Kirchner, Oskar von 

Geburtsdatum/-ort: 05.09.1851; Breslau
Sterbedatum/-ort: 25.04.1925; Venedig
Beruf/Funktion:
  • Prof. für Botanik an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim
Kurzbiografie: 1869 Reifeprüfung am St. Maria Magdalena Gymnasium in Breslau
seit 1869 Studium der Philologie und Naturwissenschaften, insbesondere Botanik, an den Universitäten Breslau (1869-1871, 1872-1874) und Berlin (1871-1872)
1874 Dr. phil. an der Universität Breslau
1875 Assistent und Dozent für Physiologie und Pathologie der Pflanzen an der preußischen Landwirtschaftlichen Akademie in Proskau
1876/77 Militärdienst
1877 Assistent an der Samenprüfungsanstalt in Hohenheim
1878 Lehrbeauftragter für Botanik in Hohenheim (Vertretung für den verstorbenen Botaniker Prof. Fleischer)
1879 ordentlicher Prof. für Botanik und Leiter der Samenprüfungsanstalt an der Landwirtschaftlichen Akademie (ab 1904 Landwirtschaftliche Hochschule) Hohenheim
1880 emeritiert
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Correspondierendes Mitglied der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur (1875); Mitglied der königlich-kaiserlichen zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien (1876); Mitglied der kaiserlich Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher (1884); Dr. agr. h. c. an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim (1922); Ehrenkreuz der Württembergischen Krone (Personaladel)
Eltern: Vater: Carl Kirchner (geb. 1808), Kanzleirat
Mutter: Emilie, geb. von Rother (geb. 1824)
Geschwister: Emilie Ottilie Laura (geb. 1856)
Kinder: 1 Sohn (adoptiert)
GND-ID: GND/11618714X

Biografie: Ulrich Fellmeth (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 1 (2006), 133-134

Nach dem Gymnasium begann der junge Kirchner, auf Wunsch des Vaters, ein Studium der klassischen Philologie in Breslau. Zugleich besuchte er aber auch Vorlesungen über Botanik, lernte mikroskopieren und nahm an botanischen Exkursionen teil. Auch bei der Fortsetzung seines Studiums in Berlin verfolgte er beide Richtungen. So wählte er nach seiner Rückkehr nach Breslau für seine Dissertation das Thema „Über die botanischen Schriften des Theophrast von Eresos/De Theophrasti Eresii libris phytologicis“. Im Jahre 1874 musste sich Kirchner dann aber entscheiden. Er nahm die ihm angebotene Assistentenstelle für Physiologie und Pathologie der Pflanzen in Proskau an. Nach dem Militärdienst trat er eine weitere Assistentenstelle an der Landwirtschaftlichen Akademie in Hohenheim an – und sollte Hohenheim für den Rest seines Berufslebens treu bleiben. Zunächst als Assistent für die Samenprüfungsanstalt zuständig, wurde Kirchner im Jahre 1881 als ordentlicher Professor für Botanik zugleich auch deren Leiter. Kirchner war zweifellos einer der markantesten und bedeutendsten Wissenschaftler, die der Universität Hohenheim je angehört haben, sein wissenschaftlicher Ruf reichte weit über die Grenzen Hohenheims hinaus und sein wissenschaftliches Lebenswerk (192 Publikationen, viele Bücher erlebten mehrere Auflagen) ist beeindruckend. Kirchners besonderes Interesse galt den Pflanzenkrankheiten, der Systematik – namentlich der württembergischen – Flora und der Blütenbiologie. Im Jahre 1902 konnte Kirchner den von ihm initiierten Neubau des Instituts für Botanik, Pflanzenschutz und Samenprüfung einweihen und seiner Initiative entsprang auch der systematische botanische Garten südlich des Mittelbaus von Schloss Hohenheim. Der Institutsneubau und der Garten, worum ihn so mancher Kollege in größeren Hochschulen beneidete, waren für Kirchner eine große Freude und Genugtuung.
Gleich nach der Berufung auf den Lehrstuhl in Hohenheim holte Kirchner seine Eltern und seine Schwester zu sich. Auch nach dem Tode seiner Eltern führte er zusammen mit seiner Schwester in Hohenheim ein gastliches Haus. Nach seiner Emeritierung zog Kirchner nach München, kurz vor dem Umzug verlor er jedoch auch seine Schwester. In München blieb er jedoch nicht alleine, sondern lebte dort mit seinem Sohn, und als dieser sich kurz darauf verheiratete, führte die Schwiegertochter den gemeinsamen Haushalt. Bei einer Reise nach Italien riss den bis dahin rüstigen 74jährigen in Venedig ein Schlaganfall jäh aus dem Leben, seine Asche wurde auf dem Familiengrab in Hohenheim bestattet.
Quellen: PA O. Kirchner, NL O. Kirchner (N 5) (enthält auch: Autobiographie, masch. bis 1907, 612 S.) im UA Hohenheim.
Werke: vgl. die Publikationsliste bei Tubeuf, Nachruf auf Prof. von Kirchner in: Zs. für Pflanzenkrankheiten und Gallenkunde 35 (1925), 198 ff.
Nachweis: Bildnachweise: UA Hohenheim: S5/9.Ki; N5/9.

Literatur: Hohenheimer Nachrichten 11 (1925); Württ. Wochenblatt für die Landwirtschaft 48 (1925), 198; Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg 81 (1925); Zs. für Pflanzenkrankheiten und Gallenkunde 35 (1925), 193 ff.; Berichte der deutschen botanischen Gesellschaft 43 (1925), 47 ff.; Schwäbischer Merkur (1925), Nr. 203, 5; Nr. 208, 5; E. Klein, Die akademischen Lehrer von Hohenheim, 1968, 21, 82 f.; G. Franz, Geschichte der Univ. Hohenheim, 1968, 77 f.
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