Clauß, Josef Maria Benedikt 

Geburtsdatum/-ort: 20.05.1868; Straßburg
Sterbedatum/-ort: 26.09.1949;  Freiburg i. Br.
Beruf/Funktion:
  • Archivar
Kurzbiografie: 1888 Abitur Gymnasium St. Stephan Straßburg
1888-1893 Studium der Philosophie und Theologie am Priesterseminar Straßburg und der Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Straßburg
1893 in Straßburg zum Priester geweiht
1893 Vikar in Herbitzheim
1895 Baccalaureus der Theologie (Universität Straßburg)
1896 Vikar in Schlettstadt-St. Fides
1898-1905 Kaplan in Kaysersberg
1905-1919 Stadtarchivar und Bibliothekar in Schlettstadt, daneben bis 1907 Spitalpfarrer in Schlettstadt
1914-1918 als freiwilliger Militärpfarrer im Felde
1919 Ausweisung aus dem Elsaß
1919-1925 Pfarrkurat in Denzlingen bei Freiburg
1920 Promotion zum Dr. theol. in Freiburg
1921-1933 Schriftleiter des „Freiburger Diözesanarchivs“
1922 in die Erzdiözese Freiburg inkardiniert
1925-1933 Stadtarchivar und Leiter der Wessenberg-Bibliothek in Konstanz
1933 von der NS-Stadtführung ohne Pension entlassen
1934-1947 Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Erzbischöflichen Archiv Freiburg i. Br.
1947-1948 Leiter des Erzbischöflichen Archivs
1947 Ernennung zum Erzbischöflichen Geistlichen Rat ad hon.
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Gottfried Clauß, Hausmeister
Mutter: Magdalena, geb. Blust
GND-ID: GND/116540990

Biografie: Helmut Maurer (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 1 (1982), 89-90

Der im Elsaß geborene Sohn eines aus Württemberg (Dürrmenz) stammenden Vaters und einer aus Baden (Fautenbach) gebürtigen Mutter (beide Eltern lebten seit 1859 im Elsaß) schien durch diese seine Herkunft geradezu dafür prädestiniert zu sein, nicht nur die Geschichte der Landschaften links des Oberrheins, sondern auch derjenigen auf dem rechten Rheinufer in seinen Interessenkreis einzubeziehen.
Befaßte sich Clauß schon als Gymnasiast eifrig mit elsässischer Kirchengeschichte, so vermochte er als Student der Theologie und als junger Priester Hagiographie, Kunstgeschichte, und hier insbesonders Ikonographie, Liturgiegeschichte, Paläographie und Inkunabelkunde als seine wichtigsten Interessengebiete zu bezeichnen. Bei einer solch ausgeprägten Begabung verwundert es nicht, daß er bereits als Student im Jahre 1891 seine erste wissenschaftliche Arbeit veröffentlichte, daß er 1894 als Vikar sein erstes großes wissenschaftliches Werk, das leider ein Torso gebliebene „Historisch-Topographische Wörterbuch des Elsaß“ erscheinen ließ und daß er sich 1895 mit einer kirchengeschichtlichen Dissertation den Baccalaureus der Theologie erwarb.
Mit all dem bereits aufs beste ausgewiesen, wurde ihm noch während seiner Kaplanszeit in Kaysersberg der Auftrag zuteil, das dortige Stadtarchiv zu ordnen. Dies wiederum hatte zur Folge, daß ihm 1905 die hauptamtliche Leitung des Stadtarchivs und der berühmten Humanistenbibliothek in Schlettstadt übertragen wurde. In dieser für ihn wissenschaftlich überaus fruchtbaren Schlettstadter Zeit, von der sechs Jahre mit der Ordnung des Archivs ausgefüllt waren, vermochte er nicht nur sein Historisch-Topographisches Wörterbuch zielbewußt weiterzuführen; es gelang ihm 1913 auch, sein zweites wissenschaftliches Hauptwerk „Die Heiligen des Elsaß“ abzuschließen, das freilich erst 1935 im Druck erscheinen konnte.
Der erste Weltkrieg, mehr aber noch die Ausweisung aus der geliebten elsässischen Heimat bedeuteten eine scharfe Zäsur auch in seiner wissenschaftlichen Arbeit. Dennoch vermochte der Übertritt in den Dienst der Erzdiözese Freiburg sein Interesse an der elsässischen Kirchengeschichte nicht zu brechen; lenkte er vielmehr den erfahrenen Historiker zusätzlich noch auf ein weiteres Arbeitsgebiet hin: auf die kirchliche Vergangenheit der alten Diözese Konstanz.
Dafür, daß Clauß rechts des Rheins rasch Wurzeln fassen konnte, war wesentlich mitentscheidend, daß ihm schon 1920 die Möglichkeit geboten wurde, mit seinem Buch über „Die Heiligen des Elsaß“ in Freiburg zum Dr. theol. zu promovieren, und daß ihm bald darauf, 1921, die Redaktion der hochangesehenen kirchengeschichtlichen Zeitschrift der Erzdiözese Freiburg übertragen wurde. Dies und die nie versiegende wissenschaftliche Produktivität wiesen ihn aufs beste dafür aus, von 1925 an wiederum im Archiv- und Bibliotheksdienst wirksam zu werden. Die Jahre in Konstanz, in die 1927 auch die Organisation des Umzugs der städtischen Archivalien aus dem Rathaus in das Haus „zur Katz“ fiel, schienen Clauß auf den ersten Blick nicht mehr im Vollbesitz seiner wissenschaftlichen Arbeitskraft zu zeigen. Dieses Bild täuscht freilich, wenn man lediglich auf die wenigen in jener Zeit geschriebenen Zeitungsartikel blickt und nicht auch die zahlreichen im Nachlaß verwahrten Sammlungen und Manuskripte zur Konstanzer Stadtgeschichte und vor allem das 1947 erschienene dritte wissenschaftliche Hauptwerk „Der hl. Konrad, Bischof von Konstanz“ mitberücksichtigt, dessen erste Entwürfe in die Konstanzer Jahre zurückgehen dürften.
Archiv und Bibliothek freilich hatten in dem alternden Clauß nicht mehr den gleich zuverlässigen und umsichtigen Betreuer, der er den Archiven und Bibliotheken in Kaysersberg und Schlettstadt gewesen war. Dies, sein oft sehr schroffes Wesen, offene Mißfallensäußerungen gegen die NS-Machthaber, sein katholisches Priestertum und schließlich ein Vergehen gegen ein eben erlassenes Devisengesetz waren für die damaligen Machthaber ein willkommener Anlaß, ihn, der nun freilich ohnedies das 65. Lebensjahr erreicht hatte, noch im Jahr der Machtergreifung frist- und pensionslos aus städtischen Diensten zu entlassen.
Tief getroffen durch das ihm angetane Unrecht hat Clauß dennoch an seinem Zufluchtsort Freiburg seine wissenschaftliche Tätigkeit ungebrochen weitergeführt und nach dem Kriege mit der Biographie des hl. Konrad gekrönt.
Nach seinem Tod trauerten um ihn auch die elsässischen Kirchen- und Landeshistoriker, die ihn – trotz allem, was geschehen war – stets zu den Ihren gerechnet hatten. Daß er auch in seiner Lebensweise ein Elsässer geblieben war, mag dieser Satz aus einem Nachruf zeigen: „Er liebte es, sich mit Freunden zu umgeben und mit ihnen schöne Feste zu feiern“.
Nachweis: Bildnachweise: Vgl. die Selbstbiographie

Literatur: J. B. M. Clauß: Andenken an meinen 81. Geburtstag, 20.5.1948 (Privatdruck) Freiburg i. Br.; M. Barth: Der Historiker Josef Clauss, in: Petite Revue, Supplément littéraire au Nouvel Alsacien, Nr. 66, 67 und 68, 1949; C. Maier, in: Anzeiger für die katholische Geistlichkeit 74, Nr. 9/1965.
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