Beuttenmüller, Hermann Ludwig Maximilian Franz 

Andere Namensformen:
  • Künstlername Hermann Beutten
Geburtsdatum/-ort: 06.08.1881;  Baden-Baden
Sterbedatum/-ort: 29.02.1960;  Biberach/Riß
Beruf/Funktion:
  • Rechtsanwalt, Schriftsteller und Komponist
Kurzbiografie: 1891-1901 Gymnasium in Baden-Baden bis Abitur, danach Studium der Rechtswissenschaft in Freiburg, Kiel, Berlin, München und Heidelberg
1905 I. Juristische Staatsprüfung in Karlsruhe
1907 Promotion zum Dr. jur.: „Der rechtliche Schutz des Gehörs“ bei Prof. Jellinek, Heidelberg
1910 Assessorexamen
1910 Rechtsanwalt in Baden-Baden
1930 Beendigung der Anwaltstätigkeit
1930 Brauereidirektor in Warthausen
1945 Pensionierung
1957 Umzug ins Bürgerheim Biberach an der Riß
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: Unverheiratet
Eltern: Vater: Ernst, Apotheker
Mutter: Marie, geb. Müller (1848-1918)
Geschwister: 3:
Ernst (1872-1914)
Marie-Louise (1877-1880)
Maria (geb. 1882, verheiratet mit Brauereibesitzer Neher in Warthausen)
Kinder: keine
GND-ID: GND/116158824

Biografie: Reiner Haehling von Lanzenauer (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 4 (2007), 16-17

Aus Bretten nach Baden-Baden kommend hatte Beuttenmüllers Großvater die älteste Apotheke am Ort übernommen, die vom Vater Ernst, einem wohlhabenden Mann mit dem Ehrenamt des Stadtverordneten, fortgeführt wurde. Beuttenmüller besuchte das Gymnasium in Baden-Baden, studierte sodann Rechtswissenschaft in Freiburg, Kiel, Berlin, München und Heidelberg. Seine Doktorarbeit schrieb er über den rechtlichen Schutz des Gehörs, eine juristische Kampfansage gegen zunehmenden Lärm. Nach dem II. Staatsexamen ließ er sich in Baden-Baden als Rechtsanwalt nieder. Im Jahre 1930 gab er die Anwaltstätigkeit auf. Sein Schwager Felix Neher hatte ihn in den Vorstand der Brauerei Warthausen berufen, wo er namentlich mit Rechtsfragen und Produktwerbung befasst war. Beuttenmüller ist zeitlebens Junggeselle geblieben. Nach Kriegsende zog er sich in den Ruhestand zurück, wohnte weiterhin in Warthausen. Von 1957 bis zu seinem Tode lebte Beuttenmüller im Bürgerheim der Nachbarstadt Biberach. Beigesetzt wurde er auf dem Gemeindefriedhof von Warthausen.
Hinter diesem äußeren Lebensweg verbirgt sich ein ehedem populärer Schriftsteller und Komponist, der den Künstlernamen Hermann Beutten führte. Künstlerische Neigungen zeigten sich schon im Kindesalter, ganz früh erhielt er bei einer Baden-Badener Musiklehrerin Klavierunterricht, während des Universitätsstudiums belegte er nebenher musikwissenschaftliche Vorlesungen. Zeitlebens galt er als ausgezeichneter Pianist, zudem komponierte und textete er. In der Vorkriegszeit schrieb Beuttenmüller vor allem Studentenlieder, beispielsweise „In Freiburg war ich einst Student“, „Fröhliche Geschichten aus Alt-Heidelberg“ und „Vivat Academia“. Nach Ende des I. Weltkrieges brachte er – zum Teil gemeinsam mit anderen Komponisten oder Textverfassern – Singspiele, Kabarettlieder und Operetten heraus, wie etwa „Meine Frau, das Fräulein“, „Der große Kavalier“, „Meine Braut – deine Braut“, „Der Glücksschmied“, „Familie Raffke“ (auch unter dem Titel „Das Liebesverbot“ gespielt) oder aber „Die Schönen von Baden-Baden“, wo das amouröse Treiben in dem schillernden Kurstadtmilieu besungen wurde. Manches Schlagerlied aus diesen Musikwerken klingt zuweilen heute noch auf. Leichte Muse war es, in jenen „Goldenen Zwanziger Jahren“ begehrt und beliebt, wollte man doch die Erinnerungslast und die Nöte der Kriegs- und Nachkriegszeit verdrängen. Beuttenmüllers Stücke sind in zahlreichen deutschen und ausländischen Theatern, besonders häufig aber in den Städtischen Schauspielen von Baden-Baden aufgeführt worden. Bei Konzertaufführungen begleitete er seine Kompositionen zuweilen selbst am Flügel. „Minnesänger von Baden-Baden“ taufte ihn die Lokalpresse. Beuttenmüller hat zudem eine Reihe von Büchern veröffentlicht mit Geschichten und Versen, auch einen Stadtführer „Deine Reisebegleiterin in Baden-Baden“. Weiter brachte er eine ganze Reihe von Anthologien heraus, in denen er fremde und auch eigene Gedichte oder Novellen zusammenfasste, zuletzt im „Bodensee-Dichterspiegel“ des Jahres 1949. Die Arbeit an diesen Sammelwerken führte zum Briefwechsel mit zahlreichen Schriftstellern, so etwa Werner Bergengruen, Alfred Döblin, Otto Flake, Ernst Jünger, Alfred Mombert, Alberta von Puttkamer, Juliane von Stockhausen. Die angefallene Korrespondenz wird großenteils im Deutschen Literaturarchiv verwahrt.
Zeitgenossen schildern Beuttenmüller als geselligen Charakter, allzeit heiteren Dingen zugetan. So wollte er denn auch mit seiner Kunst aufmuntern, unterhalten, erfreuen. Doch der fröhliche Dichterjurist wusste sehr wohl um die herben Seiten des Lebens, wovon besinnlichere Verse zeugen:
„Rosen, die wir nie erreichen,
sind die schönsten, die uns blühn.
Wünsche, die Erfüllung werden,
bringen der Enttäuschung Qual.
Was wir sehnen, nur begehren,
war viel schöner tausendmal.“
Quellen: StAF C 20/5 Nr. 14; DLA, Handschriften-Abt. A: Beuttenmüller; LG Offenburg, Generalakte E 320, Rechtsanwalts-Verzeichnis vom 9. 5. 1947; Dr. Otto-Beuttenmüller-Bibliothek Bretten, Fasz. Familiengeschichtl. Dokumentation AB; Ludwig-Finckh-Archiv des StadtAs Reutlingen Nr. 102, 110, 114, 116.
Werke: Bibliographie bei Berger-Rupp, Dt. Literatur-Lexikon, 1. Bd., 1968 3. Aufl., Sp. 475; Diss.: Der rechtliche Schutz des Gehörs, Karlsruhe 1908, vgl. dazu Bad. Rechtspraxis 1908, 274.
Nachweis: Bildnachweise: Ölporträt von Konrad Schikaneder, München 1920, im Familienbesitz; Foto im StadtA Baden-Baden; Abb. in: Das Weltbad, 1950 (vgl. Lit.); Skizze in: Arthur Grimm, Baden-Baden in hundert Zeichnungen, 1928.

Literatur: Wilhelm E. Oeftering, Die Ortenau, 1929, 341; ders., Die Geschichte d. Literatur in Baden, III. Teil, 1939, 187; Heinrich Berl, Das Badener Tagebuch 1933-1937, 1937 1. Aufl., 3 u. 1946 2. Aufl., 358; ders. in: Das Weltbad, Blätter des Kulturrats d. Stadt Baden-Baden, 1950, 79; BZ Baden-Baden vom 4./5. 8. 1951; Schwarzw. Bote vom 4. 8. 1951; Bad. Tagbl. vom 4. 8. 1951, 4. 8. 1956, 30. 9. 1958 u. 4. 3. 1960; BNN vom 26. 9. 1959 u. 6. 8. 1981; Schwäb. Ztg. vom 4. 8. 1951 u. 3. 3. 1960; Friedrich Baser, Große Musiker in Baden-Baden, 1973, 149; ders., 1000 Jahre Musik in Baden-Baden, 1986, 47; Reiner Haehling von Lanzenauer, Familien in Baden-Baden: Die Beuttenmüllers, in: AQUAE 2001, 73.
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