparton St. Leodegar benannt. Diese Quelle war am 30.August 1963 einsatzbereit, womit die Voraussetzungen für den Ausbau des Kurbetriebs geschaffen waren. Das Kurmittelhaus wurde geplant und der erste Bauabschnitt am 1.August 1967 in Betrieb genommen. Es erfüllte alle damaligen Forderungen der Balneologie, ein wichtiger Schritt war getan. Nun lieferte Hoffmann als Erster den Nachweis für die Erweiterung der Heilanzeige bei neuralgischen Symptomen. Die Verleihung der Bezeichnung „Bad“ geriet in Sicht. Sie geschah am 14. Oktober 1969.
Welch rasante Entwicklung der Ort in den vorausgegangenen zwölf Jahren erlebt hatte, wird nicht allein an der inzwischen steigenden Zahl in Bellingen niedergelassener Badeärzte und zugehöriger Heilberufe wie Masseure und Krankengymnasten deutlich. Auch die Vita Hoffmanns ist dafür exemplarisch: als Bellingen Badeort geworden war, hatte Hoffmann im der Quelle nächstgelegenen Privathaus eine reichlich provisorische Praxis eröffnet. Das Wohnzimmer war Ordinationsraum, die Küche diente als Wartezimmer. Nun, nach der Eröffnung des Kurmittelhauses zog er mit der Praxis dorthin um. Die besondere Funktion des inzwischen Nestors der Bellinger Badeärzte im expandierenden Kurbetrieb ist so dokumentiert. Hoffmanns Idee galt einer ganzheitlichen Kur, Wohlbefinden der Gesundheit Suchenden in einem umfassenderen Sinne. Hoffmann ging auf die Psyche der Patienten ein, worin der engagierte Protestant – er war Mitglied des evangelischen Kirchengemeinderats in Schliengen und zeitweise auch der badischen Landessynode – auch die Kurseelsorge einschloss. Der von Jugend an naturbegeisterte Hoffmann stand schon damals mit dem „Bund für Vogelschutz“ in Verbindung, woraus eine lebenslange Beschäftigung mit der heimischen Vogelwelt erwuchs. Der eifrige Beobachter in den Bellinger Rheinauen wandte sich den Gänsesängern zu, drehte einen Film über diese Vogelart. Hoffmann bemerkte auch, dass von den späten 1950er bis in die 1980 Jahre sechs Vogelarten, darunter der Neuntöter, aus diesem Bereich verschwunden waren. Darauf machte er aufmerksam. Schon seit 1958 hatte Hoffmann vielbeachtete „Vogelstimmenwanderungen“ organisiert. Der Vogelkundeweg von 1980 im Bellinger Kurpark mit seinen auf 17 Tafeln von Hoffmann beschriebenen 67 Vogelarten stellt einen Höhepunkt seiner Bemühung in dieser Richtung dar.
Von den frühen 1960er-Jahren an propagierte Hoffmann, ein ausgesprochener Weinkenner und -liebhaber, neben dem Mineral-Thermalwasser und dem „fast mediterran-milden Klima“ die Traube als drittes „ortsgebundes Kurmittel“ (Konzept Hoffmanns vom 2.9.1983, Museum Bad Bellingen), woraufhin der Bellinger Gemeinderat am 27. September 1963 die „Traubenkur“ einführte. An das Meraner Muster angelehnt empfahl Hoffmann diese Kur im Herbst als eine entschlackende Umstimmungsdiät, die sich besonders günstig auswirkt bei Erkrankungen des Stoffwechsels und des Vegetativums. Hoffmann empfahl dazu ausdrücklich die im Markgräflerland weit verbreitete dünnhäutige und saftige Gutedeltraube, ihres ausgewogenen Säure-Süße-Verhältnisses wegen. Im von ihm mitinitiierten evangelischen Albert-Schweitzer-Haus, unweit vom Kurzentrum, bot Hoffmann über lange Jahre monatlich Vorträge an, die den Kurgästen die Bellinger Quellen und ihre Heilwirkungen näher brachten. Außerhalb fungierte Hoffmann als der ärztliche Repräsentant und Propagandist des jungen Kurortes. Jahrelang organisierte er zusammen mit der Gemeinde ärztliche Zusammenkünfte in vielen großen Städten Deutschlands, von Berlin bis München, und stellte im typischen Markgräfler Rahmen die Bellingen-Kur vor. Er knüpfte Kontakte, so mit dem „I. H. Schulz-Institut“ in Berlin, später bis in die 1990er-Jahre mit der Psychiatrie in Basel, und regte ärztliche Fortbildung an, die in Bellingen stattfand, z.B. in Psychodiagnostik und -therapie. Mit dem Freiburger Pädiater Robert-Theodor Beckmann, bemühte er sich um balneologische Maßnahmen bei Muskeldystonie, woraus eine weitere Indikation erwuchs.
Als die Aufbauphase abgeschlossen war, zog sich Hoffmann keineswegs ganz zurück, auch wenn er erst die Funktion im Bäderbeirat und 1975 im Aufsichtsrat niederlegte und seinem Hobby Bergsteigen nun mehr Zeit widmete. Natur- und heimatverbunden mühte er sich weiter um den Schutz des Auwaldes, seiner Flora, besonders der Orchideen, und der Fauna, der Vögel zumal. Landesgeschichte, auch Kunstgeschichte waren weitere Interessengebiete. Er las, was immer er fand, über die badische Revolution. Die Freilegung der Fresken der Blansinger Kirche unterstützte er tatkräftig.
Hoffmann mischte sich auch in Bellingen immer wieder ein, wenn es um die Kur ging, als kritischer Wegbegleiter, blieb „Heilbadgewissen“, wie ihn Bürgermeister Stotz, Rufs Nachfolger, nannte. Und dass das Andlausche Schloss bis heute Bellinger Rathaus ist, bleibt mit Hoffmann verbunden. Unterstützt von der Denkmalpflege hatte er zu Beginn der 1990er-Jahre mit Vehemenz und Erfolg für den Erhalt des damals baufälligen Gebäudes gekämpft.
Um diese Zeit vollzog Hoffmann den Ausstieg aus dem Berufsleben. Eine Zeit lang hatte er mit der Tochter die Praxis gemeinsam geführt, 1992 übergab er sie, betreute aber wie seit 1948 die Senioren im Pflegeheim Schloss Rheinweiler weiter. Die Bellinger Ehrenbürgerwürde, die dem Schliengener 1991 verliehen wurde, war ihm höchste Auszeichnung. Geistig rege verstarb er im 88. Lebensjahr.
Quellen: UA Heidelberg Studentenakte Hoffmann, Dieter; UA Freiburg B 16, Studentenakte Hoffmann, Dieter; Ms. d. Rede des Bürgermeisters Stotz anlässlich d. Verleihung d. Ehrenbürgerwürde am 12.7.1991 im Albert-Schweitzer-Haus in Bellingen (Kopie im Besitz des Verf.); Schriftstücke u. Publikationen Hoffmanns zur Traubenkur im Museum Bad Bellingen; Auskünfte d. Bürgermeister Hoffmann u. Stotz u. des Bellinger Museumsleiters Heering im September 2011.
Werke: Über den Zusammenhang zwischen Infektionskrankheiten und nicht-renalem Hochdruck, Diss. med. Heidelberg 1948; Ein Leben als Heimarzt im Schloss in: Heimjournal, Zs. des Eigenbetriebs „Heime des Lkr. Lörrach“, Juli 2004 (mit Bildnachweis); Vom Bottich zum Heilbad, in: Gde. Bad Bellingen, Bad Bellingen – Heilbad im Dreiländereck, 2006, 61-76 (erstmals in: Gde. Bellingen, Thermalquelle Bellingen, 1957, auch in: Bad Bellingens Thermen zwischen Schwarzwald u. Oberrhein, 1981, 25-43).
Nachweis: Bildnachweise: Foto von 1991 im Rathaus Bad Bellingen, entstanden bei d. Verleihung d. Ehrenbürgerwürde (vgl. Literatur).

Literatur: G. von Gara, Die Traube als Heilmittel, Meran 1928; Heinz- Erich Walter, Bellingen Deutschlands jüngstes Heilbad in Vergangenheit u. Gegenwart, 1962; Bad Bellingen, Thermen am südl. Schwarzwald, 1976; Oswald Meyer, 1956–1976, 20 Jahre Bad Bellingen, hgg. von d. Kurverwaltung Bad Bellingen, 1976, 48-53; Bade- u. Kurverwaltung GmbH Bad (Hg.), Bad Bellingens Thermen, 1981 (Neudr., 11957); Jörg-Wolfram Schindler, Thermal- und Mineralquellen, in: Der Landkreis Lörrach, Bd. 1, Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg, bearb. von d. Abt. Landesbeschreibung des Staatsarchivs Freiburg im Br., Redaktion Fred Ludwig Sepaintner, 1993, 47; Hartmut Zoche, Bad Bellingen, Die Gemeinde im 19. Jh. u. in d. Gegenwart, ebd. 559; Gde. Bad Bellingen (Hg.), 1000 Jahre Bad Bellingen, 1006–2006, 50 Jahre Thermen, 2006; Gde Bad Bellingen (Hg.), Bad Bellingen – Heilbad im Dreiländereck, 2006; Fritz Schneider, Dr. Dieter Hoffmann †, in: Naturschutz am südl. Oberrhein Bd. 6, Sept. 2011.
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