Duncker, Max Eugen Paul 

Geburtsdatum/-ort: 07.07.1862;  Geislingen an der Steige
Sterbedatum/-ort: 15.06.1941;  Tübingen
Beruf/Funktion:
  • ev. Pfarrer, Kirchenhistoriker, Landeshistoriker
Kurzbiografie: 1881–1885 Studium der ev. Theologie und Philosophie in Tübingen
1885 Erste theologische Dienstprüfung
1885–1888 Unständiger Dienst in Großsüßen, Plieningen, Maulbronn, Wangen/Allgäu
1888 Zweite theologische Dienstprüfung
1888–1898 Pfarrer in Klingenberg am Neckar
1898–1912 Pfarrer in Belsen
1908–1936 ao. Mitglied der Württ. Kommission für Landesgeschichte
1909–1934 Schriftleiter der Reutlinger Geschichtsblätter
1912–1933 Pfarrer in Neckarsulm
1913 Pfleger für die Konservierung vaterländischer Kunst- und Altertumsdenkmäler
1914 Dr. phil.
1914–1918 Lazarettpfarrer
1920 Ausschussmitglied des Vereins für württ. Kirchengeschichte
1933 Ruhestand
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1. 1888 Klara, geb. Roller (1865–1905), Tochter des Jakob Roller, Kanzleirat in Tübingen
2. 1907 Martha, geb. Blum (1880–1918), Tochter des Eugen Otto Bernhard von Blum, Prälat
Eltern: Vater: Carl Duncker, Kaufmann (30.7.1813–3.2.1872)
Mutter: Wilhelmine, geb. Betz (9.1.1822–22.7.1901)
Geschwister: 2
Kinder: 3: Max (1909–1998), Dekan; Ludwig (1911–2002), Pfarrer; Christoph (1914–1998), Dekan
GND-ID: GND/116251808

Biografie: Andreas Butz (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 2 (2011), 43-45

Duncker wurde in Geislingen als Sohn des Stadtrates und Eisen-, Spezerei- und Farbwarenhändlers Carl Duncker geboren, und wuchs daselbst mit zwei Schwestern und einer elternlosen Cousine auf. Der Vater starb als der Junge erst neun Jahre alt war. Er besuchte die Schulen seiner Heimatstadt, kurze Zeit auch das Lyzeum in Nürtingen, um dann im Herbst 1876 als Seminarist in das niedere evangelisch-theologische Seminar einzutreten, erst in Schöntal, und dann ab 1878 in Urach. Im Herbst 1880 bezog er die Universität Tübingen, zunächst um seiner militärischen Dienstpflicht als Einjährig-Freiwilliger zu genügen, und dann, um dort als Angehöriger des höheren evangelisch-theologischen Seminars Theologie zu studieren. Nach der ersten theologischen Dienstprüfung fand er im unständigen Kirchendienst Verwendung, in Großsüßen, Plieningen, Maulbronn und Wangen im Allgäu. Im Sommer 1887 machte er, durch ein Staatsstipendium unterstützt, eine Studienreise nach Mittel- und Norddeutschland und nach Skandinavien. Im Frühjahr 1888 wurde er nach abgelegter Zweiter Dienstprüfung zum Pfarrer in Klingenberg am Neckar ernannt.
In seine Zeit in Klingenberg fiel auch der Anfang seiner historischen Forschungstätigkeit. Der überschaubare Arbeitsanfall in dieser kleinen Landgemeinde erlaubte es dem Pfarrer, ohne Vernachlässigung seines Amtes und ausgehend von der Lokalgeschichte seinen wissenschaftlichen Neigungen nachzugehen. Den Heilbronner Archivar Rektor Dr. Dürr unterstützte er dann in dieser Zeit bei der Bearbeitung der Oberamtsbeschreibung mit reformationsgeschichtlichen Studien.
Seine Beförderung auf das Pfarramt Belsen im Sommer 1898 versetzte ihn in die Nähe Tübingens. Seine historischen Kenntnisse erweiterte und vertiefte er hier vor allem durch den Besuch von Vorlesungen der Professoren Walter Goetz und Heinrich Günter. Ab 1899 konnte er durch Ausgrabungen im Innenraum der Belsener Kapelle, welche er mit dem Landeskonservator durchführte, sowie auch durch eingehende weitere Untersuchungen, die Erkenntnisse über dieses rätselhafte Bauwerk vermehren. Duncker hat über diese interessante Kapelle mehrfach publiziert und referiert. Deshalb wurde später der Weg hinauf zum Belsener Kirchlein nach Duncker benannt.
Für den zweiten Band der Oberamtsbeschreibung Heilbronn beschrieb er den Ort Talheim an der Schozach, dessen Geschichte zu erforschen angesichts der verschiedenen dort ansässigen Geschlechter und Lehensträger keine einfache Aufgabe war, und wozu er zunächst das dortige Schlossarchiv ordnen musste.
Im Auftrag der Kommission für Landesgeschichte, der er als Mitglied angehörte, nahm er die Pfarr- und Gemeinderegistraturen der evangelischen Orte der Oberämter Brackenheim, Besigheim, Cannstatt, Maulbronn, Rottenburg und Tübingen für die Württembergischen Archivinventare auf. Auch durch diese Tätigkeit wurde er an neuen geschichtlichen Stoff herangeführt. Seine Forschungen ergaben zahlreiche Veröffentlichungen in den Tübinger Blättern, den Reutlinger Geschichtsblättern und dem Mitteilungsblatt des Sülchgauer Altertumsvereins, dessen Leitung er übernahm. Im Auftrag der Kommission für Landesgeschichte bearbeitete er das Verzeichnis der württembergischen Kirchenbücher, welches 1912 erstmals erschien, und im Jahre 1938, da inzwischen vergriffen, eine überarbeitete Neuauflage erfuhr, bei der auch eine weitere, verwandte Quelle, die Kirchenkonventsprotokolle berücksichtigt werden konnte. In einer ausführlichen Einleitung beschreibt er in diesem Verzeichnis die Einführung der Kirchenbücher in den einzelnen Territorien. Die Pfarrer beider Konfessionen mussten ihm auf Anweisung ihrer Behörden, also des Evangelischen Konsistoriums beziehungsweise des Bischöflichen Ordinariates, die notwendigen Unterlagen einreichen.
Seine im Herbst 1912 erfolgte Ernennung zum Stadtpfarrer in Neckarsulm ermöglichte ihm, die früher begonnenen Studien über Heilbronn zu einer Dissertation bei Prof. Walter Goetz auszuweiten. Während des Ersten Weltkrieges und in den Jahren danach fand Duncker neben seinen Aufgaben als Neckarsulmer Pfarrer, und zum zweiten Mal zum Witwer geworden, wenig Gelegenheit für neuere Forschungen. Seine dortige Arbeit war weitaus verzweigt, unter anderem weil zusätzlich auch die Gemeinde in Gundelsheim mitversorgt werden musste. In der Kriegszeit kam dazu noch der Dienst als Lazarettpfarrer auf Schloss Hornegg dazu. In seinem Ruhestand ab 1933, den er in Tübingen verbrachte, konnte er sich wieder vermehrt der historischen Forschung widmen, vor allem in den Beständen des dortigen Städtischen Archivs, wo er besonders in den Spitalakten forschte. So publizierte er Jahr um Jahr in den Tübinger Blättern größere Arbeiten, wie etwa über die Geschichte der Pfarrei Derendingen bis 1800, über die Salzburger Emigranten in Tübingen im Jahr 1732, oder über das Tübinger Spital im Mittelalter.
Darüber hinaus entfaltete er eine fruchtbare Tätigkeit als Pfleger des Landesamts für Denkmalpflege, als staatlicher und kirchlicher Archivpfleger des Bezirks, als reges Mitglied in historischen Vereinen, vor allem in dem Sülchgauer Altertumsverein, dessen Versammlungen er durch seine Vorträge und sein Wissen bereicherte.
Unermüdlich widmete er sich vielfältigen kirchen- und landesgeschichtlichen Forschungen, in denen er stets Neues aus den Urkunden oder Akten herausholte und zu einem anschaulichen Kulturbild verarbeitete. Noch einige Tage vor seinem Tod übergab er dem Herausgeber der Tübinger Blätter, Peter Goessler, ein Manuskript über Beziehungen des Spitals zum Schönbuch und seinen Waldgerechtigkeiten, und selbst am Tag vor seinem Tod am 15. Juni 1941 ging er in der dortigen Universitätsbibliothek historischen Forschungen nach.
Quellen: LKAS, A 127, 557; LKAS, P23; StadtA Tübingen.
Werke: Neues über die Belsener Kapelle, in: Reutlinger Geschichtsblätter 10 (1899); Die Gegenreformation in Thalheim a.d. Schozach, in: BWKG 5 (1901), 163–174; Thalheim an der Schozach, in: Beschreibung des Oberamts Heilbronn, 1903; Die Lyher in Thalheim a. d. Schozach, in: Vierteljahrshefte Zabergäuverein 4 (1903); Zur Geschichte des Hohenberger Lehens der Herren von Ow in Öschingen, in: Reutlinger Geschichtsblätter 16/17 (1905/1906); Zur Geschichte von Talheim an der Steinlach, in: Reutlinger Geschichtsblätter 20/21 (1909/1910); Verzeichnis der württ. Kirchenbücher, 1912 und 1938; Heilbronn zur Zeit des Schmalkaldischen Krieges und des Interims, 1914; Die kirchlichen Zustände Heilbronns vor der Reformationszeit, in: BWKG 25 (1921), 111–127; Die Pfarrei Derendingen bis 1800, in: Tübinger Blätter 27 (1936); Die Herren von Bubenhofen, in: ZWLG 1 (1937), 337–369; Salzburger Emigranten in Tübingen 1752, in: ebda. 28 (1937); Das Tübinger Spital im Mittelalter im Rahmen schwäbischer Spitäler, in: ebda. 29 (1938), 20–34; Das Tübinger Spital. Die Zeit von 1536 bis zum großen Brand 1742, in: ebda. 30 (1939), 22–24; Das Tübinger Spital. Aus dem Betrieb des 17. und 18. Jhs., in: ebda. 31 (1940), 25–28; Die alten Schönbuchgerechtigkeiten Tübingens und seines Spitals, in: ebda. 32 (1941), 24–27.
Nachweis: Bildnachweise: Peter Goessler, Zur Erinnerung, wie Literatur; Ludwig Duncker, Max Duncker: Pfarrer und Geschichtsforscher, wie Literatur; Heinrich Betz, Max Duncker, wie Literatur.

Literatur: Stadtpfarrer Dr. Max Duncker, in: Reutlinger Geschichtsblätter 38/39 (1931/1932); Ludwig Duncker, Nachruf auf Max Duncker, in: ZWLG 5 (1941), 457 f.; Peter Goessler, Zur Erinnerung an Stadtpfarrer a. D. Dr. Max Duncker, in: Tübinger Blätter 32 (1941), 51 f.; Peter Goessler, Zum Gedächtnis an Dr. Max Duncker, in: Tübinger Chronik vom 17.6.1941; Ludwig Duncker, Max Duncker: Pfarrer und Geschichtsforscher, 1862–1941, in: Lebensbilder aus Schwaben und Franken 16 (1986), 318–337; Heinrich Betz, Max Duncker (1862–1941), in: Reutlinger Geschichtsblätter N. F. 29 (1990), 56–57.
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