Fink, Karl August 

Geburtsdatum/-ort: 10.05.1904;  Konstanz
Sterbedatum/-ort: 04.04.1983;  Rottenmünster bei Rottweil
Beruf/Funktion:
  • Kirchenhistoriker
Kurzbiografie: 1923-1927 Studium der katholischen Theologie und mittelalterlichen Geschichte in Freiburg und Münster
1928 Priesterweihe
1929 Promotion (aufgrund einer Preisarbeit aus dem Studienjahr 1926/27)
1929-1936 Assistent am Preußisch-Historischen Institut in Rom (unter Geheimrat Fridolin Kehr)
1932-1935 Vizerektor des Priesterkollegs am Campo Santo Teutonico in Rom
1935 Habilitation in Freiburg i. Br.
1937 außerordentlicher Prof. für Kirchengeschichte an der Staatlichen Akademie in Braunsberg (Ostpreußen)
1940 Vertretung der Professur für Kirchengeschichte, Patrologie und Christliche Archäologie an der Katholisch-theologischen Fakultät Tübingen
1945 Ernennung zum Ordinarius
1969 Emeritierung
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Karl August Fink, Militärbeamter
Mutter: Hermine, geb. Walz
Geschwister: 5
GND-ID: GND/116519533

Biografie: Rudolf Reinhardt (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 2 (1987), 85-87

Finks wissenschaftliches Werk wurde vor allem durch die acht römischen Jahre geprägt. Die Früchte dieser Zeit waren nicht nur eine größere Zahl beachteter und beachtlicher Beiträge zur Kirchengeschichte des 14. und des 15. Jahrhunderts; in erster Linie sind die Bände zum Pontifikat Martins V. (1417-1431) im Rahmen des Repertorium Germanicum zu nennen. Die Vorbereitung und Drucklegung dieses Werkes absorbierte für viele Jahre weithin seine Arbeitskraft, die den Freunden und Zeitgenossen fast unerschöpflich schien. In den Vatikanischen Registern waren 40 000 Einträge durchzusehen; die Hälfte davon betrafen das „Reich“ im Sinne des späten Mittelalters und waren deshalb aufzunehmen. In einer versteckten Fußnote bemerkte Fink selbst einmal: „Die langwierigen und eintönigen, jahrelang keinen sichtbaren Fortschritt zeigenden Forschungen aber verlangen selbst ein Höchstmaß an Konzentration und einen fast völligen Verzicht auf eigene wissenschaftliche Tätigkeit. Denn nur bei restlosem Einsatz - neben vielen verlockenden Themen – ist ein Voranschreiten solcher Arbeiten möglich.“ Er hat sich dem Diktat dieser Fron gebeugt und konnte so einen wichtigen Beitrag zur Erschließung des Vatikanischen Archivs und seiner überaus reichen Registerüberlieferung leisten.
Eine weitere Frucht der römischen Jahre war die Einführung in das Vatikanische Archiv. Nur wer die Geschichte dieses Archivs und seine Ordnung kennt, kann die praktische Bedeutung des Buches voll würdigen. Es wurde in den letzten 40 Jahren für viele Forscher zu einem unentbehrlichen Wegweiser. Fink war nicht nur ein Mann des Erschließens von Quellen und des Wegbereitens für andere. Er war auch ein Meister des Zusammenfassens und Darstellens. Dies bewies er vor allem mit seinem Beitrag zum „Handbuch der Kirchengeschichte“, für das er die Entwicklung des 14. und 15. Jahrhunderts, vor allem die Geschichte des Papsttums und der richtungweisenden Reformkonzilien von Pisa, Konstanz und Basel bearbeitete (Band III/2; Freiburg i. Br. 1968). Obwohl der Beitrag knapp 200 Seiten umfaßt, verlangte er einen hohen Einsatz an Zeit und Kraft. Fink war nämlich nicht bereit, oft und oft Gedrucktes unter die Presse zu bringen, ohne vorher selbst jede Einzelheit anhand der Quellen geprüft zu haben. Gleiches gilt für sein letztes Werk „Papsttum und Kirche im abendländischen Mittelalter“ (1981). Gemessen an der ursprünglichen Konzeption blieb das Buch fast ein Torso; den Freunden und Schülern aber wurde es zu einem wertvollen Vermächtnis. Noch einmal wurde Finks „Anliegen“ deutlich, nämlich die Wertung der Kirchengeschichte als „Machtgeschichte“ und der sich daraus ergebende Rekurs auf eine „ecclesia spiritualis“, wie auch das Mühen um eine Rehabilitation der sogenannten „konziliaren Idee“. Deren Realisierung hätte eine Kontrolle des papalen Systems ermöglicht, das sich in der Doktrin wie in der Praxis seit dem Ausgang des Mittelalters ungehemmt und unkontrolliert entfalten konnte. Diese Deutung brachte auch eine Relativierung der heutigen absolutistischen Kirchenverfassung; die Entwicklung auf sie hin war nur eine der denkbaren Möglichkeiten gewesen, auch wenn sie von der späteren Systematik absolut gesetzt wurde.
Als Hochschullehrer war Fink geschätzt. Seine Vorlesungen waren eindrucksvoll und lebendig. Bei alledem wollte Fink nicht nur belehren, sondern auch erziehen. Er wollte Theologen, die an der Kirche das Wesentliche vom Unwesentlichen, das Bleibende vom Vergänglichen, Anspruch und Wirklichkeit unterscheiden können. Geschätzt wurde auch, daß er die Berührung mit der kirchlichen Gegenwart nicht scheute. Aus der Tiefe der Geschichte nahm er zu Fragen unserer Zeit kritisch Stellung, auch wenn er nicht immer verstanden wurde. Dies gilt für die erste Kardinalspromotion nach dem Krieg und die Funktion des Kardinalskollegs ebenso wie für die Wahl des Papstnamens 1958 (Johannes XXIII. jun.) und die Stellung eines „Ökumenischen Konzils“ in der zentralistisch-absolutistischen Papstkirche der Neuzeit.
Als Mensch war Fink offen, gesellig und umgänglich. Trotzdem war es nicht leicht, sein Vertrauen zu erlangen. Auch blieb er selbst den Freunden gegenüber stets in einer merkwürdigen Distanz. Er hat sein Inneres gleichsam durch eine Mauer abgeschirmt; dies hat mancher als Schroffheit empfunden.
Wie sein Bruder Eugen blieb Fink seiner badischen Heimat zeitlebens verbunden. Bis zuletzt war er ein aufmerksamer Leser des „Konradblatts“. Geschmerzt hat ihn auch, daß vor Jahren ein möglicher Ruf an die Theologische Fakultät in Freiburg weit im Vorfeld der offiziellen Verhandlungen „abgeblockt“ worden ist.
Die letzten Lebensjahre waren von Krankheit überschattet. Zunächst bereitete eine Operation am Knie große Schwierigkeiten, die Fink - bis dahin mit einer fast unverwüstlichen Gesundheit gesegnet – nie gekannt hatte. Seit dem Spätjahr 1981 rang er mit den Folgen tückischer Schlaganfälle. Die Hoffnung, wieder am Schreibtisch arbeiten zu können, erfüllte sich nicht. Deshalb blieben auch einige Arbeiten unvollendet, nämlich eine Biographie Papst Martins V., eine Geschichte des Konstanzer Konzils und die Einleitung zum Repertorium Germanicum, Band Martin V.
Fink fand die letzte Ruhestätte im Grab seiner Eltern auf dem Stadtfriedhof Meersburg.
Werke: Vollständige Bibliographie in: Theol. Quartalschrift 163, 1983, 304-323; Die Stellung des Konstanzer Bistums zum päpstlichen Stuhl im Zeitalter des avignonesischen Exils 1931; Martin V. und Aragon (1938); Das Vatikanische Archiv, Einführung in die Bestände und ihre Erforschung unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Geschichte (1943, 2. Aufl. 1951); Repertorium Germanicum IV: Martin V. (1417-1431). Verzeichnis der in den päpstlichen Registern und Kameralakten vorkommenden Personen, Kirchen und Orte des Deutschen Reiches, seiner Diözesen und Territorien vom Beginn des Schismas bis zur Reformation (1943, 1957, 1958, Personenregister 1979); Papsttum und Kirche im abendländischen Mittelalter 1981.
Nachweis: Bildnachweise: Foto im Univ.A Tübingen.

Literatur: (Nachrufe): R. Reinhardt, in: Theol. Quartalschrift 163, 1983, 81-85; ders., in: ZKG 94, 1983, 251-255; ders., in: ZSG 101, 1984, Kan. Abt. 70, 456-458; Hermann Diener, in: Quellen und Forschungen aus italien. Archiven und Bibliotheken 63, 1983, XXVII-XXXII; Remigius Bäumer, in: FDA 104, 1984, 327-330.
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