Rost, Gustav Adolf 

Geburtsdatum/-ort: 21.01.1884; Königssteele (heute: Essen)
Sterbedatum/-ort: 10.05.1958;  Heidelberg
Beruf/Funktion:
  • Oberkirchenrat in Baden
Kurzbiografie: 1884–1902 Kindheit im Elsass u. in Belgien, 1890 Saarbrücken, dort Volksschule u. Gymnasium
1903–1906 Theologiestudium in Straßburg, Halle u. Bonn
1906–1908 Vikariat
1908–1920 nach dem Krieg zurückdatiert auf 1906: Pfarrer in Hüningen (Hunigue, Oberelsass)
1915–1918 Feldgeistlicher im I.Weltkrieg
1920/1922–1933 Pfarrer bis 1922 in Furtwangen, dann in Mannheim
1926/27 u. 1932/33 Mitglied d. Landessynoden
1932/33 Mitglied des Erweiterten Oberkirchenrats
1933–1949 Oberkirchenrat, 1943 als unabkömmlich wehrdienstbefreit
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: I. 1908 (Saarbrücken) Frieda, geb. Hochapfel (1887–1930);
II. 1949 (Freiburg) Liselotte, geb. Kattermann (1905–1981)
Eltern: Vater: Julius, Eisenbahnbeamter aus Straßburg
Mutter: Marie Catherine, geb. Schmidt
Geschwister: eine Schwester
Kinder: Hansfrieder (geboren 1909), Ministerialbeamter
GND-ID: GND/1104861011

Biografie: Gerhard Schwinge (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 6 (2016), 419-421

Weil sein Vater als Reichsbahnbeamter 1903 ins „Reichsland“ Elsass versetzt worden war, begann Rost mit 19 Jahren sein Studium der evangelischen Theologie in Straßburg. Er setzte es in Halle und dann in Bonn fort. Das I., 1906, und das II. theologische Examen legte er in Straßburg ab.
Sein erstes Pfarramt hatte Rost im oberelsässischen Hüningen bei Mühlhausen in einer lutherischen Diasporagemeinde. Während dieser Zeit diente er von 1915 bis 1918 als freiwilliger, „überetatmäßiger“ Feldgeistlicher beim Heer, nachdem er seit 1914 als Ersatzreservist bereits im Sanitätswesen eingesetzt war. Über seine vielfältige Tätigkeit „am Mann“ als gewissenhafter Divisionspfarrer in der Seelsorge an der umkämpften Front und in Lazaretten, mit zahlreichen Gottesdiensten, Abendmahlsfeiern, auch Beerdigungen hat Rost genau Tagebuch geführt.
Als die meisten seiner Hüninger Gemeindeglieder nach Kriegsende ausgewiesen und badische Staatsbürger geworden waren, bewarb er sich 1919 um Aufnahme in den badischen Kirchendienst. Nach zwei Jahren in Furtwangen wurde er von 1922 bis 1933 Stadtpfarrer in der Oberen Pfarrei an der Trinitatiskirche in Mannheim.
Innerhalb der überwiegend liberalen Mannheimer Pfarrerschaft hatte Rost als bewusster Vertreter der Kirchlich-Positiven teilweise eine isolierte Position. Noch entschiedener aber war seine kirchenpolitische Frontstellung gegen extreme Rechte wie Linke.
In örtlicher Nähe war Rost kirchenpolitischer Gegner des Bezirksleiters der badischen Glaubensbewegung Deutsche Christen Fritz Kiefer, der seit 1925 Krankenhauspfarrer in Mannheim war und 1933 Nachfolger von Rost an der Trinitatiskirche wurde. Obwohl deutsch-nationaler Gesinnung, war Rost von Anfang an ein Gegner der Nationalsozialisten. Noch im Januar 1936 sagte Kiefer vor der Gestapo gegen Rost aus. Verbündete Rosts waren sein Freund Karl Ludwig Bender, 1930 bis 1933 Vorsitzender der Kirchlich-positiven Vereinigung, KPV, und ebenfalls Pfarrer in Mannheim, dann bis 1939 allerdings Mitglied der NSDAP, und Julius Bender. Der Diakonissenhauspfarrer in Nonnenweier, Schwager von Kiefer, war ebenfalls KPV-Mitglied.
Während der Landessynode 1932/33 wandte sich Rost noch vehementer gegen die Religiösen Sozialisten, besonders gegen Pfarrer Heinz Kappes. Rost wehrte sich mit seinen Gleichgesinnten in jeder Beziehung gegen eine Politisierung der Kirche.
Anfang 1933 wurde Rost von der Landessynode zum Mitglied des Erweiterten Oberkirchenrats gewählt (vorher unter der Bezeichnung Landeskirchenrat) und am 1. Juli 1933 vom inzwischen gewählten Landesbischof Julius Kühlewein zum Oberkirchenrat ernannt. Dieses Amt hatte er bis zum Ruhestand 1949 inne. Rost stand innerhalb der Kirchenleitung nie in der ersten Reihe. Sein Bemühen galt unverändert dem Ausgleich zwischen positiven und DC-Oberkirchenräten; er suchte während des sogenannten Kirchenkampfes nach Kontinuität in der Arbeit der Kirchenleitung, scheute auch nicht die Zusammenarbeit mit dem gemäßigten DC Oberkirchenrat Fritz Voges.
Als sich die KPV 1934 auflöste und in die Badische Bekenntnisgemeinschaft, BK, überging, vollzog Rost diesen Schritt nicht mit, um als Mitglied der Kirchenleitung nicht zu einer Polarisierung beizutragen. Ähnlich verhielten sich Karl Bender und Julius Kühlewein. Rost war aber anders als Bender weder Parteigenosse in der NSDAP noch Mitglied der Bekennenden Kirche. Als er dann weiterhin als Gast an den Sitzungen des BK-Landesbruderrates teilnahm, wurde er 1936 der Unaufrichtigkeit verdächtigt.
Hatte Rost noch im März 1934 im Sinne der lutherischen Zwei-Reiche-Lehre vor Kirchenältesten gesagt: „Wir leisten der uns von Gott verordneten Obrigkeit den schuldigen Gehorsam“, so stimmte er bald darauf im Juli im Erweiterten Oberkirchenrat als einer von Dreien gegen die geforderte Eingliederung der Landes- in die Reichskirche. Weil der nach Berlin in die Kirchenkanzlei der Reichskirche entsandte Voges nach acht Wochen enttäuscht und ernüchtert nach Karlsruhe zurückkehrte und aus der DC austrat, kam es im November wieder zur Ausgliederung Badens aus der Reichskirche.
Als im Mai 1938 dem Oberkirchenrat eine staatliche Finanzabteilung als Aufsichtsorgan aufgezwungen wurde, gehörte Rost zu denjenigen, die eine Zusammenarbeit so weit wie möglich verhinderten.
Nach Kriegsende 1945 stand ein Neuanfang an. Der Vorsitzende der badischen Bekennenden Kirche Karl Dürr meinte, seine Zeit sei nun gekommen, und berief zum 1. August eine „Oberländer synodale Zusammenkunft“ ein. An den württembergischen Landesbischof Theophil Wurm schrieb er über die Personen der bisherigen Kirchenleitung. Über Rost hieß es, dass dieser „zu ertragen wäre“, wenn er im Oberkirchenrat bliebe. Auf der Vorläufigen Landessynode Ende November in Bretten kandidierten für das Amt des Landesbischofs – in der Reihenfolge der erreichten Stimmenzahl: Julius Bender, der liberale Heidelberger Stadtpfarrer Hermann Maas, Dürr und Rost. Julius Bender bestätigte Rost nach seinem Amtsantritt im Februar 1946 als Oberkirchenrat und setzte ihn als seinen ständigen Vertreter ein. Maas wurde Kreisdekan (Prälat) für Nordbaden und Dürr Oberkirchenrat. Zuvor war Kühlewein auf allgemeines Drängen widerwillig zurückgetreten. Rost blieb bis zu seinem 65. Lebensjahr in dieser Funktion und trat dann in den Ruhestand. Er starb neun Jahre später nach langer, schwerer Krankheit.
Quellen: LKA Karlsruhe: PA 200. 5292; GA 6854, Tagebuch 1915−1918, Auszüge in: Geschichte in Quellen, 1996, 291f. (vgl. Literatur).
Werke: Aus den Jahren 1921 u. 1932 liegen ein gedruckter Vortrag und zwei Synodalreden vor; postum wurden zehn Predigten von ihm gedruckt: Aus d. Kriegsarbeit für die Friedensarbeit, Erfahrungen u. Folgerungen. Referat auf d. Pfarrkonferenz des Kirchenbezirks Hornberg am 16.2.1921, in: Kirchl.-pos. Blätter 34, 1921, 65-72; Rede des Abg. Pfarrer Rost-Mannheim in d. Landessynode am 22. April 1932, in: Monatsbll. für die Kirchl.-pos. Vereinigung in Baden 1932, 23f.; Rede von Pfr. Rost-Mannheim in d. öff. Sitzung d. Landesssynode vom 5.10.1932, in: Kirchl.-pos. Blätter 45, 1932, 165f.; Furcht ist nicht in d. Liebe. 10 Predigten, 1960 (63 S.)
Nachweis: Bildnachweise: Foto (ca. 1946), in: Baden-Württembergische Biographien 6, S. 416 – LkA Karlsruhe, 154 Nr. 152.

Literatur: Heinrich Neu, Pfarrerbuch d. ev. Kirche Badens, Teil II, 1939, 500; Geschichte d. bad. ev. Kirche seit d. Union 1821 in Quellen, 1996; Udo Wennemuth, Geschichte d. ev. Kirche in Mannheim, 1996; Die Ev. Landeskirche in Baden im Dritten Reich. Quellen zu ihrer Geschichte. 6 Bde., 1−3 hgg. von H. Rückleben u. H. Erbacher, 4−6 hgg. von G. Schwinge, 1991–2005; Gerhard Schwinge, Kriegsbegeisterung – u. was danach? Mannheimer Pfarrer u. d. I. Weltkrieg, in: Jb. f. bad. Kirchen- u. Religionsgeschichte 8/9, 2014/15, 2016, 259-286, bes. 281 f.
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