Chelius, Philipp Ernst Maximilian von 

Geburtsdatum/-ort: 28.02.1820;  Heidelberg
Sterbedatum/-ort: 02.11.1911;  Karlsruhe
Beruf/Funktion:
  • Jurist, Kammerherr, Geheimrat
Kurzbiografie: 1837 Abitur am Großherzoglichen Gymnasium in Heidelberg
1837-1842 Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg, Berlin, Heidelberg
1842 Prüfung als Rechtspraktikant
1849 Amtsassessor bei der Regierung des Mittelrheinkreises in Karlsruhe, danach am Bezirksamt Baden-Baden
1852 Amtsassessor am Oberamt Lahr
1854 Amtmann am Oberamt Lahr, 1855 am Stadtamt Mannheim
1857/58 Amtsrichter am Amtsgericht Mannheim
1862 Oberamtsrichter
1864 Kreisgerichtsrat am Kreis- und Hofgericht Mannheim
1866 Erhebung des Vaters in den erblichen badischen Adelsstand
1868 Mitglied des Appellationssenats
1879 Landgerichtsrat am Landgericht Karlsruhe
1882 Verleihung der Würde eines Kammerherrn
1890 Ruhestand
1893 Verleihung des Titels Geheimer Rat
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 19. 3. 1857 Harriet, geb. Parish (1834-1864)
Eltern: Vater: Dr. med. Maximilian Joseph von Chelius, Großherzoglich-badischer Geheimer Rat und ordentlicher Prof. der Chirurgie in Heidelberg (1794-1876)
Mutter: Anna Maria, geb. Freiin von Sensburg (1797-1867)
Geschwister: Franz, Großherzoglich-badischer Hofrat (geb. 1821)
Thekla Anna Rosa Luise (geb. 1826), verheiratet mit Moritz von Frankenberg und Ludwigsdorf
Maximilian, königlich-preußischer Oberst (geb. 1827)
Kinder: Richard Maximilian, Großherzoglich-badischer Kammerherr und Geheimer Rat, Kabinetsrat der Großherzogin von Baden, königlich-preußischer Rittmeister der Reserve des Leibdragoner-Regiments Nr. 20 (geb. 1858)
Philipp Oskar, Generalleutnant, Flügeladjutant Kaiser Wilhelms II. (1859-1923)
GND-ID: GND/116497084

Biografie: Marie Salaba (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 3 (1990), 56-57

Chelius absolvierte sein Studium der Rechtswissenschaften, mit Ausnahme eines Berliner Semesters (Sommersemester 1840) in Heidelberg. Hier hatte er die Möglichkeit die berühmten Rechtswissenschaftler Tibaut, Zachariae und Mittermaier zu hören, die privat mit seinem Vater, einem Professor für Chirurgie und Augenheilkunde verkehrten. Das elterliche Haus an der westlichen Hauptstraße, 1712 errichtet, heute Sitz des Kurpfälzischen Museums, war zum damaligen Zeitpunkt ein Treffpunkt Heidelberger Wissenschaftler. So ist es nicht verwunderlich, daß Chelius sich früh für Kunst und Literatur interessierte; außer den deutschen liebte er besonders italienische und lateinische Schriftsteller, deren Werke er im Original las.
Die gesellschaftliche Stellung seines Vaters sowie seine Bewunderung für die Großherzogliche Familie führte ihn mit der Großherzogin Stephanie zusammen, mit der er (1840) Italien besuchte. Während des Studiums, zwei Jahre später, besuchte er Italien noch einmal mit Mittermaier.
Im Herbst 1842 beendete er sein Studium mit der Rechtskandidatenprüfung. Das Resultat „hinlänglich“ genügte, daß er als Praktikant am Oberamt Heidelberg in den Staatsdienst übernommen wurde.
Im Jahre 1846 kam er als Dienstverweser nach Baden-Baden, wo er die Revolution 1848-1849 erlebte. Durch seine Anhänglichkeit und Treue gegenüber den deutschen Fürstenhäusern stand er im Lager der Revolutionsgegner und sollte, nachdem er sich geweigert hatte, der provisorischen Regierung den Eid zu schwören, als Revolutionsgegner in die Festung Rastatt gebracht werden. (In seinen Dienerakten findet man darüber keine Angaben).
Nach dem Zusammenbruch der Revolution wurde Chelius zum Assessor beim Bezirksamt Baden-Baden ernannt. Dort bekam er gleich zu Beginn seiner Karriere Schwierigkeiten wegen einer Verzögerung bei der Verhaftung eines Revolutionärs aus Stuttgart (Friedrich Stöckle), der wegen Hochverrats 1849 verurteilt werden sollte. Nur die bekannte Haltung und Treue gegenüber dem großherzoglichen Haus rettete den jungen Beamten. Für seine Verdienste bekam er 1851 seine ersten Auszeichnungen, den königlichen preußischen Roten Adlerorden IV. Klasse und den Orden der heiligen Anna der 3. Klasse vom Kaiser von Rußland.
Nach mehrmaligem Orts- und Behördenwechsel war er seit 1855 als Amtmann beim Stadtamt Mannheim tätig. Seine dort mit einer aus Hamburg stammenden Jüdin geschlossenen sehr glücklichen Ehe endete schon im Jahre 1864, als seine Frau, die ihm zwei Söhne schenkte, starb. Chelius, der das Familienleben hoch schätzte, heiratete nicht mehr; seine Kinder zog er mit Hilfe einer Hausdame groß. Aus familiären Gründen lehnte Chelius 1880 die Stelle des Direktors beim Landgericht Waldshut ab.
Außer seinen Söhnen widmete er sich voll seiner Arbeit, die er über alles schätzte. Chelius war kein Wissenschaftler, jedoch lagen seine Vorzüge in einer unermüdlichen Arbeitslust, in seinem Feinsinn, seiner Bildung und seiner Menschlichkeit. Für den scharf beobachtenden Friedrich von Weech, den damaligen Direktor des Generallandesarchivs Karlsruhe, war Chelius „der einzige Mensch, mit dem man in Karlsruhe verkehren kann.“ Im Oktober 1888 bekam er auf Vorschlag des Großherzogs einen Sonderurlaub von 14 Tagen, da er in den Nachlaßverhandlungen der Herzogin Marie von Hamilton, geb. Prinzessin von Baden, als Bevollmächtigter auftrat. Seine Verdienste wurden mit mehreren Orden, Ehrenzeichen und Würden belohnt. 1889 erhielt er den preußischen Kronenorden der 2. Klasse und das Kommandeurkreuz des herzoglichen braunschweigischen Ordens Heinrich des Löwen, zu seinem 70. Geburtstag, das Kommandeurkreuz 2. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen mit Eichlaub und an seinem 80. Geburtstag das Kommandeurkreuz des Berthold-Ordens. Aus Anlaß seines 90. Geburtstags verlieh ihm der badische Großherzog den Stern zum Berthold-Orden und Kaiser Wilhelm den Stern zum preußischen Kronenorden der 2. Klasse.
Eine noch größere Freude als diese Ehrenbezeugungen dürfte ihm nur noch die Verleihung des erblichen Adelstitels an seinen Vater am 2. Januar 1866, bereitet haben. Bereits im Ruhestand wurde Chelius am 9. 2. 1893 zum Geheimen Rat befördert und übersprang somit die Stufe des Oberlandesgerichtsrats. Der Titel wurde ihm vom Großherzog für treue Dienste in 48 Jahren Amtszeit verliehen.
Man mag es als Glück für den großen Bewunderer der Fürstenhäuser sowie des Kaisers und seiner Gemahlin betrachten, daß er den Zusammenbruch des alten Reiches nicht mehr erlebt hat.
Quellen: GLA 76/10740; 234/2224; 269/IV. Heidelberg, Nr. 11.828; 466/6321.
Nachweis: Bildnachweise: nicht feststellbar.

Literatur: Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1907, 94 f.; Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1913 141 f.; Nachruf, in: Karlsruher Ztg., 29.2.1912, Nr. 59, 2 Bl.; Heinrich Vierordt, Der Geheime Rat und Kammerherr v. Chelius, in: Die Pyramide. 18. Jg., Nr. 41 vom 13.10.1929. Kunstdenkmäler Badens, Bd. 8 Heidelberg.
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