Schneble, Alfred Franziskus 

Andere Namensformen:
  • Ordensname: P. Beatus
Geburtsdatum/-ort: 06.08.1914;  Mannheim
Sterbedatum/-ort: 29.09.1986; Medellin, Kolumbien
Beruf/Funktion:
  • Salvatorianer (SDS) Missionar, Historiker und Entomologe
Kurzbiografie: 1920–1921 Grundschule in Mannheim
1921–1922 Grundschule in Baden-Baden
1923–1930 Gymnasium in Freiburg im Br.
1930 IV 2 Aufnahme in die Societas Divini Salvatoris
1930–1932 Gymnasium in Lochau
1932–1933 Noviziat in Heinzendorf
1933 IX 8 Erste Profess
1934–1938 Studium in Klausheide
1935–1938 Studium in Passau
1938 VI 29 Priesterweihe in Passau
1938 Primiz in Konstanz
1938–1949 Missionar in China
1949–1950 Lehrer in Elkton/USA
1950–1951 Lehrer in Gottschalkenberg/CH
1951–1955 Lehrer in Macao
1955–1965 Lehrer in La Estrella/Kolumbien
1966–1971 Historiker in Rom
1971–1986 Historiker in La Estrella
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Alfred (geboren 1883), Polizeiinspektor
Mutter: Pelagia, geb. Gartlinger (geboren 1888), Dienstmädchen, Köchin
Geschwister: 2; Paul Josef Anton (geboren 1920) u. Pelagia Margareta Maria Theresia (geboren 1923)
GND-ID: GND/1144310008

Biografie: Johannes Werner (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 6 (2016), 439-440

Auch der Vater war 1901 bei den Salvatorianern ein-, aber 1906 auch wieder ausgetreten. Der Sohn übernahm von ihm den Ordensnamen ‚Beatus‘, kehrte im Zuge der nachkonziliaren Reformen jedoch wieder zu seinem Taufnamen zurück.
Schneble, der schon als 15-jähriger Schüler dem Orden beitrat, durchlief die ordenseigenen Ausbildungsstätten in Lochau, Heinzendorf, Klausheide und in Passau; dort schloss er seine theologischen Studien ab und wurde zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte er in Konstanz, wo seine Familie beheimatet war.
Der junge Priester wurde in das dem Orden zugewiesene Missionsgebiet Shaowu in China entsandt und mit einem Mitbruder von 1941 bis 1943 nach Peking abgeordnet, wo er die moderne chinesische Sprache studierte. Anschließend stellten die beiden ein Buch mit Messgesängen und -gebeten zusammen, das dem Volk die Mitfeier der Gottesdienste ermöglichte. Außerdem war Schneble als Rektor, Pfarrer und Lehrer tätig und trat mit ersten Veröffentlichungen zur Sprachwissenschaft und zur Heilkunde hervor.
Nach der Ausweisung der deutschen Missionare kam Schneble auf Umwegen nach La Estrella in Kolumbien, wo er am Seminar Divino Salvador als Lehrer für Deutsch, Englisch und Französisch eingesetzt wurde. Daneben befasste er sich intensiv mit naturwissenschaftlichen Themen und sammelte Hunderttausende von Schmetterlingen, Käfern und Spinnen, die er an naturkundliche Museen in Deutschland und der Schweiz weitergab. Einige seiner Funde wurden sogar nach ihm benannt, z.B. ein „Phanaeus schneblei“ aus der Gattung der Scarabaeiden. Auch zu fotochemischen, fotographischen, pharmakologischen, geologischen, kartographischen und anderen Fragestellungen trug er manches bei, wie seine weitgefächerte Korrespondenz mit wissenschaftlichen Instituten in aller Welt zeigt. Schneble war sich seiner vielen Fähigkeiten wohl bewusst und litt darunter, dass man ihn, wie er glaubte, verkannte. Das mag den Umgang mit ihm manchmal erschwert haben. In seinen ‚Biographischen Notizen‘, die er 1965 niederschrieb, klagte er, dass er trotz vieler Verluste „um die 700 Manuskripte“ habe, nicht aber Möglichkeit, sie zu veröffentlichen.
Am intensivsten aber interessierte sich Schneble die Geschichte seines Ordens, der Societas Divini Salvatoris, also Gesellschaft des Göttlichen Heilandes. In der von ihm herausgegebenen Reihe Historica SDS ließ er von 1971 bis 1983 ganze 459 hektographierte Hefte mit 3786 Seiten erscheinen, in denen er sich überaus akribisch und kritisch mit den Ursprüngen der Ordensgründung befasste, die auf den badischen Priester Johann Baptist Jordan zurückgeht. Von höchstem Wert sind seine Forschungen über einen anderen badischen Priester, Ambros Oschwald, der 1801 in Mundelfingen geboren wurde, als Heiler und Seher von sich reden machte und 1854 mit seinen Anhängern nach Amerika auswanderte, wo er in St. Nazianz/Wisconsin eine urchristlich-urkommunistische Kolonie gründete, die unter seiner Leitung lange bestand und dann von den Salvatorianern übernommen und weitergeführt wurde.
Schnebles ordensgeschichtliches Interesse führte dazu, dass die Ordensleitung Schneble an ihren Sitz nach Rom berief. Doch der Einzelgänger, der nur sehr schwer, eigentlich nie, mit anderen zusammenarbeiten konnte, machte sich mit fundierten, aber oft polemisch zugespitzten Stellungnahmen viele Feinde, so dass er bald wieder abgeschoben wurde, was seine Haltung nur verhärtete. Bis an sein Lebensende überhäufte Schneble die Autoritäten im Orden und selbst im Vatikan mit Beschwerden über angebliche absichtliche Verfälschungen bei der offiziellen Darstellung des Gründers und seines Werks.
Schneble war, wie sein Mitbruder Antoni Kiełbasa, der ihn gut kannte, im Rückblick kritisch vermerkte: „einer, der es verstand, viele einzelne Tatsachen wie ein Detektiv aufzuspüren, sie ans Licht zu bringen und zu analysieren, andererseits war er nicht in der Lage, daraus eine Zusammenschau zu machen“ (Annales SDS XII/10, 1987, S. 13); gleichwohl habe er „nicht nur einen reichen Schatz von geschichtlichem Material hinterlassen, sondern auch den Ansporn, weiter in der Geschichte zu forschen“ (ebd.).
Schneble starb im Alter von 72 Jahren an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Friedhof von La Estrella beigesetzt.
Quellen: StadtA Mannheim, Ledigenmeldekarten, Heiratsregister, Familienmeldekarte; GeneralA d. Salvatorianer in Rom, „Biographische Notizen. Meine wissenschaftliche u. schriftstellerische Tätigkeit“ [1965] sowie Curriculum vitae [lat., 1966]); Mitteilungen von Johan Moris, Schulen/Belgien, Peter van Mejl, Wien, d. Staatl. Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns, München, u. des Naturhistorischen Museums, Basel, von 2013.
Werke: Über die Ursprünge d. SDS, 1966 (459 hektographierte Hefte; auch in englischer, portugiesischer u. niederländischer Übersetzung); Programmatische Texte von 1881 bis 1883 über P. Jordans Gründung, 1967; Die ältesten Regeldrucke d. Gründung P. Jordans, o. J.; Padre Jordán en Tierras del Salvador 1880, 1974; Historica SDS, 1971–1983; Sponsa Verbi, Verbum Sponsa (unveröff. Autobiogr., in: GeneralA d. Salvatorianer, Rom).
Nachweis: Bildnachweise: Restrepo Rodríguez, 2011, 1 (vgl. Literatur).

Literatur: Anton Kiebele/Antoni Kiełbasa/Andreas Münck/ Peter van Mejl (Hgg.), Die Salvatorianer in Geschichte u. Gegenwart. 1881–1981, 1981, 296; Antoni Kiełbasa, Dem Andenken d. Mitbrüder P. Timotheus Edwein, P. Alfred Schneble u. P. Alois Filthaut. Ihre Verdienste für die salvatorianische Geschichte, in: Annales SDS XII/10, 1987, 11-17; Nekrolog P. Alfred Schneble, ebd. 72; David Restrepo Rodríguez, Recordando al P. Alfred Schneble. Gartlinger SDS, 1914–1986, 2011.
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